Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.Die weibliche Ehre. in unwürdigen Nebendingen, in der pünktlichen Beo-bachtung alltäglicher Gebräuche, oder in beliebten Thorheiten und Vorurtheilen zu suchen. Ferne sey es von mir, durch niedrige verachtungswürdige Hand- lungen, oder auch nur durch Unvorsichtigkeit und Man- gel der Klugheit meinen guten Namen verdächtig zu ma- chen. Ich will nicht, meiner Bestimmung zuwider, lauten, weittönenden Beyfall von der Welt fordern; aber ich will mir alle Mühe geben, für vernünftig, für tugendhaft, für brauchbar in meinem Stande gehalten zu werden. Dieß wird mir bey allen ver- ständigen und gut gesinnten Menschen; dieß wird mir bey dir, o Gott, wahre, bleibende Ehre brin- gen. Amen. IV. Die Liebe. Zahlreich und in einander verschlungen sind die schwä-
Die weibliche Ehre. in unwürdigen Nebendingen, in der pünktlichen Beo-bachtung alltäglicher Gebräuche, oder in beliebten Thorheiten und Vorurtheilen zu ſuchen. Ferne ſey es von mir, durch niedrige verachtungswürdige Hand- lungen, oder auch nur durch Unvorſichtigkeit und Man- gel der Klugheit meinen guten Namen verdächtig zu ma- chen. Ich will nicht, meiner Beſtimmung zuwider, lauten, weittönenden Beyfall von der Welt fordern; aber ich will mir alle Mühe geben, für vernünftig, für tugendhaft, für brauchbar in meinem Stande gehalten zu werden. Dieß wird mir bey allen ver- ſtändigen und gut geſinnten Menſchen; dieß wird mir bey dir, o Gott, wahre, bleibende Ehre brin- gen. Amen. IV. Die Liebe. Zahlreich und in einander verſchlungen ſind die ſchwä-
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Die weibliche Ehre.
in unwürdigen Nebendingen, in der pünktlichen Beo-
bachtung alltäglicher Gebräuche, oder in beliebten
Thorheiten und Vorurtheilen zu ſuchen. Ferne ſey
es von mir, durch niedrige verachtungswürdige Hand-
lungen, oder auch nur durch Unvorſichtigkeit und Man-
gel der Klugheit meinen guten Namen verdächtig zu ma-
chen. Ich will nicht, meiner Beſtimmung zuwider,
lauten, weittönenden Beyfall von der Welt fordern;
aber ich will mir alle Mühe geben, für vernünftig,
für tugendhaft, für brauchbar in meinem Stande
gehalten zu werden. Dieß wird mir bey allen ver-
ſtändigen und gut geſinnten Menſchen; dieß wird
mir bey dir, o Gott, wahre, bleibende Ehre brin-
gen. Amen.
IV.
Die Liebe.
Zahlreich und in einander verſchlungen ſind die
Triebfedern unſrer moraliſchen Natur; unſre
Kräfte und Thätigkeit, o Gott, werden durch die ver-
ſchiedenſten Anlagen und durch das Gefühl mannich-
faltiger Bedürfniſſe in Bewegung geſetzt. Aber alle
unſre größern und geringern Kräfte, alle unſere hö-
hern und niedrigern Bedürfniſſe, alle ſtärkern und
ſchwä-
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