Erhitzung leicht einen Theil ihres Sauerstoffes ab; die anderen -- und diese Mittel sind gerade diejenigen, deren Wirkung sich am vortheil- haftesten bewährte -- erhöhen gleichzeitig die basische Beschaffenheit der Schlacken und erniedrigen die Schmelztemperatur derselben. Es ist bekannt, dass Phosphor und Schwefel leichter von basischen als von sauren Schlacken aufgenommen werden (ersterer als Phosphat, letzterer als Schwefelmetall), und dass auch schon die Anwesenheit einer eisenreichen Schlacke allein ausreicht, einen grossen Theil des Phosphors zu verschlacken, sofern die Temperatur nicht allzu hoch ist; mit dem Eisengehalte aber steigt die Schmelztemperatur der Schlacke und sie wird schliesslich so dickflüssig -- "trocken" sagt man in den Puddelwerken --, dass sie die Erzielung eines brauchbaren Eisens erschwert. Durch den Hinzutritt anderer Basen, insbesondere Mangan- oxydul oder Alkalien, lässt sich, wie bekannt, dieser Uebelstand ab- mindern, und die genannten Körper gewähren obenein den Vortheil, als kräftigere Basen zu wirken.
Gewisse Verbindungen, welche verschiedentlich angewendet worden sind, erstrecken ihre Wirksamkeit gleichzeitig in beiden erwähnten Richtungen -- als Oxydationsmittel und als Basenbildner; hierher gehören Braunstein und Salpeter.
Häufig hat man Chloride oder Fluoride zur Anwendung gebracht: Kochsalz, oder ein Gemisch desselben mit Chlorcalcium (Scheerer'- sches Pulver), auch Stassfurter Kalisalze, oder Flussspath. Die in früherer Zeit vielfach gehegte Ansicht, dass durch den Chlor- oder Fluorgehalt dieser Körper Phosphor verflüchtigt werde, hat sich zwar nicht bestätigt, da sich der ganze Phosphorgehalt in der Schlacke wieder- findet, während sowohl die Alkalien wie Chlor und Fluor im Verlaufe des Processes allmählich verflüchtigt werden; eine gewisse Wirksam- keit ist indess jenen Verbindungen nicht abzusprechen, indem sie wenig- stens im Anfange des Processes, wo die Phosphorabscheidung in der niedrigeren Temperatur am leichtesten von Statten geht, die Bildung basischer und doch leichtflüssiger Schlacken befördern. Flussspath bildete im Laufe der siebenziger Jahre ein nicht selten benutztes Zu- satzmittel beim Verpuddeln phosphorreichen Eisens.
Einen ungefähren Maassstab für die Wirkung solcher Zusätze erhält man durch einen Vergleich folgender Analysen von Eisen und Schlacke, theils mit, theils ohne Zuschlag unter übrigens ganz gleichen Verhältnissen im Puddelofen erzeugt.1) Als Material diente ein weisses, etwas manganhaltiges, sehr phosphorreiches Roheisen von Ilseder Hütte.2) Als Zuschlag wurde ein Gemisch von Flussspath mit Braunstein, Chlor- natrium und Chlorkalium gegeben. Es enthielt:
a) Das Eisen:
[Tabelle]
1) Die Analysen wurden von mir im Jahre 1876 für ein befreundetes Eisen- werk angestellt, welches sich von der Wirkungsweise der Zuschläge überzeugen wollte.
2) Vollständige Analysen Ilseder Roheisens auf S. 315.
Die Darstellung des Schweisseisens.
Erhitzung leicht einen Theil ihres Sauerstoffes ab; die anderen — und diese Mittel sind gerade diejenigen, deren Wirkung sich am vortheil- haftesten bewährte — erhöhen gleichzeitig die basische Beschaffenheit der Schlacken und erniedrigen die Schmelztemperatur derselben. Es ist bekannt, dass Phosphor und Schwefel leichter von basischen als von sauren Schlacken aufgenommen werden (ersterer als Phosphat, letzterer als Schwefelmetall), und dass auch schon die Anwesenheit einer eisenreichen Schlacke allein ausreicht, einen grossen Theil des Phosphors zu verschlacken, sofern die Temperatur nicht allzu hoch ist; mit dem Eisengehalte aber steigt die Schmelztemperatur der Schlacke und sie wird schliesslich so dickflüssig — „trocken“ sagt man in den Puddelwerken —, dass sie die Erzielung eines brauchbaren Eisens erschwert. Durch den Hinzutritt anderer Basen, insbesondere Mangan- oxydul oder Alkalien, lässt sich, wie bekannt, dieser Uebelstand ab- mindern, und die genannten Körper gewähren obenein den Vortheil, als kräftigere Basen zu wirken.
Gewisse Verbindungen, welche verschiedentlich angewendet worden sind, erstrecken ihre Wirksamkeit gleichzeitig in beiden erwähnten Richtungen — als Oxydationsmittel und als Basenbildner; hierher gehören Braunstein und Salpeter.
Häufig hat man Chloride oder Fluoride zur Anwendung gebracht: Kochsalz, oder ein Gemisch desselben mit Chlorcalcium (Scheerer’- sches Pulver), auch Stassfurter Kalisalze, oder Flussspath. Die in früherer Zeit vielfach gehegte Ansicht, dass durch den Chlor- oder Fluorgehalt dieser Körper Phosphor verflüchtigt werde, hat sich zwar nicht bestätigt, da sich der ganze Phosphorgehalt in der Schlacke wieder- findet, während sowohl die Alkalien wie Chlor und Fluor im Verlaufe des Processes allmählich verflüchtigt werden; eine gewisse Wirksam- keit ist indess jenen Verbindungen nicht abzusprechen, indem sie wenig- stens im Anfange des Processes, wo die Phosphorabscheidung in der niedrigeren Temperatur am leichtesten von Statten geht, die Bildung basischer und doch leichtflüssiger Schlacken befördern. Flussspath bildete im Laufe der siebenziger Jahre ein nicht selten benutztes Zu- satzmittel beim Verpuddeln phosphorreichen Eisens.
Einen ungefähren Maassstab für die Wirkung solcher Zusätze erhält man durch einen Vergleich folgender Analysen von Eisen und Schlacke, theils mit, theils ohne Zuschlag unter übrigens ganz gleichen Verhältnissen im Puddelofen erzeugt.1) Als Material diente ein weisses, etwas manganhaltiges, sehr phosphorreiches Roheisen von Ilseder Hütte.2) Als Zuschlag wurde ein Gemisch von Flussspath mit Braunstein, Chlor- natrium und Chlorkalium gegeben. Es enthielt:
a) Das Eisen:
[Tabelle]
1) Die Analysen wurden von mir im Jahre 1876 für ein befreundetes Eisen- werk angestellt, welches sich von der Wirkungsweise der Zuschläge überzeugen wollte.
2) Vollständige Analysen Ilseder Roheisens auf S. 315.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0870"n="794"/><fwplace="top"type="header">Die Darstellung des Schweisseisens.</fw><lb/>
Erhitzung leicht einen Theil ihres Sauerstoffes ab; die anderen — und<lb/>
diese Mittel sind gerade diejenigen, deren Wirkung sich am vortheil-<lb/>
haftesten bewährte — erhöhen gleichzeitig die basische Beschaffenheit<lb/>
der Schlacken und erniedrigen die Schmelztemperatur derselben. Es<lb/>
ist bekannt, dass Phosphor und Schwefel leichter von basischen als<lb/>
von sauren Schlacken aufgenommen werden (ersterer als Phosphat,<lb/>
letzterer als Schwefelmetall), und dass auch schon die Anwesenheit<lb/>
einer eisenreichen Schlacke allein ausreicht, einen grossen Theil des<lb/>
Phosphors zu verschlacken, sofern die Temperatur nicht allzu hoch ist;<lb/>
mit dem Eisengehalte aber steigt die Schmelztemperatur der Schlacke<lb/>
und sie wird schliesslich so dickflüssig —„trocken“ sagt man in den<lb/>
Puddelwerken —, dass sie die Erzielung eines brauchbaren Eisens<lb/>
erschwert. Durch den Hinzutritt anderer Basen, insbesondere Mangan-<lb/>
oxydul oder Alkalien, lässt sich, wie bekannt, dieser Uebelstand ab-<lb/>
mindern, und die genannten Körper gewähren obenein den Vortheil,<lb/>
als <hirendition="#g">kräftigere</hi> Basen zu wirken.</p><lb/><p>Gewisse Verbindungen, welche verschiedentlich angewendet worden<lb/>
sind, erstrecken ihre Wirksamkeit gleichzeitig in beiden erwähnten<lb/>
Richtungen — als Oxydationsmittel und als Basenbildner; hierher<lb/>
gehören Braunstein und Salpeter.</p><lb/><p>Häufig hat man Chloride oder Fluoride zur Anwendung gebracht:<lb/>
Kochsalz, oder ein Gemisch desselben mit Chlorcalcium (<hirendition="#g">Scheerer’-</hi><lb/>
sches Pulver), auch Stassfurter Kalisalze, oder Flussspath. Die in<lb/>
früherer Zeit vielfach gehegte Ansicht, dass durch den Chlor- oder<lb/>
Fluorgehalt dieser Körper Phosphor verflüchtigt werde, hat sich zwar<lb/>
nicht bestätigt, da sich der ganze Phosphorgehalt in der Schlacke wieder-<lb/>
findet, während sowohl die Alkalien wie Chlor und Fluor im Verlaufe<lb/>
des Processes allmählich verflüchtigt werden; eine gewisse Wirksam-<lb/>
keit ist indess jenen Verbindungen nicht abzusprechen, indem sie wenig-<lb/>
stens im Anfange des Processes, wo die Phosphorabscheidung in der<lb/>
niedrigeren Temperatur am leichtesten von Statten geht, die Bildung<lb/>
basischer und doch leichtflüssiger Schlacken befördern. Flussspath<lb/>
bildete im Laufe der siebenziger Jahre ein nicht selten benutztes Zu-<lb/>
satzmittel beim Verpuddeln phosphorreichen Eisens.</p><lb/><p>Einen ungefähren Maassstab für die Wirkung solcher Zusätze<lb/>
erhält man durch einen Vergleich folgender Analysen von Eisen und<lb/>
Schlacke, theils mit, theils ohne Zuschlag unter übrigens ganz gleichen<lb/>
Verhältnissen im Puddelofen erzeugt.<noteplace="foot"n="1)">Die Analysen wurden von mir im Jahre 1876 für ein befreundetes Eisen-<lb/>
werk angestellt, welches sich von der Wirkungsweise der Zuschläge überzeugen wollte.</note> Als Material diente ein weisses,<lb/>
etwas manganhaltiges, sehr phosphorreiches Roheisen von Ilseder Hütte.<noteplace="foot"n="2)">Vollständige Analysen Ilseder Roheisens auf S. 315.</note><lb/>
Als Zuschlag wurde ein Gemisch von Flussspath mit Braunstein, Chlor-<lb/>
natrium und Chlorkalium gegeben. Es enthielt:</p><lb/><p>a) <hirendition="#g">Das Eisen</hi>:<lb/><table><row><cell/></row></table></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[794/0870]
Die Darstellung des Schweisseisens.
Erhitzung leicht einen Theil ihres Sauerstoffes ab; die anderen — und
diese Mittel sind gerade diejenigen, deren Wirkung sich am vortheil-
haftesten bewährte — erhöhen gleichzeitig die basische Beschaffenheit
der Schlacken und erniedrigen die Schmelztemperatur derselben. Es
ist bekannt, dass Phosphor und Schwefel leichter von basischen als
von sauren Schlacken aufgenommen werden (ersterer als Phosphat,
letzterer als Schwefelmetall), und dass auch schon die Anwesenheit
einer eisenreichen Schlacke allein ausreicht, einen grossen Theil des
Phosphors zu verschlacken, sofern die Temperatur nicht allzu hoch ist;
mit dem Eisengehalte aber steigt die Schmelztemperatur der Schlacke
und sie wird schliesslich so dickflüssig — „trocken“ sagt man in den
Puddelwerken —, dass sie die Erzielung eines brauchbaren Eisens
erschwert. Durch den Hinzutritt anderer Basen, insbesondere Mangan-
oxydul oder Alkalien, lässt sich, wie bekannt, dieser Uebelstand ab-
mindern, und die genannten Körper gewähren obenein den Vortheil,
als kräftigere Basen zu wirken.
Gewisse Verbindungen, welche verschiedentlich angewendet worden
sind, erstrecken ihre Wirksamkeit gleichzeitig in beiden erwähnten
Richtungen — als Oxydationsmittel und als Basenbildner; hierher
gehören Braunstein und Salpeter.
Häufig hat man Chloride oder Fluoride zur Anwendung gebracht:
Kochsalz, oder ein Gemisch desselben mit Chlorcalcium (Scheerer’-
sches Pulver), auch Stassfurter Kalisalze, oder Flussspath. Die in
früherer Zeit vielfach gehegte Ansicht, dass durch den Chlor- oder
Fluorgehalt dieser Körper Phosphor verflüchtigt werde, hat sich zwar
nicht bestätigt, da sich der ganze Phosphorgehalt in der Schlacke wieder-
findet, während sowohl die Alkalien wie Chlor und Fluor im Verlaufe
des Processes allmählich verflüchtigt werden; eine gewisse Wirksam-
keit ist indess jenen Verbindungen nicht abzusprechen, indem sie wenig-
stens im Anfange des Processes, wo die Phosphorabscheidung in der
niedrigeren Temperatur am leichtesten von Statten geht, die Bildung
basischer und doch leichtflüssiger Schlacken befördern. Flussspath
bildete im Laufe der siebenziger Jahre ein nicht selten benutztes Zu-
satzmittel beim Verpuddeln phosphorreichen Eisens.
Einen ungefähren Maassstab für die Wirkung solcher Zusätze
erhält man durch einen Vergleich folgender Analysen von Eisen und
Schlacke, theils mit, theils ohne Zuschlag unter übrigens ganz gleichen
Verhältnissen im Puddelofen erzeugt. 1) Als Material diente ein weisses,
etwas manganhaltiges, sehr phosphorreiches Roheisen von Ilseder Hütte. 2)
Als Zuschlag wurde ein Gemisch von Flussspath mit Braunstein, Chlor-
natrium und Chlorkalium gegeben. Es enthielt:
a) Das Eisen:
1) Die Analysen wurden von mir im Jahre 1876 für ein befreundetes Eisen-
werk angestellt, welches sich von der Wirkungsweise der Zuschläge überzeugen wollte.
2) Vollständige Analysen Ilseder Roheisens auf S. 315.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 794. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/870>, abgerufen am 27.09.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.