Jn der Mutterwuth soll die Gebärmutter mit einem weissen Safte angefüllt gewesen seyn (s*).
Bei den Vögeln ist die Gebärmutter vor der Hek- kezeit fleischig (t).
Was die Menschen betrift, so sind die Mägdchen im Anfange des weissen Flusses sehr verliebt.
Endlich verdirbt auch bei Thieren, wenn sie lange nach der Befriedigung schmachten müssen, die ganze Masse des Blutes, und wenn man läufische Schaafe schlachten läst, so giebt ihr Fleisch einen ranzigen Ge- schmakk von sich (u).
Diese innerliche Reize vermehrt die Wärme der Luft. Daher finden sich die mehresten Thiere, und in- sonderheit die Vögel, in der Zeit des Frühlinges zu ih- ren Begattungen ein. Viele, welche unter heissen Erd- strichen wohnen, begatten sich in unserm kalten Europa nicht, aber sie werden doch nicht bei uns fruchtbar, und es ist gewiß was Seltenes, wenn der Pagagoy Eyer le- get, und es hat noch Niemand einen in Europa erzeug- ten Papagoy mit Augen gesehen (y) Und ob gleich Frauenspersonen das ganze Jahr über empfangen, so geschieht doch dieses im Frühlinge etwas öfterer, und es erfolgen in den Monaten December und im Jenner (z) die meisten Geburten.
Endlich, obgleich die gefräßigen Thiere überhaupt zugleich die allerfruchtbarsten sind, z. E. die Polipen (a), die Fische, und fleischfressende vierfüßige Thiere, so er- wekken doch gewisse Speisen, und einige Gerüche bei den Weibchen einen stärkern Trieb zur Begattung, und (x)
eine
(s*)[Spaltenumbruch]ARNAUD. discas. of ure- thr. p. 92.
(t)L'ISLE I p. 205.
(u)HARVEI gener. anim. p. 23.
(y) Doch gebahr ein Kameel [Spaltenumbruch]
zu Berlin. BECKMAN. Märk. hist. p. 393.
(z) Mitten im Winter STEIN caus. sterilitat. p. LVIII. Aus den Berichten des Krankenhauses der Kindbetterinnen.
(a)BONNET. corps organis II. p. 71.
(x)BUCHNER. miscell. ann. 1729. p. 10. 12.
B 5
I. Abſchn. Empfaͤngnis.
Jn der Mutterwuth ſoll die Gebaͤrmutter mit einem weiſſen Safte angefuͤllt geweſen ſeyn (s*).
Bei den Voͤgeln iſt die Gebaͤrmutter vor der Hek- kezeit fleiſchig (t).
Was die Menſchen betrift, ſo ſind die Maͤgdchen im Anfange des weiſſen Fluſſes ſehr verliebt.
Endlich verdirbt auch bei Thieren, wenn ſie lange nach der Befriedigung ſchmachten muͤſſen, die ganze Maſſe des Blutes, und wenn man laͤufiſche Schaafe ſchlachten laͤſt, ſo giebt ihr Fleiſch einen ranzigen Ge- ſchmakk von ſich (u).
Dieſe innerliche Reize vermehrt die Waͤrme der Luft. Daher finden ſich die mehreſten Thiere, und in- ſonderheit die Voͤgel, in der Zeit des Fruͤhlinges zu ih- ren Begattungen ein. Viele, welche unter heiſſen Erd- ſtrichen wohnen, begatten ſich in unſerm kalten Europa nicht, aber ſie werden doch nicht bei uns fruchtbar, und es iſt gewiß was Seltenes, wenn der Pagagoy Eyer le- get, und es hat noch Niemand einen in Europa erzeug- ten Papagoy mit Augen geſehen (y) Und ob gleich Frauensperſonen das ganze Jahr uͤber empfangen, ſo geſchieht doch dieſes im Fruͤhlinge etwas oͤfterer, und es erfolgen in den Monaten December und im Jenner (z) die meiſten Geburten.
Endlich, obgleich die gefraͤßigen Thiere uͤberhaupt zugleich die allerfruchtbarſten ſind, z. E. die Polipen (a), die Fiſche, und fleiſchfreſſende vierfuͤßige Thiere, ſo er- wekken doch gewiſſe Speiſen, und einige Geruͤche bei den Weibchen einen ſtaͤrkern Trieb zur Begattung, und (x)
eine
(s*)[Spaltenumbruch]ARNAUD. diſcaſ. of ure- thr. p. 92.
(t)L’ISLE I p. 205.
(u)HARVEI gener. anim. p. 23.
(y) Doch gebahr ein Kameel [Spaltenumbruch]
zu Berlin. BECKMAN. Märk. hiſt. p. 393.
(z) Mitten im Winter STEIN cauſ. ſterilitat. p. LVIII. Aus den Berichten des Krankenhauſes der Kindbetterinnen.
(a)BONNET. corps organis II. p. 71.
(x)BUCHNER. miſcell. ann. 1729. p. 10. 12.
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I. Abſchn. Empfaͤngnis.
Jn der Mutterwuth ſoll die Gebaͤrmutter mit einem
weiſſen Safte angefuͤllt geweſen ſeyn (s*).
Bei den Voͤgeln iſt die Gebaͤrmutter vor der Hek-
kezeit fleiſchig (t).
Was die Menſchen betrift, ſo ſind die Maͤgdchen
im Anfange des weiſſen Fluſſes ſehr verliebt.
Endlich verdirbt auch bei Thieren, wenn ſie lange
nach der Befriedigung ſchmachten muͤſſen, die ganze
Maſſe des Blutes, und wenn man laͤufiſche Schaafe
ſchlachten laͤſt, ſo giebt ihr Fleiſch einen ranzigen Ge-
ſchmakk von ſich (u).
Dieſe innerliche Reize vermehrt die Waͤrme der
Luft. Daher finden ſich die mehreſten Thiere, und in-
ſonderheit die Voͤgel, in der Zeit des Fruͤhlinges zu ih-
ren Begattungen ein. Viele, welche unter heiſſen Erd-
ſtrichen wohnen, begatten ſich in unſerm kalten Europa
nicht, aber ſie werden doch nicht bei uns fruchtbar, und
es iſt gewiß was Seltenes, wenn der Pagagoy Eyer le-
get, und es hat noch Niemand einen in Europa erzeug-
ten Papagoy mit Augen geſehen (y) Und ob gleich
Frauensperſonen das ganze Jahr uͤber empfangen, ſo
geſchieht doch dieſes im Fruͤhlinge etwas oͤfterer, und es
erfolgen in den Monaten December und im Jenner (z)
die meiſten Geburten.
Endlich, obgleich die gefraͤßigen Thiere uͤberhaupt
zugleich die allerfruchtbarſten ſind, z. E. die Polipen (a),
die Fiſche, und fleiſchfreſſende vierfuͤßige Thiere, ſo er-
wekken doch gewiſſe Speiſen, und einige Geruͤche bei
den Weibchen einen ſtaͤrkern Trieb zur Begattung, und
eine
(x)
(s*)
ARNAUD. diſcaſ. of ure-
thr. p. 92.
(t) L’ISLE I p. 205.
(u) HARVEI gener. anim.
p. 23.
(y) Doch gebahr ein Kameel
zu Berlin. BECKMAN. Märk.
hiſt. p. 393.
(z) Mitten im Winter STEIN
cauſ. ſterilitat. p. LVIII. Aus den
Berichten des Krankenhauſes der
Kindbetterinnen.
(a) BONNET. corps organis
II. p. 71.
(x) BUCHNER. miſcell. ann.
1729. p. 10. 12.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/77>, abgerufen am 23.11.2024.
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