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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.

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sie drängen sich auf Schritt und Tritt auf. Was Wunder,
wenn die ersten katholischen Missionare in China ihren
Sinnen nicht trauen wollten, als sie solches sahen, was
Wunder, wenn der bekannte Pater Huc keine andere
Erklärung dafür wußte, als daß es eine Mache des
Teufels sei! Schade nur, daß sich die skeptischen Gelehrten
mit dieser deus -- oder vielmehr diabolus -- ex machina-
Erklärung nicht zufrieden geben wollen; sie brauchten
sich dann nicht weiter die Köpfe zu zerbrechen. Noch
ist keine Erklärung gefunden, auf welche sich die Forscher
einigen könnten. Noch schwebt die Frage: Ist das
Christentum abhängig vom Buddhismus? oder hat der
Buddhismus vom Christentum entlehnt? oder haben sich
beide gegenseitig ausgeholfen? Für das erste spricht
der Umstand, daß der Buddhismus um 600 Jahre älter
ist als das Christentum. Gleichwohl ist eine Abhängig-
keit vom Buddhismus durchaus nicht anzunehmen. Hätten
derartige intime Berührungen zwischen den beiden
Religionen stattgefunden, so hätte uns das bei der
umfangreichen und eingehenden christlichen Litteratur
der ersten Jahrhunderte nicht unbekannt bleiben können.
So aber ist von dem Buddhismus oder überhaupt einer
indischen oder chinesischen Religion in den christlichen
Schriften weder dem Namen noch der Sache nach irgend
eine Spur zu finden. So hätte also wohl der Buddhis-
mus aus dem Christentum geschöpft? Man weist darauf
hin, daß nestorianische Missionare im vierten und fünften
Jahrhundert nach China kamen; von ihnen könnte der
Buddhismus alles das übernommen haben. Berühmte
Forscher wie Eitel glauben hier die Erklärung suchen
zu müssen. Es ist aber mehr als zweifelhaft, ob jene
nestorianischen Missionare selbst schon im Besitze dieser
Eigentümlichkeiten gewesen sind, und ebenso unwahr-

ſie drängen ſich auf Schritt und Tritt auf. Was Wunder,
wenn die erſten katholiſchen Miſſionare in China ihren
Sinnen nicht trauen wollten, als ſie ſolches ſahen, was
Wunder, wenn der bekannte Pater Huc keine andere
Erklärung dafür wußte, als daß es eine Mache des
Teufels ſei! Schade nur, daß ſich die ſkeptiſchen Gelehrten
mit dieſer deus — oder vielmehr diabolus — ex machina-
Erklärung nicht zufrieden geben wollen; ſie brauchten
ſich dann nicht weiter die Köpfe zu zerbrechen. Noch
iſt keine Erklärung gefunden, auf welche ſich die Forſcher
einigen könnten. Noch ſchwebt die Frage: Iſt das
Chriſtentum abhängig vom Buddhismus? oder hat der
Buddhismus vom Chriſtentum entlehnt? oder haben ſich
beide gegenſeitig ausgeholfen? Für das erſte ſpricht
der Umſtand, daß der Buddhismus um 600 Jahre älter
iſt als das Chriſtentum. Gleichwohl iſt eine Abhängig-
keit vom Buddhismus durchaus nicht anzunehmen. Hätten
derartige intime Berührungen zwiſchen den beiden
Religionen ſtattgefunden, ſo hätte uns das bei der
umfangreichen und eingehenden chriſtlichen Litteratur
der erſten Jahrhunderte nicht unbekannt bleiben können.
So aber iſt von dem Buddhismus oder überhaupt einer
indiſchen oder chineſiſchen Religion in den chriſtlichen
Schriften weder dem Namen noch der Sache nach irgend
eine Spur zu finden. So hätte alſo wohl der Buddhis-
mus aus dem Chriſtentum geſchöpft? Man weiſt darauf
hin, daß neſtorianiſche Miſſionare im vierten und fünften
Jahrhundert nach China kamen; von ihnen könnte der
Buddhismus alles das übernommen haben. Berühmte
Forſcher wie Eitel glauben hier die Erklärung ſuchen
zu müſſen. Es iſt aber mehr als zweifelhaft, ob jene
neſtorianiſchen Miſſionare ſelbſt ſchon im Beſitze dieſer
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[247/0261] ſie drängen ſich auf Schritt und Tritt auf. Was Wunder, wenn die erſten katholiſchen Miſſionare in China ihren Sinnen nicht trauen wollten, als ſie ſolches ſahen, was Wunder, wenn der bekannte Pater Huc keine andere Erklärung dafür wußte, als daß es eine Mache des Teufels ſei! Schade nur, daß ſich die ſkeptiſchen Gelehrten mit dieſer deus — oder vielmehr diabolus — ex machina- Erklärung nicht zufrieden geben wollen; ſie brauchten ſich dann nicht weiter die Köpfe zu zerbrechen. Noch iſt keine Erklärung gefunden, auf welche ſich die Forſcher einigen könnten. Noch ſchwebt die Frage: Iſt das Chriſtentum abhängig vom Buddhismus? oder hat der Buddhismus vom Chriſtentum entlehnt? oder haben ſich beide gegenſeitig ausgeholfen? Für das erſte ſpricht der Umſtand, daß der Buddhismus um 600 Jahre älter iſt als das Chriſtentum. Gleichwohl iſt eine Abhängig- keit vom Buddhismus durchaus nicht anzunehmen. Hätten derartige intime Berührungen zwiſchen den beiden Religionen ſtattgefunden, ſo hätte uns das bei der umfangreichen und eingehenden chriſtlichen Litteratur der erſten Jahrhunderte nicht unbekannt bleiben können. So aber iſt von dem Buddhismus oder überhaupt einer indiſchen oder chineſiſchen Religion in den chriſtlichen Schriften weder dem Namen noch der Sache nach irgend eine Spur zu finden. So hätte alſo wohl der Buddhis- mus aus dem Chriſtentum geſchöpft? Man weiſt darauf hin, daß neſtorianiſche Miſſionare im vierten und fünften Jahrhundert nach China kamen; von ihnen könnte der Buddhismus alles das übernommen haben. Berühmte Forſcher wie Eitel glauben hier die Erklärung ſuchen zu müſſen. Es iſt aber mehr als zweifelhaft, ob jene neſtorianiſchen Miſſionare ſelbſt ſchon im Beſitze dieſer Eigentümlichkeiten geweſen ſind, und ebenſo unwahr-

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Zitationshilfe: Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/261>, abgerufen am 23.11.2024.