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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Darstellung des Schweisseisens.
arbeitung, gewöhnlich durch Schweissen und Auswalzen, zu Handels-
waare (vergl. unten Verarbeitung des Schweisseisens), mitunter durch
einen Schmelzprocess zu Flusseisen. Zunächst jedoch werden sie ge-
wogen, dann gewöhnlich unter einer Presse durchgebrochen, so dass
die Bruchfläche erkennbar wird, und dem Aussehen dieser Bruchfläche
zufolge (ob sehnig, feinkörnig, grobkörnig oder melirt) sortirt.

Wenn der Puddelofen entleert ist, wird der Herd nachgesehen und
nöthigenfalls ausgebessert, der Rost gereinigt und zu einem neuen Ein-
satze geschritten. Die gesammte Zeitdauer der Verarbeitung eines Ein-
satzes bis zu dem Wiederbeginn des Einsetzens pflegt -- abweichend
nach der Beschaffenheit des Roheisens -- 11/2--2 Stunden zu sein, so
dass also in 24 Stunden 12--16 Einsätze verarbeitet werden. Ein ein-
facher Puddelofen wird der Regel nach von 2 Arbeitern per Schicht
bedient, während durch einen dritten Arbeiter, der für mehrere Oefen
gemeinschaftlich angestellt zu sein pflegt, die Handlangerarbeiten (Her-
beiholen der Materialien, Hilfe beim Luppentransporte u. s. w.) besorgt
werden. Nach 12 stündiger Schicht findet gewöhnlich Ablösung statt,
so dass bei ununterbrochenem Betriebe im Ganzen 4 Puddler nebst dem
Handlanger zur Bedienung eines Ofens erforderlich sind.

Der Abbrand des Roheisens pflegt zwischen 8 und 15 Proc. zu
schwanken. Er ist abhängig theils von der Beschaffenheit des Roheisens
und naturgemäss um so grösser, je mehr fremde, beim Frischen aus-
tretende Bestandtheile neben Kohlenstoff dasselbe enthält, theils aber
auch von der Einrichtung des Ofens und der Leitung des Processes.
Je heisser eingeschmolzen wird, je weniger lange also das Eisen im
ungeschmolzenen Zustande der Einwirkung der Flamme preisgegeben
ist, desto niedriger wird im Allgemeinen der Abbrand sein. Mangel
an oxydreicher Schlacke im Puddelofen muss zu erhöhtem Abbrande
Veranlassung geben; u. s. f.

Jenem Abbrande entsprechend sind also zur Darstellung von 1000 kg
Rohschienen etwa 1140 kg Roheisen erforderlich.

Der Brennstoffverbrauch zur Darstellung von 1000 kg Roh-
schienen pflegt bei Anwendung von Steinkohlen und einfachen Oefen
mit directer Feuerung 800--900 kg zu betragen, wenn man gewöhn-
liches Weisseisen auf sehniges schmiedbares Eisen verarbeitet; bei Dar-
stellung von Stahl steigt der Brennstoffverbrauch auf 1300 kg und
darüber. Der Grund hierfür liegt in der längeren Zeitdauer des Pro-
cesses wie der Nothwendigkeit, hohe Temperatur bei wenig oxydirender
Flamme im Ofen zu erhalten.

Dass bei Doppelöfen mit Gasfeuerung der Brennstoffverbrauch mit-
unter erheblich niedriger ausfalle (600 kg bei Sehneeisendarstellung aus
gewöhnlichem Weisseisen), wurde schon oben erwähnt.

Ungünstiger ist der Brennstoffaufwand bei Verwendung von Braun-
kohlen. Abgesehen von der an und für sich geringeren Wärmeleistung
dieser Brennstoffe müssen reichlichere Mengen derselben verbrannt
werden, lediglich um die erforderliche Temperatur im Ofen hervorzu-
bringen. Nach Borbely gebraucht man auf ungarischen Eisenwerken
bei directer Feuerung 2500--3000 kg Braunkohlen per 1000 kg Luppen-
eisen; nach Einführung von Doppelöfen mit Siemensfeuerung ermässigte

Die Darstellung des Schweisseisens.
arbeitung, gewöhnlich durch Schweissen und Auswalzen, zu Handels-
waare (vergl. unten Verarbeitung des Schweisseisens), mitunter durch
einen Schmelzprocess zu Flusseisen. Zunächst jedoch werden sie ge-
wogen, dann gewöhnlich unter einer Presse durchgebrochen, so dass
die Bruchfläche erkennbar wird, und dem Aussehen dieser Bruchfläche
zufolge (ob sehnig, feinkörnig, grobkörnig oder melirt) sortirt.

Wenn der Puddelofen entleert ist, wird der Herd nachgesehen und
nöthigenfalls ausgebessert, der Rost gereinigt und zu einem neuen Ein-
satze geschritten. Die gesammte Zeitdauer der Verarbeitung eines Ein-
satzes bis zu dem Wiederbeginn des Einsetzens pflegt — abweichend
nach der Beschaffenheit des Roheisens — 1½—2 Stunden zu sein, so
dass also in 24 Stunden 12—16 Einsätze verarbeitet werden. Ein ein-
facher Puddelofen wird der Regel nach von 2 Arbeitern per Schicht
bedient, während durch einen dritten Arbeiter, der für mehrere Oefen
gemeinschaftlich angestellt zu sein pflegt, die Handlangerarbeiten (Her-
beiholen der Materialien, Hilfe beim Luppentransporte u. s. w.) besorgt
werden. Nach 12 stündiger Schicht findet gewöhnlich Ablösung statt,
so dass bei ununterbrochenem Betriebe im Ganzen 4 Puddler nebst dem
Handlanger zur Bedienung eines Ofens erforderlich sind.

Der Abbrand des Roheisens pflegt zwischen 8 und 15 Proc. zu
schwanken. Er ist abhängig theils von der Beschaffenheit des Roheisens
und naturgemäss um so grösser, je mehr fremde, beim Frischen aus-
tretende Bestandtheile neben Kohlenstoff dasselbe enthält, theils aber
auch von der Einrichtung des Ofens und der Leitung des Processes.
Je heisser eingeschmolzen wird, je weniger lange also das Eisen im
ungeschmolzenen Zustande der Einwirkung der Flamme preisgegeben
ist, desto niedriger wird im Allgemeinen der Abbrand sein. Mangel
an oxydreicher Schlacke im Puddelofen muss zu erhöhtem Abbrande
Veranlassung geben; u. s. f.

Jenem Abbrande entsprechend sind also zur Darstellung von 1000 kg
Rohschienen etwa 1140 kg Roheisen erforderlich.

Der Brennstoffverbrauch zur Darstellung von 1000 kg Roh-
schienen pflegt bei Anwendung von Steinkohlen und einfachen Oefen
mit directer Feuerung 800—900 kg zu betragen, wenn man gewöhn-
liches Weisseisen auf sehniges schmiedbares Eisen verarbeitet; bei Dar-
stellung von Stahl steigt der Brennstoffverbrauch auf 1300 kg und
darüber. Der Grund hierfür liegt in der längeren Zeitdauer des Pro-
cesses wie der Nothwendigkeit, hohe Temperatur bei wenig oxydirender
Flamme im Ofen zu erhalten.

Dass bei Doppelöfen mit Gasfeuerung der Brennstoffverbrauch mit-
unter erheblich niedriger ausfalle (600 kg bei Sehneeisendarstellung aus
gewöhnlichem Weisseisen), wurde schon oben erwähnt.

Ungünstiger ist der Brennstoffaufwand bei Verwendung von Braun-
kohlen. Abgesehen von der an und für sich geringeren Wärmeleistung
dieser Brennstoffe müssen reichlichere Mengen derselben verbrannt
werden, lediglich um die erforderliche Temperatur im Ofen hervorzu-
bringen. Nach Borbély gebraucht man auf ungarischen Eisenwerken
bei directer Feuerung 2500—3000 kg Braunkohlen per 1000 kg Luppen-
eisen; nach Einführung von Doppelöfen mit Siemensfeuerung ermässigte

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[790/0866] Die Darstellung des Schweisseisens. arbeitung, gewöhnlich durch Schweissen und Auswalzen, zu Handels- waare (vergl. unten Verarbeitung des Schweisseisens), mitunter durch einen Schmelzprocess zu Flusseisen. Zunächst jedoch werden sie ge- wogen, dann gewöhnlich unter einer Presse durchgebrochen, so dass die Bruchfläche erkennbar wird, und dem Aussehen dieser Bruchfläche zufolge (ob sehnig, feinkörnig, grobkörnig oder melirt) sortirt. Wenn der Puddelofen entleert ist, wird der Herd nachgesehen und nöthigenfalls ausgebessert, der Rost gereinigt und zu einem neuen Ein- satze geschritten. Die gesammte Zeitdauer der Verarbeitung eines Ein- satzes bis zu dem Wiederbeginn des Einsetzens pflegt — abweichend nach der Beschaffenheit des Roheisens — 1½—2 Stunden zu sein, so dass also in 24 Stunden 12—16 Einsätze verarbeitet werden. Ein ein- facher Puddelofen wird der Regel nach von 2 Arbeitern per Schicht bedient, während durch einen dritten Arbeiter, der für mehrere Oefen gemeinschaftlich angestellt zu sein pflegt, die Handlangerarbeiten (Her- beiholen der Materialien, Hilfe beim Luppentransporte u. s. w.) besorgt werden. Nach 12 stündiger Schicht findet gewöhnlich Ablösung statt, so dass bei ununterbrochenem Betriebe im Ganzen 4 Puddler nebst dem Handlanger zur Bedienung eines Ofens erforderlich sind. Der Abbrand des Roheisens pflegt zwischen 8 und 15 Proc. zu schwanken. Er ist abhängig theils von der Beschaffenheit des Roheisens und naturgemäss um so grösser, je mehr fremde, beim Frischen aus- tretende Bestandtheile neben Kohlenstoff dasselbe enthält, theils aber auch von der Einrichtung des Ofens und der Leitung des Processes. Je heisser eingeschmolzen wird, je weniger lange also das Eisen im ungeschmolzenen Zustande der Einwirkung der Flamme preisgegeben ist, desto niedriger wird im Allgemeinen der Abbrand sein. Mangel an oxydreicher Schlacke im Puddelofen muss zu erhöhtem Abbrande Veranlassung geben; u. s. f. Jenem Abbrande entsprechend sind also zur Darstellung von 1000 kg Rohschienen etwa 1140 kg Roheisen erforderlich. Der Brennstoffverbrauch zur Darstellung von 1000 kg Roh- schienen pflegt bei Anwendung von Steinkohlen und einfachen Oefen mit directer Feuerung 800—900 kg zu betragen, wenn man gewöhn- liches Weisseisen auf sehniges schmiedbares Eisen verarbeitet; bei Dar- stellung von Stahl steigt der Brennstoffverbrauch auf 1300 kg und darüber. Der Grund hierfür liegt in der längeren Zeitdauer des Pro- cesses wie der Nothwendigkeit, hohe Temperatur bei wenig oxydirender Flamme im Ofen zu erhalten. Dass bei Doppelöfen mit Gasfeuerung der Brennstoffverbrauch mit- unter erheblich niedriger ausfalle (600 kg bei Sehneeisendarstellung aus gewöhnlichem Weisseisen), wurde schon oben erwähnt. Ungünstiger ist der Brennstoffaufwand bei Verwendung von Braun- kohlen. Abgesehen von der an und für sich geringeren Wärmeleistung dieser Brennstoffe müssen reichlichere Mengen derselben verbrannt werden, lediglich um die erforderliche Temperatur im Ofen hervorzu- bringen. Nach Borbély gebraucht man auf ungarischen Eisenwerken bei directer Feuerung 2500—3000 kg Braunkohlen per 1000 kg Luppen- eisen; nach Einführung von Doppelöfen mit Siemensfeuerung ermässigte

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 790. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/866>, abgerufen am 27.09.2024.