Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.Abendgebet. zigen Schritt weit von einander entfernt, und derSchlaf ist nicht nur das Bild, er ist auch nicht sel- ten der Vorbote des Todes. So erquickend der Schlaf dem müden Wanderer oder dem entkräfteten Arbeiter ist, so sanft ist die Ruhe, die mir der Tod nach den Beschwerden und Mühseligkeiten dieses Le- bens verspricht. Ja, der Tod ist Ruhe und schenket Ruhe; er Der Tod ist Ruhe, Ruhe von den mannich- ande-
Abendgebet. zigen Schritt weit von einander entfernt, und derSchlaf iſt nicht nur das Bild, er iſt auch nicht ſel- ten der Vorbote des Todes. So erquickend der Schlaf dem müden Wanderer oder dem entkräfteten Arbeiter iſt, ſo ſanft iſt die Ruhe, die mir der Tod nach den Beſchwerden und Mühſeligkeiten dieſes Le- bens verſpricht. Ja, der Tod iſt Ruhe und ſchenket Ruhe; er Der Tod iſt Ruhe, Ruhe von den mannich- ande-
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Abendgebet.
zigen Schritt weit von einander entfernt, und der
Schlaf iſt nicht nur das Bild, er iſt auch nicht ſel-
ten der Vorbote des Todes. So erquickend der
Schlaf dem müden Wanderer oder dem entkräfteten
Arbeiter iſt, ſo ſanft iſt die Ruhe, die mir der Tod
nach den Beſchwerden und Mühſeligkeiten dieſes Le-
bens verſpricht.
Ja, der Tod iſt Ruhe und ſchenket Ruhe; er
iſt Erquickung und Wohlthat für uns Pilger, die wir
uns nach unſerm Vaterlande und nach dem Ziele un-
ſrer Beſtimmung ſehnen. Der Tod iſt kein Uebel,
keine Strafe; er iſt Belohnung für den Rechtſchaffe-
nen und Frommen, für den Eifer und die Treue, wo-
mit er die ihm aufgetragenen Geſchäffte hier verrichtet
und die ihm anvertrauten Güter verwaltet hat. Der
Tod iſt kein Verluſt, keine Verminderung der Freude
und der Glückſeligkeit; er iſt Gewinn für den Tugend-
haften und Gutgeſinnten und der Weg, der ihn zum
Genuſſe höherer Freuden und einer viel größern Glück-
ſeligkeit führet.
Der Tod iſt Ruhe, Ruhe von den mannich-
faltigen Leiden und Widerwärtigkeiten dieſes Lebens.
Und Leiden und Widerwärtigkeiten ſind das unvermeid-
liche Loos aller Sterblichen, der Hohen wie der Nie-
drigen, der Reichen wie der Armen, der Gelehrten
wie der Nichtgelehrten, der Mächtigen wie der Schwa-
chen, der Fürſten wie der Sclaven, der Jüngern wie
der Betagten. Viel haben und wenig haben, viel
wiſſen und wenig wiſſen, viel vermögen und wenig ver-
mögen, befehlen und gehorchen, zu leben anfangen
und zu leben aufhören, das eine iſt ſo gewiß wie das
ande-
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