German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Viertes Buch. bekennen solte/ Vergebung zu empfangen/ war ichein verstockter Stumm! Jch sage recht/ verstockt/ blieb auch verstockt/ denn ich antwortet: Jch diene dem Käiser vor einen Soldaten/ wenn ich nun auch sterbe als ein Soldat/ so wirds kein Wunder seyn/ da ich gleich andern Soldaten (die nit allezeit auff das Geweyhte begraben werden können/ sondern ir- gends auff dem Feld/ in Gräben/ oder in der Wölff und Raben Mägen vor lieb nemmen müssen) mich auch ausserhalb deß Kirchhofs behelffen werde. Also schiede ich vom Geistlichen/ der mit seinem Das XII. Capitel. ALso folgte bey mir keine Besserung/ sondern ich mehr T ij
Viertes Buch. bekennen ſolte/ Vergebung zu empfangen/ war ichein verſtockter Stumm! Jch ſage recht/ verſtockt/ blieb auch verſtockt/ denn ich antwortet: Jch diene dem Kaͤiſer vor einen Soldaten/ wenn ich nun auch ſterbe als ein Soldat/ ſo wirds kein Wunder ſeyn/ da ich gleich andern Soldaten (die nit allezeit auff das Geweyhte begraben werden koͤnnen/ ſondern ir- gends auff dem Feld/ in Graͤben/ oder in der Woͤlff und Raben Maͤgen vor lieb nemmen muͤſſen) mich auch auſſerhalb deß Kirchhofs behelffen werde. Alſo ſchiede ich vom Geiſtlichen/ der mit ſeinem Das XII. Capitel. ALſo folgte bey mir keine Beſſerung/ ſondern ich mehr T ij
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0439" n="433"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi></fw><lb/> bekennen ſolte/ Vergebung zu empfangen/ war ich<lb/> ein verſtockter Stumm! Jch ſage recht/ verſtockt/<lb/> blieb auch verſtockt/ denn ich antwortet: Jch diene<lb/> dem Kaͤiſer vor einen Soldaten/ wenn ich nun auch<lb/> ſterbe als ein Soldat/ ſo wirds kein Wunder ſeyn/<lb/> da ich gleich andern Soldaten (die nit allezeit auff<lb/> das Geweyhte begraben werden koͤnnen/ ſondern ir-<lb/> gends auff dem Feld/ in Graͤben/ oder in der Woͤlff<lb/> und Raben Maͤgen vor lieb nemmen muͤſſen) mich<lb/> auch auſſerhalb deß Kirchhofs behelffen werde.</p><lb/> <p>Alſo ſchiede ich vom Geiſtlichen/ der mit ſeinem<lb/> heiligen Seelen-Eyfer anders nichts umb mich ver-<lb/> dient/ als daß ich ihm einsmal einen Haſen abſchlug/<lb/> den er inſtaͤndig von mir begehrte/ mit Vorwand/<lb/> weil er ſich ſelbſt an einem Strick erhenckt und umbs<lb/> Leben gebracht/ daß ſich dannenhero nit gebuͤhre/ daß<lb/> er als ein Verzweiffelter/ in ein geweyhtes Erdreich<lb/> begraben werden ſolte.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XII</hi>.</hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">A</hi>Lſo folgte bey mir keine Beſſerung/ ſondern ich<lb/> wurde je laͤnger je aͤrger/ der Obriſt ſagte eins-<lb/> mals zu mir/ Er wolte mich/ da ich kein gut thun<lb/> wolte/ mit einem Schelmen hinweg ſchicken; Weil<lb/> ich aber wol wuſte/ daß es ihm nit Ernſt war/ ſagte<lb/> ich/ diß koͤnne leicht geſchehen/ wenn er mir nur den<lb/> Steckenknecht mit gebe; Alſo ließ er mich wiederum<lb/><hi rendition="#aq">paſſi</hi>rn/ weil er ſich wol einbilden konte/ daß ichs vor<lb/> keine Straff/ ſondern vor eine Wolthat halten wuͤr-<lb/> de/ wenn er mich lauffen lieſſe. Muſte demnach wie-<lb/> der meines Hertzen Willen ein Mußquetier bleiben/<lb/> und Hunger leiden/ biß in den Sommer hinein. Je<lb/> <fw place="bottom" type="sig">T ij</fw><fw place="bottom" type="catch">mehr</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [433/0439]
Viertes Buch.
bekennen ſolte/ Vergebung zu empfangen/ war ich
ein verſtockter Stumm! Jch ſage recht/ verſtockt/
blieb auch verſtockt/ denn ich antwortet: Jch diene
dem Kaͤiſer vor einen Soldaten/ wenn ich nun auch
ſterbe als ein Soldat/ ſo wirds kein Wunder ſeyn/
da ich gleich andern Soldaten (die nit allezeit auff
das Geweyhte begraben werden koͤnnen/ ſondern ir-
gends auff dem Feld/ in Graͤben/ oder in der Woͤlff
und Raben Maͤgen vor lieb nemmen muͤſſen) mich
auch auſſerhalb deß Kirchhofs behelffen werde.
Alſo ſchiede ich vom Geiſtlichen/ der mit ſeinem
heiligen Seelen-Eyfer anders nichts umb mich ver-
dient/ als daß ich ihm einsmal einen Haſen abſchlug/
den er inſtaͤndig von mir begehrte/ mit Vorwand/
weil er ſich ſelbſt an einem Strick erhenckt und umbs
Leben gebracht/ daß ſich dannenhero nit gebuͤhre/ daß
er als ein Verzweiffelter/ in ein geweyhtes Erdreich
begraben werden ſolte.
Das XII. Capitel.
ALſo folgte bey mir keine Beſſerung/ ſondern ich
wurde je laͤnger je aͤrger/ der Obriſt ſagte eins-
mals zu mir/ Er wolte mich/ da ich kein gut thun
wolte/ mit einem Schelmen hinweg ſchicken; Weil
ich aber wol wuſte/ daß es ihm nit Ernſt war/ ſagte
ich/ diß koͤnne leicht geſchehen/ wenn er mir nur den
Steckenknecht mit gebe; Alſo ließ er mich wiederum
paſſirn/ weil er ſich wol einbilden konte/ daß ichs vor
keine Straff/ ſondern vor eine Wolthat halten wuͤr-
de/ wenn er mich lauffen lieſſe. Muſte demnach wie-
der meines Hertzen Willen ein Mußquetier bleiben/
und Hunger leiden/ biß in den Sommer hinein. Je
mehr
T ij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDer angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |