Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.denen man vor einigen Jahren die Flammen hatte brechen Wir ruhten am Fuße der Höhlen aus. Hier sah man Was ist wohl aber die Ursache der feurigen Erscheinungen, denen man vor einigen Jahren die Flammen hatte brechen Wir ruhten am Fuße der Höhlen aus. Hier ſah man Was iſt wohl aber die Urſache der feurigen Erſcheinungen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0262" n="246"/> denen man vor einigen Jahren die Flammen hatte brechen<lb/> ſehen. 1560 <hi rendition="#aq">m</hi> hoch ſteigt ſenkrecht eine Felswand auf. In<lb/> einem Landſtrich, wo der üppige Pflanzenwuchs überall den<lb/> Boden und das Geſtein bedeckt, kommt es ſelten vor, daß<lb/> ein großer Berg in ſenkrechtem Durchſchnitte ſeine Schichten<lb/> zeigt. Mitten in dieſem Durchſchnitte, leider dem Menſchen<lb/> unzugänglich, liegen die Spalten, die zu zwei Höhlen führen.<lb/> Sie ſollen von denſelben Nachtvögeln bewohnt ſein, die wir<lb/> bald in der Cueva del Guacharo bei Caripe werden kennen<lb/> lernen.</p><lb/> <p>Wir ruhten am Fuße der Höhlen aus. Hier ſah man<lb/> die Flammen hervorkommen, welche in den letzten Jahren<lb/> häufiger geworden ſind. Unſere Führer und der Pächter, ein<lb/> verſtändiger, mit den Oertlichkeiten der Provinz wohlbekannter<lb/> Mann, verhandelten nach der Weiſe der Kreolen über die<lb/> Gefahr, der die Stadt Cumanacoa ausgeſetzt wäre, wenn der<lb/> Cuchivano ein thätiger Vulkan würde, <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">se veniesse a re-<lb/> ventar.</hi></hi> Es ſchien ihnen unzweifelhaft, daß ſeit dem großen<lb/> Erdbeben von Quito und Cumana im Jahre 1797 Neu-<lb/> Andaluſien vom unterirdiſchen Feuer immer mehr unterhöhlt<lb/> werde. Sie brachten die Flammen zur Sprache, die man in<lb/> Cumana hatte aus dem Boden ſchlagen ſehen, und die Stöße,<lb/> die man jetzt an Orten empfindet, wo man früher nichts von<lb/> Erdbeben wußte. Sie erinnerten daran, daß man in Maca-<lb/> rapan ſeit einigen Monaten öfters Schwefelgeruch ſpüre. Auf<lb/> dieſe und ähnliche Erſcheinungen, die uns damals in ihrem<lb/> Munde auffielen, gründeten ſie Prophezeiungen, die faſt ſämt-<lb/> lich in Erfüllung gegangen ſind. Entſetzliche Zerſtörungen<lb/> haben im Jahre 1812 in Caracas ſtattgefunden, zum Beweis,<lb/> welche gewaltige Unruhe im Nordoſten von Terra Firma in<lb/> der Natur herrſcht.</p><lb/> <p>Was iſt wohl aber die Urſache der feurigen Erſcheinungen,<lb/> die man am Cuchivano beobachtet? Ich weiß wohl, daß man<lb/> zuweilen die Luftſäule, die über der Mündung brennender<lb/> Vulkane aufſteigt, in hellem Lichte glänzen ſieht. Dieſer<lb/> Lichtſchein, den man von brennendem Waſſerſtoffgas herleitet,<lb/> wurde von Chillo aus auf dem Gipfel des Cotopaxi zu einer<lb/> Zeit beobachtet, wo der Berg ziemlich ruhig ſchien. Ich weiß,<lb/> daß die Alten erzählen, auf dem Mons Albanus bei Rom,<lb/> dem heutigen Monte Cavo, ſei zuweilen bei Nacht Feuer ge-<lb/> ſehen worden; aber der Mons Albanus iſt ein erſt in neuerer<lb/> Zeit erloſchener Vulkan, der noch zu Catos Zeit Rapilli aus-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [246/0262]
denen man vor einigen Jahren die Flammen hatte brechen
ſehen. 1560 m hoch ſteigt ſenkrecht eine Felswand auf. In
einem Landſtrich, wo der üppige Pflanzenwuchs überall den
Boden und das Geſtein bedeckt, kommt es ſelten vor, daß
ein großer Berg in ſenkrechtem Durchſchnitte ſeine Schichten
zeigt. Mitten in dieſem Durchſchnitte, leider dem Menſchen
unzugänglich, liegen die Spalten, die zu zwei Höhlen führen.
Sie ſollen von denſelben Nachtvögeln bewohnt ſein, die wir
bald in der Cueva del Guacharo bei Caripe werden kennen
lernen.
Wir ruhten am Fuße der Höhlen aus. Hier ſah man
die Flammen hervorkommen, welche in den letzten Jahren
häufiger geworden ſind. Unſere Führer und der Pächter, ein
verſtändiger, mit den Oertlichkeiten der Provinz wohlbekannter
Mann, verhandelten nach der Weiſe der Kreolen über die
Gefahr, der die Stadt Cumanacoa ausgeſetzt wäre, wenn der
Cuchivano ein thätiger Vulkan würde, se veniesse a re-
ventar. Es ſchien ihnen unzweifelhaft, daß ſeit dem großen
Erdbeben von Quito und Cumana im Jahre 1797 Neu-
Andaluſien vom unterirdiſchen Feuer immer mehr unterhöhlt
werde. Sie brachten die Flammen zur Sprache, die man in
Cumana hatte aus dem Boden ſchlagen ſehen, und die Stöße,
die man jetzt an Orten empfindet, wo man früher nichts von
Erdbeben wußte. Sie erinnerten daran, daß man in Maca-
rapan ſeit einigen Monaten öfters Schwefelgeruch ſpüre. Auf
dieſe und ähnliche Erſcheinungen, die uns damals in ihrem
Munde auffielen, gründeten ſie Prophezeiungen, die faſt ſämt-
lich in Erfüllung gegangen ſind. Entſetzliche Zerſtörungen
haben im Jahre 1812 in Caracas ſtattgefunden, zum Beweis,
welche gewaltige Unruhe im Nordoſten von Terra Firma in
der Natur herrſcht.
Was iſt wohl aber die Urſache der feurigen Erſcheinungen,
die man am Cuchivano beobachtet? Ich weiß wohl, daß man
zuweilen die Luftſäule, die über der Mündung brennender
Vulkane aufſteigt, in hellem Lichte glänzen ſieht. Dieſer
Lichtſchein, den man von brennendem Waſſerſtoffgas herleitet,
wurde von Chillo aus auf dem Gipfel des Cotopaxi zu einer
Zeit beobachtet, wo der Berg ziemlich ruhig ſchien. Ich weiß,
daß die Alten erzählen, auf dem Mons Albanus bei Rom,
dem heutigen Monte Cavo, ſei zuweilen bei Nacht Feuer ge-
ſehen worden; aber der Mons Albanus iſt ein erſt in neuerer
Zeit erloſchener Vulkan, der noch zu Catos Zeit Rapilli aus-
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