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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
der ihn zurück stossen wolte/ so ungestümm an den
Halß/ daß er taumelte/ was hast du/ du Confutius,
sprach er darbey/ mir den Zugang zu meinem Herrn
zu sperren? Du solt wissen/ daß dieser Dominus, der
ihr Lorrons bewahret/ wie einen Crumenisecam von
eures gleichen gantz und gar nicht meritiret/ solcher
Gestalt captiret/ custodiret/ und als ein Maleficant
tracti
ret zu werden. Troll hatte dieses kaum außgere-
det/ als der andere sich wieder aufgerafft hatte/ und
ihm mit der verkehrten Hand dergestalt ins Angesicht
schlug/ daß ihm Hören und Sehen vergieng. Er
sammlete aber seine Empfindlichkeit bald wieder zu-
sammen/ und sprach zu seinem Beleydiger/ du Bestia
rationalis,
wärest du wol nicht dignissimus, daß ich
dich deiner Narium und Aurium beraubete? Aber ich
wil dieses Handwerck dem Carnifici überlassen.

Jnzwischen war er gleichwol zu seinem Herrn
hinzu getrungen/ und nachdem er demselben angedeu-
tet/ daß er sein Geld wolbehalten hieher gebracht/ hin-
gegen gefraget/ was diese Leute an ihn praetendirten?
Da bekam er zur Antwort: Daß ihn diese Männer
hieher gebracht/ um ihn als einen Rauber und Mör-
der in der Justitz Hände zu lieffern. Auf diese Worte
lauschete er seinem Herrn diese heimliche Worte ins
Ohr: Non sunt haec mendacia, warlich diese Leute
lügen nicht/ occidisti, spoliasti, das Rauben und
Morden ist euch nichts neues/ aber ich dubitire/ ob ihr
eben diese Leute deßfalls beleydiget habt. Nun/ nun/
ich besinne mich/ ich kan meine Cogitationes wol be-
greiffen/ und gedencken/ woher dieser Jrrthum rüh-
ret/ Rubra tunica sanguinolentiam olet. Diese Kerl
meynen/ euer rother Rock müsse euch Blut-schuldig
machen/ aber harre paulisper, wir wollen bald aliud
Responsum
erwarten und anhören/ daß euch Pursch

Auditus

Romans I. Buch.
der ihn zuruͤck ſtoſſen wolte/ ſo ungeſtuͤmm an den
Halß/ daß er taumelte/ was haſt du/ du Confutius,
ſprach er darbey/ mir den Zugang zu meinem Herꝛn
zu ſperren? Du ſolt wiſſen/ daß dieſer Dominus, der
ihr Lorrons bewahret/ wie einen Crumeniſecam von
eures gleichen gantz und gar nicht meritiret/ ſolcher
Geſtalt captiret/ cuſtodiret/ und als ein Maleficant
tracti
ret zu werden. Troll hatte dieſes kaum außgere-
det/ als der andere ſich wieder aufgerafft hatte/ und
ihm mit der verkehrten Hand dergeſtalt ins Angeſicht
ſchlug/ daß ihm Hoͤren und Sehen vergieng. Er
ſammlete aber ſeine Empfindlichkeit bald wieder zu-
ſammen/ und ſprach zu ſeinem Beleydiger/ du Beſtia
rationalis,
waͤreſt du wol nicht digniſſimus, daß ich
dich deiner Narium und Aurium beraubete? Aber ich
wil dieſes Handwerck dem Carnifici uͤberlaſſen.

Jnzwiſchen war er gleichwol zu ſeinem Herꝛn
hinzu getrungen/ und nachdem er demſelben angedeu-
tet/ daß er ſein Geld wolbehalten hieher gebracht/ hin-
gegen gefraget/ was dieſe Leute an ihn prætendirten?
Da bekam er zur Antwort: Daß ihn dieſe Maͤnner
hieher gebracht/ um ihn als einen Rauber und Moͤr-
der in der Juſtitz Haͤnde zu lieffern. Auf dieſe Worte
lauſchete er ſeinem Herꝛn dieſe heimliche Worte ins
Ohr: Non ſunt hæc mendacia, warlich dieſe Leute
luͤgen nicht/ occidiſti, ſpoliaſti, das Rauben und
Morden iſt euch nichts neues/ aber ich dubitire/ ob ihr
eben dieſe Leute deßfalls beleydiget habt. Nun/ nun/
ich beſinne mich/ ich kan meine Cogitationes wol be-
greiffen/ und gedencken/ woher dieſer Jrꝛthum ruͤh-
ret/ Rubra tunica ſanguinolentiam olet. Dieſe Kerl
meynen/ euer rother Rock muͤſſe euch Blut-ſchuldig
machen/ aber harre pauliſper, wir wollen bald aliud
Reſponſum
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Auditus
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[111/0123] Romans I. Buch. der ihn zuruͤck ſtoſſen wolte/ ſo ungeſtuͤmm an den Halß/ daß er taumelte/ was haſt du/ du Confutius, ſprach er darbey/ mir den Zugang zu meinem Herꝛn zu ſperren? Du ſolt wiſſen/ daß dieſer Dominus, der ihr Lorrons bewahret/ wie einen Crumeniſecam von eures gleichen gantz und gar nicht meritiret/ ſolcher Geſtalt captiret/ cuſtodiret/ und als ein Maleficant tractiret zu werden. Troll hatte dieſes kaum außgere- det/ als der andere ſich wieder aufgerafft hatte/ und ihm mit der verkehrten Hand dergeſtalt ins Angeſicht ſchlug/ daß ihm Hoͤren und Sehen vergieng. Er ſammlete aber ſeine Empfindlichkeit bald wieder zu- ſammen/ und ſprach zu ſeinem Beleydiger/ du Beſtia rationalis, waͤreſt du wol nicht digniſſimus, daß ich dich deiner Narium und Aurium beraubete? Aber ich wil dieſes Handwerck dem Carnifici uͤberlaſſen. Jnzwiſchen war er gleichwol zu ſeinem Herꝛn hinzu getrungen/ und nachdem er demſelben angedeu- tet/ daß er ſein Geld wolbehalten hieher gebracht/ hin- gegen gefraget/ was dieſe Leute an ihn prætendirten? Da bekam er zur Antwort: Daß ihn dieſe Maͤnner hieher gebracht/ um ihn als einen Rauber und Moͤr- der in der Juſtitz Haͤnde zu lieffern. Auf dieſe Worte lauſchete er ſeinem Herꝛn dieſe heimliche Worte ins Ohr: Non ſunt hæc mendacia, warlich dieſe Leute luͤgen nicht/ occidiſti, ſpoliaſti, das Rauben und Morden iſt euch nichts neues/ aber ich dubitire/ ob ihr eben dieſe Leute deßfalls beleydiget habt. Nun/ nun/ ich beſinne mich/ ich kan meine Cogitationes wol be- greiffen/ und gedencken/ woher dieſer Jrꝛthum ruͤh- ret/ Rubra tunica ſanguinolentiam olet. Dieſe Kerl meynen/ euer rother Rock muͤſſe euch Blut-ſchuldig machen/ aber harre pauliſper, wir wollen bald aliud Reſponſum erwarten und anhoͤren/ daß euch Purſch Auditus

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/123>, abgerufen am 29.11.2024.