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Allgemeine Zeitung, Nr. 156, 4. Juni 1860.

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Montag
Beilage zu Nr. 156 der Allg. Zeitung.
4 Junius 1860.



[Spaltenumbruch]
Uebersicht.
Hinterlassene Manuscripte des Erzherzogs Karl. -- Antwort des schweize-
rischen Bundesraths auf die letzten Noten des Hrn. Thouvenel. (Schluß.) --
Englands Lage. -- Italien. (Palermo: Der Aufstand. Rom: Tyätig-
keit im Kriegsministerium. Dreitägige Gebete. Der Petersgroschen. Cardinal
Reisach. Pelitisches Glück in der Aemilia. Das Gefecht bei Montesiascone.

Neueste Posten. Mainz. (Rheinschifffahrts-Commission.) --
Berlin. (Tagesbericht.) -- Wien. (Empfang des Reichsraths.) -- Triest.
(Levantepost.) -- Madrid. (Eisenbahn. Ein neuer Infant.) -- Paris.
(Inhalt der Tagesblätter.) -- Lyon. (Ankunft der Kaiserin-Wittwe von Ruß-
land.) -- Turin. (Kundgebungen in Neapel.) -- Mailand. (Aus Palermo.)


Telegraphische Berichte.

Depeschen aus Neapel melden daß die
Capitulation zwischen Lanza und Garibaldi unterzeichnet worden, wo-
nach die Garnison, 25,000 (?) Mann stark, Palermo mit Kriegs-
ehren verläßt.

Der französische und der
russische Gesandte erklärten officiell ihr Einverständniß und ihre Be-
friedigung über die angeordnete Enquete.

Oesterr. 5proc. National-Anleihe 57 3/8 ;
5proc. [unleserliches Material - 1 Wort fehlt] 501/4 P.; Bankactien 740; Lotterie-Anlehensloose von 1854 72; von
1858 92; von 1860 72; Ludwgishafen-Bexbacher E.-B.-A. 1231/4 P.; bayer.
Ostbabu-Actien 1001/2; voll eingezahlt 101 3/8 ; österr. Credit-Mobilier-Actien 1611/2.
Wechseleurse: Pans 92 7/8 ; London 1163/4; Wien 87 5/8 .

3proc. Consols 94 7/8 .

Cursberichte.

Württemb. 41/2proc. Oblig. b. R. 104 3/8 G.;
31/2proc. 95 5/8 G.; bad. 41/2proc. Oblig. 103 P.; 4proc. 100 P.; 31/2proc. von 1842
93 3/8 P.; 41/2proc. Pf. Max.-E.-A. b. R. 951/2 P.; Rhein-Nahe-Bahn 43 1/2 P.; bad.
50fl.-L. 88 P.; 35fl.-L. 52 G.; kurh. 40Thlr.-L. b. R. -- ; gr. heff. 50fl.-L.
b. R. 1213/4 G.; 25fl.-L. 331/2 G.; nass. 25fl.-L. b. R. 331/2 P.; Ausbach-Gunzenh.
7 fl.-L. 95 5/8 P.; preuß. Friedrichsd'or fl. 9.561/2-571/2; holl. 10fl.-Stücke fl. 9.381/2-
391/2; Raudducaten fl. 5.29-30; 20Fr.-Stücke fl. 9.18-19; engl. Sov. fl. 11.38-42.

3proc. 69.65; 41/2proc. 96.25; Bankactien 2820; landw.
Creditbank 890; Credit mobilier 663.75; piem. 5proc. 83.75; röm. 82; span.
innere Schuld 461/4; innere 3proc. 48; 1proc. 37; Zaragoza 516.25; Röm.
327.50; schweiz. Westbahn 242.50; schweiz. Centralbahn 420; Orleans 1330;
Nord 980; Ost 598.75; Danphine 595; Paris-Lyon-Mittelmeer 871.25; Süd
515; West 570; Lyon-Genf 406.25; österr. Gesellsch. 512 50; Bictor-Emmanuel
411.25; russ. Comp. 460.



Hinterlassene Manuscripte des Erzherzogs Karl.

Die Oesterr. Neue Milit. Zeitschr. ent-
hält über das Monument Erzherzogs Karl einen Artikel, dem wir folgendes
entnehmen: An dem Mitteltheil des obern Aussatzes sind rmgs um das Po-
stament 12 Schilde und 12 Lorbeerzweige, mit Bändern verschlungen, ange-
bracht, wie aus der Zeichnung zu ersehen ist; sie geben die Namen jener
Schlachten und größern Gefechte an bei welchen der Erzherzog als siegreid er
Führer mitgewirkt hat. Jahrstag und Jahrszahl sind diesen Namen beige-
setzt. Die Namen der angesetzten Schlachten und Gefechte sind:

17931 MärzAldenhoven.179616 Septemb.Limburg.
"4 "Tongern."19 OctoberEmendingen.
"16 "Tirlemont."24 "Schlingen.
"18 "Neerwinden.179722 Novemb.Kehl.
"22 "Löwen.179921 MärzOstrach.
179426 AprilCatean."26 "Stockach.
"29 "Peiches."4 JuniZürich.
179615 JuniWetzlar."18 Septemb.Mannheim.
"22 AugustTeiningen.180531 OctoberCaldiero.
"23 "Neumarkt.180922 MaiAspern.
"24 "Amberg."6 JuliWagram.
"3 Septemb.Würzburg."11 "Znaim.

Die vier diagonal gestellten Eckpfeiler sind mit vier heraldisch aufge-
faßten Adlern decorirt, welche Lorbeerkränze halten, in deren Mitte der Na-
menszug Sr. Maj. angebracht ist. Adler und Kränze sind mit einer profilirten
und reich ciselirten Bronzeplatte verbunden, welche die Befestigung an die
Marmorpfeiler vermittelt. Die Stirnseite trägt die Widmung Sr. Majestät.
Die Rückseite das Familienwappen des Erzherzogs. Die beiden minlern
Bronzeplatten an den Längenseiten die folgenden Denksprüche: "Dem beharr-
lichen Kämpfer für Deutschlands Ehre." "Dem heldenmüthigen Führer der
Heere Oesterreichs." Die ganze Symbolik des Monuments bezieht sich nur
auf die kriegerische Thätigkeit des Erzherzogs. Die andern edlen und schönen
Seiten dieses großen Mannes, der Trieb zum Wohlthun, das einfache, ge-
räuschlose Wirken, das glückliche Familienleben an der Seite einer hochsinni-
gen Gemahlin, die Sorge für die Erziehung und die Ausbildung seiner Kin-
der, die rastlose Thätigkeit, Liebe zur Natur und religiöser Sinn -- kurz das
ganze Privatleben des Helden mußte vor den Leistungen und Verdiensten um
[Spaltenumbruch] Thron und Vaterland in den Hintergrund treten, kann aber nicht unberührt
bleiben wenn von der hohen Person des Erzherzogs und dem edlen Menschen
überhaupt die Rede ist. Eines jedoch hätten wir auch an seinem Monument
symbolisch ausgedrückt gewünscht, das ist die Weisheit und den unversiegbaren
Forschungstrieb auf dem Gebiete der Kriegswissenschaften; denn Karl war
eben so groß in der Kriegslehre wie in der Kriegführung. Der Welt sind bis
jetzt nur seine Instructionen und die Geschichte der Feldzüge von 1796 und
1799 bekannt. Der große Mann hat aber, namentlich nach seinem Ausschei-
den aus dem Staatsdienst, einen großen Theil seines Lebens der Bereicherung
und Vervollständigung der Militärlitteratur gewidmet, und zahlreiche Mann-
scripte von eigener Hand hinterlassen, die bis jetzt der Oeffentlichkeit gänzlich
entzogen blieben, weil sie für die Oeffentlichkeit nicht geschrieben waren.
Nur die reine Liebe zur Wissenschaft und die Sorge des liebenden Vaters, die
gemachten Erfahrungen und Resultate seiner Forschungen auf seine hoffnungs-
vollen Söhne zu übertragen, waren es die ihn auch an den Schreibtisch fessel-
ten. Nachdem er sein Bemühen gekrönt sah, trat die schriststellerische Thätig-
keit mehr in den Hintergrund. Richtsdestoweniger fand er auch später noch
oftmals Anlaß wieder zur Feder zu greifen. Kamen alte Kriegsgenossen oder
Männer zu ihm die er wegen ihrer militärischen Ausbildung schätzte, so war
ihm nichts lieber als ein Gespräch über irgendeinen Zweig der Kriegskunst.
Oft sagte er dann: "Die Rede bindet nicht so wie die Schrift; besser Sie
bringen Ihre Ansicht zu Papier; auch ich werde die meine Ihnen morgen
schriftlich geben." So haben sich vielfältige Arbeiten gehäuft, größern und
kleinern Umfangs. Der Erzherzog schrieb eine authentische Geschichte des Feld-
zugs von 1809; er schilderte die Operationen Napoleons I und der Verbün-
deten in den Feldzügen von 1813, 1814 und 1815; er bearbeitete die Feld-
züge Wellingtons in Spanien, schrieb über den Geist des Kriegswesens und
viele andere Gegenstände. Er verfolgte mit großer Aufmerksamkeit die Zu-
stände und Veränderungen im österreichischen Heerwesen, und sprach sein Ur-
theil darüber freimüthig aus. So umfassen die Arbeiten des Erzherzogs das
gesammte Kriegswesen, von der Armeeleitung, vom Generalstab herab bis
zur Ausbildung der Compagnieofficiere, und selbst taklische Ausarbeitungen,
Feldmanöver etc. von seiner Hand finden sich vor. Die schriftlichen Arbeiten
des Erzherzogs sind der Spiegel seines festen Charakters, seiner edlen Seele.
Die Behandlung des Stoffs und die Schreibweise kennzeichnen den abstracten
Denker; die Sätze, obgleich mehr abgebrochen als kunstooll verbunden, schlie-
ßen sich in streng logischer Folge an einander; Gerechtigkeit und freimüthige
Wahrheit, Entschiedenheit und Humanität leuchten aus allen Arbeiten hervor.
Er spendet dem Feldherrntalent Napoleons I, wie es einem großen Geist zu-
kommt, alles Lob, und ist am strengsten gegen sich selbst; er achtet die Mühen
anderer; von der Mehrzahl verlangt er praktisches Wissen, historische Kennt-
nisse, nicht Gelehrsamkeit; er stellt das bürgerliche Staatsleben und die
Fortschritte der Cultur, die Segnungen des Friedens höher als die Glorie
des Kriegs, und erkennt im Krieger nur den Beschützer der aussteigenden Cul-
tur; er hält auf strenge Moral, auf den innern Werth des Menschen, auf
große und edle Charaktere. Als einst dem Geschichtslehrer des Erzherzogs
Friedrich von anderer Seite der Vorwurf gemacht wurde daß er sich zu lange
bei den Perserkriegen aufhalte, äußerte der liebevolle Vater zu dem betreffen-
den Professor: "Lassen Sie sich nicht irre machen; Friedrich zählt erst 13
Jahre, er hat noch Zeit vor sich; machen Sie ihn nur empfänglich für große
Thaten, für große Charaktere, die so selten in der Weltgeschichte, in den Per-
serkriegen aber zu finden sind; sie behalten Werth in allen Zeitaltern; man
muß daher bei so Wichtigem und Nachahmungswerthem längere Zeit ver-
weilen." Zum Beweise wie der edle Erzherzog die Kenntnisse und das Wirken
anderer achtete, wollen wir noch anführen daß bei seinen Concepten ein eigen-
händig geschriebener Zettel noch zu finden ist, auf welchem er bemerkte daß es
sich nicht der Mühe lohne seinen eigenen unvollkommenen Aufsatz abzuschrei-
ben, da derselbe Gegenstand schon von einem andern gründlich und vollständig
bearbeitet wurde. Wer mit so großem Geist und energischem Charakter, mit
dem persönlichen Muth und der oft bewiesenen Todesverachtung solche Be-
scheidenheit und Achtung vor anderer Leistungen verbindet, der kann nur
Staunen und Bewunderung erregen. Freuen wir uns daß es uns nunmehr
vergönnt ist einen tiefern Blick in die noch ungedruckten litterarischen Arbeiten
des Erzherzogs Karl thun zu können, indem die durchlanchtigsten Söhne des
hochseligen Erzherzogs bei Gelegenheit der Monumententhüllungsfeier den
Entschluß gefaßt haben einige der Arbeiten ihres verehrten Vaters im Inter-
esse der Armee im Wege dieser Zeitschrift veröffentlichen zu lassen. Danken
wir der Munisicenz der durchlauchtigsten Erzherzoge die durch diesen hochher-
zigen Act einen neuen Beweis ihrer innigen Liebe zur Armee gegeben haben ...
Die Grundsätze der Kriegskunst jedoch, welche in diesen Schriften so leyrreich
durch vielsältige Beispiele erläutert sind, bleiben für alle Zeiten dieselben,

*) Diese und die folgende Depesche aus dem gestrigen Hauptblatt hier wiederholt

Montag
Beilage zu Nr. 156 der Allg. Zeitung.
4 Junius 1860.



[Spaltenumbruch]
Ueberſicht.
Hinterlaſſene Manuſcripte des Erzherzogs Karl. — Antwort des ſchweize-
riſchen Bundesraths auf die letzten Noten des Hrn. Thouvenel. (Schluß.) —
Englands Lage. — Italien. (Palermo: Der Aufſtand. Rom: Tyätig-
keit im Kriegsminiſterium. Dreitägige Gebete. Der Petersgroſchen. Cardinal
Reiſach. Pelitiſches Glück in der Aemilia. Das Gefecht bei Monteſiascone.

Neueſte Poſten. Mainz. (Rheinſchifffahrts-Commiſſion.) —
Berlin. (Tagesbericht.) — Wien. (Empfang des Reichsraths.) — Trieſt.
(Levantepoſt.) — Madrid. (Eiſenbahn. Ein neuer Infant.) — Paris.
(Inhalt der Tagesblätter.) — Lyon. (Ankunft der Kaiſerin-Wittwe von Ruß-
land.) — Turin. (Kundgebungen in Neapel.) — Mailand. (Aus Palermo.)


Telegraphiſche Berichte.

Depeſchen aus Neapel melden daß die
Capitulation zwiſchen Lanza und Garibaldi unterzeichnet worden, wo-
nach die Garniſon, 25,000 (?) Mann ſtark, Palermo mit Kriegs-
ehren verläßt.

Der franzöſiſche und der
ruſſiſche Geſandte erklärten officiell ihr Einverſtändniß und ihre Be-
friedigung über die angeordnete Enquete.

Oeſterr. 5proc. National-Anleihe 57⅜;
5proc. [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] 50¼ P.; Bankactien 740; Lotterie-Anlehenslooſe von 1854 72; von
1858 92; von 1860 72; Ludwgishafen-Bexbacher E.-B.-A. 123¼ P.; bayer.
Oſtbabu-Actien 100½; voll eingezahlt 101⅜; öſterr. Credit-Mobilier-Actien 161½.
Wechſeleurſe: Pans 92⅞; London 116¾; Wien 87⅝.

3proc. Conſols 94⅞.

Cursberichte.

Württemb. 4½proc. Oblig. b. R. 104⅜ G.;
3½proc. 95⅝ G.; bad. 4½proc. Oblig. 103 P.; 4proc. 100 P.; 3½proc. von 1842
93⅜ P.; 4½proc. Pf. Max.-E.-A. b. R. 95½ P.; Rhein-Nahe-Bahn 43 ½ P.; bad.
50fl.-L. 88 P.; 35fl.-L. 52 G.; kurh. 40Thlr.-L. b. R. — ; gr. heff. 50fl.-L.
b. R. 121¾ G.; 25fl.-L. 33½ G.; naſſ. 25fl.-L. b. R. 33½ P.; Ausbach-Gunzenh.
7 fl.-L. 95⅝ P.; preuß. Friedrichsd’or fl. 9.56½-57½; holl. 10fl.-Stücke fl. 9.38½-
39½; Raudducaten fl. 5.29-30; 20Fr.-Stücke fl. 9.18-19; engl. Sov. fl. 11.38-42.

3proc. 69.65; 4½proc. 96.25; Bankactien 2820; landw.
Creditbank 890; Credit mobilier 663.75; piem. 5proc. 83.75; röm. 82; ſpan.
innere Schuld 46¼; innere 3proc. 48; 1proc. 37; Zaragoza 516.25; Röm.
327.50; ſchweiz. Weſtbahn 242.50; ſchweiz. Centralbahn 420; Orleans 1330;
Nord 980; Oſt 598.75; Danphine 595; Paris-Lyon-Mittelmeer 871.25; Süd
515; Weſt 570; Lyon-Genf 406.25; öſterr. Geſellſch. 512 50; Bictor-Emmanuel
411.25; ruſſ. Comp. 460.



Hinterlaſſene Manuſcripte des Erzherzogs Karl.

Die Oeſterr. Neue Milit. Zeitſchr. ent-
hält über das Monument Erzherzogs Karl einen Artikel, dem wir folgendes
entnehmen: An dem Mitteltheil des obern Auſſatzes ſind rmgs um das Po-
ſtament 12 Schilde und 12 Lorbeerzweige, mit Bändern verſchlungen, ange-
bracht, wie aus der Zeichnung zu erſehen iſt; ſie geben die Namen jener
Schlachten und größern Gefechte an bei welchen der Erzherzog als ſiegreid er
Führer mitgewirkt hat. Jahrstag und Jahrszahl ſind dieſen Namen beige-
ſetzt. Die Namen der angeſetzten Schlachten und Gefechte ſind:

17931 MärzAldenhoven.179616 Septemb.Limburg.
4 „Tongern.19 OctoberEmendingen.
16 „Tirlemont.24 „Schlingen.
18 „Neerwinden.179722 Novemb.Kehl.
22 „Löwen.179921 MärzOſtrach.
179426 AprilCatean.26 „Stockach.
29 „Peiches.4 JuniZürich.
179615 JuniWetzlar.18 Septemb.Mannheim.
22 AuguſtTeiningen.180531 OctoberCaldiero.
23 „Neumarkt.180922 MaiAſpern.
24 „Amberg.6 JuliWagram.
3 Septemb.Würzburg.11 „Znaim.

Die vier diagonal geſtellten Eckpfeiler ſind mit vier heraldiſch aufge-
faßten Adlern decorirt, welche Lorbeerkränze halten, in deren Mitte der Na-
menszug Sr. Maj. angebracht iſt. Adler und Kränze ſind mit einer profilirten
und reich ciſelirten Bronzeplatte verbunden, welche die Befeſtigung an die
Marmorpfeiler vermittelt. Die Stirnſeite trägt die Widmung Sr. Majeſtät.
Die Rückſeite das Familienwappen des Erzherzogs. Die beiden minlern
Bronzeplatten an den Längenſeiten die folgenden Denkſprüche: „Dem beharr-
lichen Kämpfer für Deutſchlands Ehre.“ „Dem heldenmüthigen Führer der
Heere Oeſterreichs.“ Die ganze Symbolik des Monuments bezieht ſich nur
auf die kriegeriſche Thätigkeit des Erzherzogs. Die andern edlen und ſchönen
Seiten dieſes großen Mannes, der Trieb zum Wohlthun, das einfache, ge-
räuſchloſe Wirken, das glückliche Familienleben an der Seite einer hochſinni-
gen Gemahlin, die Sorge für die Erziehung und die Ausbildung ſeiner Kin-
der, die raſtloſe Thätigkeit, Liebe zur Natur und religiöſer Sinn — kurz das
ganze Privatleben des Helden mußte vor den Leiſtungen und Verdienſten um
[Spaltenumbruch] Thron und Vaterland in den Hintergrund treten, kann aber nicht unberührt
bleiben wenn von der hohen Perſon des Erzherzogs und dem edlen Menſchen
überhaupt die Rede iſt. Eines jedoch hätten wir auch an ſeinem Monument
ſymboliſch ausgedrückt gewünſcht, das iſt die Weisheit und den unverſiegbaren
Forſchungstrieb auf dem Gebiete der Kriegswiſſenſchaften; denn Karl war
eben ſo groß in der Kriegslehre wie in der Kriegführung. Der Welt ſind bis
jetzt nur ſeine Inſtructionen und die Geſchichte der Feldzüge von 1796 und
1799 bekannt. Der große Mann hat aber, namentlich nach ſeinem Ausſchei-
den aus dem Staatsdienſt, einen großen Theil ſeines Lebens der Bereicherung
und Vervollſtändigung der Militärlitteratur gewidmet, und zahlreiche Mann-
ſcripte von eigener Hand hinterlaſſen, die bis jetzt der Oeffentlichkeit gänzlich
entzogen blieben, weil ſie für die Oeffentlichkeit nicht geſchrieben waren.
Nur die reine Liebe zur Wiſſenſchaft und die Sorge des liebenden Vaters, die
gemachten Erfahrungen und Reſultate ſeiner Forſchungen auf ſeine hoffnungs-
vollen Söhne zu übertragen, waren es die ihn auch an den Schreibtiſch feſſel-
ten. Nachdem er ſein Bemühen gekrönt ſah, trat die ſchriſtſtelleriſche Thätig-
keit mehr in den Hintergrund. Richtsdeſtoweniger fand er auch ſpäter noch
oftmals Anlaß wieder zur Feder zu greifen. Kamen alte Kriegsgenoſſen oder
Männer zu ihm die er wegen ihrer militäriſchen Ausbildung ſchätzte, ſo war
ihm nichts lieber als ein Geſpräch über irgendeinen Zweig der Kriegskunſt.
Oft ſagte er dann: „Die Rede bindet nicht ſo wie die Schrift; beſſer Sie
bringen Ihre Anſicht zu Papier; auch ich werde die meine Ihnen morgen
ſchriftlich geben.“ So haben ſich vielfältige Arbeiten gehäuft, größern und
kleinern Umfangs. Der Erzherzog ſchrieb eine authentiſche Geſchichte des Feld-
zugs von 1809; er ſchilderte die Operationen Napoleons I und der Verbün-
deten in den Feldzügen von 1813, 1814 und 1815; er bearbeitete die Feld-
züge Wellingtons in Spanien, ſchrieb über den Geiſt des Kriegsweſens und
viele andere Gegenſtände. Er verfolgte mit großer Aufmerkſamkeit die Zu-
ſtände und Veränderungen im öſterreichiſchen Heerweſen, und ſprach ſein Ur-
theil darüber freimüthig aus. So umfaſſen die Arbeiten des Erzherzogs das
geſammte Kriegsweſen, von der Armeeleitung, vom Generalſtab herab bis
zur Ausbildung der Compagnieofficiere, und ſelbſt takliſche Ausarbeitungen,
Feldmanöver ꝛc. von ſeiner Hand finden ſich vor. Die ſchriftlichen Arbeiten
des Erzherzogs ſind der Spiegel ſeines feſten Charakters, ſeiner edlen Seele.
Die Behandlung des Stoffs und die Schreibweiſe kennzeichnen den abſtracten
Denker; die Sätze, obgleich mehr abgebrochen als kunſtooll verbunden, ſchlie-
ßen ſich in ſtreng logiſcher Folge an einander; Gerechtigkeit und freimüthige
Wahrheit, Entſchiedenheit und Humanität leuchten aus allen Arbeiten hervor.
Er ſpendet dem Feldherrntalent Napoleons I, wie es einem großen Geiſt zu-
kommt, alles Lob, und iſt am ſtrengſten gegen ſich ſelbſt; er achtet die Mühen
anderer; von der Mehrzahl verlangt er praktiſches Wiſſen, hiſtoriſche Kennt-
niſſe, nicht Gelehrſamkeit; er ſtellt das bürgerliche Staatsleben und die
Fortſchritte der Cultur, die Segnungen des Friedens höher als die Glorie
des Kriegs, und erkennt im Krieger nur den Beſchützer der auſſteigenden Cul-
tur; er hält auf ſtrenge Moral, auf den innern Werth des Menſchen, auf
große und edle Charaktere. Als einſt dem Geſchichtslehrer des Erzherzogs
Friedrich von anderer Seite der Vorwurf gemacht wurde daß er ſich zu lange
bei den Perſerkriegen aufhalte, äußerte der liebevolle Vater zu dem betreffen-
den Profeſſor: „Laſſen Sie ſich nicht irre machen; Friedrich zählt erſt 13
Jahre, er hat noch Zeit vor ſich; machen Sie ihn nur empfänglich für große
Thaten, für große Charaktere, die ſo ſelten in der Weltgeſchichte, in den Per-
ſerkriegen aber zu finden ſind; ſie behalten Werth in allen Zeitaltern; man
muß daher bei ſo Wichtigem und Nachahmungswerthem längere Zeit ver-
weilen.“ Zum Beweiſe wie der edle Erzherzog die Kenntniſſe und das Wirken
anderer achtete, wollen wir noch anführen daß bei ſeinen Concepten ein eigen-
händig geſchriebener Zettel noch zu finden iſt, auf welchem er bemerkte daß es
ſich nicht der Mühe lohne ſeinen eigenen unvollkommenen Aufſatz abzuſchrei-
ben, da derſelbe Gegenſtand ſchon von einem andern gründlich und vollſtändig
bearbeitet wurde. Wer mit ſo großem Geiſt und energiſchem Charakter, mit
dem perſönlichen Muth und der oft bewieſenen Todesverachtung ſolche Be-
ſcheidenheit und Achtung vor anderer Leiſtungen verbindet, der kann nur
Staunen und Bewunderung erregen. Freuen wir uns daß es uns nunmehr
vergönnt iſt einen tiefern Blick in die noch ungedruckten litterariſchen Arbeiten
des Erzherzogs Karl thun zu können, indem die durchlanchtigſten Söhne des
hochſeligen Erzherzogs bei Gelegenheit der Monumententhüllungsfeier den
Entſchluß gefaßt haben einige der Arbeiten ihres verehrten Vaters im Inter-
eſſe der Armee im Wege dieſer Zeitſchrift veröffentlichen zu laſſen. Danken
wir der Muniſicenz der durchlauchtigſten Erzherzoge die durch dieſen hochher-
zigen Act einen neuen Beweis ihrer innigen Liebe zur Armee gegeben haben ...
Die Grundſätze der Kriegskunſt jedoch, welche in dieſen Schriften ſo leyrreich
durch vielſältige Beiſpiele erläutert ſind, bleiben für alle Zeiten dieſelben,

*) Dieſe und die folgende Depeſche aus dem geſtrigen Hauptblatt hier wiederholt
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[0009] Montag Beilage zu Nr. 156 der Allg. Zeitung. 4 Junius 1860. Ueberſicht. Hinterlaſſene Manuſcripte des Erzherzogs Karl. — Antwort des ſchweize- riſchen Bundesraths auf die letzten Noten des Hrn. Thouvenel. (Schluß.) — Englands Lage. — Italien. (Palermo: Der Aufſtand. Rom: Tyätig- keit im Kriegsminiſterium. Dreitägige Gebete. Der Petersgroſchen. Cardinal Reiſach. Pelitiſches Glück in der Aemilia. Das Gefecht bei Monteſiascone. Neueſte Poſten. Mainz. (Rheinſchifffahrts-Commiſſion.) — Berlin. (Tagesbericht.) — Wien. (Empfang des Reichsraths.) — Trieſt. (Levantepoſt.) — Madrid. (Eiſenbahn. Ein neuer Infant.) — Paris. (Inhalt der Tagesblätter.) — Lyon. (Ankunft der Kaiſerin-Wittwe von Ruß- land.) — Turin. (Kundgebungen in Neapel.) — Mailand. (Aus Palermo.) Telegraphiſche Berichte. ⸫ Paris, 3 Jun. *) Depeſchen aus Neapel melden daß die Capitulation zwiſchen Lanza und Garibaldi unterzeichnet worden, wo- nach die Garniſon, 25,000 (?) Mann ſtark, Palermo mit Kriegs- ehren verläßt. ⸫ Konſtantinopel, 3 Jun. Der franzöſiſche und der ruſſiſche Geſandte erklärten officiell ihr Einverſtändniß und ihre Be- friedigung über die angeordnete Enquete. * Frankfurt a. M., 3 Jun. Oeſterr. 5proc. National-Anleihe 57⅜; 5proc. _ 50¼ P.; Bankactien 740; Lotterie-Anlehenslooſe von 1854 72; von 1858 92; von 1860 72; Ludwgishafen-Bexbacher E.-B.-A. 123¼ P.; bayer. Oſtbabu-Actien 100½; voll eingezahlt 101⅜; öſterr. Credit-Mobilier-Actien 161½. Wechſeleurſe: Pans 92⅞; London 116¾; Wien 87⅝. * London, 2 Jun. 3proc. Conſols 94⅞. Cursberichte. Frankfurt a. M., 2 Jun. Württemb. 4½proc. Oblig. b. R. 104⅜ G.; 3½proc. 95⅝ G.; bad. 4½proc. Oblig. 103 P.; 4proc. 100 P.; 3½proc. von 1842 93⅜ P.; 4½proc. Pf. Max.-E.-A. b. R. 95½ P.; Rhein-Nahe-Bahn 43 ½ P.; bad. 50fl.-L. 88 P.; 35fl.-L. 52 G.; kurh. 40Thlr.-L. b. R. — ; gr. heff. 50fl.-L. b. R. 121¾ G.; 25fl.-L. 33½ G.; naſſ. 25fl.-L. b. R. 33½ P.; Ausbach-Gunzenh. 7 fl.-L. 95⅝ P.; preuß. Friedrichsd’or fl. 9.56½-57½; holl. 10fl.-Stücke fl. 9.38½- 39½; Raudducaten fl. 5.29-30; 20Fr.-Stücke fl. 9.18-19; engl. Sov. fl. 11.38-42. Paris, 2 Jun. 3proc. 69.65; 4½proc. 96.25; Bankactien 2820; landw. Creditbank 890; Credit mobilier 663.75; piem. 5proc. 83.75; röm. 82; ſpan. innere Schuld 46¼; innere 3proc. 48; 1proc. 37; Zaragoza 516.25; Röm. 327.50; ſchweiz. Weſtbahn 242.50; ſchweiz. Centralbahn 420; Orleans 1330; Nord 980; Oſt 598.75; Danphine 595; Paris-Lyon-Mittelmeer 871.25; Süd 515; Weſt 570; Lyon-Genf 406.25; öſterr. Geſellſch. 512 50; Bictor-Emmanuel 411.25; ruſſ. Comp. 460. Hinterlaſſene Manuſcripte des Erzherzogs Karl. Wien, 1 Jun. Die Oeſterr. Neue Milit. Zeitſchr. ent- hält über das Monument Erzherzogs Karl einen Artikel, dem wir folgendes entnehmen: An dem Mitteltheil des obern Auſſatzes ſind rmgs um das Po- ſtament 12 Schilde und 12 Lorbeerzweige, mit Bändern verſchlungen, ange- bracht, wie aus der Zeichnung zu erſehen iſt; ſie geben die Namen jener Schlachten und größern Gefechte an bei welchen der Erzherzog als ſiegreid er Führer mitgewirkt hat. Jahrstag und Jahrszahl ſind dieſen Namen beige- ſetzt. Die Namen der angeſetzten Schlachten und Gefechte ſind: 1793 1 März Aldenhoven. 1796 16 Septemb. Limburg. „ 4 „ Tongern. „ 19 October Emendingen. „ 16 „ Tirlemont. „ 24 „ Schlingen. „ 18 „ Neerwinden. 1797 22 Novemb. Kehl. „ 22 „ Löwen. 1799 21 März Oſtrach. 1794 26 April Catean. „ 26 „ Stockach. „ 29 „ Peiches. „ 4 Juni Zürich. 1796 15 Juni Wetzlar. „ 18 Septemb. Mannheim. „ 22 Auguſt Teiningen. 1805 31 October Caldiero. „ 23 „ Neumarkt. 1809 22 Mai Aſpern. „ 24 „ Amberg. „ 6 Juli Wagram. „ 3 Septemb. Würzburg. „ 11 „ Znaim. Die vier diagonal geſtellten Eckpfeiler ſind mit vier heraldiſch aufge- faßten Adlern decorirt, welche Lorbeerkränze halten, in deren Mitte der Na- menszug Sr. Maj. angebracht iſt. Adler und Kränze ſind mit einer profilirten und reich ciſelirten Bronzeplatte verbunden, welche die Befeſtigung an die Marmorpfeiler vermittelt. Die Stirnſeite trägt die Widmung Sr. Majeſtät. Die Rückſeite das Familienwappen des Erzherzogs. Die beiden minlern Bronzeplatten an den Längenſeiten die folgenden Denkſprüche: „Dem beharr- lichen Kämpfer für Deutſchlands Ehre.“ „Dem heldenmüthigen Führer der Heere Oeſterreichs.“ Die ganze Symbolik des Monuments bezieht ſich nur auf die kriegeriſche Thätigkeit des Erzherzogs. Die andern edlen und ſchönen Seiten dieſes großen Mannes, der Trieb zum Wohlthun, das einfache, ge- räuſchloſe Wirken, das glückliche Familienleben an der Seite einer hochſinni- gen Gemahlin, die Sorge für die Erziehung und die Ausbildung ſeiner Kin- der, die raſtloſe Thätigkeit, Liebe zur Natur und religiöſer Sinn — kurz das ganze Privatleben des Helden mußte vor den Leiſtungen und Verdienſten um Thron und Vaterland in den Hintergrund treten, kann aber nicht unberührt bleiben wenn von der hohen Perſon des Erzherzogs und dem edlen Menſchen überhaupt die Rede iſt. Eines jedoch hätten wir auch an ſeinem Monument ſymboliſch ausgedrückt gewünſcht, das iſt die Weisheit und den unverſiegbaren Forſchungstrieb auf dem Gebiete der Kriegswiſſenſchaften; denn Karl war eben ſo groß in der Kriegslehre wie in der Kriegführung. Der Welt ſind bis jetzt nur ſeine Inſtructionen und die Geſchichte der Feldzüge von 1796 und 1799 bekannt. Der große Mann hat aber, namentlich nach ſeinem Ausſchei- den aus dem Staatsdienſt, einen großen Theil ſeines Lebens der Bereicherung und Vervollſtändigung der Militärlitteratur gewidmet, und zahlreiche Mann- ſcripte von eigener Hand hinterlaſſen, die bis jetzt der Oeffentlichkeit gänzlich entzogen blieben, weil ſie für die Oeffentlichkeit nicht geſchrieben waren. Nur die reine Liebe zur Wiſſenſchaft und die Sorge des liebenden Vaters, die gemachten Erfahrungen und Reſultate ſeiner Forſchungen auf ſeine hoffnungs- vollen Söhne zu übertragen, waren es die ihn auch an den Schreibtiſch feſſel- ten. Nachdem er ſein Bemühen gekrönt ſah, trat die ſchriſtſtelleriſche Thätig- keit mehr in den Hintergrund. Richtsdeſtoweniger fand er auch ſpäter noch oftmals Anlaß wieder zur Feder zu greifen. Kamen alte Kriegsgenoſſen oder Männer zu ihm die er wegen ihrer militäriſchen Ausbildung ſchätzte, ſo war ihm nichts lieber als ein Geſpräch über irgendeinen Zweig der Kriegskunſt. Oft ſagte er dann: „Die Rede bindet nicht ſo wie die Schrift; beſſer Sie bringen Ihre Anſicht zu Papier; auch ich werde die meine Ihnen morgen ſchriftlich geben.“ So haben ſich vielfältige Arbeiten gehäuft, größern und kleinern Umfangs. Der Erzherzog ſchrieb eine authentiſche Geſchichte des Feld- zugs von 1809; er ſchilderte die Operationen Napoleons I und der Verbün- deten in den Feldzügen von 1813, 1814 und 1815; er bearbeitete die Feld- züge Wellingtons in Spanien, ſchrieb über den Geiſt des Kriegsweſens und viele andere Gegenſtände. Er verfolgte mit großer Aufmerkſamkeit die Zu- ſtände und Veränderungen im öſterreichiſchen Heerweſen, und ſprach ſein Ur- theil darüber freimüthig aus. So umfaſſen die Arbeiten des Erzherzogs das geſammte Kriegsweſen, von der Armeeleitung, vom Generalſtab herab bis zur Ausbildung der Compagnieofficiere, und ſelbſt takliſche Ausarbeitungen, Feldmanöver ꝛc. von ſeiner Hand finden ſich vor. Die ſchriftlichen Arbeiten des Erzherzogs ſind der Spiegel ſeines feſten Charakters, ſeiner edlen Seele. Die Behandlung des Stoffs und die Schreibweiſe kennzeichnen den abſtracten Denker; die Sätze, obgleich mehr abgebrochen als kunſtooll verbunden, ſchlie- ßen ſich in ſtreng logiſcher Folge an einander; Gerechtigkeit und freimüthige Wahrheit, Entſchiedenheit und Humanität leuchten aus allen Arbeiten hervor. Er ſpendet dem Feldherrntalent Napoleons I, wie es einem großen Geiſt zu- kommt, alles Lob, und iſt am ſtrengſten gegen ſich ſelbſt; er achtet die Mühen anderer; von der Mehrzahl verlangt er praktiſches Wiſſen, hiſtoriſche Kennt- niſſe, nicht Gelehrſamkeit; er ſtellt das bürgerliche Staatsleben und die Fortſchritte der Cultur, die Segnungen des Friedens höher als die Glorie des Kriegs, und erkennt im Krieger nur den Beſchützer der auſſteigenden Cul- tur; er hält auf ſtrenge Moral, auf den innern Werth des Menſchen, auf große und edle Charaktere. Als einſt dem Geſchichtslehrer des Erzherzogs Friedrich von anderer Seite der Vorwurf gemacht wurde daß er ſich zu lange bei den Perſerkriegen aufhalte, äußerte der liebevolle Vater zu dem betreffen- den Profeſſor: „Laſſen Sie ſich nicht irre machen; Friedrich zählt erſt 13 Jahre, er hat noch Zeit vor ſich; machen Sie ihn nur empfänglich für große Thaten, für große Charaktere, die ſo ſelten in der Weltgeſchichte, in den Per- ſerkriegen aber zu finden ſind; ſie behalten Werth in allen Zeitaltern; man muß daher bei ſo Wichtigem und Nachahmungswerthem längere Zeit ver- weilen.“ Zum Beweiſe wie der edle Erzherzog die Kenntniſſe und das Wirken anderer achtete, wollen wir noch anführen daß bei ſeinen Concepten ein eigen- händig geſchriebener Zettel noch zu finden iſt, auf welchem er bemerkte daß es ſich nicht der Mühe lohne ſeinen eigenen unvollkommenen Aufſatz abzuſchrei- ben, da derſelbe Gegenſtand ſchon von einem andern gründlich und vollſtändig bearbeitet wurde. Wer mit ſo großem Geiſt und energiſchem Charakter, mit dem perſönlichen Muth und der oft bewieſenen Todesverachtung ſolche Be- ſcheidenheit und Achtung vor anderer Leiſtungen verbindet, der kann nur Staunen und Bewunderung erregen. Freuen wir uns daß es uns nunmehr vergönnt iſt einen tiefern Blick in die noch ungedruckten litterariſchen Arbeiten des Erzherzogs Karl thun zu können, indem die durchlanchtigſten Söhne des hochſeligen Erzherzogs bei Gelegenheit der Monumententhüllungsfeier den Entſchluß gefaßt haben einige der Arbeiten ihres verehrten Vaters im Inter- eſſe der Armee im Wege dieſer Zeitſchrift veröffentlichen zu laſſen. Danken wir der Muniſicenz der durchlauchtigſten Erzherzoge die durch dieſen hochher- zigen Act einen neuen Beweis ihrer innigen Liebe zur Armee gegeben haben ... Die Grundſätze der Kriegskunſt jedoch, welche in dieſen Schriften ſo leyrreich durch vielſältige Beiſpiele erläutert ſind, bleiben für alle Zeiten dieſelben, *) Dieſe und die folgende Depeſche aus dem geſtrigen Hauptblatt hier wiederholt

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 156, 4. Juni 1860, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine156_1860/9>, abgerufen am 23.11.2024.