Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.Trostgründe und Aussichten derselben. nur auf die Erlernung höherer Dinge vorbereiten undgeschickt machen. Hier war mein ganzes Wissen un- vollkommen und Stückwerk. Hier waren alle meine Kenntnisse von allen Seiten eingeschränkt und Wahr- heit und Jrrthum wechselten stets bey mir ab. Aber welche neue Quellen der Erkenntniß und der Weisheit wird mir der Tod eröffnen! Auf welche neue, uner- meßliche Schauplätze deiner Weisheit und Güte wird er mich stellen! Welch eine unübersehbare Menge dei- ner Geschöpfe und Werke werde ich künftig kennen ler- nen! Wie wird sich da mein Gesichtskreis erweitern! Wie viel werde ich da auf einmal zu umfassen und zu übersehen im Stande seyn! Wie gewiß werde ich da in alle Ewigkeit immer tiefer in deine Schöpfung ein- dringen und dich immermehr als den Gott und Vater der Liebe, als den Alleinweisen und Unendlichen und Un- aussprechlichen anbeten! Ja, du wirst mich in dei- nem Reiche von Stufe zu Stufe höher führen und mich einen Grad der Geistesvollkommenheit nach dem andern erreichen lassen. Und je näher ich dir komme, je mehr Wahrheit ich erhalte, je größer die Summe meiner Kenntnisse ist, destomehr wird meinem wißbe- gierigen Geiste zu erforschen und zu entdecken übrig bleiben. Bald, o Gott, bald werde ich es in der Tu- habe
Troſtgründe und Ausſichten derſelben. nur auf die Erlernung höherer Dinge vorbereiten undgeſchickt machen. Hier war mein ganzes Wiſſen un- vollkommen und Stückwerk. Hier waren alle meine Kenntniſſe von allen Seiten eingeſchränkt und Wahr- heit und Jrrthum wechſelten ſtets bey mir ab. Aber welche neue Quellen der Erkenntniß und der Weisheit wird mir der Tod eröffnen! Auf welche neue, uner- meßliche Schauplätze deiner Weisheit und Güte wird er mich ſtellen! Welch eine unüberſehbare Menge dei- ner Geſchöpfe und Werke werde ich künftig kennen ler- nen! Wie wird ſich da mein Geſichtskreis erweitern! Wie viel werde ich da auf einmal zu umfaſſen und zu überſehen im Stande ſeyn! Wie gewiß werde ich da in alle Ewigkeit immer tiefer in deine Schöpfung ein- dringen und dich immermehr als den Gott und Vater der Liebe, als den Alleinweiſen und Unendlichen und Un- ausſprechlichen anbeten! Ja, du wirſt mich in dei- nem Reiche von Stufe zu Stufe höher führen und mich einen Grad der Geiſtesvollkommenheit nach dem andern erreichen laſſen. Und je näher ich dir komme, je mehr Wahrheit ich erhalte, je größer die Summe meiner Kenntniſſe iſt, deſtomehr wird meinem wißbe- gierigen Geiſte zu erforſchen und zu entdecken übrig bleiben. Bald, o Gott, bald werde ich es in der Tu- habe
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Troſtgründe und Ausſichten derſelben.
nur auf die Erlernung höherer Dinge vorbereiten und
geſchickt machen. Hier war mein ganzes Wiſſen un-
vollkommen und Stückwerk. Hier waren alle meine
Kenntniſſe von allen Seiten eingeſchränkt und Wahr-
heit und Jrrthum wechſelten ſtets bey mir ab. Aber
welche neue Quellen der Erkenntniß und der Weisheit
wird mir der Tod eröffnen! Auf welche neue, uner-
meßliche Schauplätze deiner Weisheit und Güte wird
er mich ſtellen! Welch eine unüberſehbare Menge dei-
ner Geſchöpfe und Werke werde ich künftig kennen ler-
nen! Wie wird ſich da mein Geſichtskreis erweitern!
Wie viel werde ich da auf einmal zu umfaſſen und zu
überſehen im Stande ſeyn! Wie gewiß werde ich da
in alle Ewigkeit immer tiefer in deine Schöpfung ein-
dringen und dich immermehr als den Gott und Vater
der Liebe, als den Alleinweiſen und Unendlichen und Un-
ausſprechlichen anbeten! Ja, du wirſt mich in dei-
nem Reiche von Stufe zu Stufe höher führen und
mich einen Grad der Geiſtesvollkommenheit nach dem
andern erreichen laſſen. Und je näher ich dir komme,
je mehr Wahrheit ich erhalte, je größer die Summe
meiner Kenntniſſe iſt, deſtomehr wird meinem wißbe-
gierigen Geiſte zu erforſchen und zu entdecken übrig
bleiben.
Bald, o Gott, bald werde ich es in der Tu-
gend zu einer größern und immer höher ſteigenden Voll-
kommenheit bringen. O wie weit bleibe ich hier von
dieſer Vollkommenheit entfernt! Wie ſchwach, wie
unbeſtändig, wie verführbar bleibt meine Tugend!
Welche unzähliche Hinderniſſe in mir und auſſer mir
habe
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