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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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hörte zu Denjenigen, die am meisten davon
überrascht wurden. Sie saß im Zimmer ihrer
Mutter, als am Neujahrsmorgen ein Diener
das Meldungsbillet hineinbrachte. Die Com-
merzienräthin gerieth in die beste Laune, nun
sie mit Zuversicht wußte, daß sie die einst ge-
fürchtete Nebenbuhlerin nicht mehr zu scheuen
habe, und reichte das Billet, nachdem sie es ge-
lesen, ihrer Tochter, mit der Bemerkung: "Da
sieht man deutlich, wie solchen Leuten selbst
der Reichthum nichts hilft: ein Candidat der
Theologie! Für Dich soll besser gesorgt wer-
den, liebes Kind!"

Clara antwortete keine Silbe, denn sie
hatte im Uebermaß des Entzückens gar nichts
von der Rede ihrer Mutter gehört. Sie hielt
das Blatt in den Händen und las mit
klopfenden Herzen und einer nie geahneten
Wonne wieder und immer wieder die Worte,
welche ihr Jenny's Verlobung mit Reinhard

hörte zu Denjenigen, die am meiſten davon
überraſcht wurden. Sie ſaß im Zimmer ihrer
Mutter, als am Neujahrsmorgen ein Diener
das Meldungsbillet hineinbrachte. Die Com-
merzienräthin gerieth in die beſte Laune, nun
ſie mit Zuverſicht wußte, daß ſie die einſt ge-
fürchtete Nebenbuhlerin nicht mehr zu ſcheuen
habe, und reichte das Billet, nachdem ſie es ge-
leſen, ihrer Tochter, mit der Bemerkung: „Da
ſieht man deutlich, wie ſolchen Leuten ſelbſt
der Reichthum nichts hilft: ein Candidat der
Theologie! Für Dich ſoll beſſer geſorgt wer-
den, liebes Kind!“

Clara antwortete keine Silbe, denn ſie
hatte im Uebermaß des Entzückens gar nichts
von der Rede ihrer Mutter gehört. Sie hielt
das Blatt in den Händen und las mit
klopfenden Herzen und einer nie geahneten
Wonne wieder und immer wieder die Worte,
welche ihr Jenny's Verlobung mit Reinhard

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[283/0295] hörte zu Denjenigen, die am meiſten davon überraſcht wurden. Sie ſaß im Zimmer ihrer Mutter, als am Neujahrsmorgen ein Diener das Meldungsbillet hineinbrachte. Die Com- merzienräthin gerieth in die beſte Laune, nun ſie mit Zuverſicht wußte, daß ſie die einſt ge- fürchtete Nebenbuhlerin nicht mehr zu ſcheuen habe, und reichte das Billet, nachdem ſie es ge- leſen, ihrer Tochter, mit der Bemerkung: „Da ſieht man deutlich, wie ſolchen Leuten ſelbſt der Reichthum nichts hilft: ein Candidat der Theologie! Für Dich ſoll beſſer geſorgt wer- den, liebes Kind!“ Clara antwortete keine Silbe, denn ſie hatte im Uebermaß des Entzückens gar nichts von der Rede ihrer Mutter gehört. Sie hielt das Blatt in den Händen und las mit klopfenden Herzen und einer nie geahneten Wonne wieder und immer wieder die Worte, welche ihr Jenny's Verlobung mit Reinhard

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/295>, abgerufen am 23.11.2024.