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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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deuten hätte? Endlich merkte er, daß sie eifer-
süchtig sey, und sie gab es auch nicht undeutlich
zu verstehen. Zulezt ward sie so besorgt, daß sie
ihren Mann herbeyrief, unter dem Vorwand, er
möchte doch die Herrschaft mit Wein bedienen!
Therese gieng nun wieder mit den Mädchen, und
machte sich mit ihnen sehr lustig, indem sie
Birn' aufsammelten. Kronhelm ward über ihr
leichtsinnig scheinendes Betragen gegen ihn sehr
empfindlich, und immer stiller und nachdenklicher.

Nun wurde Obst und kalte Schaale vorge-
setzt, und das Gesundheittrinken gieng von neuem
an. Hinter den Hecken stunden vier Bauren
mit zwo Posaunen und zwo Zinken, die eine
Art von Tafelmusik machten; und wenn eine ho-
he Gesundheit ausgebracht wurde, so musten sie,
auf den Wink der Amtmänninn Dusch machen.
Sie bedaurte nur, daß die Musik nicht besser sey.
Vor drey Wochen, sagte sie, haben sich vier Pra-
ger Studenten im Dorf aufgehalten, die ganze
Leute gewesen seyen. Sie wollte viel geben,
wenn sie jetzt noch da wären! Der Amtmann
ward endlich vom Wein etwas lustig, und sprach
mit Kronhelm und Siegwart ziemlich vertraut.

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deuten haͤtte? Endlich merkte er, daß ſie eifer-
ſuͤchtig ſey, und ſie gab es auch nicht undeutlich
zu verſtehen. Zulezt ward ſie ſo beſorgt, daß ſie
ihren Mann herbeyrief, unter dem Vorwand, er
moͤchte doch die Herrſchaft mit Wein bedienen!
Thereſe gieng nun wieder mit den Maͤdchen, und
machte ſich mit ihnen ſehr luſtig, indem ſie
Birn’ aufſammelten. Kronhelm ward uͤber ihr
leichtſinnig ſcheinendes Betragen gegen ihn ſehr
empfindlich, und immer ſtiller und nachdenklicher.

Nun wurde Obſt und kalte Schaale vorge-
ſetzt, und das Geſundheittrinken gieng von neuem
an. Hinter den Hecken ſtunden vier Bauren
mit zwo Poſaunen und zwo Zinken, die eine
Art von Tafelmuſik machten; und wenn eine ho-
he Geſundheit ausgebracht wurde, ſo muſten ſie,
auf den Wink der Amtmaͤnninn Duſch machen.
Sie bedaurte nur, daß die Muſik nicht beſſer ſey.
Vor drey Wochen, ſagte ſie, haben ſich vier Pra-
ger Studenten im Dorf aufgehalten, die ganze
Leute geweſen ſeyen. Sie wollte viel geben,
wenn ſie jetzt noch da waͤren! Der Amtmann
ward endlich vom Wein etwas luſtig, und ſprach
mit Kronhelm und Siegwart ziemlich vertraut.

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[385/0389] deuten haͤtte? Endlich merkte er, daß ſie eifer- ſuͤchtig ſey, und ſie gab es auch nicht undeutlich zu verſtehen. Zulezt ward ſie ſo beſorgt, daß ſie ihren Mann herbeyrief, unter dem Vorwand, er moͤchte doch die Herrſchaft mit Wein bedienen! Thereſe gieng nun wieder mit den Maͤdchen, und machte ſich mit ihnen ſehr luſtig, indem ſie Birn’ aufſammelten. Kronhelm ward uͤber ihr leichtſinnig ſcheinendes Betragen gegen ihn ſehr empfindlich, und immer ſtiller und nachdenklicher. Nun wurde Obſt und kalte Schaale vorge- ſetzt, und das Geſundheittrinken gieng von neuem an. Hinter den Hecken ſtunden vier Bauren mit zwo Poſaunen und zwo Zinken, die eine Art von Tafelmuſik machten; und wenn eine ho- he Geſundheit ausgebracht wurde, ſo muſten ſie, auf den Wink der Amtmaͤnninn Duſch machen. Sie bedaurte nur, daß die Muſik nicht beſſer ſey. Vor drey Wochen, ſagte ſie, haben ſich vier Pra- ger Studenten im Dorf aufgehalten, die ganze Leute geweſen ſeyen. Sie wollte viel geben, wenn ſie jetzt noch da waͤren! Der Amtmann ward endlich vom Wein etwas luſtig, und ſprach mit Kronhelm und Siegwart ziemlich vertraut. B b

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/389>, abgerufen am 23.11.2024.