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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Aufbereitung der Steinkohlen.
gelegenen Zerkleinerungsapparate zurückbefördert werden, Berge müssen,
um auf die Halde gestürzt werden zu können, gehoben werden, u. s. w.

Für die Entleerung der Kohlenwagen dienen mechanische Kipp-
vorrichtungen, mit deren Hilfe der ankommende Wagen selbst gekippt
wird. Eine der üblichsten dieser Vorrichtungen ist der sogenannte
Kreiselwipper, bestehend aus einem Paar aufrecht stehender, paralleler,
starker Eisenringe in entsprechendem Abstande von einander, durch
Querschienen unter einander verbunden und auf vier Rollen ruhend.
Durch Handkurbel und Getriebe, oder, besser noch, von einer durch
Elementarkraft betriebenen Transmissionswelle aus durch Frictionsrollen
lässt sich der Kreiselwipper in langsame Drehung um seine, durch die
Mittelpunkte beider Ringe gehende Achse versetzen. Zuvor wird der
zu entleerende Förderwagen auf Schienen, welche von einem Ringe zum
andern hinüberführen, dazwischen geschoben und durch irgend eine
einfache Vorrichtung in seiner Stellung festgehalten, so dass er die
Drehung mitzumachen gezwungen ist.

Als mechanische Vorrichtungen zum Heben der Kohlen (Eleva-
toren
) pflegt man Becherwerke (Paternosterwerke) zu benutzen.
Jedes Becherwerk besteht aus zwei endlosen parallelen Ketten mit langen,
aus flachen Stäben gebildeten Gliedern. Oben und unten ist jede dieser
beiden Ketten über einen sechsseitigen Radstern geführt und beide zu
einander gehörigen Radsterne sind durch querlaufende Eisenstäbe in den
Ecken des Sechseckes zu einem Art Korbe verbunden. Von einer
Transmissionswelle aus wird die Achse eines der beiden Körbe in
Drehung versetzt, wodurch nunmehr auch beide Ketten umlaufende
Bewegung erhalten. Letztere aber sind durch Querstäbe am Ende jedes
Gliedes ebenso wie die Radsterne unter einander verbunden und an
jedem dritten Querstabe ist ein eiserner Becher von ca. 15--20 l Inhalt
angenietet, welcher die Bewegung der Ketten mitmacht, an der tiefsten
Stelle in die Aufschüttung der zu fördernden Körper eintaucht, sich
füllt, dann emporsteigt und an der höchsten Stelle beim Beginne des
Niederganges, welchen er natürlich in umgekehrter Stellung ausführt,
sich wieder entleert.

Die Art und Weise, wie die einzelnen Arbeiten einer Kohlenwäsche
ineinander greifen, wird am besten durch folgenden, von Kreischer
mitgetheilten, Stammbaum der Lührig'schen Kohlenwäsche beim
Brückenbergschachte zu Zwickau veranschaulicht (S. 58 u. 59).


Es ist leicht erklärlich, dass auch die sorgfältigste Aufbereitung
nicht im Stande ist, die Steinkohlen vollständig von ihrem Aschen-
gehalte zu befreien. Wie weit dieses möglich ist, hängt zum grössten
Theile von der Beschaffenheit der Kohle selbst sowie der begleitenden
fremden Körper ab. Eine stark durchwachsene Kohle und eine solche,
deren fremde Bestandtheile leicht Staubform annehmen, wird immer bei
der Aufbereitung einen grösseren Aschengehalt behalten. Als Beispiel
möge die Notiz einen Platz finden, dass in der erwähnten Wäsche des
Brückenbergschachtes der Aschengehalt einer aschenreichen Kohle mit
durchschnittlich 25 Proc. Asche auf 5--6 Proc. abgemindert wird, wobei
per Stunde 800 Ctr. Kohle gewaschen werden.

Die Aufbereitung der Steinkohlen.
gelegenen Zerkleinerungsapparate zurückbefördert werden, Berge müssen,
um auf die Halde gestürzt werden zu können, gehoben werden, u. s. w.

Für die Entleerung der Kohlenwagen dienen mechanische Kipp-
vorrichtungen, mit deren Hilfe der ankommende Wagen selbst gekippt
wird. Eine der üblichsten dieser Vorrichtungen ist der sogenannte
Kreiselwipper, bestehend aus einem Paar aufrecht stehender, paralleler,
starker Eisenringe in entsprechendem Abstande von einander, durch
Querschienen unter einander verbunden und auf vier Rollen ruhend.
Durch Handkurbel und Getriebe, oder, besser noch, von einer durch
Elementarkraft betriebenen Transmissionswelle aus durch Frictionsrollen
lässt sich der Kreiselwipper in langsame Drehung um seine, durch die
Mittelpunkte beider Ringe gehende Achse versetzen. Zuvor wird der
zu entleerende Förderwagen auf Schienen, welche von einem Ringe zum
andern hinüberführen, dazwischen geschoben und durch irgend eine
einfache Vorrichtung in seiner Stellung festgehalten, so dass er die
Drehung mitzumachen gezwungen ist.

Als mechanische Vorrichtungen zum Heben der Kohlen (Eleva-
toren
) pflegt man Becherwerke (Paternosterwerke) zu benutzen.
Jedes Becherwerk besteht aus zwei endlosen parallelen Ketten mit langen,
aus flachen Stäben gebildeten Gliedern. Oben und unten ist jede dieser
beiden Ketten über einen sechsseitigen Radstern geführt und beide zu
einander gehörigen Radsterne sind durch querlaufende Eisenstäbe in den
Ecken des Sechseckes zu einem Art Korbe verbunden. Von einer
Transmissionswelle aus wird die Achse eines der beiden Körbe in
Drehung versetzt, wodurch nunmehr auch beide Ketten umlaufende
Bewegung erhalten. Letztere aber sind durch Querstäbe am Ende jedes
Gliedes ebenso wie die Radsterne unter einander verbunden und an
jedem dritten Querstabe ist ein eiserner Becher von ca. 15—20 l Inhalt
angenietet, welcher die Bewegung der Ketten mitmacht, an der tiefsten
Stelle in die Aufschüttung der zu fördernden Körper eintaucht, sich
füllt, dann emporsteigt und an der höchsten Stelle beim Beginne des
Niederganges, welchen er natürlich in umgekehrter Stellung ausführt,
sich wieder entleert.

Die Art und Weise, wie die einzelnen Arbeiten einer Kohlenwäsche
ineinander greifen, wird am besten durch folgenden, von Kreischer
mitgetheilten, Stammbaum der Lührig’schen Kohlenwäsche beim
Brückenbergschachte zu Zwickau veranschaulicht (S. 58 u. 59).


Es ist leicht erklärlich, dass auch die sorgfältigste Aufbereitung
nicht im Stande ist, die Steinkohlen vollständig von ihrem Aschen-
gehalte zu befreien. Wie weit dieses möglich ist, hängt zum grössten
Theile von der Beschaffenheit der Kohle selbst sowie der begleitenden
fremden Körper ab. Eine stark durchwachsene Kohle und eine solche,
deren fremde Bestandtheile leicht Staubform annehmen, wird immer bei
der Aufbereitung einen grösseren Aschengehalt behalten. Als Beispiel
möge die Notiz einen Platz finden, dass in der erwähnten Wäsche des
Brückenbergschachtes der Aschengehalt einer aschenreichen Kohle mit
durchschnittlich 25 Proc. Asche auf 5—6 Proc. abgemindert wird, wobei
per Stunde 800 Ctr. Kohle gewaschen werden.

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[57/0085] Die Aufbereitung der Steinkohlen. gelegenen Zerkleinerungsapparate zurückbefördert werden, Berge müssen, um auf die Halde gestürzt werden zu können, gehoben werden, u. s. w. Für die Entleerung der Kohlenwagen dienen mechanische Kipp- vorrichtungen, mit deren Hilfe der ankommende Wagen selbst gekippt wird. Eine der üblichsten dieser Vorrichtungen ist der sogenannte Kreiselwipper, bestehend aus einem Paar aufrecht stehender, paralleler, starker Eisenringe in entsprechendem Abstande von einander, durch Querschienen unter einander verbunden und auf vier Rollen ruhend. Durch Handkurbel und Getriebe, oder, besser noch, von einer durch Elementarkraft betriebenen Transmissionswelle aus durch Frictionsrollen lässt sich der Kreiselwipper in langsame Drehung um seine, durch die Mittelpunkte beider Ringe gehende Achse versetzen. Zuvor wird der zu entleerende Förderwagen auf Schienen, welche von einem Ringe zum andern hinüberführen, dazwischen geschoben und durch irgend eine einfache Vorrichtung in seiner Stellung festgehalten, so dass er die Drehung mitzumachen gezwungen ist. Als mechanische Vorrichtungen zum Heben der Kohlen (Eleva- toren) pflegt man Becherwerke (Paternosterwerke) zu benutzen. Jedes Becherwerk besteht aus zwei endlosen parallelen Ketten mit langen, aus flachen Stäben gebildeten Gliedern. Oben und unten ist jede dieser beiden Ketten über einen sechsseitigen Radstern geführt und beide zu einander gehörigen Radsterne sind durch querlaufende Eisenstäbe in den Ecken des Sechseckes zu einem Art Korbe verbunden. Von einer Transmissionswelle aus wird die Achse eines der beiden Körbe in Drehung versetzt, wodurch nunmehr auch beide Ketten umlaufende Bewegung erhalten. Letztere aber sind durch Querstäbe am Ende jedes Gliedes ebenso wie die Radsterne unter einander verbunden und an jedem dritten Querstabe ist ein eiserner Becher von ca. 15—20 l Inhalt angenietet, welcher die Bewegung der Ketten mitmacht, an der tiefsten Stelle in die Aufschüttung der zu fördernden Körper eintaucht, sich füllt, dann emporsteigt und an der höchsten Stelle beim Beginne des Niederganges, welchen er natürlich in umgekehrter Stellung ausführt, sich wieder entleert. Die Art und Weise, wie die einzelnen Arbeiten einer Kohlenwäsche ineinander greifen, wird am besten durch folgenden, von Kreischer mitgetheilten, Stammbaum der Lührig’schen Kohlenwäsche beim Brückenbergschachte zu Zwickau veranschaulicht (S. 58 u. 59). Es ist leicht erklärlich, dass auch die sorgfältigste Aufbereitung nicht im Stande ist, die Steinkohlen vollständig von ihrem Aschen- gehalte zu befreien. Wie weit dieses möglich ist, hängt zum grössten Theile von der Beschaffenheit der Kohle selbst sowie der begleitenden fremden Körper ab. Eine stark durchwachsene Kohle und eine solche, deren fremde Bestandtheile leicht Staubform annehmen, wird immer bei der Aufbereitung einen grösseren Aschengehalt behalten. Als Beispiel möge die Notiz einen Platz finden, dass in der erwähnten Wäsche des Brückenbergschachtes der Aschengehalt einer aschenreichen Kohle mit durchschnittlich 25 Proc. Asche auf 5—6 Proc. abgemindert wird, wobei per Stunde 800 Ctr. Kohle gewaschen werden.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/85>, abgerufen am 30.11.2024.