armer Kopf anrennen wird. Wie, wenn Madam sich mit ganz andern Gründen zum Zorne hinter's allge- meine Zeter ihrer Schranzen versteckt hätte? Holla! das läuft dem guten Jungen heiß und kalt über die Leber! Auch will ich ein Rhinozeros von Propheten seyn, wenn sich Dir nicht in diesem Augenblick die rührende Gestalt von der Ferne zeigt, den schwarzen Lockenkopf in Trauer hingesenkt, weinend um Deine Liebe. Ein verführerisch Bild, fürwahr, dem schon Dein Herz entgegen zuckt! Doch halt, ich weise Dir ein anderes. -- In dem sonnigen Gärtchen hinter des Vaters Haus betrachte mir das schlichte Kind, wie es ein fröhlich Liedchen summt, seine Veilchen, seine Myrthen begiest. Man sieht ihr an, sie hat den Strauß im Sinne, den ihr heimkehrender Verlobter bald unter tausend tausend Küssen zum Willkomm haben soll; jeden Tag, jede Stunde erwartet sie ihn -- --
Was nun? wohin, Kamerade? Nicht wahr, ein bittrer Scheideweg? Hier wollt ich Dich haben! so weit mußt' ich's führen. Der Rückweg zu Constan- zen -- vielleicht er steht noch offen, ich zeig' ihn Dir, nachdem Du ihn schon für immer verschlossen geglaubt. Du solltest freie Wahl haben; das war ich Dir schuldig. Inzwischen hast Du gelernt, es sey auch möglich, ohne eine Constanze zu leben, und damit mein' ich, ist unendlich viel gewonnen.
Theobald! noch einmal: denk' an den Gar- ten! Neulich hat sie die Laube zurecht gepuzt, die
armer Kopf anrennen wird. Wie, wenn Madam ſich mit ganz andern Gründen zum Zorne hinter’s allge- meine Zeter ihrer Schranzen verſteckt hätte? Holla! das läuft dem guten Jungen heiß und kalt über die Leber! Auch will ich ein Rhinozeros von Propheten ſeyn, wenn ſich Dir nicht in dieſem Augenblick die rührende Geſtalt von der Ferne zeigt, den ſchwarzen Lockenkopf in Trauer hingeſenkt, weinend um Deine Liebe. Ein verführeriſch Bild, fürwahr, dem ſchon Dein Herz entgegen zuckt! Doch halt, ich weiſe Dir ein anderes. — In dem ſonnigen Gärtchen hinter des Vaters Haus betrachte mir das ſchlichte Kind, wie es ein fröhlich Liedchen ſummt, ſeine Veilchen, ſeine Myrthen begiest. Man ſieht ihr an, ſie hat den Strauß im Sinne, den ihr heimkehrender Verlobter bald unter tauſend tauſend Küſſen zum Willkomm haben ſoll; jeden Tag, jede Stunde erwartet ſie ihn — —
Was nun? wohin, Kamerade? Nicht wahr, ein bittrer Scheideweg? Hier wollt ich Dich haben! ſo weit mußt’ ich’s führen. Der Rückweg zu Conſtan- zen — vielleicht er ſteht noch offen, ich zeig’ ihn Dir, nachdem Du ihn ſchon für immer verſchloſſen geglaubt. Du ſollteſt freie Wahl haben; das war ich Dir ſchuldig. Inzwiſchen haſt Du gelernt, es ſey auch möglich, ohne eine Conſtanze zu leben, und damit mein’ ich, iſt unendlich viel gewonnen.
Theobald! noch einmal: denk’ an den Gar- ten! Neulich hat ſie die Laube zurecht gepuzt, die
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armer Kopf anrennen wird. Wie, wenn Madam ſich
mit ganz andern Gründen zum Zorne hinter’s allge-
meine Zeter ihrer Schranzen verſteckt hätte? Holla!
das läuft dem guten Jungen heiß und kalt über die
Leber! Auch will ich ein Rhinozeros von Propheten
ſeyn, wenn ſich Dir nicht in dieſem Augenblick die
rührende Geſtalt von der Ferne zeigt, den ſchwarzen
Lockenkopf in Trauer hingeſenkt, weinend um Deine
Liebe. Ein verführeriſch Bild, fürwahr, dem ſchon
Dein Herz entgegen zuckt! Doch halt, ich weiſe Dir
ein anderes. — In dem ſonnigen Gärtchen hinter des
Vaters Haus betrachte mir das ſchlichte Kind, wie es
ein fröhlich Liedchen ſummt, ſeine Veilchen, ſeine
Myrthen begiest. Man ſieht ihr an, ſie hat den
Strauß im Sinne, den ihr heimkehrender Verlobter bald
unter tauſend tauſend Küſſen zum Willkomm haben
ſoll; jeden Tag, jede Stunde erwartet ſie ihn — —
Was nun? wohin, Kamerade? Nicht wahr, ein
bittrer Scheideweg? Hier wollt ich Dich haben! ſo
weit mußt’ ich’s führen. Der Rückweg zu Conſtan-
zen — vielleicht er ſteht noch offen, ich zeig’ ihn
Dir, nachdem Du ihn ſchon für immer verſchloſſen
geglaubt. Du ſollteſt freie Wahl haben; das war
ich Dir ſchuldig. Inzwiſchen haſt Du gelernt, es ſey
auch möglich, ohne eine Conſtanze zu leben, und
damit mein’ ich, iſt unendlich viel gewonnen.
Theobald! noch einmal: denk’ an den Gar-
ten! Neulich hat ſie die Laube zurecht gepuzt, die
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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten02_1832/42>, abgerufen am 23.11.2024.
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