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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
den/ als wann ihr mich ermordet hättet. Nunc re-
sponde, nonne bene respondi, & me optime explica-
vi, distinguendo inter voluntatem spontaneam &
coactam?

Nun/ so stehe dann auf/ rieff ihm der Printz zu/
und schaffe dich auß dem Staub/ ehe wir auch über
dich hinfallen. Also raffte sich Troll behende auf/ und
fühlete mit dem Fuß nach dem Stein/ oder Stock/
darüber sein Pferd gefallen war/ so bald er aber mit
dem Fuß daran stieß/ bewegete sich der Lapis offensio-
nis,
und rieff: Apage. Auf diese Worte flohe Troll
zurück/ und sprach zu den Ubrigen: Habt ihrs gehö-
ret/ meine Herren und Brüder/ saxa & arbores hic
loquuntur,
ich glaube/ daß in dieser Gegend die Stei-
ne und Bäume wider den Lauff der Natur reden.
Es verwunderte sich zwar die Gesellschafft über diesen
Zufall/ aber Klingenfeld dachte alsobald/ es müsse ein
Vollzapff allhier eingeschlaffen/ und mitten auf dem
Felde ligen blieben seyn/ ritte demnach näher hinzu/
und rieff ihm zu: Du/ wer du auch bist/ schläffest du/
oder wachest du? In utramque aurem dormio, war
die Antwort/ welche Rede die andern sehr Wunder
nahm. Klingenfeld fragte ihn weiter/ was er für einer
wäre? Und Jener antwortete: Musarum filius, Ce-
rebacchius dictus.
Diese Worte fieng Troll alsobald
auf/ und antwortete wieder: Quid dormiunt liben-
ter, sine lucro & cum malo quiescunt,
die solcher Ge-
staltschlaffen/ die kommen zu nichts/ weder im Studi-
ren/ noch in der Nahrung. Er rührete ihntapffer/ und
nöthigte ihn/ den Schlaff fahren zu lassen/ worauf
der volle Zapff: Quid mihi amplius cum somno, si
dormitio tollitur,
was ists dann/ wann ihr einen nicht
wollet schlaffen lassen? Quandoque bonus etiam dor-
mitat Homerus,
hat doch euer Pferd auch geschlaffen/

als
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Romans I. Buch.
den/ als wann ihr mich ermordet haͤttet. Nunc re-
ſponde, nonne bene reſpondi, & me optimè explica-
vi, diſtinguendo inter voluntatem ſpontaneam &
coactam?

Nun/ ſo ſtehe dann auf/ rieff ihm der Printz zu/
und ſchaffe dich auß dem Staub/ ehe wir auch uͤber
dich hinfallen. Alſo raffte ſich Troll behende auf/ und
fuͤhlete mit dem Fuß nach dem Stein/ oder Stock/
daruͤber ſein Pferd gefallen war/ ſo bald er aber mit
dem Fuß daran ſtieß/ bewegete ſich der Lapis offenſio-
nis,
und rieff: Apage. Auf dieſe Worte flohe Troll
zuruͤck/ und ſprach zu den Ubrigen: Habt ihrs gehoͤ-
ret/ meine Herren und Bruͤder/ ſaxa & arbores hic
loquuntur,
ich glaube/ daß in dieſer Gegend die Stei-
ne und Baͤume wider den Lauff der Natur reden.
Es verwunderte ſich zwar die Geſellſchafft uͤber dieſen
Zufall/ aber Klingenfeld dachte alſobald/ es muͤſſe ein
Vollzapff allhier eingeſchlaffen/ und mitten auf dem
Felde ligen blieben ſeyn/ ritte demnach naͤher hinzu/
und rieff ihm zu: Du/ wer du auch biſt/ ſchlaͤffeſt du/
oder wacheſt du? In utramque aurem dormio, war
die Antwort/ welche Rede die andern ſehr Wunder
nahm. Klingenfeld fragte ihn weiter/ was er fuͤr einer
waͤre? Und Jener antwortete: Muſarum filius, Ce-
rebacchius dictus.
Dieſe Worte fieng Troll alſobald
auf/ und antwortete wieder: Quid dormiunt liben-
ter, ſine lucro & cum malo quieſcunt,
die ſolcher Ge-
ſtaltſchlaffen/ die kommen zu nichts/ weder im Studi-
ren/ noch in der Nahrung. Er ruͤhrete ihntapffer/ und
noͤthigte ihn/ den Schlaff fahren zu laſſen/ worauf
der volle Zapff: Quid mihi amplius cum ſomno, ſi
dormitio tollitur,
was iſts dann/ wann ihr einen nicht
wollet ſchlaffen laſſen? Quandoque bonus etiam dor-
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hat doch euer Pferd auch geſchlaffen/

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[179/0191] Romans I. Buch. den/ als wann ihr mich ermordet haͤttet. Nunc re- ſponde, nonne bene reſpondi, & me optimè explica- vi, diſtinguendo inter voluntatem ſpontaneam & coactam? Nun/ ſo ſtehe dann auf/ rieff ihm der Printz zu/ und ſchaffe dich auß dem Staub/ ehe wir auch uͤber dich hinfallen. Alſo raffte ſich Troll behende auf/ und fuͤhlete mit dem Fuß nach dem Stein/ oder Stock/ daruͤber ſein Pferd gefallen war/ ſo bald er aber mit dem Fuß daran ſtieß/ bewegete ſich der Lapis offenſio- nis, und rieff: Apage. Auf dieſe Worte flohe Troll zuruͤck/ und ſprach zu den Ubrigen: Habt ihrs gehoͤ- ret/ meine Herren und Bruͤder/ ſaxa & arbores hic loquuntur, ich glaube/ daß in dieſer Gegend die Stei- ne und Baͤume wider den Lauff der Natur reden. Es verwunderte ſich zwar die Geſellſchafft uͤber dieſen Zufall/ aber Klingenfeld dachte alſobald/ es muͤſſe ein Vollzapff allhier eingeſchlaffen/ und mitten auf dem Felde ligen blieben ſeyn/ ritte demnach naͤher hinzu/ und rieff ihm zu: Du/ wer du auch biſt/ ſchlaͤffeſt du/ oder wacheſt du? In utramque aurem dormio, war die Antwort/ welche Rede die andern ſehr Wunder nahm. Klingenfeld fragte ihn weiter/ was er fuͤr einer waͤre? Und Jener antwortete: Muſarum filius, Ce- rebacchius dictus. Dieſe Worte fieng Troll alſobald auf/ und antwortete wieder: Quid dormiunt liben- ter, ſine lucro & cum malo quieſcunt, die ſolcher Ge- ſtaltſchlaffen/ die kommen zu nichts/ weder im Studi- ren/ noch in der Nahrung. Er ruͤhrete ihntapffer/ und noͤthigte ihn/ den Schlaff fahren zu laſſen/ worauf der volle Zapff: Quid mihi amplius cum ſomno, ſi dormitio tollitur, was iſts dann/ wann ihr einen nicht wollet ſchlaffen laſſen? Quandoque bonus etiam dor- mitat Homerus, hat doch euer Pferd auch geſchlaffen/ als M 2

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/191>, abgerufen am 23.11.2024.