Und er wandte sich zu seinen Jüngern und sprach insonder- heit: Selig sind die Augen, die da sehen, das ihr sehet. Dann ich sage euch: Viel Propheten und Könige wollen sehen, das ihr sehet, und habens nicht gese- hen, und hören, das ihr höret, und habens nicht gehöret.
Der Heiland, meine Freunde, schätzet seine Jünger in dem verlesenen Text selig. Ja er eignet ihnen ein grösser Glück zu, als den Königen und Propheten altes Bundes. Und zwar redet er von einem gegenwärti- gen Glücke. Er preiset diejenigen selig, welche doch bestimmt waren, dem Reiche der Finsterniß den Krieg anzukündigen und mit dem Aberglauben und den Lastern der Welt zu streiten. Und was heisset dieses? Nichts anders, als den Haß der Welt sich zuziehen, die mächtigsten Kinder der Fin- sterniß wider sich in eine rasende Wuth bringen, giftige Zungen, rauhe Fäuste, Pech, Feuer, und Schwerdt wider sich in hefftige Bewegung setzen. Hiezu hatte
die
Text. Luc. 10, 23. 24.
Und er wandte ſich zu ſeinen Juͤngern und ſprach inſonder- heit: Selig ſind die Augen, die da ſehen, das ihr ſehet. Dann ich ſage euch: Viel Propheten und Koͤnige wollen ſehen, das ihr ſehet, und habens nicht geſe- hen, und hoͤren, das ihr hoͤret, und habens nicht gehoͤret.
Der Heiland, meine Freunde, ſchaͤtzet ſeine Juͤnger in dem verleſenen Text ſelig. Ja er eignet ihnen ein groͤſſer Gluͤck zu, als den Koͤnigen und Propheten altes Bundes. Und zwar redet er von einem gegenwaͤrti- gen Gluͤcke. Er preiſet diejenigen ſelig, welche doch beſtimmt waren, dem Reiche der Finſterniß den Krieg anzukuͤndigen und mit dem Aberglauben und den Laſtern der Welt zu ſtreiten. Und was heiſſet dieſes? Nichts anders, als den Haß der Welt ſich zuziehen, die maͤchtigſten Kinder der Fin- ſterniß wider ſich in eine raſende Wuth bringen, giftige Zungen, rauhe Faͤuſte, Pech, Feuer, und Schwerdt wider ſich in hefftige Bewegung ſetzen. Hiezu hatte
die
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Text. Luc. 10, 23. 24.
Und er wandte ſich zu ſeinen
Juͤngern und ſprach inſonder-
heit: Selig ſind die Augen, die
da ſehen, das ihr ſehet. Dann
ich ſage euch: Viel Propheten
und Koͤnige wollen ſehen, das
ihr ſehet, und habens nicht geſe-
hen, und hoͤren, das ihr hoͤret,
und habens nicht gehoͤret.
Der Heiland, meine Freunde, ſchaͤtzet
ſeine Juͤnger in dem verleſenen Text ſelig.
Ja er eignet ihnen ein groͤſſer Gluͤck zu, als
den Koͤnigen und Propheten altes Bundes.
Und zwar redet er von einem gegenwaͤrti-
gen Gluͤcke. Er preiſet diejenigen ſelig,
welche doch beſtimmt waren, dem Reiche
der Finſterniß den Krieg anzukuͤndigen und
mit dem Aberglauben und den Laſtern der
Welt zu ſtreiten. Und was heiſſet dieſes?
Nichts anders, als den Haß der Welt ſich
zuziehen, die maͤchtigſten Kinder der Fin-
ſterniß wider ſich in eine raſende Wuth
bringen, giftige Zungen, rauhe Faͤuſte,
Pech, Feuer, und Schwerdt wider ſich in
hefftige Bewegung ſetzen. Hiezu hatte
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/429>, abgerufen am 23.11.2024.
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