Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Venus. Dauer der Merkursdurchgänge, von dem Mittelpunkte und vonder Oberfläche der Erde gesehen, beträgt höchstens 2 Zeitminuten. Gesetzt also, man hätte bei der Beobachtung eines solchen Durch- ganges die Dauer desselben um volle 10 Zeitsecunden fehlerhaft erhalten, was allerdings eine sehr unwahrscheinliche Voraussetzung ist, so würde man dadurch die Parallaxendifferenz schon um 1 1/2 Raumsecunde unrichtig erhalten, denn 120 : 18 = 10 : 1 1/2 So große Fehler, von 1 1/2 Secunden, geben aber nicht ein- Sehen wir nun, was wir von den Durchgängen der Venus Venus. Dauer der Merkursdurchgänge, von dem Mittelpunkte und vonder Oberfläche der Erde geſehen, beträgt höchſtens 2 Zeitminuten. Geſetzt alſo, man hätte bei der Beobachtung eines ſolchen Durch- ganges die Dauer deſſelben um volle 10 Zeitſecunden fehlerhaft erhalten, was allerdings eine ſehr unwahrſcheinliche Vorausſetzung iſt, ſo würde man dadurch die Parallaxendifferenz ſchon um 1 ½ Raumſecunde unrichtig erhalten, denn 120 : 18 = 10 : 1 ½ So große Fehler, von 1 ½ Secunden, geben aber nicht ein- Sehen wir nun, was wir von den Durchgängen der Venus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0106" n="96"/><fw place="top" type="header">Venus.</fw><lb/> Dauer der Merkursdurchgänge, von dem Mittelpunkte und von<lb/> der Oberfläche der Erde geſehen, beträgt höchſtens 2 Zeitminuten.<lb/> Geſetzt alſo, man hätte bei der Beobachtung eines ſolchen Durch-<lb/> ganges die Dauer deſſelben um volle 10 Zeitſecunden fehlerhaft<lb/> erhalten, was allerdings eine ſehr unwahrſcheinliche Vorausſetzung<lb/> iſt, ſo würde man dadurch die Parallaxendifferenz ſchon um 1 ½<lb/> Raumſecunde unrichtig erhalten, denn<lb/><hi rendition="#c">120 : 18 = 10 : 1 ½</hi></p><lb/> <p>So große Fehler, von 1 ½ Secunden, geben aber nicht ein-<lb/> mal die oben angeführten Beobachtungen des Mars zur Zeit<lb/> ſeiner Oppoſition, daher man alſo die Durchgänge Merkurs zu<lb/> dieſem Zwecke nicht mit Vortheil gebrauchen kann.</p><lb/> <p>Sehen wir nun, was wir von den Durchgängen der Venus<lb/> zu erwarten haben. Die Horizontalparallaxe dieſes Planeten iſt<lb/> 31″, und die der Sonne, wie geſagt, 8″. Die Differenz dieſer<lb/> Parallaxen beträgt alſo 23″, oder ſie iſt nahe dreimal größer,<lb/> als bei Merkur, was, nach dem Vorhergehenden, ſchon ein großer<lb/> Vortheil iſt. Die ſtündliche Bewegung der Venus gegen die<lb/> Sonne endlich iſt zur Zeit ihrer Durchgänge 234″, alſo mehr als<lb/> die Hälfte kleiner, als bei Merkur, worin der zweite Vortheil<lb/> beſteht. Wann wird alſo Venus den Bogen von 46″, oder die<lb/> doppelte Parallaxendifferenz zurücklegen? Die Antwort auf dieſe<lb/> Frage gibt folgende Proportion:<lb/><hi rendition="#c">234″ : 60' = 46″ : 2 <hi rendition="#aq">T</hi></hi><lb/> Es iſt alſo 2 <hi rendition="#aq">T</hi> = 11',<hi rendition="#sub">8</hi> oder nahe 12 Minuten, alſo beinahe<lb/> ſechsmal größer, als bei Merkur. Um zu ſehen, welchen großen<lb/> Einfluß dieß auf die Beſtimmung der Parallaxendifferenz hat,<lb/> wollen wir wieder annehmen, daß man in der Beobachtung der<lb/> Dauer eines ſolchen Durchgangs um 10 Zeitſecunden gefehlt habe,<lb/> ſo hat man<lb/><hi rendition="#c">720 : 46 = 10 : ⅗</hi><lb/> oder, wenn man in der Beobachtung dieſes Phänomens auch nur<lb/> volle 10 Zeitſecunden gefehlt hätte, ſo würde die daraus geſchloſſene<lb/> Parallaxendifferenz doch nur um ⅗ einer Raumſecunde fehlerhaft<lb/> ſeyn, während wir oben bei Merkur einen Fehler von 1 ½ Se-<lb/> cunden, alſo nahe dreimal mehr, erhalten haben. Allein ſo große<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0106]
Venus.
Dauer der Merkursdurchgänge, von dem Mittelpunkte und von
der Oberfläche der Erde geſehen, beträgt höchſtens 2 Zeitminuten.
Geſetzt alſo, man hätte bei der Beobachtung eines ſolchen Durch-
ganges die Dauer deſſelben um volle 10 Zeitſecunden fehlerhaft
erhalten, was allerdings eine ſehr unwahrſcheinliche Vorausſetzung
iſt, ſo würde man dadurch die Parallaxendifferenz ſchon um 1 ½
Raumſecunde unrichtig erhalten, denn
120 : 18 = 10 : 1 ½
So große Fehler, von 1 ½ Secunden, geben aber nicht ein-
mal die oben angeführten Beobachtungen des Mars zur Zeit
ſeiner Oppoſition, daher man alſo die Durchgänge Merkurs zu
dieſem Zwecke nicht mit Vortheil gebrauchen kann.
Sehen wir nun, was wir von den Durchgängen der Venus
zu erwarten haben. Die Horizontalparallaxe dieſes Planeten iſt
31″, und die der Sonne, wie geſagt, 8″. Die Differenz dieſer
Parallaxen beträgt alſo 23″, oder ſie iſt nahe dreimal größer,
als bei Merkur, was, nach dem Vorhergehenden, ſchon ein großer
Vortheil iſt. Die ſtündliche Bewegung der Venus gegen die
Sonne endlich iſt zur Zeit ihrer Durchgänge 234″, alſo mehr als
die Hälfte kleiner, als bei Merkur, worin der zweite Vortheil
beſteht. Wann wird alſo Venus den Bogen von 46″, oder die
doppelte Parallaxendifferenz zurücklegen? Die Antwort auf dieſe
Frage gibt folgende Proportion:
234″ : 60' = 46″ : 2 T
Es iſt alſo 2 T = 11',8 oder nahe 12 Minuten, alſo beinahe
ſechsmal größer, als bei Merkur. Um zu ſehen, welchen großen
Einfluß dieß auf die Beſtimmung der Parallaxendifferenz hat,
wollen wir wieder annehmen, daß man in der Beobachtung der
Dauer eines ſolchen Durchgangs um 10 Zeitſecunden gefehlt habe,
ſo hat man
720 : 46 = 10 : ⅗
oder, wenn man in der Beobachtung dieſes Phänomens auch nur
volle 10 Zeitſecunden gefehlt hätte, ſo würde die daraus geſchloſſene
Parallaxendifferenz doch nur um ⅗ einer Raumſecunde fehlerhaft
ſeyn, während wir oben bei Merkur einen Fehler von 1 ½ Se-
cunden, alſo nahe dreimal mehr, erhalten haben. Allein ſo große
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