Meyer, Edmund: Alte Geschichte. Berlin, 1890 (= Leitfaden der Geschichte in Tabellenform, Bd. 1)2. Assyrien mit: Assur, Ruinen beim Dorfe Kaleli-Schergat auf dem Quellen: I. Einheimische in Keilschrift: 1) Alte Königsinschriften, be- Die Keilschrift ist dreifacher Art: 1) phonetisch, das heißt die Mythologie: 1) Trias der Hauptgötter Anu, Bel (das heißt Herr) und Ea, Kultur: Die Verfassung ursprünglich vielleicht theokratisch bei grossem 2. Assyrien mit: Assur, Ruinen beim Dorfe Kaleli-Schergat auf dem Quellen: I. Einheimische in Keilschrift: 1) Alte Königsinschriften, be- Die Keilschrift ist dreifacher Art: 1) phonetisch, das heißt die Mythologie: 1) Trias der Hauptgötter Anu, Bêl (das heißt Herr) und Ea, Kultur: Die Verfassung ursprünglich vielleicht theokratisch bei groſsem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0041" n="— 31 —" corresp="http://gei-digital.gei.de/viewer/image/PPN648845621/00000041"/> <p>2. <hi rendition="#g">Assyrien</hi> mit: <hi rendition="#g">Assur</hi>, Ruinen beim <choice><abbr>h.</abbr><expan/></choice> Dorfe Kaleli-Schergat auf dem<lb/> rechten Tigris-Ufer, <choice><abbr>ca.</abbr><expan>circa</expan></choice> 25 <choice><abbr>km</abbr><expan>Kilometer</expan></choice> <choice><abbr>n.</abbr><expan>nördlich</expan></choice> vom kleinen Zab. — <hi rendition="#g">Niniveh</hi>, auf<lb/> dem <hi rendition="#g">linken</hi> Tigrisufer, gegenüber dem <choice><abbr>h.</abbr><expan/></choice> Mosul: Ruinenstätten von<lb/> Kujundschik und Nebbi-Junus, ausgegraben von <hi rendition="#g">Layard</hi> 1845—47 und<lb/> 1849—51, <hi rendition="#g">Rassam</hi> 1852—54, <hi rendition="#g">Loftus</hi> 1854. — 30 <choice><abbr>km</abbr><expan>Kilometer</expan></choice> <choice><abbr>nördl.</abbr><expan>nördlich</expan></choice> Khorsabad,<lb/> mit Resten einer von Sargon II. angelegten Stadt, von <hi rendition="#g">Botta</hi> 1843 bis<lb/> 1845 ausgegraben. — <hi rendition="#g">Kalah</hi>, <choice><abbr>h.</abbr><expan/></choice> Nimrud, 30 <choice><abbr>km</abbr><expan>Kilometer</expan></choice> <choice><abbr>südl.</abbr><expan>südlich</expan></choice> von Mosul an<lb/> der Mündung des groſsen Zab: hier drei Paläste, ausgegraben von<lb/><hi rendition="#g">Layard</hi> 1845—47.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Quellen</hi>: I. Einheimische in Keilschrift: 1) Alte Königsinschriften, be-<lb/> ginnend mit <choice><abbr>ca</abbr><expan>circa</expan></choice>. 4500 <choice><abbr>v</abbr><expan>vor</expan></choice>. <choice><abbr>Chr</abbr><expan>Christus</expan></choice>.; 2) spätere Königslisten, chronikartige<lb/> Berichte (z. B. die sog. synchronistische Geschichte Babylons und<lb/> Assyriens); 3) Privaturkunden: Kontrakttafeln und Siegelcylinder;<lb/> 4) poetische: Zauberformeln, Hymnen, epische Gedichte. — II. Das Alte<lb/> Testament. — III. Ägyptische Inschriften. — IV. Griechische (<choice><abbr>z. t.</abbr><expan>zum Teil</expan></choice> späte)<lb/> Quellen: Herodot; Berossus, <choice><abbr>babylon</abbr><expan>babylonische</expan></choice>. Priester des 4/3. <choice><abbr>Jh</abbr><expan>Jahrhundert</expan></choice>. (nur in<lb/> Fragmenten); Ptolemaeus (2. <choice><abbr>Jh. n. 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Gattung die (babylonisch-)assyrischen, <choice><abbr>d. h.</abbr><expan>das heißt</expan></choice> die<lb/> der semitischen Bewohner von Babylon-Assyrien; in der dritten die<lb/><hi rendition="#g">sumerisch-akkadischen</hi> oder <hi rendition="#g">altbabylonischen</hi>,<choice><abbr> d. h.</abbr><expan>das heißt</expan></choice> die von<lb/> der <hi rendition="#g">turanischen</hi> Urbevölkerung herrührenden. — Die Entzifferung<lb/> der <hi rendition="#g">persischen</hi> Keilschrift gelang 1801 dem Gymnasiallehrer <hi rendition="#g">Grotefend</hi><lb/> in Göttingen († 1853), der in den persepolitanischen aus gewissen<lb/> Wiederholungen und der Anzahl der Zeichen richtig auf die Namen<lb/> der persischen Könige schloſs; fortgesetzt wurde die Entzifferung durch<lb/> H. C. <hi rendition="#g">Rawlinson</hi> (geb. 1810, lebt noch). Die Ausgrabungen begannen<lb/> 1843 durch P. E. <hi rendition="#g">Botta</hi>, <choice><abbr>französ</abbr><expan>französischer</expan></choice>. 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2. Assyrien mit: Assur, Ruinen beim h. Dorfe Kaleli-Schergat auf dem
rechten Tigris-Ufer, ca. 25 km n. vom kleinen Zab. — Niniveh, auf
dem linken Tigrisufer, gegenüber dem h. Mosul: Ruinenstätten von
Kujundschik und Nebbi-Junus, ausgegraben von Layard 1845—47 und
1849—51, Rassam 1852—54, Loftus 1854. — 30 km nördl. Khorsabad,
mit Resten einer von Sargon II. angelegten Stadt, von Botta 1843 bis
1845 ausgegraben. — Kalah, h. Nimrud, 30 km südl. von Mosul an
der Mündung des groſsen Zab: hier drei Paläste, ausgegraben von
Layard 1845—47.
Quellen: I. Einheimische in Keilschrift: 1) Alte Königsinschriften, be-
ginnend mit ca. 4500 v. Chr.; 2) spätere Königslisten, chronikartige
Berichte (z. B. die sog. synchronistische Geschichte Babylons und
Assyriens); 3) Privaturkunden: Kontrakttafeln und Siegelcylinder;
4) poetische: Zauberformeln, Hymnen, epische Gedichte. — II. Das Alte
Testament. — III. Ägyptische Inschriften. — IV. Griechische (z. t. späte)
Quellen: Herodot; Berossus, babylon. Priester des 4/3. Jh. (nur in
Fragmenten); Ptolemaeus (2. Jh. n. Chr.; Eponymencanon) u. a.
Die Keilschrift ist dreifacher Art: 1) phonetisch, d. h. die
einzelnen Buchstaben bezeichnend; 2) syllabar, d. h. Silben be-
zeichnend; 3) ideographisch, d. h. Begriffe bezeichnend (wie das
Chinesische). — In der ersten Gattung sind die zuerst entzifferten per-
sischen Inschriften in den dreisprachigen Inschriften von Persepolis
geschrieben, in der 2. Gattung die (babylonisch-)assyrischen, d. h. die
der semitischen Bewohner von Babylon-Assyrien; in der dritten die
sumerisch-akkadischen oder altbabylonischen, d. h. die von
der turanischen Urbevölkerung herrührenden. — Die Entzifferung
der persischen Keilschrift gelang 1801 dem Gymnasiallehrer Grotefend
in Göttingen († 1853), der in den persepolitanischen aus gewissen
Wiederholungen und der Anzahl der Zeichen richtig auf die Namen
der persischen Könige schloſs; fortgesetzt wurde die Entzifferung durch
H. C. Rawlinson (geb. 1810, lebt noch). Die Ausgrabungen begannen
1843 durch P. E. Botta, französ. Konsul in Mosul (1803—71), dem
Layard (geb. 1817) und andere Engländer folgten. Die Hauptsamm-
lungen babylonisch-assyrischer Altertümer sind in London (British
Museum) und Paris; zu den bedeutendsten Assyriologen der Gegenwart
gehören eine Anzahl Deutsche wie Eberh. Schrader in Berlin u. a.
Mythologie: 1) Trias der Hauptgötter Anu, Bêl (d. h. Herr) und Ea,
der erste Herr des Himmels und der Götter, im Kultus zurücktretend
gegen Bel, den strafenden Todesgott, und Ea, den Gott des Segens;
ihre Gemahlinnen haben gleichen Charakter. — 2) Trias ihrer Söhne:
Samas, Sonnengott, Sin, Mondgott, Rammân, Wind- und Wasser-
gott. — Sonst noch besonders verehrt Istar, bei den meisten Völkern
Vorder-Asiens sich findend, Here und Venus zugleich. — Adar und
Nergal sind Kriegs- und Jagdgötter, ersterer auch als Gott des Lichts
und Feuers verderbenbringend. — Maraduk, der Hauptgott von Ba-
bylon, ist Gott des Krieges und Blitzes, aber auch Vorkämpfer für das
Gute und Feind der Finsternis; Nabu, Hauptgott in Borsippa, andere
Form des Maraduk; Nationalgott von Assyrien ist Asur, Kriegs- und
Jagdgott, Vater und König der Götter. — Sagen von Isdubar d. i.
Nimrud erinnern an die von Herkules.
Kultur: Die Verfassung ursprünglich vielleicht theokratisch bei groſsem
Einfluſs des Priester-(d. h. auch Gelehrten)standes. — Die Litteratur
steht trotz ihres gewaltigen Umfanges nach Form und Inhalt tief, die
Wissenschaften dienen dem praktischen Leben, z.B. Mathematik und
Astronomie der Magie, doch zeigen sich in Grammatik und Natur-
beobachtungen wissenschaftliche Anfänge. — Die Kunst leidet unter
Realismus; die Baukunst, hauptsächlich in Palastbauten, weniger in
Tempelbauten hervortretend, ist einförmig und schwerfällig, ähnlich die
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