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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Die Ernährung und Pflege.
4. Die Spreu und Schoten.

Spreu und Kaff, sowie Raps- und Rübsenschoten sind weicher und
nahrhafter als das Stroh der bezüglichen Pflanzen. In Verbindung mit Schlempe
und Wurzelwerk leisten sie vorzügliche Dienste. Lupinenspreu und Bohnen-
hülsen
sagen den Schafen, Buchweizen- und Leinsamenspreu den Schwei-
nen zu. Roggen- und Gerstenspreu sollen nur gedämpft, als "Siede", ver-
wendet werden, da sie im rohen Zustande leicht Entzündungen der Maulschleim-
haut verursachen.

5. Die Knollen und Wurzeln.

Die Knollen- und Wurzelfrüchte charakterisiren sich durch ihren großen Wasser-
gehalt (75--90 %), weshalb sie, im Uebermaße verabreicht, leicht erschlaffend auf
die Verdauungswerkzeuge einwirken. Ihre Trockensubstanz zeichnet sich durch einen
großen Gehalt an stickstofffreien Extractstoffen (Stärke, Zucker) aus, welche gegen-
über dem Rauhfutter bei richtiger Futtermischung fast absolut verdaulich sind. Sie
sind arm an Protein und Holzfaser. In passender Mischung mit proteinreichem
Futter, wie mit Rauhfutter (Heu) und concentrirtem Futter (Körner, Hülsenfrüchte,
Oelkuchen etc.), geben sie ein vortreffliches Mast- und Milchfutter für Wiederkäuer
und Futter für Jungvieh und Schweine. Die Hälfte der täglichen Futterration kann
bei Rindvieh in Wurzeln und Knollen gegeben werden, bei Mastvieh selbst etwas
mehr, bei Schafen weniger. Von den Knollen und Wurzeln kommen hauptsächlich
als Futtermittel in Betracht:

1. Die Kartoffel. Als Viehkartoffel eignen sich am besten proteinreichere
und stärkemehlärmere Sorten. Erfrorene, angefaulte und auskeimende Kartoffeln
sind von der Fütterung auszuschließen. Die rohen Kartoffeln sollen vor der Ver-
fütterung gewaschen und verkleinert werden; noch besser ist es, dieselben 6--10
Stunden in Wasser auszulaugen, zu kochen oder zu dämpfen. Sie bilden ein Haupt-
futter für Wiederkäuer und Schweine. An Pferde sollen sie nur im Nothfalle ver-
abreicht werden.

2. Die Topinambur. Von dieser Knollenfrucht gilt, was von der Ver-
wendung der Kartoffeln bemerkt wurde.

3. Die Rübenarten. Dieselben bilden die wichtigste Stütze der Winter-
stallfütterung. Den günstigsten Einfluß auf den Milchertrag äußern die Kohl-
rüben
, dann die Mohrrüben und die Futterrüben. Letztere lassen sich am
leichtesten aufbewahren. Als Mastfutter werden die Kartoffeln höher geschätzt.

6. Die Körner- und Hülsenfrüchte.

Die Körner- und Hülsenfrüchte zeichnen sich durch großen Gehalt an Trocken-
substanz (85.0 -- 92.6 %), Proteinstoffen (7.8 -- 28.0 %) und leicht löslichen
Extractstoffen (29.2--74.5 %), zumeist in Form von Kohlehydraten, aus. Sie
werden daher als Kraftfutter, concentrirte Futterstoffe bezeichnet. Ihr Werth schwankt
jedoch sehr nach Boden, Düngung, Klima, Jahres- und Erntewitterung, Reifegrad,
Varietät etc. Im Allgemeinen zeichnen sich die proteinreicheren Hülsenfrüchte durch

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Die Ernährung und Pflege.
4. Die Spreu und Schoten.

Spreu und Kaff, ſowie Raps- und Rübſenſchoten ſind weicher und
nahrhafter als das Stroh der bezüglichen Pflanzen. In Verbindung mit Schlempe
und Wurzelwerk leiſten ſie vorzügliche Dienſte. Lupinenſpreu und Bohnen-
hülſen
ſagen den Schafen, Buchweizen- und Leinſamenſpreu den Schwei-
nen zu. Roggen- und Gerſtenſpreu ſollen nur gedämpft, als „Siede“, ver-
wendet werden, da ſie im rohen Zuſtande leicht Entzündungen der Maulſchleim-
haut verurſachen.

5. Die Knollen und Wurzeln.

Die Knollen- und Wurzelfrüchte charakteriſiren ſich durch ihren großen Waſſer-
gehalt (75—90 %), weshalb ſie, im Uebermaße verabreicht, leicht erſchlaffend auf
die Verdauungswerkzeuge einwirken. Ihre Trockenſubſtanz zeichnet ſich durch einen
großen Gehalt an ſtickſtofffreien Extractſtoffen (Stärke, Zucker) aus, welche gegen-
über dem Rauhfutter bei richtiger Futtermiſchung faſt abſolut verdaulich ſind. Sie
ſind arm an Proteïn und Holzfaſer. In paſſender Miſchung mit proteïnreichem
Futter, wie mit Rauhfutter (Heu) und concentrirtem Futter (Körner, Hülſenfrüchte,
Oelkuchen ꝛc.), geben ſie ein vortreffliches Maſt- und Milchfutter für Wiederkäuer
und Futter für Jungvieh und Schweine. Die Hälfte der täglichen Futterration kann
bei Rindvieh in Wurzeln und Knollen gegeben werden, bei Maſtvieh ſelbſt etwas
mehr, bei Schafen weniger. Von den Knollen und Wurzeln kommen hauptſächlich
als Futtermittel in Betracht:

1. Die Kartoffel. Als Viehkartoffel eignen ſich am beſten proteïnreichere
und ſtärkemehlärmere Sorten. Erfrorene, angefaulte und auskeimende Kartoffeln
ſind von der Fütterung auszuſchließen. Die rohen Kartoffeln ſollen vor der Ver-
fütterung gewaſchen und verkleinert werden; noch beſſer iſt es, dieſelben 6—10
Stunden in Waſſer auszulaugen, zu kochen oder zu dämpfen. Sie bilden ein Haupt-
futter für Wiederkäuer und Schweine. An Pferde ſollen ſie nur im Nothfalle ver-
abreicht werden.

2. Die Topinambur. Von dieſer Knollenfrucht gilt, was von der Ver-
wendung der Kartoffeln bemerkt wurde.

3. Die Rübenarten. Dieſelben bilden die wichtigſte Stütze der Winter-
ſtallfütterung. Den günſtigſten Einfluß auf den Milchertrag äußern die Kohl-
rüben
, dann die Mohrrüben und die Futterrüben. Letztere laſſen ſich am
leichteſten aufbewahren. Als Maſtfutter werden die Kartoffeln höher geſchätzt.

6. Die Körner- und Hülſenfrüchte.

Die Körner- und Hülſenfrüchte zeichnen ſich durch großen Gehalt an Trocken-
ſubſtanz (85.0 — 92.6 %), Proteïnſtoffen (7.8 — 28.0 %) und leicht löslichen
Extractſtoffen (29.2—74.5 %), zumeiſt in Form von Kohlehydraten, aus. Sie
werden daher als Kraftfutter, concentrirte Futterſtoffe bezeichnet. Ihr Werth ſchwankt
jedoch ſehr nach Boden, Düngung, Klima, Jahres- und Erntewitterung, Reifegrad,
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[67/0083] Die Ernährung und Pflege. 4. Die Spreu und Schoten. Spreu und Kaff, ſowie Raps- und Rübſenſchoten ſind weicher und nahrhafter als das Stroh der bezüglichen Pflanzen. In Verbindung mit Schlempe und Wurzelwerk leiſten ſie vorzügliche Dienſte. Lupinenſpreu und Bohnen- hülſen ſagen den Schafen, Buchweizen- und Leinſamenſpreu den Schwei- nen zu. Roggen- und Gerſtenſpreu ſollen nur gedämpft, als „Siede“, ver- wendet werden, da ſie im rohen Zuſtande leicht Entzündungen der Maulſchleim- haut verurſachen. 5. Die Knollen und Wurzeln. Die Knollen- und Wurzelfrüchte charakteriſiren ſich durch ihren großen Waſſer- gehalt (75—90 %), weshalb ſie, im Uebermaße verabreicht, leicht erſchlaffend auf die Verdauungswerkzeuge einwirken. Ihre Trockenſubſtanz zeichnet ſich durch einen großen Gehalt an ſtickſtofffreien Extractſtoffen (Stärke, Zucker) aus, welche gegen- über dem Rauhfutter bei richtiger Futtermiſchung faſt abſolut verdaulich ſind. Sie ſind arm an Proteïn und Holzfaſer. In paſſender Miſchung mit proteïnreichem Futter, wie mit Rauhfutter (Heu) und concentrirtem Futter (Körner, Hülſenfrüchte, Oelkuchen ꝛc.), geben ſie ein vortreffliches Maſt- und Milchfutter für Wiederkäuer und Futter für Jungvieh und Schweine. Die Hälfte der täglichen Futterration kann bei Rindvieh in Wurzeln und Knollen gegeben werden, bei Maſtvieh ſelbſt etwas mehr, bei Schafen weniger. Von den Knollen und Wurzeln kommen hauptſächlich als Futtermittel in Betracht: 1. Die Kartoffel. Als Viehkartoffel eignen ſich am beſten proteïnreichere und ſtärkemehlärmere Sorten. Erfrorene, angefaulte und auskeimende Kartoffeln ſind von der Fütterung auszuſchließen. Die rohen Kartoffeln ſollen vor der Ver- fütterung gewaſchen und verkleinert werden; noch beſſer iſt es, dieſelben 6—10 Stunden in Waſſer auszulaugen, zu kochen oder zu dämpfen. Sie bilden ein Haupt- futter für Wiederkäuer und Schweine. An Pferde ſollen ſie nur im Nothfalle ver- abreicht werden. 2. Die Topinambur. Von dieſer Knollenfrucht gilt, was von der Ver- wendung der Kartoffeln bemerkt wurde. 3. Die Rübenarten. Dieſelben bilden die wichtigſte Stütze der Winter- ſtallfütterung. Den günſtigſten Einfluß auf den Milchertrag äußern die Kohl- rüben, dann die Mohrrüben und die Futterrüben. Letztere laſſen ſich am leichteſten aufbewahren. Als Maſtfutter werden die Kartoffeln höher geſchätzt. 6. Die Körner- und Hülſenfrüchte. Die Körner- und Hülſenfrüchte zeichnen ſich durch großen Gehalt an Trocken- ſubſtanz (85.0 — 92.6 %), Proteïnſtoffen (7.8 — 28.0 %) und leicht löslichen Extractſtoffen (29.2—74.5 %), zumeiſt in Form von Kohlehydraten, aus. Sie werden daher als Kraftfutter, concentrirte Futterſtoffe bezeichnet. Ihr Werth ſchwankt jedoch ſehr nach Boden, Düngung, Klima, Jahres- und Erntewitterung, Reifegrad, Varietät ꝛc. Im Allgemeinen zeichnen ſich die proteïnreicheren Hülſenfrüchte durch 5*

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/83>, abgerufen am 23.11.2024.