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Allgemeine Zeitung, Nr. 157, 5. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] sehr mäßiges Fort herstellen; die Mehrzahl der detachirten Forts zu Ulm hat
weit mehr gekostet. Doch haben wir's hier nicht mit der Festung als solcher,
sondern mit der Zeit ihrer Herstellung zu thun. Im Laufe Augusts wird
die Kehl-Wiener Eisenbahn vollendet seyn; am 1 Oct. soll die Straßburger
Bahnbrücke eröffnet werden, und jetzt im Monat Mai dieses gesegneten Jah-
res denkt man endlich daran auch an die Befestigung Hand anzulegen; nach-
dem man 11/2 Jahre unbenützt verstreichen ließ, soll man jetzt in 4 Monaten
fertig werden? Unmöglich! Wir können nicht glauben daß die Bersäumniß
so weit getrieben worden und daß das traurige "Zu spät!" welches allen unse-
ren deutschen Einrichtungen anklebt, auch hier wieder seine Anwendung finde."

Kurhessen.

Unsere theologische Facultät
hat nun auch beim Oberappellationsgericht in Kassel über Consistorialrath
Vilmar und Pfarrer Heldmann den Sieg davongetragen. Bekanntlich wur-
den Vilmar und Heldmann von dem Criminalgericht in Fritzlar, und auf er-
griffene Appellation auch vom Obergericht in Kassel, der Amtsehrenbelei-
digung der theologischen Facultät in Marburg schuldig erkannt und deßhalb
in gebührende Strafe genommen. Die Verurtheilten beruhigten sich indes-
sen nicht bei diesen Erkenntnissen, und ergriffen dagegen das Rechtsmittel der
Nichtigkeitsbeschwerde, die aber in diesen Tagen von dem Criminalsenat des
höchsten Gerichtshofs zurückgewiesen worden ist. Dieß Erkenntniß muß den
Anhängern Vilmars um so ärgerlicher erscheinen, als die in letzter Instanz
urtheilenden Richter größtentheils der strengeren kirchlichen Richtung ange-
hören. Die Einweihung unserer Elisabethenkirche ist aus nicht bekannten
Gründen abermals hinausgeschoben worden.

K. Hannover.

Die zweite Kammer genehmigte
heute nachträglich die Verwendung der im vorigen Sommer extraordinär be-
willigten 1,700,000 Thlr. für Kriegszwecke. v. Bennigsen erklärte dabei:
Gewiß ist es eine unerfreuliche Erscheinung daß neue außerordentliche An-
forderungen für das Militärwesen an das Land gerichtet werden. Wie die
Verhältnisse aber liegen, können wir nicht umhin die verlangten Summen zu
bewilligen, und müssen es vielmehr dankbar anerkennen daß die Regierung die
mit großem Aufwand im vorigen Jahr beschafften Verstärkungen im Heer-
wesen nicht sofort wieder bei Seite gelegt hat. Angesichts der gegenwärtigen
europäischen Verhältnisse müssen auch die deutschen Mittel- und Kleinstaaten
immer gerüstet seyn. Ohne Zweifel werden bald noch größere Anforderungen
gestellt werden, welche durch Anleihen nicht mehr zu decken sind, und uns nach
dem Vorgang Englands und Preußen dahin führen entweder neue Steuern
aufzuerlegen oder Steuerzuschläge zu erheben. Wenn erst ein solcher Steuer-
druck allgemein auf Deutschland und England lasten wird, so wird dann auch
die Ueberzeugung sich Bahn brechen daß eine solche Bewaffnung im Frieden
nicht länger zu ertragen ist, und man wird sich zu dem Krieg entschließen der
schon jetzt nicht mehr zu vermeiden ist. Die Kleinlichkeit und Elendigkeit der
deutschen Verhältnisse haben es zu Stande gebracht daß sich viele von den
staatlichen Angelegenheiten ganz zurückgezogen, daß der Blick für die europäi-
schen Verwicklungen der Gegenwart den meisten abhanden gekommen ist. Die
steigenden Steuern, die immer von neuem auftretenden Anforderungen an
den Geldbeutel werden aber die Betrachtung auch über die winzigen Verhält-
nisse des besondern Staats hinaus auf die allgemeine Lage Europa's lenken,
sie werden Friedensliebe verschwinden lassen, die nicht nur in Deutschland
herrscht, sondern die auch bedeutende englische Staatsmänner niederhält.
Sehr bald wird man auch in den liberalen Kreisen zu der Einsicht kommen
daß, möge auch gerade für die Verhältnisse der Mittelstaaten es wichtig seyn
an Wiedererrichtung des deutschen Reichs zu denken, doch angesichts der ge-
meinsamen Gefahr das Zusammenfassen aller Kräfte Deutschlands das
wichtigste ist. Das Heranwachsen dieser Gefahr muß aber auch die Re-gierungen der deutschen Mittelstaaten, nicht Oesterreich, das einem Staats-
bankerott noch kürzlich nahe gestanden, dahin führen, das von ihnen in den
unglücklichen Jahren der Reaction angenommene System aufzugeben, und
sich in Einklang mit den Wünschen der Unterthanen zu setzen. Eine Coali-
tion zwischen Preußen, Deutschland, England und Oesterreich gegen Frank-
reichs und Rußlands Uebergewicht ist nothwendig, und wird hoffentlich früher
eintreten ehe die großen Gefahren uns erdrücken. Der Ausschußantrag wird
genehmigt. (Ztg. f. Nordd.)

Preußen.

Wie Sie bereits anderwärts erfahren
haben, sind die Bemühungen ein russisch-französisches Bündniß mit unserm Ca-
binet zu Stande zu bringen an dem an maßgebender Stelle herrschenden ächt
deutschen Sinn gescheitert. Der diesseitige Gesandte am St. Petersburger Hof
hat seine Reise nach der russischen Hauptstadt angetreten, andere Sympathien
schweigen, und Hr. v. Schleinitz fühlt sich wieder in vollkommen gesicherter
Stellung. Die Begegnungen mit den Kaisern von Rußland und Frankreich
mit dem Prinz-Regenten, von denen man in den letzten Tagen so lebhaft
sprach, werden nicht mehr erwähnt, und die darüber im Gang gewesenen Ge-
rüchte bezweifelt oder als rein aus der Luft gegriffen dargestellt. Dennoch darf
ich als zuverlässig versichern daß wenigstens von französischer Seite eine solche
Begegnung sehr erwünscht gewesen wäre, und dieser Wunsch auch mehrsach
[Spaltenumbruch] an den Tag gelegt worden ist. Daher wohl auch die jüngsten Artikel im
"Constitutionnel" und "Pays," die so tapfer gegen die preußische Kammer
und Presse zu Felde ziehen, den Preußen Undank gegen Frankreich vorwerfen,
und uns freundlich ermahnen das legitime Uebergewicht anzuerkennen welches
Frankreich unter der Regierung des Kaisers Napoleon III wiederfand, nach-
dem es dasselbe 1815 verloren hatte. Nun, wenn Frankreich sich wieder-
gefunden hat, so wird man es an der Seine auch Preußen nicht verübeln
wenn es sich wiederfindet, und eine Politik zu beseitigen sucht die es mit seinen
nächsten Bundesgenossen verfeindet, und ohnmächtig dem zweideutigen Nach-
bar gegenüber macht. Vielleicht wurde die Discussion der französischen Jour-
nale noch gereizter dadurch daß ihnen das hier wenigstens sehr verbreitete
Gerücht bekannt war welches die Rede des Hrn. Mathis, die besondern
Anstoß in Paris gegeben zu haben scheint, als von hoher Hand veranlaßt
bezeichnete, wie man hier glaubt um den üblen Eindruck der v. Vincke'schen
Ausschreitungen in Deutschland möglichst zu verwischen. Die oben bezeichnete
Partei hat übrigens ihre Hoffnungen noch keineswegs ganz aufgegeben. Die
liberale Partei ist nicht ganz mit dem Landtagsschluß zufrieden. Einestheils hat
sie in Erfahrung bringen müssen daß ihre Wege noch nicht als maßgebend erkannt
worden sind, anderntheils ist es aufgefallen daß die Landtagsfeierlichkeit mitten
zwischen eine Militärparade und ein Militärdiner gefallen ist, und man hat
darin eine Absicht vermuthet, um so mehr als jetzt nachträglich die Preuß. Ztg.
das bestätigt was die N. Preuß. Ztg. von einer Bemerkung des Prinz-Re-
genten über die Debalten bei Gelegenheit der Militärvorlagen schon früher
erzählte. Welchen Schluß können wir aus allen diesen Gerüchten und Aus-
sichten für die nächste Zukunft ziehen? Doch wohl nur daß die augenblick-
liche Strömung den Hoffnungen Deutschlands günstig ist. Gewißheit werden
diese Hoffnungen erst werden wenn die entsprechenden Thaten folgen. Wie
schön und erhebend klang zuweilen im vorigen Jahr die Sprache unserer
Minister und ihrer Organe, aber es blieb bei der Sprache, die Thaten ließen
sich immer erwarten. Gebe Gott daß es jetzt uns nicht ebenso ergehe! In
der orientalischen Frage soll die Verständigung zwischen unserm Cabinet und
dem von Wien und London erfreuliche Fortschritte machen; man will sogar
von verschiedenen Seiten behaupten daß die drei Cabinette im Princip über
eine gemeinsame Behandlung der Frage bereits einig seyen, und daß nur über
die Mittel und Wege die dazu führen sollen noch kein festes Verständniß her-
beigeführt wäre. Somit wäre denn ein Punkt gefunden an dem eine
dauernde Verständigung zwischen Oesterreich und Preußen angeknüpft wer-
den könnte. Ob es aber dazu kommt? Mir erscheint das sichtbare Streben
unsers Cabinets nach einer engern Allianz mit England immer bedenklich,
wenn ihr nicht eine engere Vereinigung mit Oesterreich vorausgegangen ist.
Für England ist ein preußisches Bündniß niemals lockend, kann es auch nicht
seyn, da unsere Zustände immer nur im Werden begriffen sind. Steht
Preußen im festen Bund mit Oesterreich und dem übrigen Deutschland dem
Ausland gegenüber, dann gewinnt die ganze Sachlage eine andere Färbung.
Deutschland ist dann eine Macht, und kann einer andern Macht Vortheile
bieten die sie durch andere Bündnisse nicht gewinnen würde. Jetzt gleichen
wir einem im Fluß begriffenen Modell, das alles oder nichts werden kann.
Wer wird sich aber unsichern Zuständen anvertrauen, wer von ihnen eine
kräftige Stütze erwarten mögen! Das sollteu unsere Zukunftspolitiker, groß
und klein, nicht vergessen.

Das Preuß. Wochenblatt spricht sich warm für die Einführung mili-
tärischer Erziehung der gesammten männlichen Jugend in Preußen aus. In
der preußischen Wehrverfassung finden sich die Mittel um, mit einem ver-
hältnißmäßig geringen Auswand von Kosten, jeder Schule competente mili-
tärische Erzieher zu liefern. So würde eine "unerschöpfliche Reserve ge-
schaffen, die allein schon jeden noch so mächtigen und gerüsteten Gegner vor
Händeln mit Preußen warnen wird, denn sie schneidet ihm jede Hoffnung
auf Ueberwindung im ersten Anlauf und auf baldigen Friedensschluß ab.
Und so wird die Maßregel wirken, ohne die Steuerkraft der Bevölkerung ge-
fährlich zu verwunden."

Frl. Ludmilla Assing hat, wie der "K. Z." aus Berlin vom 1 Jun. ge-
schrieben wird, gestern die Naturalisationsurkunde erhalten. Es hieß bekannt-
lich in einigen Zeitungen daß Frl. Assing die Naturalisation in Preußen
nicht erhalten werde; es hatte dieß insofern seine Richtigkeit, als nach dem
Erscheinen des Humboldt-Varnhagen'schen Briefwechsels von Seiten des Po-
lizeipräsidiums Schwierigkeiten erhoben wurden. Die Dame ergriff Recurs
an das Ministerium des Innern, und zwar mit Erfolg; für die Entschei-
dung des Ministers des Junern war, wie man annimmt, der Umstand maß-
gebend daß Frl. Assing vor dem Erscheinen jenes Briefwechsels bestimmte
Zusicherungen bereits erhalten und auf Grund derselben ihr Unterthanen-
verhältniß in Hamburg gelöst hatte.

Oesterreich.

Rede des Reichsrathspräsidenten bei Eröff-
nung der Sitzungen des verstärkten Reichsraths. "Meine Herren! Als
Se. Maj. der Kaiser, unser allergnädigster Herr, mit dem kaiserlichen Ma-
nifest vom 15 Jul. v. J. seinen treuen Völkern die Wiederkehr des Friedens

[Spaltenumbruch] ſehr mäßiges Fort herſtellen; die Mehrzahl der detachirten Forts zu Ulm hat
weit mehr gekoſtet. Doch haben wir’s hier nicht mit der Feſtung als ſolcher,
ſondern mit der Zeit ihrer Herſtellung zu thun. Im Laufe Auguſts wird
die Kehl-Wiener Eiſenbahn vollendet ſeyn; am 1 Oct. ſoll die Straßburger
Bahnbrücke eröffnet werden, und jetzt im Monat Mai dieſes geſegneten Jah-
res denkt man endlich daran auch an die Befeſtigung Hand anzulegen; nach-
dem man 1½ Jahre unbenützt verſtreichen ließ, ſoll man jetzt in 4 Monaten
fertig werden? Unmöglich! Wir können nicht glauben daß die Berſäumniß
ſo weit getrieben worden und daß das traurige „Zu ſpät!“ welches allen unſe-
ren deutſchen Einrichtungen anklebt, auch hier wieder ſeine Anwendung finde.“

Kurheſſen.

Unſere theologiſche Facultät
hat nun auch beim Oberappellationsgericht in Kaſſel über Conſiſtorialrath
Vilmar und Pfarrer Heldmann den Sieg davongetragen. Bekanntlich wur-
den Vilmar und Heldmann von dem Criminalgericht in Fritzlar, und auf er-
griffene Appellation auch vom Obergericht in Kaſſel, der Amtsehrenbelei-
digung der theologiſchen Facultät in Marburg ſchuldig erkannt und deßhalb
in gebührende Strafe genommen. Die Verurtheilten beruhigten ſich indeſ-
ſen nicht bei dieſen Erkenntniſſen, und ergriffen dagegen das Rechtsmittel der
Nichtigkeitsbeſchwerde, die aber in dieſen Tagen von dem Criminalſenat des
höchſten Gerichtshofs zurückgewieſen worden iſt. Dieß Erkenntniß muß den
Anhängern Vilmars um ſo ärgerlicher erſcheinen, als die in letzter Inſtanz
urtheilenden Richter größtentheils der ſtrengeren kirchlichen Richtung ange-
hören. Die Einweihung unſerer Eliſabethenkirche iſt aus nicht bekannten
Gründen abermals hinausgeſchoben worden.

K. Hannover.

Die zweite Kammer genehmigte
heute nachträglich die Verwendung der im vorigen Sommer extraordinär be-
willigten 1,700,000 Thlr. für Kriegszwecke. v. Bennigſen erklärte dabei:
Gewiß iſt es eine unerfreuliche Erſcheinung daß neue außerordentliche An-
forderungen für das Militärweſen an das Land gerichtet werden. Wie die
Verhältniſſe aber liegen, können wir nicht umhin die verlangten Summen zu
bewilligen, und müſſen es vielmehr dankbar anerkennen daß die Regierung die
mit großem Aufwand im vorigen Jahr beſchafften Verſtärkungen im Heer-
weſen nicht ſofort wieder bei Seite gelegt hat. Angeſichts der gegenwärtigen
europäiſchen Verhältniſſe müſſen auch die deutſchen Mittel- und Kleinſtaaten
immer gerüſtet ſeyn. Ohne Zweifel werden bald noch größere Anforderungen
geſtellt werden, welche durch Anleihen nicht mehr zu decken ſind, und uns nach
dem Vorgang Englands und Preußen dahin führen entweder neue Steuern
aufzuerlegen oder Steuerzuſchläge zu erheben. Wenn erſt ein ſolcher Steuer-
druck allgemein auf Deutſchland und England laſten wird, ſo wird dann auch
die Ueberzeugung ſich Bahn brechen daß eine ſolche Bewaffnung im Frieden
nicht länger zu ertragen iſt, und man wird ſich zu dem Krieg entſchließen der
ſchon jetzt nicht mehr zu vermeiden iſt. Die Kleinlichkeit und Elendigkeit der
deutſchen Verhältniſſe haben es zu Stande gebracht daß ſich viele von den
ſtaatlichen Angelegenheiten ganz zurückgezogen, daß der Blick für die europäi-
ſchen Verwicklungen der Gegenwart den meiſten abhanden gekommen iſt. Die
ſteigenden Steuern, die immer von neuem auftretenden Anforderungen an
den Geldbeutel werden aber die Betrachtung auch über die winzigen Verhält-
niſſe des beſondern Staats hinaus auf die allgemeine Lage Europa’s lenken,
ſie werden Friedensliebe verſchwinden laſſen, die nicht nur in Deutſchland
herrſcht, ſondern die auch bedeutende engliſche Staatsmänner niederhält.
Sehr bald wird man auch in den liberalen Kreiſen zu der Einſicht kommen
daß, möge auch gerade für die Verhältniſſe der Mittelſtaaten es wichtig ſeyn
an Wiedererrichtung des deutſchen Reichs zu denken, doch angeſichts der ge-
meinſamen Gefahr das Zuſammenfaſſen aller Kräfte Deutſchlands das
wichtigſte iſt. Das Heranwachſen dieſer Gefahr muß aber auch die Re-gierungen der deutſchen Mittelſtaaten, nicht Oeſterreich, das einem Staats-
bankerott noch kürzlich nahe geſtanden, dahin führen, das von ihnen in den
unglücklichen Jahren der Reaction angenommene Syſtem aufzugeben, und
ſich in Einklang mit den Wünſchen der Unterthanen zu ſetzen. Eine Coali-
tion zwiſchen Preußen, Deutſchland, England und Oeſterreich gegen Frank-
reichs und Rußlands Uebergewicht iſt nothwendig, und wird hoffentlich früher
eintreten ehe die großen Gefahren uns erdrücken. Der Ausſchußantrag wird
genehmigt. (Ztg. f. Nordd.)

Preußen.

Wie Sie bereits anderwärts erfahren
haben, ſind die Bemühungen ein ruſſiſch-franzöſiſches Bündniß mit unſerm Ca-
binet zu Stande zu bringen an dem an maßgebender Stelle herrſchenden ächt
deutſchen Sinn geſcheitert. Der dieſſeitige Geſandte am St. Petersburger Hof
hat ſeine Reiſe nach der ruſſiſchen Hauptſtadt angetreten, andere Sympathien
ſchweigen, und Hr. v. Schleinitz fühlt ſich wieder in vollkommen geſicherter
Stellung. Die Begegnungen mit den Kaiſern von Rußland und Frankreich
mit dem Prinz-Regenten, von denen man in den letzten Tagen ſo lebhaft
ſprach, werden nicht mehr erwähnt, und die darüber im Gang geweſenen Ge-
rüchte bezweifelt oder als rein aus der Luft gegriffen dargeſtellt. Dennoch darf
ich als zuverläſſig verſichern daß wenigſtens von franzöſiſcher Seite eine ſolche
Begegnung ſehr erwünſcht geweſen wäre, und dieſer Wunſch auch mehrſach
[Spaltenumbruch] an den Tag gelegt worden iſt. Daher wohl auch die jüngſten Artikel im
„Conſtitutionnel“ und „Pays,“ die ſo tapfer gegen die preußiſche Kammer
und Preſſe zu Felde ziehen, den Preußen Undank gegen Frankreich vorwerfen,
und uns freundlich ermahnen das legitime Uebergewicht anzuerkennen welches
Frankreich unter der Regierung des Kaiſers Napoleon III wiederfand, nach-
dem es dasſelbe 1815 verloren hatte. Nun, wenn Frankreich ſich wieder-
gefunden hat, ſo wird man es an der Seine auch Preußen nicht verübeln
wenn es ſich wiederfindet, und eine Politik zu beſeitigen ſucht die es mit ſeinen
nächſten Bundesgenoſſen verfeindet, und ohnmächtig dem zweideutigen Nach-
bar gegenüber macht. Vielleicht wurde die Discuſſion der franzöſiſchen Jour-
nale noch gereizter dadurch daß ihnen das hier wenigſtens ſehr verbreitete
Gerücht bekannt war welches die Rede des Hrn. Mathis, die beſondern
Anſtoß in Paris gegeben zu haben ſcheint, als von hoher Hand veranlaßt
bezeichnete, wie man hier glaubt um den üblen Eindruck der v. Vincke’ſchen
Ausſchreitungen in Deutſchland möglichſt zu verwiſchen. Die oben bezeichnete
Partei hat übrigens ihre Hoffnungen noch keineswegs ganz aufgegeben. Die
liberale Partei iſt nicht ganz mit dem Landtagsſchluß zufrieden. Einestheils hat
ſie in Erfahrung bringen müſſen daß ihre Wege noch nicht als maßgebend erkannt
worden ſind, anderntheils iſt es aufgefallen daß die Landtagsfeierlichkeit mitten
zwiſchen eine Militärparade und ein Militärdiner gefallen iſt, und man hat
darin eine Abſicht vermuthet, um ſo mehr als jetzt nachträglich die Preuß. Ztg.
das beſtätigt was die N. Preuß. Ztg. von einer Bemerkung des Prinz-Re-
genten über die Debalten bei Gelegenheit der Militärvorlagen ſchon früher
erzählte. Welchen Schluß können wir aus allen dieſen Gerüchten und Aus-
ſichten für die nächſte Zukunft ziehen? Doch wohl nur daß die augenblick-
liche Strömung den Hoffnungen Deutſchlands günſtig iſt. Gewißheit werden
dieſe Hoffnungen erſt werden wenn die entſprechenden Thaten folgen. Wie
ſchön und erhebend klang zuweilen im vorigen Jahr die Sprache unſerer
Miniſter und ihrer Organe, aber es blieb bei der Sprache, die Thaten ließen
ſich immer erwarten. Gebe Gott daß es jetzt uns nicht ebenſo ergehe! In
der orientaliſchen Frage ſoll die Verſtändigung zwiſchen unſerm Cabinet und
dem von Wien und London erfreuliche Fortſchritte machen; man will ſogar
von verſchiedenen Seiten behaupten daß die drei Cabinette im Princip über
eine gemeinſame Behandlung der Frage bereits einig ſeyen, und daß nur über
die Mittel und Wege die dazu führen ſollen noch kein feſtes Verſtändniß her-
beigeführt wäre. Somit wäre denn ein Punkt gefunden an dem eine
dauernde Verſtändigung zwiſchen Oeſterreich und Preußen angeknüpft wer-
den könnte. Ob es aber dazu kommt? Mir erſcheint das ſichtbare Streben
unſers Cabinets nach einer engern Allianz mit England immer bedenklich,
wenn ihr nicht eine engere Vereinigung mit Oeſterreich vorausgegangen iſt.
Für England iſt ein preußiſches Bündniß niemals lockend, kann es auch nicht
ſeyn, da unſere Zuſtände immer nur im Werden begriffen ſind. Steht
Preußen im feſten Bund mit Oeſterreich und dem übrigen Deutſchland dem
Ausland gegenüber, dann gewinnt die ganze Sachlage eine andere Färbung.
Deutſchland iſt dann eine Macht, und kann einer andern Macht Vortheile
bieten die ſie durch andere Bündniſſe nicht gewinnen würde. Jetzt gleichen
wir einem im Fluß begriffenen Modell, das alles oder nichts werden kann.
Wer wird ſich aber unſichern Zuſtänden anvertrauen, wer von ihnen eine
kräftige Stütze erwarten mögen! Das ſollteu unſere Zukunftspolitiker, groß
und klein, nicht vergeſſen.

Das Preuß. Wochenblatt ſpricht ſich warm für die Einführung mili-
täriſcher Erziehung der geſammten männlichen Jugend in Preußen aus. In
der preußiſchen Wehrverfaſſung finden ſich die Mittel um, mit einem ver-
hältnißmäßig geringen Auſwand von Koſten, jeder Schule competente mili-
täriſche Erzieher zu liefern. So würde eine „unerſchöpfliche Reſerve ge-
ſchaffen, die allein ſchon jeden noch ſo mächtigen und gerüſteten Gegner vor
Händeln mit Preußen warnen wird, denn ſie ſchneidet ihm jede Hoffnung
auf Ueberwindung im erſten Anlauf und auf baldigen Friedensſchluß ab.
Und ſo wird die Maßregel wirken, ohne die Steuerkraft der Bevölkerung ge-
fährlich zu verwunden.“

Frl. Ludmilla Aſſing hat, wie der „K. Z.“ aus Berlin vom 1 Jun. ge-
ſchrieben wird, geſtern die Naturaliſationsurkunde erhalten. Es hieß bekannt-
lich in einigen Zeitungen daß Frl. Aſſing die Naturaliſation in Preußen
nicht erhalten werde; es hatte dieß inſofern ſeine Richtigkeit, als nach dem
Erſcheinen des Humboldt-Varnhagen’ſchen Briefwechſels von Seiten des Po-
lizeipräſidiums Schwierigkeiten erhoben wurden. Die Dame ergriff Recurs
an das Miniſterium des Innern, und zwar mit Erfolg; für die Entſchei-
dung des Miniſters des Junern war, wie man annimmt, der Umſtand maß-
gebend daß Frl. Aſſing vor dem Erſcheinen jenes Briefwechſels beſtimmte
Zuſicherungen bereits erhalten und auf Grund derſelben ihr Unterthanen-
verhältniß in Hamburg gelöst hatte.

Oeſterreich.

Rede des Reichsrathspräſidenten bei Eröff-
nung der Sitzungen des verſtärkten Reichsraths. „Meine Herren! Als
Se. Maj. der Kaiſer, unſer allergnädigſter Herr, mit dem kaiſerlichen Ma-
nifeſt vom 15 Jul. v. J. ſeinen treuen Völkern die Wiederkehr des Friedens

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[2615/0003] ſehr mäßiges Fort herſtellen; die Mehrzahl der detachirten Forts zu Ulm hat weit mehr gekoſtet. Doch haben wir’s hier nicht mit der Feſtung als ſolcher, ſondern mit der Zeit ihrer Herſtellung zu thun. Im Laufe Auguſts wird die Kehl-Wiener Eiſenbahn vollendet ſeyn; am 1 Oct. ſoll die Straßburger Bahnbrücke eröffnet werden, und jetzt im Monat Mai dieſes geſegneten Jah- res denkt man endlich daran auch an die Befeſtigung Hand anzulegen; nach- dem man 1½ Jahre unbenützt verſtreichen ließ, ſoll man jetzt in 4 Monaten fertig werden? Unmöglich! Wir können nicht glauben daß die Berſäumniß ſo weit getrieben worden und daß das traurige „Zu ſpät!“ welches allen unſe- ren deutſchen Einrichtungen anklebt, auch hier wieder ſeine Anwendung finde.“ Kurheſſen. ** Marburg, 3 Jun. Unſere theologiſche Facultät hat nun auch beim Oberappellationsgericht in Kaſſel über Conſiſtorialrath Vilmar und Pfarrer Heldmann den Sieg davongetragen. Bekanntlich wur- den Vilmar und Heldmann von dem Criminalgericht in Fritzlar, und auf er- griffene Appellation auch vom Obergericht in Kaſſel, der Amtsehrenbelei- digung der theologiſchen Facultät in Marburg ſchuldig erkannt und deßhalb in gebührende Strafe genommen. Die Verurtheilten beruhigten ſich indeſ- ſen nicht bei dieſen Erkenntniſſen, und ergriffen dagegen das Rechtsmittel der Nichtigkeitsbeſchwerde, die aber in dieſen Tagen von dem Criminalſenat des höchſten Gerichtshofs zurückgewieſen worden iſt. Dieß Erkenntniß muß den Anhängern Vilmars um ſo ärgerlicher erſcheinen, als die in letzter Inſtanz urtheilenden Richter größtentheils der ſtrengeren kirchlichen Richtung ange- hören. Die Einweihung unſerer Eliſabethenkirche iſt aus nicht bekannten Gründen abermals hinausgeſchoben worden. K. Hannover. Hannover, 1 Jun. Die zweite Kammer genehmigte heute nachträglich die Verwendung der im vorigen Sommer extraordinär be- willigten 1,700,000 Thlr. für Kriegszwecke. v. Bennigſen erklärte dabei: Gewiß iſt es eine unerfreuliche Erſcheinung daß neue außerordentliche An- forderungen für das Militärweſen an das Land gerichtet werden. Wie die Verhältniſſe aber liegen, können wir nicht umhin die verlangten Summen zu bewilligen, und müſſen es vielmehr dankbar anerkennen daß die Regierung die mit großem Aufwand im vorigen Jahr beſchafften Verſtärkungen im Heer- weſen nicht ſofort wieder bei Seite gelegt hat. Angeſichts der gegenwärtigen europäiſchen Verhältniſſe müſſen auch die deutſchen Mittel- und Kleinſtaaten immer gerüſtet ſeyn. Ohne Zweifel werden bald noch größere Anforderungen geſtellt werden, welche durch Anleihen nicht mehr zu decken ſind, und uns nach dem Vorgang Englands und Preußen dahin führen entweder neue Steuern aufzuerlegen oder Steuerzuſchläge zu erheben. Wenn erſt ein ſolcher Steuer- druck allgemein auf Deutſchland und England laſten wird, ſo wird dann auch die Ueberzeugung ſich Bahn brechen daß eine ſolche Bewaffnung im Frieden nicht länger zu ertragen iſt, und man wird ſich zu dem Krieg entſchließen der ſchon jetzt nicht mehr zu vermeiden iſt. Die Kleinlichkeit und Elendigkeit der deutſchen Verhältniſſe haben es zu Stande gebracht daß ſich viele von den ſtaatlichen Angelegenheiten ganz zurückgezogen, daß der Blick für die europäi- ſchen Verwicklungen der Gegenwart den meiſten abhanden gekommen iſt. Die ſteigenden Steuern, die immer von neuem auftretenden Anforderungen an den Geldbeutel werden aber die Betrachtung auch über die winzigen Verhält- niſſe des beſondern Staats hinaus auf die allgemeine Lage Europa’s lenken, ſie werden Friedensliebe verſchwinden laſſen, die nicht nur in Deutſchland herrſcht, ſondern die auch bedeutende engliſche Staatsmänner niederhält. Sehr bald wird man auch in den liberalen Kreiſen zu der Einſicht kommen daß, möge auch gerade für die Verhältniſſe der Mittelſtaaten es wichtig ſeyn an Wiedererrichtung des deutſchen Reichs zu denken, doch angeſichts der ge- meinſamen Gefahr das Zuſammenfaſſen aller Kräfte Deutſchlands das wichtigſte iſt. Das Heranwachſen dieſer Gefahr muß aber auch die Re-gierungen der deutſchen Mittelſtaaten, nicht Oeſterreich, das einem Staats- bankerott noch kürzlich nahe geſtanden, dahin führen, das von ihnen in den unglücklichen Jahren der Reaction angenommene Syſtem aufzugeben, und ſich in Einklang mit den Wünſchen der Unterthanen zu ſetzen. Eine Coali- tion zwiſchen Preußen, Deutſchland, England und Oeſterreich gegen Frank- reichs und Rußlands Uebergewicht iſt nothwendig, und wird hoffentlich früher eintreten ehe die großen Gefahren uns erdrücken. Der Ausſchußantrag wird genehmigt. (Ztg. f. Nordd.) Preußen. *† Berlin, 1 Jun. Wie Sie bereits anderwärts erfahren haben, ſind die Bemühungen ein ruſſiſch-franzöſiſches Bündniß mit unſerm Ca- binet zu Stande zu bringen an dem an maßgebender Stelle herrſchenden ächt deutſchen Sinn geſcheitert. Der dieſſeitige Geſandte am St. Petersburger Hof hat ſeine Reiſe nach der ruſſiſchen Hauptſtadt angetreten, andere Sympathien ſchweigen, und Hr. v. Schleinitz fühlt ſich wieder in vollkommen geſicherter Stellung. Die Begegnungen mit den Kaiſern von Rußland und Frankreich mit dem Prinz-Regenten, von denen man in den letzten Tagen ſo lebhaft ſprach, werden nicht mehr erwähnt, und die darüber im Gang geweſenen Ge- rüchte bezweifelt oder als rein aus der Luft gegriffen dargeſtellt. Dennoch darf ich als zuverläſſig verſichern daß wenigſtens von franzöſiſcher Seite eine ſolche Begegnung ſehr erwünſcht geweſen wäre, und dieſer Wunſch auch mehrſach an den Tag gelegt worden iſt. Daher wohl auch die jüngſten Artikel im „Conſtitutionnel“ und „Pays,“ die ſo tapfer gegen die preußiſche Kammer und Preſſe zu Felde ziehen, den Preußen Undank gegen Frankreich vorwerfen, und uns freundlich ermahnen das legitime Uebergewicht anzuerkennen welches Frankreich unter der Regierung des Kaiſers Napoleon III wiederfand, nach- dem es dasſelbe 1815 verloren hatte. Nun, wenn Frankreich ſich wieder- gefunden hat, ſo wird man es an der Seine auch Preußen nicht verübeln wenn es ſich wiederfindet, und eine Politik zu beſeitigen ſucht die es mit ſeinen nächſten Bundesgenoſſen verfeindet, und ohnmächtig dem zweideutigen Nach- bar gegenüber macht. Vielleicht wurde die Discuſſion der franzöſiſchen Jour- nale noch gereizter dadurch daß ihnen das hier wenigſtens ſehr verbreitete Gerücht bekannt war welches die Rede des Hrn. Mathis, die beſondern Anſtoß in Paris gegeben zu haben ſcheint, als von hoher Hand veranlaßt bezeichnete, wie man hier glaubt um den üblen Eindruck der v. Vincke’ſchen Ausſchreitungen in Deutſchland möglichſt zu verwiſchen. Die oben bezeichnete Partei hat übrigens ihre Hoffnungen noch keineswegs ganz aufgegeben. Die liberale Partei iſt nicht ganz mit dem Landtagsſchluß zufrieden. Einestheils hat ſie in Erfahrung bringen müſſen daß ihre Wege noch nicht als maßgebend erkannt worden ſind, anderntheils iſt es aufgefallen daß die Landtagsfeierlichkeit mitten zwiſchen eine Militärparade und ein Militärdiner gefallen iſt, und man hat darin eine Abſicht vermuthet, um ſo mehr als jetzt nachträglich die Preuß. Ztg. das beſtätigt was die N. Preuß. Ztg. von einer Bemerkung des Prinz-Re- genten über die Debalten bei Gelegenheit der Militärvorlagen ſchon früher erzählte. Welchen Schluß können wir aus allen dieſen Gerüchten und Aus- ſichten für die nächſte Zukunft ziehen? Doch wohl nur daß die augenblick- liche Strömung den Hoffnungen Deutſchlands günſtig iſt. Gewißheit werden dieſe Hoffnungen erſt werden wenn die entſprechenden Thaten folgen. Wie ſchön und erhebend klang zuweilen im vorigen Jahr die Sprache unſerer Miniſter und ihrer Organe, aber es blieb bei der Sprache, die Thaten ließen ſich immer erwarten. Gebe Gott daß es jetzt uns nicht ebenſo ergehe! In der orientaliſchen Frage ſoll die Verſtändigung zwiſchen unſerm Cabinet und dem von Wien und London erfreuliche Fortſchritte machen; man will ſogar von verſchiedenen Seiten behaupten daß die drei Cabinette im Princip über eine gemeinſame Behandlung der Frage bereits einig ſeyen, und daß nur über die Mittel und Wege die dazu führen ſollen noch kein feſtes Verſtändniß her- beigeführt wäre. Somit wäre denn ein Punkt gefunden an dem eine dauernde Verſtändigung zwiſchen Oeſterreich und Preußen angeknüpft wer- den könnte. Ob es aber dazu kommt? Mir erſcheint das ſichtbare Streben unſers Cabinets nach einer engern Allianz mit England immer bedenklich, wenn ihr nicht eine engere Vereinigung mit Oeſterreich vorausgegangen iſt. Für England iſt ein preußiſches Bündniß niemals lockend, kann es auch nicht ſeyn, da unſere Zuſtände immer nur im Werden begriffen ſind. Steht Preußen im feſten Bund mit Oeſterreich und dem übrigen Deutſchland dem Ausland gegenüber, dann gewinnt die ganze Sachlage eine andere Färbung. Deutſchland iſt dann eine Macht, und kann einer andern Macht Vortheile bieten die ſie durch andere Bündniſſe nicht gewinnen würde. Jetzt gleichen wir einem im Fluß begriffenen Modell, das alles oder nichts werden kann. Wer wird ſich aber unſichern Zuſtänden anvertrauen, wer von ihnen eine kräftige Stütze erwarten mögen! Das ſollteu unſere Zukunftspolitiker, groß und klein, nicht vergeſſen. Das Preuß. Wochenblatt ſpricht ſich warm für die Einführung mili- täriſcher Erziehung der geſammten männlichen Jugend in Preußen aus. In der preußiſchen Wehrverfaſſung finden ſich die Mittel um, mit einem ver- hältnißmäßig geringen Auſwand von Koſten, jeder Schule competente mili- täriſche Erzieher zu liefern. So würde eine „unerſchöpfliche Reſerve ge- ſchaffen, die allein ſchon jeden noch ſo mächtigen und gerüſteten Gegner vor Händeln mit Preußen warnen wird, denn ſie ſchneidet ihm jede Hoffnung auf Ueberwindung im erſten Anlauf und auf baldigen Friedensſchluß ab. Und ſo wird die Maßregel wirken, ohne die Steuerkraft der Bevölkerung ge- fährlich zu verwunden.“ Frl. Ludmilla Aſſing hat, wie der „K. Z.“ aus Berlin vom 1 Jun. ge- ſchrieben wird, geſtern die Naturaliſationsurkunde erhalten. Es hieß bekannt- lich in einigen Zeitungen daß Frl. Aſſing die Naturaliſation in Preußen nicht erhalten werde; es hatte dieß inſofern ſeine Richtigkeit, als nach dem Erſcheinen des Humboldt-Varnhagen’ſchen Briefwechſels von Seiten des Po- lizeipräſidiums Schwierigkeiten erhoben wurden. Die Dame ergriff Recurs an das Miniſterium des Innern, und zwar mit Erfolg; für die Entſchei- dung des Miniſters des Junern war, wie man annimmt, der Umſtand maß- gebend daß Frl. Aſſing vor dem Erſcheinen jenes Briefwechſels beſtimmte Zuſicherungen bereits erhalten und auf Grund derſelben ihr Unterthanen- verhältniß in Hamburg gelöst hatte. Oeſterreich. Wien. Rede des Reichsrathspräſidenten bei Eröff- nung der Sitzungen des verſtärkten Reichsraths. „Meine Herren! Als Se. Maj. der Kaiſer, unſer allergnädigſter Herr, mit dem kaiſerlichen Ma- nifeſt vom 15 Jul. v. J. ſeinen treuen Völkern die Wiederkehr des Friedens

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2021-08-16T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 157, 5. Juni 1860, S. 2615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine157_1860/3>, abgerufen am 23.11.2024.