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Allgemeine Zeitung, Nr. 19, 8. Mai 1915.

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Allgemeine Zeitung 8. Mai 1915.
[Spaltenumbruch] Treffer. Fünf Minuten nach der Torpedierung erkannte v. Trapp
aus dem Neigen des Kreuzers, daß es nicht mehr notwendig sei,
weitere Torpedos abzuschießen. Neun Minuten nach dem zweiten
Schuß war das feindliche Schiff verschwunden. Die Franzosen
setzten trotz dieser kurzen Zeit fünf Boote aus. Zum größten Leid-
wesen mußte von einer Rettungsaktion abgesehen werden, jedoch
dürfte angenommen werden, daß die in den fünf Booten eingeschiff-
ten Mannschaften sich retten konnten, zumal die See ruhig war. Die
Haltung der Mannschaft des Unterseebootes bezeichnet v. Trapp als
bewunderungswürdig und über alles Lob erhaben.

*

1. Mai:

Das Hauptquartier teilt mit: Der linke feindliche Flügel, der
durch unsere wiederholten Angriffe aus seinen Stellungen bei Kaba
Tepe
nach Norden in der Richtung auf Ari Burnu zurückge-
worfen wurde, versuchte gestern vorzumarschieren, um sich dem
wirksamen Flankenfeuer unserer Artillerie zu entziehen, wurde aber
durch Bajonettstürme von neuem in seine alten Stellungen am Ufer
getrieben. Bei dieser Gelegenheit eroberten wir zwei Maschinen-
gewehre mit sämtlichem Material und Munition.

Der Feind, der bei Sedul Bahr an geschützten Uferstellen
gelandet war und sich geschützt hat aufstellen können, befindet sich
gegenwärtig infolge des Feuers unserer Batterien an der anatoli-
schen Küste in einer unhaltbaren Lage. Die feindlichen Schiffe, die
durch das Feuer ihrer schweren Artillerie ihre Streitkräfte an Land
schützen mußten, haben keine Aktion gegen die Meerenge unter-
nommen.

Das australisch-englische Unterseeboot AE 2
wurde von unseren Kriegsschiffen vor einigen Tagen zum Sinken
gebracht, als es in das Marmarameer einzudringen versuchte. Die
Besatzung, aus 3 Offizieren und 29 Soldaten bestehend, wurde ge-
fangen genommen.

Ein feindlicher Hydroplan, der den Golf von Alexandrette
überflog, wurde durch unser Feuer beschädigt und siel ins Meer.
Die Trümmer wurden von einem in diesen Gewässern fahrenden
Kreuzer aufgesammelt.

Von den übrigen Kriegsschauplätzen ist nichts Wichtiges zu
melden.

Aus Mytilene wird gedrahtet, daß vier englische
und französische Bataillone,
denen der Rückzug von den
türkischen Truppen verlegt worden war und die die Uebergabe ver-
weigerten, vernichtet worden sind.

Aus Erzerum wird gemeldet: Seit drei Tagen finden hier
Kämpfe zwischen Aufklärungsabteilungen statt. Im Süden von
Artwin ist der Feind auf der ganzen Front unter schwe-
ren Verlusten zurückgeschlagen
worden. Die Russen
traten nach zweistündigem Kampf in östlicher Richtung den Rück-
zug an.

2. Mai:

Privatnachrichten von den Dardanellen besagen: Die türki-
schen Truppen versenkten vorgestern durch ihr Feuer mehrere Boote,
in die der Feind flüchtete. Feindliche Kriegsschiffe, die ihre Injan-
terie decken wollten, wurden durch Granaten der türkischen Batte-
rien wiederholt getroffen und waren gezwungen, sich zurückzuziehen.
Ein türkischer Flieger warf mit Erfolg Bomben auf feindliche
Kriegsschiffe.

Das Große Hauptquartier teilt mit: Infolge unserer für uns
erfolgreich verlaufenen Angriffe gelang es dem Feinde nicht, seine
gefährliche Lage am Ufer der Halbinsel Gallipoli zu verbessern.
Das gegen den auf der Spitze von Sedd il Bahr stehenden Feind
gerichtete Feuer unserer Batterien zeitigt gute Ergebnisse.

Gestern wurde der französische Panzerkreuzer "Heinrich IV.",
der ein lebhaftes Feuer auf unsere Batterien eröffnete, von zehn
Granaten getroffen. Heute zeigte sich dieses Schiff nicht. Der eng-
lische Panzer "Vengeance", der durch unser Feuer havariert wurde,
hat sich zurückgezogen. Ein unbedeutender, in der gestrigen Nacht
unternommener Angriff feindlicher Torpedoboote auf die Meer-
engen wurde sehr leicht abgeschlagen.

Nachdem die russische Schwarzmeerflotte heute
eine Stunde lang wie kürzlich vor dem Bosporus demonstriert
hatte, zog sie sich eilig gegen Norden zurück. Als heute vormittag
ein anderes feindliches Unterseeboot in die Meerenge eindringen
wollte, wurde es von uns unter Feuer genommen. Es stieß auf
eine Mine und ging unter. Da es sofort verschwand, konnte die
Besatzung nicht gerettet werden.

[Spaltenumbruch]

An der kaukasischen Front nördlich von Milo wurde
ein Angriff der feindlichen Vorhuten überall unter Verlusten ab-
gewiesen.

Am 28. April griff eine unserer Abteilungen in der Umgebung
des Suezkanals eine Kompagnie Maharisten an, die ein
Maschinengewehr mit sich führte, und schlug sie nach halbstündigem
Kampf in die Flucht. Wir erbeuteten eine Menge Gewehre und
Kamelausrüstungen. In der Nacht vom 28. zum 29. April nahm
unsere Artillerie aus geringer Entfernung im Kanal ein Bagger-
schiff unter Feuer, das schwer beschädigt wurde. Unterdessen wurden
zwei feindliche Lanzenreiter-Schwadronen blutig zurückgeschlagen.
In diesem Gefecht verlor der Feind 60 Tote und Verwundete. Er
wurde von dem Feuer unserer Artillerie und Maschinengewehre
verfolgt. Wir verloren neun Mann.

Nach zuverlässigen Nachrichten von den Dardanellen hielten sich
gestern die feindlichen Kriegsschiffe aus Furcht vor dem
wirksamen Feuer der türkischen Batterien in großer Entfernung
und schossen in großen Zwischenräumen.

Die feindlichen Truppen, die von den Kriegsschiffen
nicht wirksam geschützt werden konnten, sind in geringer Entfernung
von der Küste eingeklemmt geblieben und erlitten durch das Feuer
der ottomanischen Artillerie und Infanterie große Verluste.

4. Mai:

Das Große Hauptquartier teilte gestern mit: Um das beschränkte
Gebiet, auf dem der Feind bei Ariburun sich befindet, zu er-
weitern, versuchte er heute mit dem linken Flügel einen neuen Vor-
marsch. Infolge unserer Gegenangriffe wurde er mit großen Ver-
lusten in die sehr felsigen Täler zurückgeworfen und dann nach dem
Ufer gedrängt. Unterdessen rief das Feuer unserer Artillerie auf
einem feindlichen Transportschiff einen Brand hervor. Die anderen
Transportschiffe, die sich an der Küste befanden, entfernten sich
schleunigst.

Gestern wurde das Panzerschiff "Agamemnon", das Bulair
indirekt zu beschießen suchte, von vier Granaten getroffen. Es zog
sich zurück, da es das Feuer nicht mehr fortsetzen konnte.

Bei einem Zusammenstoß zwischen unseren Gendarmen und
sieben bewaffneten Matrosen, die mit einem Offizier von einem
feindlichen Unterseeboot auf einer unbewohnten Insel vor Bodrut
im Aegäischen Meer gelandet waren, wurden die letzteren getötet.

Von den anderen Fronten nichts Bedeutendes.

6. Mai:

An den Dardanellen wurde gestern infolge unseres An-
griffes gegen den linken Flügel des Feindes, der sich bei Ari Burnu
befindet, ein Bataillon des Feindes vernichtet und ein Teil seiner
sehr stark ausgebauten Verschanzungen genommen. Mehr als 100
Gewehre und 1 Maschinengewehr wurden von uns erbeutet. Ebenso
kostete gestern abend unsere Operation gegen Seddil Bahr den Eng-
ländern sehr schwere Verluste. Wir nahmen bei dieser Gelegenheit
3 weitere Maschinengewehre und zahlreiche Munition. Bis jetzt
haben wir im ganzen 10 Maschinengewehre erbeutet. Auf den
übrigen Kriegsschauplätzen nichts von Bedeutung.

Politik und Wirtschaft
Englands innere Kämpfe.

Das Antlitz der politischen Lage Englands wird, je länger der
Krieg dauert, desto düsterer, zwitterhafter, man möchte sagen tragi-
scher. Während das Land nach außen hin in Kämpfen steht, die,
wie es von den ministeriellen Kriegsbrandstiftern selbst zugegeben
werden muß, kostspieliger, gefährlicher und langwieriger sind als
irgend einer der letzten Feldzüge, in denen Albion den Turm seines
Imperium pelagi und seines Weltmachtgebotes ständig höher auf-
zurichten strebte, erheben sich im Innern Feinde, die immer bedroh-
licher an den politischen und wirtschaftlichen Grundlagen des Staats-
wesens rütteln, dessen normalen Blutumlauf stören und den Gang
der Rüstungsmaschine zum Stillstand zu bringen drohen: vorab die
Arbeiterschaft, ihr Streikfieber und ihr mit anarchistischen Ideen
tief durchtränkter Sozialismus, sodann das Aufflammen des Partei-
gegensatzes zwischen dem gegenwärtig regierenden Liberalismus und
den konservativen Unionisten, die ersichtlich schon jetzt für den großen
Wahlkampf, der entsprechend der von der Linken durchgesetzten Ver-
fassungsänderung im Herbst stattfinden müßte, mobil machen. Der

Allgemeine Zeitung 8. Mai 1915.
[Spaltenumbruch] Treffer. Fünf Minuten nach der Torpedierung erkannte v. Trapp
aus dem Neigen des Kreuzers, daß es nicht mehr notwendig ſei,
weitere Torpedos abzuſchießen. Neun Minuten nach dem zweiten
Schuß war das feindliche Schiff verſchwunden. Die Franzoſen
ſetzten trotz dieſer kurzen Zeit fünf Boote aus. Zum größten Leid-
weſen mußte von einer Rettungsaktion abgeſehen werden, jedoch
dürfte angenommen werden, daß die in den fünf Booten eingeſchiff-
ten Mannſchaften ſich retten konnten, zumal die See ruhig war. Die
Haltung der Mannſchaft des Unterſeebootes bezeichnet v. Trapp als
bewunderungswürdig und über alles Lob erhaben.

*

1. Mai:

Das Hauptquartier teilt mit: Der linke feindliche Flügel, der
durch unſere wiederholten Angriffe aus ſeinen Stellungen bei Kaba
Tepe
nach Norden in der Richtung auf Ari Burnu zurückge-
worfen wurde, verſuchte geſtern vorzumarſchieren, um ſich dem
wirkſamen Flankenfeuer unſerer Artillerie zu entziehen, wurde aber
durch Bajonettſtürme von neuem in ſeine alten Stellungen am Ufer
getrieben. Bei dieſer Gelegenheit eroberten wir zwei Maſchinen-
gewehre mit ſämtlichem Material und Munition.

Der Feind, der bei Sedul Bahr an geſchützten Uferſtellen
gelandet war und ſich geſchützt hat aufſtellen können, befindet ſich
gegenwärtig infolge des Feuers unſerer Batterien an der anatoli-
ſchen Küſte in einer unhaltbaren Lage. Die feindlichen Schiffe, die
durch das Feuer ihrer ſchweren Artillerie ihre Streitkräfte an Land
ſchützen mußten, haben keine Aktion gegen die Meerenge unter-
nommen.

Das auſtraliſch-engliſche Unterſeeboot AE 2
wurde von unſeren Kriegsſchiffen vor einigen Tagen zum Sinken
gebracht, als es in das Marmarameer einzudringen verſuchte. Die
Beſatzung, aus 3 Offizieren und 29 Soldaten beſtehend, wurde ge-
fangen genommen.

Ein feindlicher Hydroplan, der den Golf von Alexandrette
überflog, wurde durch unſer Feuer beſchädigt und ſiel ins Meer.
Die Trümmer wurden von einem in dieſen Gewäſſern fahrenden
Kreuzer aufgeſammelt.

Von den übrigen Kriegsſchauplätzen iſt nichts Wichtiges zu
melden.

Aus Mytilene wird gedrahtet, daß vier engliſche
und franzöſiſche Bataillone,
denen der Rückzug von den
türkiſchen Truppen verlegt worden war und die die Uebergabe ver-
weigerten, vernichtet worden ſind.

Aus Erzerum wird gemeldet: Seit drei Tagen finden hier
Kämpfe zwiſchen Aufklärungsabteilungen ſtatt. Im Süden von
Artwin iſt der Feind auf der ganzen Front unter ſchwe-
ren Verluſten zurückgeſchlagen
worden. Die Ruſſen
traten nach zweiſtündigem Kampf in öſtlicher Richtung den Rück-
zug an.

2. Mai:

Privatnachrichten von den Dardanellen beſagen: Die türki-
ſchen Truppen verſenkten vorgeſtern durch ihr Feuer mehrere Boote,
in die der Feind flüchtete. Feindliche Kriegsſchiffe, die ihre Injan-
terie decken wollten, wurden durch Granaten der türkiſchen Batte-
rien wiederholt getroffen und waren gezwungen, ſich zurückzuziehen.
Ein türkiſcher Flieger warf mit Erfolg Bomben auf feindliche
Kriegsſchiffe.

Das Große Hauptquartier teilt mit: Infolge unſerer für uns
erfolgreich verlaufenen Angriffe gelang es dem Feinde nicht, ſeine
gefährliche Lage am Ufer der Halbinſel Gallipoli zu verbeſſern.
Das gegen den auf der Spitze von Sedd il Bahr ſtehenden Feind
gerichtete Feuer unſerer Batterien zeitigt gute Ergebniſſe.

Geſtern wurde der franzöſiſche Panzerkreuzer „Heinrich IV.“,
der ein lebhaftes Feuer auf unſere Batterien eröffnete, von zehn
Granaten getroffen. Heute zeigte ſich dieſes Schiff nicht. Der eng-
liſche Panzer „Vengeance“, der durch unſer Feuer havariert wurde,
hat ſich zurückgezogen. Ein unbedeutender, in der geſtrigen Nacht
unternommener Angriff feindlicher Torpedoboote auf die Meer-
engen wurde ſehr leicht abgeſchlagen.

Nachdem die ruſſiſche Schwarzmeerflotte heute
eine Stunde lang wie kürzlich vor dem Bosporus demonſtriert
hatte, zog ſie ſich eilig gegen Norden zurück. Als heute vormittag
ein anderes feindliches Unterſeeboot in die Meerenge eindringen
wollte, wurde es von uns unter Feuer genommen. Es ſtieß auf
eine Mine und ging unter. Da es ſofort verſchwand, konnte die
Beſatzung nicht gerettet werden.

[Spaltenumbruch]

An der kaukaſiſchen Front nördlich von Milo wurde
ein Angriff der feindlichen Vorhuten überall unter Verluſten ab-
gewieſen.

Am 28. April griff eine unſerer Abteilungen in der Umgebung
des Suezkanals eine Kompagnie Mahariſten an, die ein
Maſchinengewehr mit ſich führte, und ſchlug ſie nach halbſtündigem
Kampf in die Flucht. Wir erbeuteten eine Menge Gewehre und
Kamelausrüſtungen. In der Nacht vom 28. zum 29. April nahm
unſere Artillerie aus geringer Entfernung im Kanal ein Bagger-
ſchiff unter Feuer, das ſchwer beſchädigt wurde. Unterdeſſen wurden
zwei feindliche Lanzenreiter-Schwadronen blutig zurückgeſchlagen.
In dieſem Gefecht verlor der Feind 60 Tote und Verwundete. Er
wurde von dem Feuer unſerer Artillerie und Maſchinengewehre
verfolgt. Wir verloren neun Mann.

Nach zuverläſſigen Nachrichten von den Dardanellen hielten ſich
geſtern die feindlichen Kriegsſchiffe aus Furcht vor dem
wirkſamen Feuer der türkiſchen Batterien in großer Entfernung
und ſchoſſen in großen Zwiſchenräumen.

Die feindlichen Truppen, die von den Kriegsſchiffen
nicht wirkſam geſchützt werden konnten, ſind in geringer Entfernung
von der Küſte eingeklemmt geblieben und erlitten durch das Feuer
der ottomaniſchen Artillerie und Infanterie große Verluſte.

4. Mai:

Das Große Hauptquartier teilte geſtern mit: Um das beſchränkte
Gebiet, auf dem der Feind bei Ariburun ſich befindet, zu er-
weitern, verſuchte er heute mit dem linken Flügel einen neuen Vor-
marſch. Infolge unſerer Gegenangriffe wurde er mit großen Ver-
luſten in die ſehr felſigen Täler zurückgeworfen und dann nach dem
Ufer gedrängt. Unterdeſſen rief das Feuer unſerer Artillerie auf
einem feindlichen Transportſchiff einen Brand hervor. Die anderen
Transportſchiffe, die ſich an der Küſte befanden, entfernten ſich
ſchleunigſt.

Geſtern wurde das Panzerſchiff „Agamemnon“, das Bulair
indirekt zu beſchießen ſuchte, von vier Granaten getroffen. Es zog
ſich zurück, da es das Feuer nicht mehr fortſetzen konnte.

Bei einem Zuſammenſtoß zwiſchen unſeren Gendarmen und
ſieben bewaffneten Matroſen, die mit einem Offizier von einem
feindlichen Unterſeeboot auf einer unbewohnten Inſel vor Bodrut
im Aegäiſchen Meer gelandet waren, wurden die letzteren getötet.

Von den anderen Fronten nichts Bedeutendes.

6. Mai:

An den Dardanellen wurde geſtern infolge unſeres An-
griffes gegen den linken Flügel des Feindes, der ſich bei Ari Burnu
befindet, ein Bataillon des Feindes vernichtet und ein Teil ſeiner
ſehr ſtark ausgebauten Verſchanzungen genommen. Mehr als 100
Gewehre und 1 Maſchinengewehr wurden von uns erbeutet. Ebenſo
koſtete geſtern abend unſere Operation gegen Seddil Bahr den Eng-
ländern ſehr ſchwere Verluſte. Wir nahmen bei dieſer Gelegenheit
3 weitere Maſchinengewehre und zahlreiche Munition. Bis jetzt
haben wir im ganzen 10 Maſchinengewehre erbeutet. Auf den
übrigen Kriegsſchauplätzen nichts von Bedeutung.

Politik und Wirtſchaft
Englands innere Kämpfe.

Das Antlitz der politiſchen Lage Englands wird, je länger der
Krieg dauert, deſto düſterer, zwitterhafter, man möchte ſagen tragi-
ſcher. Während das Land nach außen hin in Kämpfen ſteht, die,
wie es von den miniſteriellen Kriegsbrandſtiftern ſelbſt zugegeben
werden muß, koſtſpieliger, gefährlicher und langwieriger ſind als
irgend einer der letzten Feldzüge, in denen Albion den Turm ſeines
Imperium pelagi und ſeines Weltmachtgebotes ſtändig höher auf-
zurichten ſtrebte, erheben ſich im Innern Feinde, die immer bedroh-
licher an den politiſchen und wirtſchaftlichen Grundlagen des Staats-
weſens rütteln, deſſen normalen Blutumlauf ſtören und den Gang
der Rüſtungsmaſchine zum Stillſtand zu bringen drohen: vorab die
Arbeiterſchaft, ihr Streikfieber und ihr mit anarchiſtiſchen Ideen
tief durchtränkter Sozialismus, ſodann das Aufflammen des Partei-
gegenſatzes zwiſchen dem gegenwärtig regierenden Liberalismus und
den konſervativen Unioniſten, die erſichtlich ſchon jetzt für den großen
Wahlkampf, der entſprechend der von der Linken durchgeſetzten Ver-
faſſungsänderung im Herbſt ſtattfinden müßte, mobil machen. Der

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[Seite 282.[282]/0008] Allgemeine Zeitung 8. Mai 1915. Treffer. Fünf Minuten nach der Torpedierung erkannte v. Trapp aus dem Neigen des Kreuzers, daß es nicht mehr notwendig ſei, weitere Torpedos abzuſchießen. Neun Minuten nach dem zweiten Schuß war das feindliche Schiff verſchwunden. Die Franzoſen ſetzten trotz dieſer kurzen Zeit fünf Boote aus. Zum größten Leid- weſen mußte von einer Rettungsaktion abgeſehen werden, jedoch dürfte angenommen werden, daß die in den fünf Booten eingeſchiff- ten Mannſchaften ſich retten konnten, zumal die See ruhig war. Die Haltung der Mannſchaft des Unterſeebootes bezeichnet v. Trapp als bewunderungswürdig und über alles Lob erhaben. * 1. Mai: Das Hauptquartier teilt mit: Der linke feindliche Flügel, der durch unſere wiederholten Angriffe aus ſeinen Stellungen bei Kaba Tepe nach Norden in der Richtung auf Ari Burnu zurückge- worfen wurde, verſuchte geſtern vorzumarſchieren, um ſich dem wirkſamen Flankenfeuer unſerer Artillerie zu entziehen, wurde aber durch Bajonettſtürme von neuem in ſeine alten Stellungen am Ufer getrieben. Bei dieſer Gelegenheit eroberten wir zwei Maſchinen- gewehre mit ſämtlichem Material und Munition. Der Feind, der bei Sedul Bahr an geſchützten Uferſtellen gelandet war und ſich geſchützt hat aufſtellen können, befindet ſich gegenwärtig infolge des Feuers unſerer Batterien an der anatoli- ſchen Küſte in einer unhaltbaren Lage. Die feindlichen Schiffe, die durch das Feuer ihrer ſchweren Artillerie ihre Streitkräfte an Land ſchützen mußten, haben keine Aktion gegen die Meerenge unter- nommen. Das auſtraliſch-engliſche Unterſeeboot AE 2 wurde von unſeren Kriegsſchiffen vor einigen Tagen zum Sinken gebracht, als es in das Marmarameer einzudringen verſuchte. Die Beſatzung, aus 3 Offizieren und 29 Soldaten beſtehend, wurde ge- fangen genommen. Ein feindlicher Hydroplan, der den Golf von Alexandrette überflog, wurde durch unſer Feuer beſchädigt und ſiel ins Meer. Die Trümmer wurden von einem in dieſen Gewäſſern fahrenden Kreuzer aufgeſammelt. Von den übrigen Kriegsſchauplätzen iſt nichts Wichtiges zu melden. Aus Mytilene wird gedrahtet, daß vier engliſche und franzöſiſche Bataillone, denen der Rückzug von den türkiſchen Truppen verlegt worden war und die die Uebergabe ver- weigerten, vernichtet worden ſind. Aus Erzerum wird gemeldet: Seit drei Tagen finden hier Kämpfe zwiſchen Aufklärungsabteilungen ſtatt. Im Süden von Artwin iſt der Feind auf der ganzen Front unter ſchwe- ren Verluſten zurückgeſchlagen worden. Die Ruſſen traten nach zweiſtündigem Kampf in öſtlicher Richtung den Rück- zug an. 2. Mai: Privatnachrichten von den Dardanellen beſagen: Die türki- ſchen Truppen verſenkten vorgeſtern durch ihr Feuer mehrere Boote, in die der Feind flüchtete. Feindliche Kriegsſchiffe, die ihre Injan- terie decken wollten, wurden durch Granaten der türkiſchen Batte- rien wiederholt getroffen und waren gezwungen, ſich zurückzuziehen. Ein türkiſcher Flieger warf mit Erfolg Bomben auf feindliche Kriegsſchiffe. Das Große Hauptquartier teilt mit: Infolge unſerer für uns erfolgreich verlaufenen Angriffe gelang es dem Feinde nicht, ſeine gefährliche Lage am Ufer der Halbinſel Gallipoli zu verbeſſern. Das gegen den auf der Spitze von Sedd il Bahr ſtehenden Feind gerichtete Feuer unſerer Batterien zeitigt gute Ergebniſſe. Geſtern wurde der franzöſiſche Panzerkreuzer „Heinrich IV.“, der ein lebhaftes Feuer auf unſere Batterien eröffnete, von zehn Granaten getroffen. Heute zeigte ſich dieſes Schiff nicht. Der eng- liſche Panzer „Vengeance“, der durch unſer Feuer havariert wurde, hat ſich zurückgezogen. Ein unbedeutender, in der geſtrigen Nacht unternommener Angriff feindlicher Torpedoboote auf die Meer- engen wurde ſehr leicht abgeſchlagen. Nachdem die ruſſiſche Schwarzmeerflotte heute eine Stunde lang wie kürzlich vor dem Bosporus demonſtriert hatte, zog ſie ſich eilig gegen Norden zurück. Als heute vormittag ein anderes feindliches Unterſeeboot in die Meerenge eindringen wollte, wurde es von uns unter Feuer genommen. Es ſtieß auf eine Mine und ging unter. Da es ſofort verſchwand, konnte die Beſatzung nicht gerettet werden. An der kaukaſiſchen Front nördlich von Milo wurde ein Angriff der feindlichen Vorhuten überall unter Verluſten ab- gewieſen. Am 28. April griff eine unſerer Abteilungen in der Umgebung des Suezkanals eine Kompagnie Mahariſten an, die ein Maſchinengewehr mit ſich führte, und ſchlug ſie nach halbſtündigem Kampf in die Flucht. Wir erbeuteten eine Menge Gewehre und Kamelausrüſtungen. In der Nacht vom 28. zum 29. April nahm unſere Artillerie aus geringer Entfernung im Kanal ein Bagger- ſchiff unter Feuer, das ſchwer beſchädigt wurde. Unterdeſſen wurden zwei feindliche Lanzenreiter-Schwadronen blutig zurückgeſchlagen. In dieſem Gefecht verlor der Feind 60 Tote und Verwundete. Er wurde von dem Feuer unſerer Artillerie und Maſchinengewehre verfolgt. Wir verloren neun Mann. Nach zuverläſſigen Nachrichten von den Dardanellen hielten ſich geſtern die feindlichen Kriegsſchiffe aus Furcht vor dem wirkſamen Feuer der türkiſchen Batterien in großer Entfernung und ſchoſſen in großen Zwiſchenräumen. Die feindlichen Truppen, die von den Kriegsſchiffen nicht wirkſam geſchützt werden konnten, ſind in geringer Entfernung von der Küſte eingeklemmt geblieben und erlitten durch das Feuer der ottomaniſchen Artillerie und Infanterie große Verluſte. 4. Mai: Das Große Hauptquartier teilte geſtern mit: Um das beſchränkte Gebiet, auf dem der Feind bei Ariburun ſich befindet, zu er- weitern, verſuchte er heute mit dem linken Flügel einen neuen Vor- marſch. Infolge unſerer Gegenangriffe wurde er mit großen Ver- luſten in die ſehr felſigen Täler zurückgeworfen und dann nach dem Ufer gedrängt. Unterdeſſen rief das Feuer unſerer Artillerie auf einem feindlichen Transportſchiff einen Brand hervor. Die anderen Transportſchiffe, die ſich an der Küſte befanden, entfernten ſich ſchleunigſt. Geſtern wurde das Panzerſchiff „Agamemnon“, das Bulair indirekt zu beſchießen ſuchte, von vier Granaten getroffen. Es zog ſich zurück, da es das Feuer nicht mehr fortſetzen konnte. Bei einem Zuſammenſtoß zwiſchen unſeren Gendarmen und ſieben bewaffneten Matroſen, die mit einem Offizier von einem feindlichen Unterſeeboot auf einer unbewohnten Inſel vor Bodrut im Aegäiſchen Meer gelandet waren, wurden die letzteren getötet. Von den anderen Fronten nichts Bedeutendes. 6. Mai: An den Dardanellen wurde geſtern infolge unſeres An- griffes gegen den linken Flügel des Feindes, der ſich bei Ari Burnu befindet, ein Bataillon des Feindes vernichtet und ein Teil ſeiner ſehr ſtark ausgebauten Verſchanzungen genommen. Mehr als 100 Gewehre und 1 Maſchinengewehr wurden von uns erbeutet. Ebenſo koſtete geſtern abend unſere Operation gegen Seddil Bahr den Eng- ländern ſehr ſchwere Verluſte. Wir nahmen bei dieſer Gelegenheit 3 weitere Maſchinengewehre und zahlreiche Munition. Bis jetzt haben wir im ganzen 10 Maſchinengewehre erbeutet. Auf den übrigen Kriegsſchauplätzen nichts von Bedeutung. Politik und Wirtſchaft Englands innere Kämpfe. Das Antlitz der politiſchen Lage Englands wird, je länger der Krieg dauert, deſto düſterer, zwitterhafter, man möchte ſagen tragi- ſcher. Während das Land nach außen hin in Kämpfen ſteht, die, wie es von den miniſteriellen Kriegsbrandſtiftern ſelbſt zugegeben werden muß, koſtſpieliger, gefährlicher und langwieriger ſind als irgend einer der letzten Feldzüge, in denen Albion den Turm ſeines Imperium pelagi und ſeines Weltmachtgebotes ſtändig höher auf- zurichten ſtrebte, erheben ſich im Innern Feinde, die immer bedroh- licher an den politiſchen und wirtſchaftlichen Grundlagen des Staats- weſens rütteln, deſſen normalen Blutumlauf ſtören und den Gang der Rüſtungsmaſchine zum Stillſtand zu bringen drohen: vorab die Arbeiterſchaft, ihr Streikfieber und ihr mit anarchiſtiſchen Ideen tief durchtränkter Sozialismus, ſodann das Aufflammen des Partei- gegenſatzes zwiſchen dem gegenwärtig regierenden Liberalismus und den konſervativen Unioniſten, die erſichtlich ſchon jetzt für den großen Wahlkampf, der entſprechend der von der Linken durchgeſetzten Ver- faſſungsänderung im Herbſt ſtattfinden müßte, mobil machen. Der

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 19, 8. Mai 1915, S. Seite 282.[282]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine19_1915/8>, abgerufen am 23.11.2024.