Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.des weiblichen Geschlechts. Du hast mich nicht dazu bestimmt, o Gott, Ja, die Ansprüche, welche ich mit Recht in VII. H 4
des weiblichen Geſchlechts. Du haſt mich nicht dazu beſtimmt, o Gott, Ja, die Anſprüche, welche ich mit Recht in VII. H 4
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des weiblichen Geſchlechts.
Du haſt mich nicht dazu beſtimmt, o Gott,
daß ich durch Macht und Stärke, ſondern daß ich
durch Liebe über andere herrſchen ſoll. Schon das
Gefühl meiner Schwachheit muß mir dieſes ſagen.
Mein ganzer Zuſtand iſt ein Stand der Abhängig-
keit. Ich bedarf vielmehr des Schutzes anderer, als
daß ich ſie beſchützen könnte. Aber durch Sanftmuth
und Liebe vermag ich alles. Sie ſind auch meinem
Geſchlechte ganz vorzüglich eigen. Sie ſind in unſe-
rer ganzen Natur gegründet. Sie ſind ein Hauptzug
in unſerm weiblichen Charakter. Durch Sanftmuth
und Liebe kann ich über die Herzen regieren. Wenn
ſich mein Anſehen nicht auf Gewalt gründet, ſo wird
es deſto feſter auf Liebe ruhen. Und wenn ich dieſen
Weg einſchlage, kann ich meinen Zweck nicht ver-
fehlen; aber ich habe es mir ſelbſt zuzuſchreiben,
wenn ich auf einem andern Wege meine Abſicht nicht
erreiche.
Ja, die Anſprüche, welche ich mit Recht in
meinem Stande machen kann, ſind groß, o Gott.
Es ſind Anſprüche, die nicht nur meinem Geſchlechte,
ſondern die jedem Menſchen und Chriſten zur Ehre
und zum Glücke gereichen. Wohl mir, wenn ich
dieſelben kenne und ſchätze! Wohl mir, wenn ich ſie
durch Weisheit, Tugend, Liebe und Gemeinnützig-
keit geltend mache! Amen.
VII.
H 4
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