Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.Seele, allen Aufopferungen seiner Freude, seiner Wie könnte sie uns kalt lassen, diese göttliche die I 4
Seele, allen Aufopferungen ſeiner Freude, ſeiner Wie könnte ſie uns kalt laſſen, dieſe göttliche die I 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0151" n="135[147]"/> Seele, allen Aufopferungen ſeiner Freude, ſeiner<lb/> Ruhe, ſeines Lebens, ſelbſt in dem beſten Alter, hat<lb/> nicht der mindeſte Eigennutz, nicht die kleinſte Er-<lb/> wartung eigener irdiſcher Vortheile Theil. Es iſt al-<lb/> les Liebe für die Wahrheit, für das Rechtthun und<lb/> für die Menſchheit, — für die Menſchheit, davon<lb/> ein ſo großer Theil, der dies alles weiß, ihn den-<lb/> noch verkennet, und wohl gar kalte Anmerkungen<lb/> über ſeinen nichts ſcheuenden, alles überwindenden<lb/> Eifer macht.</p><lb/> <p>Wie könnte ſie uns kalt laſſen, dieſe göttliche<lb/> Liebe, die nie ihres gleichen gehabt hat und haben<lb/> wird? Wir müßten, ſobald wir uns vor der lebhaf-<lb/> ten Empfindung derſelben ſcheuten, uns eines der<lb/> edelſten Triebe unſrer Seele ſchämen! Denn es wäre<lb/> ſogar unmenſchlich, dies nicht empfinden zu wollen!<lb/> Wir müßten durchaus nicht anerkennen wollen, in<lb/> welchem genauen Zuſammenhange dieſe Leiden mit<lb/> dem ganzen Leben unſers Erlöſers und deſſen großem<lb/> Zweck ſtünden — wenn wir ſie und ihre Betrach-<lb/> tung von unſrer Religion abſondern und trennen,<lb/> und wohl gar, bloß dem herrſchenden Ton zu ge-<lb/> fallen, aufhören wollten von ihnen zu reden, oder<lb/> an ſie zu denken. — Wir müßten endlich nie aus<lb/> eigner oder fremder Erfahrung überzeugt ſeyn, daß<lb/> <fw place="bottom" type="sig">I 4</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [135[147]/0151]
Seele, allen Aufopferungen ſeiner Freude, ſeiner
Ruhe, ſeines Lebens, ſelbſt in dem beſten Alter, hat
nicht der mindeſte Eigennutz, nicht die kleinſte Er-
wartung eigener irdiſcher Vortheile Theil. Es iſt al-
les Liebe für die Wahrheit, für das Rechtthun und
für die Menſchheit, — für die Menſchheit, davon
ein ſo großer Theil, der dies alles weiß, ihn den-
noch verkennet, und wohl gar kalte Anmerkungen
über ſeinen nichts ſcheuenden, alles überwindenden
Eifer macht.
Wie könnte ſie uns kalt laſſen, dieſe göttliche
Liebe, die nie ihres gleichen gehabt hat und haben
wird? Wir müßten, ſobald wir uns vor der lebhaf-
ten Empfindung derſelben ſcheuten, uns eines der
edelſten Triebe unſrer Seele ſchämen! Denn es wäre
ſogar unmenſchlich, dies nicht empfinden zu wollen!
Wir müßten durchaus nicht anerkennen wollen, in
welchem genauen Zuſammenhange dieſe Leiden mit
dem ganzen Leben unſers Erlöſers und deſſen großem
Zweck ſtünden — wenn wir ſie und ihre Betrach-
tung von unſrer Religion abſondern und trennen,
und wohl gar, bloß dem herrſchenden Ton zu ge-
fallen, aufhören wollten von ihnen zu reden, oder
an ſie zu denken. — Wir müßten endlich nie aus
eigner oder fremder Erfahrung überzeugt ſeyn, daß
die
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