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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
Oxfort

Jst an sich selbst eine schöne Stadt, doch hat die herrliche Universität
ihren Namen in der Welt recht berühmt gemacht. Cambdenus schreibet:
Daß diese Universität von dem König Elfred im Jahr 889. gestifftet wor-
den, und unter der Regierung des Königes Henrici III. hat man allda bey die
30000. Studenten gezählt. Sie hat 18. Collegia, wie Königliche Häu-
ser, und haben grosses Einkommen, ein iegliches Collegium hat seine eigene
Bibliothec, unter welchen aber die Bibliothequen des Collegii Christi, item
die in dem Collegio Mertonensi, und die in dem Collegio Wintoniensi
sonderlich gelobet werden, in der letzten hat Richard Angerville, Bischof von
Dumel, seine treffliche Bibliothec zu grossem Nutzen der studirenden Ju-
gend vermacht. Doch übertrifft die Bibliothec zur Universität gehörig
noch alle andere. Diese soll unter Eduardo im Jahr 1450. ihren Anfang
genommen haben, hernach ist sie durch die bösen Zeiten dermassen zerfallen,
daß ihre Schönheit beynahe gantz unter die Füsse gerathen, wenn nicht der
Ritter Thomas Bodlaeus sie wieder mit grossen Unkosten aufgerichtet, also daß
ermeldeter Bodloeus mehr für ein Urheber als Ersetzer derselben zu halten. Is.
Casaubon. Ep.
754. schreibet hiervon also: Dieses ist ein Werck für einen
König, geschweige für einen Privat-Mann, allermassen bekandt ist, daß
Bodloeus in seinem Leben, und bey seinem Absterben über 2. Tonnen Frantzö-
sisch auf die Zierde dieser Biblioth. gewandt etc. Johannis Seldeni Bücherey
ist hernachmals auch zu dieser gegeben worden; deßgleichen hat der Ertz-
Bischof von Canterbury D. Guilliam Land, damaliger Universitäts-Cantz-
ler zu Oxfort, über 1300. geschriebene Bücher in Hebräischer, Syrischer,
Chaldäischer, Egyptischer, Aethiopischer, Griechischer, Lateinischer, Säch-
sischer, Englischer, Jrrländischer u. vielen andern Sprachen selbiger einver-
leibet, unter welchen über 400. Oriental. MScta gewesen; wie denn auch sonst
andere Leute mehr ihre Bücher zur Vermehrung dieser herrlichen Biblioth.
hergeschossen, also daß sie nunmehro ihr Haupt über alle andere hervor geho-
ben, gleichwie die Cypressen über die Weiden, daß sie itzo für eine der berühm-
testen in der gantzen Welt passiren mag. Gedachter Ertz-Bischof von Can-
terbury
hat auch seine rare Medaillen hieher vermacht, welche er allenthalben
mit grossem Fleiß colligiret. Jn Summa nichts mangelt derselben an ih-
rer Zierrath, dahero der berühmte Ovvenus unter andern die Universität Ox-
fort
wegen dieser Bibliothec mit folgenden Worten angeredet:

Nulla tuae par Bibliothecae est altera, nulla
Ingenio par est Bibliotheca tua.

Sie
R r 3
III. Theil von Bibliothequen.
Oxfort

Jſt an ſich ſelbſt eine ſchoͤne Stadt, doch hat die herrliche Univerſität
ihren Namen in der Welt recht beruͤhmt gemacht. Cambdenus ſchreibet:
Daß dieſe Univerſität von dem Koͤnig Elfred im Jahr 889. geſtifftet wor-
den, und unter der Regierung des Koͤniges Henrici III. hat man allda bey die
30000. Studenten gezaͤhlt. Sie hat 18. Collegia, wie Koͤnigliche Haͤu-
ſer, und haben groſſes Einkommen, ein iegliches Collegium hat ſeine eigene
Bibliothec, unter welchen aber die Bibliothequen des Collegii Chriſti, item
die in dem Collegio Mertonenſi, und die in dem Collegio Wintonienſi
ſonderlich gelobet werden, in der letzten hat Richard Angerville, Biſchof von
Dumel, ſeine treffliche Bibliothec zu groſſem Nutzen der ſtudirenden Ju-
gend vermacht. Doch uͤbertrifft die Bibliothec zur Univerſität gehoͤrig
noch alle andere. Dieſe ſoll unter Eduardo im Jahr 1450. ihren Anfang
genommen haben, hernach iſt ſie durch die boͤſen Zeiten dermaſſen zerfallen,
daß ihre Schoͤnheit beynahe gantz unter die Fuͤſſe gerathen, wenn nicht der
Ritter Thomas Bodlæus ſie wieder mit groſſen Unkoſten aufgerichtet, alſo daß
ermeldeter Bodlœus mehr fuͤr ein Urheber als Erſetzer derſelben zu halten. Iſ.
Caſaubon. Ep.
754. ſchreibet hiervon alſo: Dieſes iſt ein Werck fuͤr einen
Koͤnig, geſchweige fuͤr einen Privat-Mann, allermaſſen bekandt iſt, daß
Bodlœus in ſeinem Leben, und bey ſeinem Abſterben uͤber 2. Tonnen Frantzoͤ-
ſiſch auf die Zierde dieſer Biblioth. gewandt ꝛc. Johannis Seldeni Buͤcherey
iſt hernachmals auch zu dieſer gegeben worden; deßgleichen hat der Ertz-
Biſchof von Canterbury D. Guilliam Land, damaliger Univerſitäts-Cantz-
ler zu Oxfort, uͤber 1300. geſchriebene Buͤcher in Hebraͤiſcher, Syriſcher,
Chaldaͤiſcher, Egyptiſcher, Aethiopiſcher, Griechiſcher, Lateiniſcher, Saͤch-
ſiſcher, Engliſcher, Jrrlaͤndiſcher u. vielen andern Sprachen ſelbiger einver-
leibet, unter welchen uͤber 400. Oriental. MScta geweſen; wie denn auch ſonſt
andere Leute mehr ihre Buͤcher zur Vermehrung dieſer herrlichen Biblioth.
hergeſchoſſen, alſo daß ſie nunmehro ihr Haupt uͤber alle andere hervor geho-
ben, gleichwie die Cypreſſen uͤber die Weiden, daß ſie itzo fuͤr eine der beruͤhm-
teſten in der gantzen Welt paſſiren mag. Gedachter Ertz-Biſchof von Can-
terbury
hat auch ſeine rare Medaillen hieher vermacht, welche er allenthalben
mit groſſem Fleiß colligiret. Jn Summa nichts mangelt derſelben an ih-
rer Zierrath, dahero der beruͤhmte Ovvenus unter andern die Univerſität Ox-
fort
wegen dieſer Bibliothec mit folgenden Worten angeredet:

Nulla tuæ par Bibliothecæ eſt altera, nulla
Ingenio par eſt Bibliotheca tua.

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[317/0345] III. Theil von Bibliothequen. Oxfort Jſt an ſich ſelbſt eine ſchoͤne Stadt, doch hat die herrliche Univerſität ihren Namen in der Welt recht beruͤhmt gemacht. Cambdenus ſchreibet: Daß dieſe Univerſität von dem Koͤnig Elfred im Jahr 889. geſtifftet wor- den, und unter der Regierung des Koͤniges Henrici III. hat man allda bey die 30000. Studenten gezaͤhlt. Sie hat 18. Collegia, wie Koͤnigliche Haͤu- ſer, und haben groſſes Einkommen, ein iegliches Collegium hat ſeine eigene Bibliothec, unter welchen aber die Bibliothequen des Collegii Chriſti, item die in dem Collegio Mertonenſi, und die in dem Collegio Wintonienſi ſonderlich gelobet werden, in der letzten hat Richard Angerville, Biſchof von Dumel, ſeine treffliche Bibliothec zu groſſem Nutzen der ſtudirenden Ju- gend vermacht. Doch uͤbertrifft die Bibliothec zur Univerſität gehoͤrig noch alle andere. Dieſe ſoll unter Eduardo im Jahr 1450. ihren Anfang genommen haben, hernach iſt ſie durch die boͤſen Zeiten dermaſſen zerfallen, daß ihre Schoͤnheit beynahe gantz unter die Fuͤſſe gerathen, wenn nicht der Ritter Thomas Bodlæus ſie wieder mit groſſen Unkoſten aufgerichtet, alſo daß ermeldeter Bodlœus mehr fuͤr ein Urheber als Erſetzer derſelben zu halten. Iſ. Caſaubon. Ep. 754. ſchreibet hiervon alſo: Dieſes iſt ein Werck fuͤr einen Koͤnig, geſchweige fuͤr einen Privat-Mann, allermaſſen bekandt iſt, daß Bodlœus in ſeinem Leben, und bey ſeinem Abſterben uͤber 2. Tonnen Frantzoͤ- ſiſch auf die Zierde dieſer Biblioth. gewandt ꝛc. Johannis Seldeni Buͤcherey iſt hernachmals auch zu dieſer gegeben worden; deßgleichen hat der Ertz- Biſchof von Canterbury D. Guilliam Land, damaliger Univerſitäts-Cantz- ler zu Oxfort, uͤber 1300. geſchriebene Buͤcher in Hebraͤiſcher, Syriſcher, Chaldaͤiſcher, Egyptiſcher, Aethiopiſcher, Griechiſcher, Lateiniſcher, Saͤch- ſiſcher, Engliſcher, Jrrlaͤndiſcher u. vielen andern Sprachen ſelbiger einver- leibet, unter welchen uͤber 400. Oriental. MScta geweſen; wie denn auch ſonſt andere Leute mehr ihre Buͤcher zur Vermehrung dieſer herrlichen Biblioth. hergeſchoſſen, alſo daß ſie nunmehro ihr Haupt uͤber alle andere hervor geho- ben, gleichwie die Cypreſſen uͤber die Weiden, daß ſie itzo fuͤr eine der beruͤhm- teſten in der gantzen Welt paſſiren mag. Gedachter Ertz-Biſchof von Can- terbury hat auch ſeine rare Medaillen hieher vermacht, welche er allenthalben mit groſſem Fleiß colligiret. Jn Summa nichts mangelt derſelben an ih- rer Zierrath, dahero der beruͤhmte Ovvenus unter andern die Univerſität Ox- fort wegen dieſer Bibliothec mit folgenden Worten angeredet: Nulla tuæ par Bibliothecæ eſt altera, nulla Ingenio par eſt Bibliotheca tua. Sie R r 3

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/345>, abgerufen am 23.11.2024.