Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.III. Theil von Bibliothequen. dienen sich der Jllyrischen oder Sclavonischen Sprache, die meistentheilsmit dem Griechischen überein kommen. Der Hr. Hieronymus Cyprianus und andere andächtige Männer haben viele Bücher in die Sclavonische Sprache übersetzt, und findet man in Moscau über die einländischen Jahr- Bücher und Chroniken die Thaten Alexandri Magni, der Römischen Kay- ser, wie auch Antonii und Cleopatrae. Von der Astronomie aber und Me- dicin wissen sie wenig. P. Jovius de Legat. Moscovvit. Die Moscowitischen Geschichte, welche von ihnen aufgezeichnet worden, nehmen ihren Anfang von dem Constantinopolitanischen Kayser Michael, als nemlich dersel- be die Sclavonische Schrifft in die Bulgarey schickte, und zwar um dieselbe Zeit, da die Bulgaren durch die Mühe und Fleiß ihres Königs Schwester, welche zu Constantinopel im Gefängniß den Grund zum Christenthum geleget zu Christo bekehret worden. Herberstein. Comment. Rer. Moscovvit. Als aber zu Zeiten des Groß-Fürsten Joh. Basilidis, und mit dessen Consens einige Buchdrucker ihr Werckzeug in die Haupt-Stadt Moscau gebracht, da ha- ben die Mönche und gantze Clerisey einen grossen Brand angeleget, wodurch nicht allein viele Häuser, sondern auch insonderheit diese Druckerey im Rauch aufgegangen; denn die Geistlichen befürchteten, wann solcher Gestalt die Bücher gemein würden, und der gemeine Mann studirte, so möchte ihre grosse lgnorence und Jrrthum an den Tag kommen, Abraham Corput in vit. Boris Fedorvitii. Es scheinet aber, als wann die Moscowiter immer mehr und mehr zur Klugheit einigen Appetit bekämen. Denn als die Polen A. 1611. die gantze Stadt Moscau fast in Flammen gesetzt, funden sie unter andern auf dem Moscowitischen Schloß Palotta schon eine ansehnliche Bibliothec, darinnen ohne die Jahr-Bücher die meisten Griechischen Kirchen-Lehrer, und darunter auch des Dionysii Ar[eo]pagitae Bücher von dem himmlischen und geistlichen Regiment oder Hierarchie befindlich waren, allesammt in Scla- vonischer Sprache, davon die meisten nach dem Zeugniß besagter Jahr-Bü- cher von Methodio Constantino aus der Griechischen in ermeldte Sclavoni- sche Sprache transferiret worden. Beyerling. Theatr. Vit. human. Wie groß nun aber also ihre vorige Unwissenheit und ungeschickte Lebens-Art auch im- mer gewiesen, zumalen der alte Rußische Status in diesen bekandten Versen überhaupt abgemahlt war:
Rülp-
III. Theil von Bibliothequen. dienen ſich der Jllyriſchen oder Sclavoniſchen Sprache, die meiſtentheilsmit dem Griechiſchen uͤberein kommen. Der Hr. Hieronymus Cyprianus und andere andaͤchtige Maͤnner haben viele Buͤcher in die Sclavoniſche Sprache uͤberſetzt, und findet man in Moſcau uͤber die einlaͤndiſchen Jahr- Buͤcher und Chroniken die Thaten Alexandri Magni, der Roͤmiſchen Kay- ſer, wie auch Antonii und Cleopatræ. Von der Aſtronomie aber und Me- dicin wiſſen ſie wenig. P. Jovius de Legat. Moſcovvit. Die Moſcowitiſchen Geſchichte, welche von ihnen aufgezeichnet worden, nehmen ihren Anfang von dem Conſtantinopolitaniſchen Kayſer Michaël, als nemlich derſel- be die Sclavoniſche Schrifft in die Bulgarey ſchickte, und zwar um dieſelbe Zeit, da die Bulgaren durch die Muͤhe und Fleiß ihres Koͤnigs Schweſter, welche zu Conſtantinopel im Gefaͤngniß den Grund zum Chriſtenthum geleget zu Chriſto bekehret worden. Herberſtein. Comment. Rer. Moſcovvit. Als aber zu Zeiten des Groß-Fuͤrſten Joh. Baſilidis, und mit deſſen Conſens einige Buchdrucker ihr Werckzeug in die Haupt-Stadt Moſcau gebracht, da ha- ben die Moͤnche und gantze Cleriſey einen groſſen Brand angeleget, wodurch nicht allein viele Haͤuſer, ſondern auch inſonderheit dieſe Druckerey im Rauch aufgegangen; denn die Geiſtlichen befuͤrchteten, wann ſolcher Geſtalt die Buͤcher gemein wuͤrden, und der gemeine Mann ſtudirte, ſo moͤchte ihre groſſe lgnorence und Jrrthum an den Tag kommen, Abraham Corput in vit. Boris Fedorvitii. Es ſcheinet aber, als wann die Moſcowiter immer mehr und mehr zur Klugheit einigen Appetit bekaͤmen. Denn als die Polen A. 1611. die gantze Stadt Moſcau faſt in Flammen geſetzt, funden ſie unter andern auf dem Moſcowitiſchen Schloß Palotta ſchon eine anſehnliche Bibliothec, darinnen ohne die Jahr-Buͤcher die meiſten Griechiſchen Kirchen-Lehrer, und darunter auch des Dionyſii Ar[eo]pagitæ Buͤcher von dem him̃liſchen und geiſtlichen Regiment oder Hierarchie befindlich waren, alleſammt in Scla- voniſcher Sprache, davon die meiſten nach dem Zeugniß beſagter Jahr-Buͤ- cher von Methodio Conſtantino aus der Griechiſchen in ermeldte Sclavoni- ſche Sprache transferiret worden. Beyerling. Theatr. Vit. human. Wie groß nun aber alſo ihre vorige Unwiſſenheit und ungeſchickte Lebens-Art auch im- mer gewieſen, zumalen der alte Rußiſche Status in dieſen bekandten Verſen uͤberhaupt abgemahlt war:
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III. Theil von Bibliothequen.
dienen ſich der Jllyriſchen oder Sclavoniſchen Sprache, die meiſtentheils
mit dem Griechiſchen uͤberein kommen. Der Hr. Hieronymus Cyprianus
und andere andaͤchtige Maͤnner haben viele Buͤcher in die Sclavoniſche
Sprache uͤberſetzt, und findet man in Moſcau uͤber die einlaͤndiſchen Jahr-
Buͤcher und Chroniken die Thaten Alexandri Magni, der Roͤmiſchen Kay-
ſer, wie auch Antonii und Cleopatræ. Von der Aſtronomie aber und Me-
dicin wiſſen ſie wenig. P. Jovius de Legat. Moſcovvit. Die Moſcowitiſchen
Geſchichte, welche von ihnen aufgezeichnet worden, nehmen ihren Anfang
von dem Conſtantinopolitaniſchen Kayſer Michaël, als nemlich derſel-
be die Sclavoniſche Schrifft in die Bulgarey ſchickte, und zwar um dieſelbe
Zeit, da die Bulgaren durch die Muͤhe und Fleiß ihres Koͤnigs Schweſter,
welche zu Conſtantinopel im Gefaͤngniß den Grund zum Chriſtenthum
geleget zu Chriſto bekehret worden. Herberſtein. Comment. Rer. Moſcovvit. Als
aber zu Zeiten des Groß-Fuͤrſten Joh. Baſilidis, und mit deſſen Conſens einige
Buchdrucker ihr Werckzeug in die Haupt-Stadt Moſcau gebracht, da ha-
ben die Moͤnche und gantze Cleriſey einen groſſen Brand angeleget, wodurch
nicht allein viele Haͤuſer, ſondern auch inſonderheit dieſe Druckerey im
Rauch aufgegangen; denn die Geiſtlichen befuͤrchteten, wann ſolcher Geſtalt
die Buͤcher gemein wuͤrden, und der gemeine Mann ſtudirte, ſo moͤchte ihre
groſſe lgnorence und Jrrthum an den Tag kommen, Abraham Corput in vit.
Boris Fedorvitii. Es ſcheinet aber, als wann die Moſcowiter immer mehr und
mehr zur Klugheit einigen Appetit bekaͤmen. Denn als die Polen A. 1611.
die gantze Stadt Moſcau faſt in Flammen geſetzt, funden ſie unter andern
auf dem Moſcowitiſchen Schloß Palotta ſchon eine anſehnliche Bibliothec,
darinnen ohne die Jahr-Buͤcher die meiſten Griechiſchen Kirchen-Lehrer,
und darunter auch des Dionyſii Areopagitæ Buͤcher von dem him̃liſchen und
geiſtlichen Regiment oder Hierarchie befindlich waren, alleſammt in Scla-
voniſcher Sprache, davon die meiſten nach dem Zeugniß beſagter Jahr-Buͤ-
cher von Methodio Conſtantino aus der Griechiſchen in ermeldte Sclavoni-
ſche Sprache transferiret worden. Beyerling. Theatr. Vit. human. Wie groß
nun aber alſo ihre vorige Unwiſſenheit und ungeſchickte Lebens-Art auch im-
mer gewieſen, zumalen der alte Rußiſche Status in dieſen bekandten Verſen
uͤberhaupt abgemahlt war:
Kirchen, Bilder, Kraͤntze, Glocken,
Weiber die geſchmuͤckt als Docken,
Huren, Knoblauch, Brantewein,
Sind in Moſcau ſehr gemein.
Mittags-Schlaffen, Voͤllerey,
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