Als 1883 die große Missionskonferenz zu Osaka zusammentrat, da wußte man: Die Vorarbeiten sind gethan, der Missionsapparat ist fertig gestellt, das Missionsnetz ist bereit; nun konnte man an der Schwelle des dritten Abschnittes (1883--1890) mit dem fertigen Netz an einen fröhlichen Fischzug denken.
Nicht als ob bei einer geschichtlichen Entwicklung die Scheidelinien der einzelnen Perioden so haarscharf gezogen werden könnten. Vielmehr wurde auch in dem folgenden Abschnitt noch manche Masche in das Missions- netz gewoben. Jetzt erst wurde die Doshisha eigentlich zur Hochschule ausgebaut, auch jetzt noch wurde eine Reihe von Schulen neu errichtet und die meisten christ- lichen Zeitschriften traten in dieser Periode ins Leben. Auch die Bibelübersetzung wurde jetzt erst vollendet, indem im Jahre 1888 auch das Alte Testament in japanischer Sprache erschien. Die Seele dieser Über- setzung war neben Dr. Hepburn der gelehrte Verbeck, der selbst die Psalmen in klassisch schöner Weise über- setzte. Die japanische Bibel ist ein Werk, auf welches die evangelische Mission stolz sein darf.
So wirkte die Missionsaufgabe der vorigen Periode auch jetzt noch nach, gleichwie umgekehrt die eigentliche Arbeit dieses neuen Zeitabschnitts schon in der vorigen Epoche begonnen hatte. Ich meine die eigentliche Be- kehrungsarbeit. Am Ende des Jahres 1882, wo 18 Ge- sellschaften mit 145 männlichen und weiblichen Arbeitern, ohne die japanischen Hilfskräfte, in Thätigkeit standen, betrug die Zahl der Bekehrten bereits 4367 in 93 or- ganisierten Gemeinden. Gewiß ein gewaltiger Fort- schritt! Und doch sollte es bald schon dahin kommen, daß sich der Zuwachs eines Jahres auf so viel und mehr belief als der Gewinn dieses ganzen Jahrzehnts.
Als 1883 die große Miſſionskonferenz zu Oſaka zuſammentrat, da wußte man: Die Vorarbeiten ſind gethan, der Miſſionsapparat iſt fertig geſtellt, das Miſſionsnetz iſt bereit; nun konnte man an der Schwelle des dritten Abſchnittes (1883—1890) mit dem fertigen Netz an einen fröhlichen Fiſchzug denken.
Nicht als ob bei einer geſchichtlichen Entwicklung die Scheidelinien der einzelnen Perioden ſo haarſcharf gezogen werden könnten. Vielmehr wurde auch in dem folgenden Abſchnitt noch manche Maſche in das Miſſions- netz gewoben. Jetzt erſt wurde die Doſhiſha eigentlich zur Hochſchule ausgebaut, auch jetzt noch wurde eine Reihe von Schulen neu errichtet und die meiſten chriſt- lichen Zeitſchriften traten in dieſer Periode ins Leben. Auch die Bibelüberſetzung wurde jetzt erſt vollendet, indem im Jahre 1888 auch das Alte Teſtament in japaniſcher Sprache erſchien. Die Seele dieſer Über- ſetzung war neben Dr. Hepburn der gelehrte Verbeck, der ſelbſt die Pſalmen in klaſſiſch ſchöner Weiſe über- ſetzte. Die japaniſche Bibel iſt ein Werk, auf welches die evangeliſche Miſſion ſtolz ſein darf.
So wirkte die Miſſionsaufgabe der vorigen Periode auch jetzt noch nach, gleichwie umgekehrt die eigentliche Arbeit dieſes neuen Zeitabſchnitts ſchon in der vorigen Epoche begonnen hatte. Ich meine die eigentliche Be- kehrungsarbeit. Am Ende des Jahres 1882, wo 18 Ge- ſellſchaften mit 145 männlichen und weiblichen Arbeitern, ohne die japaniſchen Hilfskräfte, in Thätigkeit ſtanden, betrug die Zahl der Bekehrten bereits 4367 in 93 or- ganiſierten Gemeinden. Gewiß ein gewaltiger Fort- ſchritt! Und doch ſollte es bald ſchon dahin kommen, daß ſich der Zuwachs eines Jahres auf ſo viel und mehr belief als der Gewinn dieſes ganzen Jahrzehnts.
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Als 1883 die große Miſſionskonferenz zu Oſaka
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gethan, der Miſſionsapparat iſt fertig geſtellt, das
Miſſionsnetz iſt bereit; nun konnte man an der Schwelle
des dritten Abſchnittes (1883—1890) mit dem fertigen
Netz an einen fröhlichen Fiſchzug denken.
Nicht als ob bei einer geſchichtlichen Entwicklung
die Scheidelinien der einzelnen Perioden ſo haarſcharf
gezogen werden könnten. Vielmehr wurde auch in dem
folgenden Abſchnitt noch manche Maſche in das Miſſions-
netz gewoben. Jetzt erſt wurde die Doſhiſha eigentlich
zur Hochſchule ausgebaut, auch jetzt noch wurde eine
Reihe von Schulen neu errichtet und die meiſten chriſt-
lichen Zeitſchriften traten in dieſer Periode ins Leben.
Auch die Bibelüberſetzung wurde jetzt erſt vollendet,
indem im Jahre 1888 auch das Alte Teſtament in
japaniſcher Sprache erſchien. Die Seele dieſer Über-
ſetzung war neben Dr. Hepburn der gelehrte Verbeck,
der ſelbſt die Pſalmen in klaſſiſch ſchöner Weiſe über-
ſetzte. Die japaniſche Bibel iſt ein Werk, auf welches
die evangeliſche Miſſion ſtolz ſein darf.
So wirkte die Miſſionsaufgabe der vorigen Periode
auch jetzt noch nach, gleichwie umgekehrt die eigentliche
Arbeit dieſes neuen Zeitabſchnitts ſchon in der vorigen
Epoche begonnen hatte. Ich meine die eigentliche Be-
kehrungsarbeit. Am Ende des Jahres 1882, wo 18 Ge-
ſellſchaften mit 145 männlichen und weiblichen Arbeitern,
ohne die japaniſchen Hilfskräfte, in Thätigkeit ſtanden,
betrug die Zahl der Bekehrten bereits 4367 in 93 or-
ganiſierten Gemeinden. Gewiß ein gewaltiger Fort-
ſchritt! Und doch ſollte es bald ſchon dahin kommen,
daß ſich der Zuwachs eines Jahres auf ſo viel und
mehr belief als der Gewinn dieſes ganzen Jahrzehnts.
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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/291>, abgerufen am 23.11.2024.
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