Das Besondere enthält die Allgemeinheit, welche dessen Substanz ausmacht; die Gattung ist unver- ändert in ihren Arten; die Arten sind nicht von dem Allgemeinen, sondern nur gegen einander ver- schieden. Das Besondere hat mit den andern Be- sondern, zu denen es sich verhält, eine und dieselbe All- gemeinheit. Zugleich ist die Verschiedenheit derselben, um ihrer Identität mit dem Allgemeinen willen, als solche allgemein; sie ist Totalität. -- Das Be- sondre enthält also nicht nur das Allgemeine, sondern stellt dasselbe auch durch seine Bestimmtheit dar; dieses macht insofern eine Sphäre aus, welche das Besondere erschöpfen muß. Diese Totalität erscheint, in- sofern die Bestimmtheit des Besondern als blosse Ver- schiedenheit genommen wird, als Vollständigkeit. Vollständig sind in dieser Rücksicht die Arten, inso- fern es deren eben nicht mehrere gibt. Es ist für sie kein innerer Maßstab, oder Princip vorhanden, weil die Verschiedenheit eben der Einheitslose Un- terschied ist, an welchem die Allgemeinheit, die für sich absolute Einheit ist, bloß äusserlicher Reflex, und eine unbeschränkte, zufällige Vollständigkeit ist. Die Ver- schiedenheit aber geht in Entgegensetzung, in eine immanente Beziehung der Verschiedenen über Die Besonderheit aber, ist als Allgemeinheit an und für sich selbst, nicht durch Uebergehen solche immanente Beziehung; sie ist Totalität an ihr selbst, und ein- fache Bestimmtheit, wesentlich Princip. Sie hat keine andere Bestimmtheit, als welche durch das All- gemeine selbst gesetzt ist, und sich aus demselben, folgen- dermaßen ergibt.
Das Besondre ist das Allgemeine selbst, aber es ist dessen Unterschied oder Beziehung auf ein Anderes, sein Scheinen nach Aussen; es ist aber kein Ande-
res
I.Kapitel. Der Begriff.
Das Beſondere enthaͤlt die Allgemeinheit, welche deſſen Subſtanz ausmacht; die Gattung iſt unver- aͤndert in ihren Arten; die Arten ſind nicht von dem Allgemeinen, ſondern nur gegen einander ver- ſchieden. Das Beſondere hat mit den andern Be- ſondern, zu denen es ſich verhaͤlt, eine und dieſelbe All- gemeinheit. Zugleich iſt die Verſchiedenheit derſelben, um ihrer Identitaͤt mit dem Allgemeinen willen, als ſolche allgemein; ſie iſt Totalitaͤt. — Das Be- ſondre enthaͤlt alſo nicht nur das Allgemeine, ſondern ſtellt daſſelbe auch durch ſeine Beſtimmtheit dar; dieſes macht inſofern eine Sphaͤre aus, welche das Beſondere erſchoͤpfen muß. Dieſe Totalitaͤt erſcheint, in- ſofern die Beſtimmtheit des Beſondern als bloſſe Ver- ſchiedenheit genommen wird, als Vollſtaͤndigkeit. Vollſtaͤndig ſind in dieſer Ruͤckſicht die Arten, inſo- fern es deren eben nicht mehrere gibt. Es iſt fuͤr ſie kein innerer Maßſtab, oder Princip vorhanden, weil die Verſchiedenheit eben der Einheitsloſe Un- terſchied iſt, an welchem die Allgemeinheit, die fuͤr ſich abſolute Einheit iſt, bloß aͤuſſerlicher Reflex, und eine unbeſchraͤnkte, zufaͤllige Vollſtaͤndigkeit iſt. Die Ver- ſchiedenheit aber geht in Entgegenſetzung, in eine immanente Beziehung der Verſchiedenen uͤber Die Beſonderheit aber, iſt als Allgemeinheit an und fuͤr ſich ſelbſt, nicht durch Uebergehen ſolche immanente Beziehung; ſie iſt Totalitaͤt an ihr ſelbſt, und ein- fache Beſtimmtheit, weſentlich Princip. Sie hat keine andere Beſtimmtheit, als welche durch das All- gemeine ſelbſt geſetzt iſt, und ſich aus demſelben, folgen- dermaßen ergibt.
Das Beſondre iſt das Allgemeine ſelbſt, aber es iſt deſſen Unterſchied oder Beziehung auf ein Anderes, ſein Scheinen nach Auſſen; es iſt aber kein Ande-
res
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0063"n="45"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">I.</hi><hirendition="#g">Kapitel. Der Begriff</hi>.</fw><lb/><p>Das Beſondere enthaͤlt die Allgemeinheit, welche<lb/>
deſſen Subſtanz ausmacht; die Gattung iſt <hirendition="#g">unver-<lb/>
aͤndert</hi> in ihren Arten; die Arten ſind nicht von<lb/>
dem Allgemeinen, ſondern nur <hirendition="#g">gegen einander</hi> ver-<lb/>ſchieden. Das Beſondere hat mit den <hirendition="#g">andern</hi> Be-<lb/>ſondern, zu denen es ſich verhaͤlt, eine und dieſelbe All-<lb/>
gemeinheit. Zugleich iſt die Verſchiedenheit derſelben,<lb/>
um ihrer Identitaͤt mit dem Allgemeinen willen, <hirendition="#g">als<lb/>ſolche</hi> allgemein; ſie iſt <hirendition="#g">Totalitaͤt</hi>. — Das Be-<lb/>ſondre <hirendition="#g">enthaͤlt</hi> alſo nicht nur das Allgemeine, ſondern<lb/>ſtellt daſſelbe auch <hirendition="#g">durch ſeine Beſtimmtheit</hi> dar;<lb/>
dieſes macht inſofern eine <hirendition="#g">Sphaͤre</hi> aus, welche das<lb/>
Beſondere erſchoͤpfen muß. Dieſe Totalitaͤt erſcheint, in-<lb/>ſofern die Beſtimmtheit des Beſondern als bloſſe <hirendition="#g">Ver-<lb/>ſchiedenheit</hi> genommen wird, als <hirendition="#g">Vollſtaͤndigkeit</hi>.<lb/>
Vollſtaͤndig ſind in dieſer Ruͤckſicht die Arten, inſo-<lb/>
fern es deren eben nicht mehrere <hirendition="#g">gibt</hi>. Es iſt fuͤr<lb/>ſie kein innerer Maßſtab, oder <hirendition="#g">Princip</hi> vorhanden,<lb/>
weil die <hirendition="#g">Verſchiedenheit</hi> eben der Einheitsloſe Un-<lb/>
terſchied iſt, an welchem die Allgemeinheit, die fuͤr ſich<lb/>
abſolute Einheit iſt, bloß aͤuſſerlicher Reflex, und eine<lb/>
unbeſchraͤnkte, zufaͤllige Vollſtaͤndigkeit iſt. Die Ver-<lb/>ſchiedenheit aber geht in <hirendition="#g">Entgegenſetzung</hi>, in eine<lb/><hirendition="#g">immanente Beziehung</hi> der Verſchiedenen uͤber<lb/>
Die Beſonderheit aber, iſt als Allgemeinheit an und<lb/>
fuͤr ſich ſelbſt, nicht durch Uebergehen ſolche immanente<lb/>
Beziehung; ſie iſt Totalitaͤt an ihr ſelbſt, und <hirendition="#g">ein-<lb/>
fache</hi> Beſtimmtheit, weſentlich <hirendition="#g">Princip</hi>. Sie hat<lb/>
keine <hirendition="#g">andere</hi> Beſtimmtheit, als welche durch das All-<lb/>
gemeine ſelbſt geſetzt iſt, und ſich aus demſelben, folgen-<lb/>
dermaßen ergibt.</p><lb/><p>Das Beſondre iſt das Allgemeine ſelbſt, aber es<lb/>
iſt deſſen Unterſchied oder Beziehung auf ein <hirendition="#g">Anderes</hi>,<lb/>ſein <hirendition="#g">Scheinen nach Auſſen</hi>; es iſt aber kein Ande-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">res</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[45/0063]
I. Kapitel. Der Begriff.
Das Beſondere enthaͤlt die Allgemeinheit, welche
deſſen Subſtanz ausmacht; die Gattung iſt unver-
aͤndert in ihren Arten; die Arten ſind nicht von
dem Allgemeinen, ſondern nur gegen einander ver-
ſchieden. Das Beſondere hat mit den andern Be-
ſondern, zu denen es ſich verhaͤlt, eine und dieſelbe All-
gemeinheit. Zugleich iſt die Verſchiedenheit derſelben,
um ihrer Identitaͤt mit dem Allgemeinen willen, als
ſolche allgemein; ſie iſt Totalitaͤt. — Das Be-
ſondre enthaͤlt alſo nicht nur das Allgemeine, ſondern
ſtellt daſſelbe auch durch ſeine Beſtimmtheit dar;
dieſes macht inſofern eine Sphaͤre aus, welche das
Beſondere erſchoͤpfen muß. Dieſe Totalitaͤt erſcheint, in-
ſofern die Beſtimmtheit des Beſondern als bloſſe Ver-
ſchiedenheit genommen wird, als Vollſtaͤndigkeit.
Vollſtaͤndig ſind in dieſer Ruͤckſicht die Arten, inſo-
fern es deren eben nicht mehrere gibt. Es iſt fuͤr
ſie kein innerer Maßſtab, oder Princip vorhanden,
weil die Verſchiedenheit eben der Einheitsloſe Un-
terſchied iſt, an welchem die Allgemeinheit, die fuͤr ſich
abſolute Einheit iſt, bloß aͤuſſerlicher Reflex, und eine
unbeſchraͤnkte, zufaͤllige Vollſtaͤndigkeit iſt. Die Ver-
ſchiedenheit aber geht in Entgegenſetzung, in eine
immanente Beziehung der Verſchiedenen uͤber
Die Beſonderheit aber, iſt als Allgemeinheit an und
fuͤr ſich ſelbſt, nicht durch Uebergehen ſolche immanente
Beziehung; ſie iſt Totalitaͤt an ihr ſelbſt, und ein-
fache Beſtimmtheit, weſentlich Princip. Sie hat
keine andere Beſtimmtheit, als welche durch das All-
gemeine ſelbſt geſetzt iſt, und ſich aus demſelben, folgen-
dermaßen ergibt.
Das Beſondre iſt das Allgemeine ſelbſt, aber es
iſt deſſen Unterſchied oder Beziehung auf ein Anderes,
ſein Scheinen nach Auſſen; es iſt aber kein Ande-
res
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/63>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.