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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Das X. Capitul/

Der Printz von Tursis wird als ein Gefangener in Mantua
gebracht/ woselbst ihn Troll vor dem Hertzogen auf eine sehr lächerliche
Weise vertheidiget.

HJermit beschloß Klingenfeld seinen Discurs, an
welchem alle Anwesende ein genugsam Ver-
gnügen schöpffeten/ ob gleich sie meist Solda-
ten waren/ sie unterredeten sich aber hernach noch eine
Zeitlang mit einander/ und liebeten den Teutschen
wegen seiner sonderbaren Aufrichtigkeit/ erwiesen
ihm auch alle Höflichkeit. Als sie aber eben am Tisch
neben einander sassen/ erhub sich ein Getümmel auf
der Straffen/ welches sie allerseits nach dem Fenster
zog. Man sahe/ daß ein ansehnlicher junger Mensch
in einem rothen Kleid zu Pferd von 6. andern zu
Pferd gefangen eingebracht wurde/ so bald Troll
denselben erblickete/ rieff er ihm zu/ und sprach: Herr/
hieher/ hier wohne ich jetzt/ wo wollet ihr mit diesen
Leuten hin/ seyd ihr Officierer oder Gefangener? Der
ansehnliche Mann ersahe den Diener gar bald/ win-
ckete ihm demnach/ er solle ihm folgen/ dannenhero
Troll sich stehendes Fusses hinauß verfügete/ und sei-
nem Herrn folgete. Man führete denselben gerades
Weges nach dem Stadt-Richter/ weil aber derselbe
eben abwesend/ und am Fürstl. Hof war/ woselbst er
die Ebentheuer erzehlete/ die er diesen Morgen mit
Klingenfeld gehabt/ als musten sie mit einander im
Unter-Hause etwas verziehen. Sie waren allerseits
von ihren Pferden abgestiegen/ und hatten dieselbe
einem ihres Mittels zu verwahren gegeben. Als aber
Troll hinein zu ihnen tratt/ und sahe/ daß sie um sei-
nen Herrn herstunden/ und ihn nicht auß den Augen
lassen wolten/ da trung er durch sie hinzu/ und als man
ihm den Zutritt verwöhren wolte/ schlug er dem einen/

der
Deß Academiſchen
Das X. Capitul/

Der Printz von Turſis wird als ein Gefangener in Mantua
gebracht/ woſelbſt ihn Troll vor dem Hertzogen auf eine ſehr laͤcherliche
Weiſe vertheidiget.

HJermit beſchloß Klingenfeld ſeinen Diſcurs, an
welchem alle Anweſende ein genugſam Ver-
gnuͤgen ſchoͤpffeten/ ob gleich ſie meiſt Solda-
ten waren/ ſie unterredeten ſich aber hernach noch eine
Zeitlang mit einander/ und liebeten den Teutſchen
wegen ſeiner ſonderbaren Aufrichtigkeit/ erwieſen
ihm auch alle Hoͤflichkeit. Als ſie aber eben am Tiſch
neben einander ſaſſen/ erhub ſich ein Getuͤmmel auf
der Straffen/ welches ſie allerſeits nach dem Fenſter
zog. Man ſahe/ daß ein anſehnlicher junger Menſch
in einem rothen Kleid zu Pferd von 6. andern zu
Pferd gefangen eingebracht wurde/ ſo bald Troll
denſelben erblickete/ rieff er ihm zu/ und ſprach: Herꝛ/
hieher/ hier wohne ich jetzt/ wo wollet ihr mit dieſen
Leuten hin/ ſeyd ihr Officierer oder Gefangener? Der
anſehnliche Mann erſahe den Diener gar bald/ win-
ckete ihm demnach/ er ſolle ihm folgen/ dannenhero
Troll ſich ſtehendes Fuſſes hinauß verfuͤgete/ und ſei-
nem Herꝛn folgete. Man fuͤhrete denſelben gerades
Weges nach dem Stadt-Richter/ weil aber derſelbe
eben abweſend/ und am Fuͤrſtl. Hof war/ woſelbſt er
die Ebentheuer erzehlete/ die er dieſen Morgen mit
Klingenfeld gehabt/ als muſten ſie mit einander im
Unter-Hauſe etwas verziehen. Sie waren allerſeits
von ihren Pferden abgeſtiegen/ und hatten dieſelbe
einem ihres Mittels zu verwahren gegeben. Als aber
Troll hinein zu ihnen tratt/ und ſahe/ daß ſie um ſei-
nen Herꝛn herſtunden/ und ihn nicht auß den Augen
laſſen wolten/ da trung er durch ſie hinzu/ und als man
ihm den Zutritt verwoͤhren wolte/ ſchlug er dem einen/

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[110/0122] Deß Academiſchen Das X. Capitul/ Der Printz von Turſis wird als ein Gefangener in Mantua gebracht/ woſelbſt ihn Troll vor dem Hertzogen auf eine ſehr laͤcherliche Weiſe vertheidiget. HJermit beſchloß Klingenfeld ſeinen Diſcurs, an welchem alle Anweſende ein genugſam Ver- gnuͤgen ſchoͤpffeten/ ob gleich ſie meiſt Solda- ten waren/ ſie unterredeten ſich aber hernach noch eine Zeitlang mit einander/ und liebeten den Teutſchen wegen ſeiner ſonderbaren Aufrichtigkeit/ erwieſen ihm auch alle Hoͤflichkeit. Als ſie aber eben am Tiſch neben einander ſaſſen/ erhub ſich ein Getuͤmmel auf der Straffen/ welches ſie allerſeits nach dem Fenſter zog. Man ſahe/ daß ein anſehnlicher junger Menſch in einem rothen Kleid zu Pferd von 6. andern zu Pferd gefangen eingebracht wurde/ ſo bald Troll denſelben erblickete/ rieff er ihm zu/ und ſprach: Herꝛ/ hieher/ hier wohne ich jetzt/ wo wollet ihr mit dieſen Leuten hin/ ſeyd ihr Officierer oder Gefangener? Der anſehnliche Mann erſahe den Diener gar bald/ win- ckete ihm demnach/ er ſolle ihm folgen/ dannenhero Troll ſich ſtehendes Fuſſes hinauß verfuͤgete/ und ſei- nem Herꝛn folgete. Man fuͤhrete denſelben gerades Weges nach dem Stadt-Richter/ weil aber derſelbe eben abweſend/ und am Fuͤrſtl. Hof war/ woſelbſt er die Ebentheuer erzehlete/ die er dieſen Morgen mit Klingenfeld gehabt/ als muſten ſie mit einander im Unter-Hauſe etwas verziehen. Sie waren allerſeits von ihren Pferden abgeſtiegen/ und hatten dieſelbe einem ihres Mittels zu verwahren gegeben. Als aber Troll hinein zu ihnen tratt/ und ſahe/ daß ſie um ſei- nen Herꝛn herſtunden/ und ihn nicht auß den Augen laſſen wolten/ da trung er durch ſie hinzu/ und als man ihm den Zutritt verwoͤhren wolte/ ſchlug er dem einen/ der

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/122>, abgerufen am 29.11.2024.