Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Abentheurl. Simplicissimi
lein und den Buben verlohren/ sampt allem dem was
wir vermochten.

Jhr habt mir/ sagte ich zu meinem Knan/ ein art-
liche Geschicht erzehlt/ und doch das best vergessen/
dann ihr habt nicht gesagt weder wie die Frau/ noch
ihr Mann oder das Kind geheissen: Herr/ antwortet
er/ ich hab nicht gemeint/ daß ihrs auch gern hettet
wissen mögen; die Edelfrau hiesse Susanna Ramsi,
ihr Mann Capitäin Sternfelß von Fuchsheim/ und
weil ich Melchior hiesse/ so liesse ich den Buben bey
der Tauffe auch Melchior Sternfelß von Fuchsheim
nennen/ und ins Tauffbuch schreiben.

Hierauß vernam ich umbständlich/ daß ich meines
Einsidlers und deß Gubernators Ramsay Schwester
leiblicher Sohn gewesen/ aber ach leider viel zu spat/
dann meine Eltern waren beyde todt/ und von mei-
nem Vetter Ramsay kondte ich anders nichts erfah-
ren/ als daß die Hanauer ihn mie sampt der Schwe-
dischen Guarnison außgeschafft hetten/ weßwegen er
dann vor Zorn und Ungedult gantz unsinnig worden
wäre.

Jch deckte meinen Pettern vollends mit Wein
zu/ und liesse den andern Tag sein Weib auch holen/
da ich mich ihnen nun offenbahrte/ wolten sie es nicht
ehe glauben/ biß ich ihnen zuvor einen schwartzen
haarigen Flecken auffgewisen/ den ich fornen auff der
Brust hatte.

Das IX. Capitel.

OHnlängst hernach nahme ich meinen Pettern zu
mir/ und thät mit ihm einen Ritt hinunder in
Spessert/ glaubwürdigen Schein und Urkund mei-

nes

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
lein und den Buben verlohren/ ſampt allem dem was
wir vermochten.

Jhr habt mir/ ſagte ich zu meinem Knan/ ein art-
liche Geſchicht erzehlt/ und doch das beſt vergeſſen/
dann ihr habt nicht geſagt weder wie die Frau/ noch
ihr Mann oder das Kind geheiſſen: Herꝛ/ antwortet
er/ ich hab nicht gemeint/ daß ihrs auch gern hettet
wiſſen moͤgen; die Edelfrau hieſſe Suſanna Ramſi,
ihr Mann Capitaͤin Sternfelß von Fuchsheim/ und
weil ich Melchior hieſſe/ ſo lieſſe ich den Buben bey
der Tauffe auch Melchior Sternfelß von Fuchsheim
nennen/ und ins Tauffbuch ſchreiben.

Hierauß vernam ich umbſtaͤndlich/ daß ich meines
Einſidlers und deß Gubernators Ramſay Schweſter
leiblicher Sohn geweſen/ aber ach leider viel zu ſpat/
dann meine Eltern waren beyde todt/ und von mei-
nem Vetter Ramſay kondte ich anders nichts erfah-
ren/ als daß die Hanauer ihn mie ſampt der Schwe-
diſchen Guarniſon außgeſchafft hetten/ weßwegen er
dann vor Zorn und Ungedult gantz unſinnig worden
waͤre.

Jch deckte meinen Pettern vollends mit Wein
zu/ und lieſſe den andern Tag ſein Weib auch holen/
da ich mich ihnen nun offenbahrte/ wolten ſie es nicht
ehe glauben/ biß ich ihnen zuvor einen ſchwartzen
haarigen Flecken auffgewiſen/ den ich fornen auff der
Bruſt hatte.

Das IX. Capitel.

OHnlaͤngſt hernach nahme ich meinen Pettern zu
mir/ und thaͤt mit ihm einen Ritt hinunder in
Speſſert/ glaubwuͤrdigen Schein und Urkund mei-

nes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0540" n="534"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß Abentheurl. <hi rendition="#aq">Simplici&#x017F;&#x017F;imi</hi></hi></fw><lb/>
lein und den Buben verlohren/ &#x017F;ampt allem dem was<lb/>
wir vermochten.</p><lb/>
        <p>Jhr habt mir/ &#x017F;agte ich zu meinem Knan/ ein art-<lb/>
liche Ge&#x017F;chicht erzehlt/ und doch das be&#x017F;t verge&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
dann ihr habt nicht ge&#x017F;agt weder wie die Frau/ noch<lb/>
ihr Mann oder das Kind gehei&#x017F;&#x017F;en: Her&#xA75B;/ antwortet<lb/>
er/ ich hab nicht gemeint/ daß ihrs auch gern hettet<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;gen; die Edelfrau hie&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Su&#x017F;anna Ram&#x017F;i,</hi><lb/>
ihr Mann Capita&#x0364;in Sternfelß von Fuchsheim/ und<lb/>
weil ich Melchior hie&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;o lie&#x017F;&#x017F;e ich den Buben bey<lb/>
der Tauffe auch Melchior Sternfelß von Fuchsheim<lb/>
nennen/ und ins Tauffbuch &#x017F;chreiben.</p><lb/>
        <p>Hierauß vernam ich umb&#x017F;ta&#x0364;ndlich/ daß ich meines<lb/>
Ein&#x017F;idlers und deß <hi rendition="#aq">Gubernators Ram&#x017F;ay</hi> Schwe&#x017F;ter<lb/>
leiblicher Sohn gewe&#x017F;en/ aber ach leider viel zu &#x017F;pat/<lb/>
dann meine Eltern waren beyde todt/ und von mei-<lb/>
nem Vetter <hi rendition="#aq">Ram&#x017F;ay</hi> kondte ich anders nichts erfah-<lb/>
ren/ als daß die Hanauer ihn mie &#x017F;ampt der Schwe-<lb/>
di&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Guarni&#x017F;on</hi> außge&#x017F;chafft hetten/ weßwegen er<lb/>
dann vor Zorn und Ungedult gantz un&#x017F;innig worden<lb/>
wa&#x0364;re.</p><lb/>
        <p>Jch deckte meinen Pettern vollends mit Wein<lb/>
zu/ und lie&#x017F;&#x017F;e den andern Tag &#x017F;ein Weib auch holen/<lb/>
da ich mich ihnen nun offenbahrte/ wolten &#x017F;ie es nicht<lb/>
ehe glauben/ biß ich ihnen zuvor einen &#x017F;chwartzen<lb/>
haarigen Flecken auffgewi&#x017F;en/ den ich fornen auff der<lb/>
Bru&#x017F;t hatte.</p>
      </div><lb/>
      <div n="2">
        <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">IX.</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">O</hi>Hnla&#x0364;ng&#x017F;t hernach nahme ich meinen Pettern zu<lb/>
mir/ und tha&#x0364;t mit ihm einen Ritt hinunder in<lb/>
Spe&#x017F;&#x017F;ert/ glaubwu&#x0364;rdigen Schein und Urkund mei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nes</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[534/0540] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi lein und den Buben verlohren/ ſampt allem dem was wir vermochten. Jhr habt mir/ ſagte ich zu meinem Knan/ ein art- liche Geſchicht erzehlt/ und doch das beſt vergeſſen/ dann ihr habt nicht geſagt weder wie die Frau/ noch ihr Mann oder das Kind geheiſſen: Herꝛ/ antwortet er/ ich hab nicht gemeint/ daß ihrs auch gern hettet wiſſen moͤgen; die Edelfrau hieſſe Suſanna Ramſi, ihr Mann Capitaͤin Sternfelß von Fuchsheim/ und weil ich Melchior hieſſe/ ſo lieſſe ich den Buben bey der Tauffe auch Melchior Sternfelß von Fuchsheim nennen/ und ins Tauffbuch ſchreiben. Hierauß vernam ich umbſtaͤndlich/ daß ich meines Einſidlers und deß Gubernators Ramſay Schweſter leiblicher Sohn geweſen/ aber ach leider viel zu ſpat/ dann meine Eltern waren beyde todt/ und von mei- nem Vetter Ramſay kondte ich anders nichts erfah- ren/ als daß die Hanauer ihn mie ſampt der Schwe- diſchen Guarniſon außgeſchafft hetten/ weßwegen er dann vor Zorn und Ungedult gantz unſinnig worden waͤre. Jch deckte meinen Pettern vollends mit Wein zu/ und lieſſe den andern Tag ſein Weib auch holen/ da ich mich ihnen nun offenbahrte/ wolten ſie es nicht ehe glauben/ biß ich ihnen zuvor einen ſchwartzen haarigen Flecken auffgewiſen/ den ich fornen auff der Bruſt hatte. Das IX. Capitel. OHnlaͤngſt hernach nahme ich meinen Pettern zu mir/ und thaͤt mit ihm einen Ritt hinunder in Speſſert/ glaubwuͤrdigen Schein und Urkund mei- nes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/540
Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/540>, abgerufen am 23.11.2024.