läset sie in dieser Absicht und würdet euch alle die Ge- schichten anzeichnen, in welchen diese Vorhersagung des Herrn augenscheinlich erfüllt ist. Nichts bringt in der Schriftkenntniß weiter, und nichts macht sicherer und fester darin, als solche Vergleichungen.
Dabey bleibt es also, Jünger und Jüngerin Je- su Christi! In der Welt wirst du Angst haben, von der Welt wirst du aufs bitterste gehasset, aufs liebloseste ver- folget -- oder verurtheilt werden. Vielleicht werden dei- ne eigensten Hausgenossen, deine Brüder, Verwandte, Mitbürger -- -- deine ärgsten Feinde deine Verräther an tyrannische Obrigkeiten seyn. Sey mannlich! Chri- stus hat die Welt überwunden und der Glaube an Ihn ist der Sieg, der Ihm nach die Welt überwindet.
Einem Christenthum, das nicht durch Trübsal und Verfolgung gegangen ist, ist noch nicht fest zu trauen, so wenig einer Sanftmuth zu trauen ist, die noch keine Rei- zungen zum Zorn, zur Ungeduld erfahren und überwunden hat. Trübsal und Verfolgung erprobet und läutert das Christenthum, wie Gold im Feuer erprobet und geläutert wird. Trübsal und Verfolgung söndert Wai- zen und Spreuer, scheidet guten Saamen und Unkraut. In Zeiten allgemeiner Sicherheit und Ruhe, in einem Lande, wo man durch Gesetze zum Christusbekenntniß verbunden ist -- wie leicht ist dieses Bekenntniß! Aber in Zeiten des herrschenden Unglaubens, in Zeiten allge- meiner Noth und Trübsal -- Aber im Angesichte täu- schender Verführer und grausamer Henker -- wie schwehr,
wie
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Verfolgung und Abfall der Bekenner Jeſu.
läſet ſie in dieſer Abſicht und würdet euch alle die Ge- ſchichten anzeichnen, in welchen dieſe Vorherſagung des Herrn augenſcheinlich erfüllt iſt. Nichts bringt in der Schriftkenntniß weiter, und nichts macht ſicherer und feſter darin, als ſolche Vergleichungen.
Dabey bleibt es alſo, Jünger und Jüngerin Je- ſu Chriſti! In der Welt wirſt du Angſt haben, von der Welt wirſt du aufs bitterſte gehaſſet, aufs liebloſeſte ver- folget — oder verurtheilt werden. Vielleicht werden dei- ne eigenſten Hausgenoſſen, deine Brüder, Verwandte, Mitbürger — — deine ärgſten Feinde deine Verräther an tyranniſche Obrigkeiten ſeyn. Sey mannlich! Chri- ſtus hat die Welt überwunden und der Glaube an Ihn iſt der Sieg, der Ihm nach die Welt überwindet.
Einem Chriſtenthum, das nicht durch Trübſal und Verfolgung gegangen iſt, iſt noch nicht feſt zu trauen, ſo wenig einer Sanftmuth zu trauen iſt, die noch keine Rei- zungen zum Zorn, zur Ungeduld erfahren und überwunden hat. Trübſal und Verfolgung erprobet und läutert das Chriſtenthum, wie Gold im Feuer erprobet und geläutert wird. Trübſal und Verfolgung ſöndert Wai- zen und Spreuer, ſcheidet guten Saamen und Unkraut. In Zeiten allgemeiner Sicherheit und Ruhe, in einem Lande, wo man durch Geſetze zum Chriſtusbekenntniß verbunden iſt — wie leicht iſt dieſes Bekenntniß! Aber in Zeiten des herrſchenden Unglaubens, in Zeiten allge- meiner Noth und Trübſal — Aber im Angeſichte täu- ſchender Verführer und grauſamer Henker — wie ſchwehr,
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[387[407]/0415]
Verfolgung und Abfall der Bekenner Jeſu.
läſet ſie in dieſer Abſicht und würdet euch alle die Ge-
ſchichten anzeichnen, in welchen dieſe Vorherſagung des
Herrn augenſcheinlich erfüllt iſt. Nichts bringt in der
Schriftkenntniß weiter, und nichts macht ſicherer und
feſter darin, als ſolche Vergleichungen.
Dabey bleibt es alſo, Jünger und Jüngerin Je-
ſu Chriſti! In der Welt wirſt du Angſt haben, von der
Welt wirſt du aufs bitterſte gehaſſet, aufs liebloſeſte ver-
folget — oder verurtheilt werden. Vielleicht werden dei-
ne eigenſten Hausgenoſſen, deine Brüder, Verwandte,
Mitbürger — — deine ärgſten Feinde deine Verräther
an tyranniſche Obrigkeiten ſeyn. Sey mannlich! Chri-
ſtus hat die Welt überwunden und der Glaube an Ihn
iſt der Sieg, der Ihm nach die Welt überwindet.
Einem Chriſtenthum, das nicht durch Trübſal und
Verfolgung gegangen iſt, iſt noch nicht feſt zu trauen, ſo
wenig einer Sanftmuth zu trauen iſt, die noch keine Rei-
zungen zum Zorn, zur Ungeduld erfahren und überwunden
hat. Trübſal und Verfolgung erprobet und läutert
das Chriſtenthum, wie Gold im Feuer erprobet und
geläutert wird. Trübſal und Verfolgung ſöndert Wai-
zen und Spreuer, ſcheidet guten Saamen und Unkraut.
In Zeiten allgemeiner Sicherheit und Ruhe, in einem
Lande, wo man durch Geſetze zum Chriſtusbekenntniß
verbunden iſt — wie leicht iſt dieſes Bekenntniß! Aber
in Zeiten des herrſchenden Unglaubens, in Zeiten allge-
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ſchender Verführer und grauſamer Henker — wie ſchwehr,
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 387[407]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/415>, abgerufen am 23.11.2024.
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