Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.ich mit den Meinen mehr als eine Woche leben; mit dem Geldwerthe dieses Schleppkleides und dieser weißen Röcke, die den Straßenkehricht fegen, wäre dir für Monate geholfen und deine kranke Frau könnte sich einmal in Ruhe auscuriren lassen! Es fällt mir nicht ein, und wird keinem vernünftigen Menschen einfallen, daß diesem Zuschautragen der Verschwendung jetzt, so wie in früheren Zeiten, durch eine den Luxus beschränkende Kleiderordnung entgegengearbeitet werden könne; aber man hat in England sehr wohl daran gethan, gewisse Arten von Luxus sehr hoch zu besteuern, und ich sehe das geflissentliche Zurschautragen einer sinnlosen Verschwendung in den Straßen niemals ohne den Gedanken an, daß dies recht eigentlich das Verbrechen "der Aufreizung der Stände gegen einander ist", welches unsere Gesetze schwer bestrafen, wo es mit dem gedruckten oder dem gesprochenen Worte, und nicht, wie durch Ihren Luxus mit der That geübt wird. Kann irgend etwas die Arbeiter herausfordern, mit Recht eine Lohnerhöhung zu verlangen, so ist es sicherlich die jetzige Verschwendungssucht der Frauen aus den sogenannten besitzenden Ständen; und es ist wirklich an der Zeit, daß die ernsthaften und gutdenkenden Frauen sich zusammenthun, um durch ihr Beispiel diesem ihr eigenes Geschlecht mehr und mehr herabziehenden Gebahren entgegenzuarbeiten. Wir haben nicht nöthig, zu Quäkerinnen zu werden, wir brauchen nicht auf das Vergnügen zu verzichten, in schönen Stoffen ich mit den Meinen mehr als eine Woche leben; mit dem Geldwerthe dieses Schleppkleides und dieser weißen Röcke, die den Straßenkehricht fegen, wäre dir für Monate geholfen und deine kranke Frau könnte sich einmal in Ruhe auscuriren lassen! Es fällt mir nicht ein, und wird keinem vernünftigen Menschen einfallen, daß diesem Zuschautragen der Verschwendung jetzt, so wie in früheren Zeiten, durch eine den Luxus beschränkende Kleiderordnung entgegengearbeitet werden könne; aber man hat in England sehr wohl daran gethan, gewisse Arten von Luxus sehr hoch zu besteuern, und ich sehe das geflissentliche Zurschautragen einer sinnlosen Verschwendung in den Straßen niemals ohne den Gedanken an, daß dies recht eigentlich das Verbrechen »der Aufreizung der Stände gegen einander ist«, welches unsere Gesetze schwer bestrafen, wo es mit dem gedruckten oder dem gesprochenen Worte, und nicht, wie durch Ihren Luxus mit der That geübt wird. Kann irgend etwas die Arbeiter herausfordern, mit Recht eine Lohnerhöhung zu verlangen, so ist es sicherlich die jetzige Verschwendungssucht der Frauen aus den sogenannten besitzenden Ständen; und es ist wirklich an der Zeit, daß die ernsthaften und gutdenkenden Frauen sich zusammenthun, um durch ihr Beispiel diesem ihr eigenes Geschlecht mehr und mehr herabziehenden Gebahren entgegenzuarbeiten. Wir haben nicht nöthig, zu Quäkerinnen zu werden, wir brauchen nicht auf das Vergnügen zu verzichten, in schönen Stoffen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0161" n="151"/> ich mit den Meinen mehr als eine Woche leben; mit dem Geldwerthe dieses Schleppkleides und dieser weißen Röcke, die den Straßenkehricht fegen, wäre dir für Monate geholfen und deine kranke Frau könnte sich einmal in Ruhe auscuriren lassen!</p> <p>Es fällt mir nicht ein, und wird keinem vernünftigen Menschen einfallen, daß diesem Zuschautragen der Verschwendung jetzt, so wie in früheren Zeiten, durch eine den Luxus beschränkende Kleiderordnung entgegengearbeitet werden könne; aber man hat in England sehr wohl daran gethan, gewisse Arten von Luxus sehr hoch zu besteuern, und ich sehe das geflissentliche Zurschautragen einer sinnlosen Verschwendung in den Straßen niemals ohne den Gedanken an, daß dies recht eigentlich das Verbrechen »<hi rendition="#g">der Aufreizung der Stände gegen einander ist</hi>«, welches unsere Gesetze schwer bestrafen, wo es mit dem gedruckten oder dem gesprochenen Worte, und nicht, wie durch Ihren Luxus mit der That geübt wird. Kann irgend etwas die Arbeiter herausfordern, mit Recht eine Lohnerhöhung zu verlangen, so ist es sicherlich die jetzige Verschwendungssucht der Frauen aus den sogenannten besitzenden Ständen; und es ist wirklich an der Zeit, daß die ernsthaften und gutdenkenden Frauen sich zusammenthun, um durch ihr Beispiel diesem ihr eigenes Geschlecht mehr und mehr herabziehenden Gebahren entgegenzuarbeiten. Wir haben nicht nöthig, zu Quäkerinnen zu werden, wir brauchen nicht auf das Vergnügen zu verzichten, in schönen Stoffen </p> </div> </body> </text> </TEI> [151/0161]
ich mit den Meinen mehr als eine Woche leben; mit dem Geldwerthe dieses Schleppkleides und dieser weißen Röcke, die den Straßenkehricht fegen, wäre dir für Monate geholfen und deine kranke Frau könnte sich einmal in Ruhe auscuriren lassen!
Es fällt mir nicht ein, und wird keinem vernünftigen Menschen einfallen, daß diesem Zuschautragen der Verschwendung jetzt, so wie in früheren Zeiten, durch eine den Luxus beschränkende Kleiderordnung entgegengearbeitet werden könne; aber man hat in England sehr wohl daran gethan, gewisse Arten von Luxus sehr hoch zu besteuern, und ich sehe das geflissentliche Zurschautragen einer sinnlosen Verschwendung in den Straßen niemals ohne den Gedanken an, daß dies recht eigentlich das Verbrechen »der Aufreizung der Stände gegen einander ist«, welches unsere Gesetze schwer bestrafen, wo es mit dem gedruckten oder dem gesprochenen Worte, und nicht, wie durch Ihren Luxus mit der That geübt wird. Kann irgend etwas die Arbeiter herausfordern, mit Recht eine Lohnerhöhung zu verlangen, so ist es sicherlich die jetzige Verschwendungssucht der Frauen aus den sogenannten besitzenden Ständen; und es ist wirklich an der Zeit, daß die ernsthaften und gutdenkenden Frauen sich zusammenthun, um durch ihr Beispiel diesem ihr eigenes Geschlecht mehr und mehr herabziehenden Gebahren entgegenzuarbeiten. Wir haben nicht nöthig, zu Quäkerinnen zu werden, wir brauchen nicht auf das Vergnügen zu verzichten, in schönen Stoffen
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