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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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dem er viel getrunken hatte, durch die Gegend zu
schwärmen, ohne eine eigentlich feindselige Absicht,
aber doch gefährlich in seiner planlosen Leidenschaft,
wenn dieselbe durch den geringsten Anreiz zum
Ausbruche gebracht wurde.

Sie schossen ihre Gewehre ab, luden wieder,
lärmten und schrien. Zwischen diesen Trupps von
drei, vier, fünf Menschen, die näher oder ferner
die Straße umschweiften, kam nun unser verdü-
stertes Paar einhergegangen. Lisbeth ging auf
der linken Seite der Straße, Oswald auf der
rechten und zwischen ihnen war die ganze Breite
des Weges. Um nichts auch verminderten sie die-
selbe, wenn ein lärmender Trupp mit drohender
Gebärde links oder rechts an ihnen vorüberstreifte,
oder ein Schuß fiel, der, wie man am Pfeifen der
Kugel merkte, durch einen schlimmen Zufall leicht
das Verderben hätte bringen können. Schweigend,
bleich, ohne sich irren zu lassen, ging das einander
entfernte Paar seinen Weg durch diese Bedrohungen
und Schrecknisse hindurch und nur, wenn an Lis-
beths Seite sich ein lärmender Trupp zeigte, oder
ein Schuß fiel, sah sich Oswald besorgt nach ihr
um, warf aber, wenn er bemerkte, wie sie ohne

dem er viel getrunken hatte, durch die Gegend zu
ſchwärmen, ohne eine eigentlich feindſelige Abſicht,
aber doch gefährlich in ſeiner planloſen Leidenſchaft,
wenn dieſelbe durch den geringſten Anreiz zum
Ausbruche gebracht wurde.

Sie ſchoſſen ihre Gewehre ab, luden wieder,
lärmten und ſchrien. Zwiſchen dieſen Trupps von
drei, vier, fünf Menſchen, die näher oder ferner
die Straße umſchweiften, kam nun unſer verdü-
ſtertes Paar einhergegangen. Lisbeth ging auf
der linken Seite der Straße, Oswald auf der
rechten und zwiſchen ihnen war die ganze Breite
des Weges. Um nichts auch verminderten ſie die-
ſelbe, wenn ein lärmender Trupp mit drohender
Gebärde links oder rechts an ihnen vorüberſtreifte,
oder ein Schuß fiel, der, wie man am Pfeifen der
Kugel merkte, durch einen ſchlimmen Zufall leicht
das Verderben hätte bringen können. Schweigend,
bleich, ohne ſich irren zu laſſen, ging das einander
entfernte Paar ſeinen Weg durch dieſe Bedrohungen
und Schreckniſſe hindurch und nur, wenn an Lis-
beths Seite ſich ein lärmender Trupp zeigte, oder
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[148/0160] dem er viel getrunken hatte, durch die Gegend zu ſchwärmen, ohne eine eigentlich feindſelige Abſicht, aber doch gefährlich in ſeiner planloſen Leidenſchaft, wenn dieſelbe durch den geringſten Anreiz zum Ausbruche gebracht wurde. Sie ſchoſſen ihre Gewehre ab, luden wieder, lärmten und ſchrien. Zwiſchen dieſen Trupps von drei, vier, fünf Menſchen, die näher oder ferner die Straße umſchweiften, kam nun unſer verdü- ſtertes Paar einhergegangen. Lisbeth ging auf der linken Seite der Straße, Oswald auf der rechten und zwiſchen ihnen war die ganze Breite des Weges. Um nichts auch verminderten ſie die- ſelbe, wenn ein lärmender Trupp mit drohender Gebärde links oder rechts an ihnen vorüberſtreifte, oder ein Schuß fiel, der, wie man am Pfeifen der Kugel merkte, durch einen ſchlimmen Zufall leicht das Verderben hätte bringen können. Schweigend, bleich, ohne ſich irren zu laſſen, ging das einander entfernte Paar ſeinen Weg durch dieſe Bedrohungen und Schreckniſſe hindurch und nur, wenn an Lis- beths Seite ſich ein lärmender Trupp zeigte, oder ein Schuß fiel, ſah ſich Oswald beſorgt nach ihr um, warf aber, wenn er bemerkte, wie ſie ohne

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/160>, abgerufen am 23.11.2024.