ausdehnen und abgränzen. "Da wir hier ohne alle Mittel sind," sagte er, "außer meiner eigenen Mappe, welche Sie mir diesen Winter hindurch in die Ihrige hinüberpinseln würden, wenn ich es zu¬ gäbe, so ist es am Besten, wir machen es so: Sie sind zwar noch zu jung dazu und werden noch ein oder zwei Mal mit neuen Erfahrungen von vorn anfangen müssen, ehe Sie etwas Dauer¬ haftes machen. Indessen wollen wir immerhin versuchen, ein Viereck so auszufüllen, daß Sie es im Nothfall verkaufen können!"
Mit der ersten Probe ging es ganz ordentlich; ebenso mit der zweiten und dritten. Die frische Lust, die Einfachheit des Gegenstandes und Rö¬ mer's sichere Erfahrung ließen die Gründe sich wie von selbst aneinander fügen, das Licht wurde ohne Schwierigkeit vertheilt und jede Partie in Licht und Schatten vernünftig und klar ausge¬ füllt, so daß keine nichtssagenden und verworre¬ nen Stellen übrig blieben. Großes Vergnügen gewährte es mir, wenn ich einen oder einige Ge¬ genstände, zu denen die vorliegenden Studien im Licht gehalten waren, in Schatten setzen mußte
ausdehnen und abgraͤnzen. »Da wir hier ohne alle Mittel ſind,« ſagte er, »außer meiner eigenen Mappe, welche Sie mir dieſen Winter hindurch in die Ihrige hinuͤberpinſeln wuͤrden, wenn ich es zu¬ gaͤbe, ſo iſt es am Beſten, wir machen es ſo: Sie ſind zwar noch zu jung dazu und werden noch ein oder zwei Mal mit neuen Erfahrungen von vorn anfangen muͤſſen, ehe Sie etwas Dauer¬ haftes machen. Indeſſen wollen wir immerhin verſuchen, ein Viereck ſo auszufuͤllen, daß Sie es im Nothfall verkaufen koͤnnen!«
Mit der erſten Probe ging es ganz ordentlich; ebenſo mit der zweiten und dritten. Die friſche Luſt, die Einfachheit des Gegenſtandes und Roͤ¬ mer's ſichere Erfahrung ließen die Gruͤnde ſich wie von ſelbſt aneinander fuͤgen, das Licht wurde ohne Schwierigkeit vertheilt und jede Partie in Licht und Schatten vernuͤnftig und klar ausge¬ fuͤllt, ſo daß keine nichtsſagenden und verworre¬ nen Stellen uͤbrig blieben. Großes Vergnuͤgen gewaͤhrte es mir, wenn ich einen oder einige Ge¬ genſtaͤnde, zu denen die vorliegenden Studien im Licht gehalten waren, in Schatten ſetzen mußte
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0082"n="72"/>
ausdehnen und abgraͤnzen. »Da wir hier ohne<lb/>
alle Mittel ſind,« ſagte er, »außer meiner eigenen<lb/>
Mappe, welche Sie mir dieſen Winter hindurch in<lb/>
die Ihrige hinuͤberpinſeln wuͤrden, wenn ich es zu¬<lb/>
gaͤbe, ſo iſt es am Beſten, wir machen es ſo:<lb/>
Sie ſind zwar noch zu jung dazu und werden<lb/>
noch ein oder zwei Mal mit neuen Erfahrungen<lb/>
von vorn anfangen muͤſſen, ehe Sie etwas Dauer¬<lb/>
haftes machen. Indeſſen wollen wir immerhin<lb/>
verſuchen, ein Viereck ſo auszufuͤllen, daß Sie es<lb/>
im Nothfall verkaufen koͤnnen!«</p><lb/><p>Mit der erſten Probe ging es ganz ordentlich;<lb/>
ebenſo mit der zweiten und dritten. Die friſche<lb/>
Luſt, die Einfachheit des Gegenſtandes und Roͤ¬<lb/>
mer's ſichere Erfahrung ließen die Gruͤnde ſich wie<lb/>
von ſelbſt aneinander fuͤgen, das Licht wurde<lb/>
ohne Schwierigkeit vertheilt und jede Partie in<lb/>
Licht und Schatten vernuͤnftig und klar ausge¬<lb/>
fuͤllt, ſo daß keine nichtsſagenden und verworre¬<lb/>
nen Stellen uͤbrig blieben. Großes Vergnuͤgen<lb/>
gewaͤhrte es mir, wenn ich einen oder einige Ge¬<lb/>
genſtaͤnde, zu denen die vorliegenden Studien im<lb/>
Licht gehalten waren, in Schatten ſetzen mußte<lb/></p></div></body></text></TEI>
[72/0082]
ausdehnen und abgraͤnzen. »Da wir hier ohne
alle Mittel ſind,« ſagte er, »außer meiner eigenen
Mappe, welche Sie mir dieſen Winter hindurch in
die Ihrige hinuͤberpinſeln wuͤrden, wenn ich es zu¬
gaͤbe, ſo iſt es am Beſten, wir machen es ſo:
Sie ſind zwar noch zu jung dazu und werden
noch ein oder zwei Mal mit neuen Erfahrungen
von vorn anfangen muͤſſen, ehe Sie etwas Dauer¬
haftes machen. Indeſſen wollen wir immerhin
verſuchen, ein Viereck ſo auszufuͤllen, daß Sie es
im Nothfall verkaufen koͤnnen!«
Mit der erſten Probe ging es ganz ordentlich;
ebenſo mit der zweiten und dritten. Die friſche
Luſt, die Einfachheit des Gegenſtandes und Roͤ¬
mer's ſichere Erfahrung ließen die Gruͤnde ſich wie
von ſelbſt aneinander fuͤgen, das Licht wurde
ohne Schwierigkeit vertheilt und jede Partie in
Licht und Schatten vernuͤnftig und klar ausge¬
fuͤllt, ſo daß keine nichtsſagenden und verworre¬
nen Stellen uͤbrig blieben. Großes Vergnuͤgen
gewaͤhrte es mir, wenn ich einen oder einige Ge¬
genſtaͤnde, zu denen die vorliegenden Studien im
Licht gehalten waren, in Schatten ſetzen mußte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/82>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.