Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925.Bürstner erbleichte und legte die Hand aufs Herz. K. erschrak deshalb besonders stark, weil er noch ein Weilchen ganz unfähig gewesen war, an etwas anderes zu denken als an die Vorfälle des Morgens und an das Mädchen, dem er sie vorführte. Kaum hatte er sich gefaßt, sprang er zu Fräulein Bürstner und nahm ihre Hand. "Fürchten Sie nichts," flüsterte er, "ich werde alles in Ordnung bringen. Wer kann es aber sein? Hier nebenan ist doch nur das Wohnzimmer, in dem niemand schläft." "Doch," flüsterte Fräulein Bürstner an K.'s Ohr, "seit gestern schläft hier ein Neffe von Frau Grubach, ein Hauptmann. Es ist gerade kein anderes Zimmer frei. Auch ich habe daran vergessen. Daß Sie so schreien mußten! Ich bin unglücklich darüber." "Dafür ist gar kein Grund," sagte K. und küßte, als sie jetzt auf das Kissen zurücksank, ihre Stirn. "Weg, weg," sagte sie und richtete sich eilig wieder auf, "gehn Sie doch, gehn Sie doch, was wollen Sie, er horcht doch an der Tür, er hört doch alles. Wie Sie mich quälen!" "Ich gehe nicht früher," sagte K., "bis Sie ein wenig beruhigt sind. Kommen Sie in die andere Ecke des Zimmers, dort kann er uns nicht hören." Sie ließ sich dorthin Bürstner erbleichte und legte die Hand aufs Herz. K. erschrak deshalb besonders stark, weil er noch ein Weilchen ganz unfähig gewesen war, an etwas anderes zu denken als an die Vorfälle des Morgens und an das Mädchen, dem er sie vorführte. Kaum hatte er sich gefaßt, sprang er zu Fräulein Bürstner und nahm ihre Hand. „Fürchten Sie nichts,“ flüsterte er, „ich werde alles in Ordnung bringen. Wer kann es aber sein? Hier nebenan ist doch nur das Wohnzimmer, in dem niemand schläft.“ „Doch,“ flüsterte Fräulein Bürstner an K.’s Ohr, „seit gestern schläft hier ein Neffe von Frau Grubach, ein Hauptmann. Es ist gerade kein anderes Zimmer frei. Auch ich habe daran vergessen. Daß Sie so schreien mußten! Ich bin unglücklich darüber.“ „Dafür ist gar kein Grund,“ sagte K. und küßte, als sie jetzt auf das Kissen zurücksank, ihre Stirn. „Weg, weg,“ sagte sie und richtete sich eilig wieder auf, „gehn Sie doch, gehn Sie doch, was wollen Sie, er horcht doch an der Tür, er hört doch alles. Wie Sie mich quälen!“ „Ich gehe nicht früher,“ sagte K., „bis Sie ein wenig beruhigt sind. Kommen Sie in die andere Ecke des Zimmers, dort kann er uns nicht hören.“ Sie ließ sich dorthin <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0051" n="49"/> Bürstner erbleichte und legte die Hand aufs Herz. K. erschrak deshalb besonders stark, weil er noch ein Weilchen ganz unfähig gewesen war, an etwas anderes zu denken als an die Vorfälle des Morgens und an das Mädchen, dem er sie vorführte. Kaum hatte er sich gefaßt, sprang er zu Fräulein Bürstner und nahm ihre Hand. „Fürchten Sie nichts,“ flüsterte er, „ich werde alles in Ordnung bringen. Wer kann es aber sein? Hier nebenan ist doch nur das Wohnzimmer, in dem niemand schläft.“ „Doch,“ flüsterte Fräulein Bürstner an K.’s Ohr, „seit gestern schläft hier ein Neffe von Frau Grubach, ein Hauptmann. Es ist gerade kein anderes Zimmer frei. Auch ich habe daran vergessen. Daß Sie so schreien mußten! Ich bin unglücklich darüber.“ „Dafür ist gar kein Grund,“ sagte K. und küßte, als sie jetzt auf das Kissen zurücksank, ihre Stirn. „Weg, weg,“ sagte sie und richtete sich eilig wieder auf, „gehn Sie doch, gehn Sie doch, was wollen Sie, er horcht doch an der Tür, er hört doch alles. Wie Sie mich quälen!“ „Ich gehe nicht früher,“ sagte K., „bis Sie ein wenig beruhigt sind. Kommen Sie in die andere Ecke des Zimmers, dort kann er uns nicht hören.“ Sie ließ sich dorthin </p> </div> </body> </text> </TEI> [49/0051]
Bürstner erbleichte und legte die Hand aufs Herz. K. erschrak deshalb besonders stark, weil er noch ein Weilchen ganz unfähig gewesen war, an etwas anderes zu denken als an die Vorfälle des Morgens und an das Mädchen, dem er sie vorführte. Kaum hatte er sich gefaßt, sprang er zu Fräulein Bürstner und nahm ihre Hand. „Fürchten Sie nichts,“ flüsterte er, „ich werde alles in Ordnung bringen. Wer kann es aber sein? Hier nebenan ist doch nur das Wohnzimmer, in dem niemand schläft.“ „Doch,“ flüsterte Fräulein Bürstner an K.’s Ohr, „seit gestern schläft hier ein Neffe von Frau Grubach, ein Hauptmann. Es ist gerade kein anderes Zimmer frei. Auch ich habe daran vergessen. Daß Sie so schreien mußten! Ich bin unglücklich darüber.“ „Dafür ist gar kein Grund,“ sagte K. und küßte, als sie jetzt auf das Kissen zurücksank, ihre Stirn. „Weg, weg,“ sagte sie und richtete sich eilig wieder auf, „gehn Sie doch, gehn Sie doch, was wollen Sie, er horcht doch an der Tür, er hört doch alles. Wie Sie mich quälen!“ „Ich gehe nicht früher,“ sagte K., „bis Sie ein wenig beruhigt sind. Kommen Sie in die andere Ecke des Zimmers, dort kann er uns nicht hören.“ Sie ließ sich dorthin
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