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Allgemeine Zeitung, Nr. 97, 7. April 1849.

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[Spaltenumbruch] nung gesetzt werde. Der Vorsitzende bemerkt dagegen daß der Antrag
jetzt den gewöhnlichen Weg zu gehen habe, das heißt an einen Ausschuß
verwiesen werden müsse, dessen Bericht abzuwarten sey bevor etwas weite-
res verfügt werden könne. Jetzt entsteht die Frage an welchen Ausschuß
der Hofbauer'sche Antrag zu verweisen sey. Hr. Waitz macht bemerklich
daß eine Beschlußnahme über die Antwort des Königs nicht möglich sey
bevor die Deputation zurückgekehrt, und ihren Bericht erstattet habe. Hr.
Vogt will wenigstens einen vorläufigen Ausschuß, zur vorläufigen Be-
arbeitung der vorläufigen Berichte der Deputation. Hr. Heckscher: Das
wesentliche sey die Antwort des Königs, welche, ganz abgesehen von dem
Berichte der Deputation, Gegenstand einer Beschlußnahme seyn könne und
seyn müsse, zu deren Vorbereitung der Verfassungsausschuß der zustän-
dige sey. Hr. Schlöffel räth der Versammlung sie solle in der jetzigen
Lage der Sache nicht säumen einen Vollziehungsausschuß zu wählen. (Ge-
lächter.) Hr. v. Beckerath: Die telegraphische Nachricht welche der
Vorsitzende mitgetheilt könne nicht Gegenstand irgendeiner Verhandlung
seyn, denn sie habe gar keinen Inhalt. (Zustimmende Heiterkeit.) Was
aber die Antwort des Königs betreffe, so wisse er nicht daß dieselbe auf
irgendeine glaubwürdige Weise zur Kenntniß der Versammlung gebracht
sey. Es liege ein Zeitungsblatt vor welches die angebliche Antwort des
Königs enthalte, allein auf eine Zeitungsnachricht hin werde die Versamm-
lung doch nicht so unermeßlich wichtige Beschlüsse fassen wie man ihr hier
zumuthe. (Beifall.) Hr. Nauwerck: Er frage ob irgendjemand in der
Versammlung sey der die in Rede stehende Zeitungsnachricht nicht für ächt
halte? (Ja, ja!) Es sey die höchste Zeit dem Beschlusse der Fürsten, den
die Antwort des Königs in Aussicht stelle, und von dem man voraus wisse
wie er ausfallen werde, durch einen Beschluß der Reichsversammlung zu-
vorzukommen. Die Debatte endet damit daß Hr. Hofbauer seinen An-
trag zurücknimmt, weil er wahrnehme daß die Mehrheit der Versammlung
die beschleunigte Erledigung desselben, auf die es ihm hauptsächlich an-
komme, nicht wünsche. Hr. Rayeaux stellt den dringlichen Antrag die
Deputation von Berlin abzuberufen, da dieselbe durch die Ueberbringung
der Nachricht von der Kaiserwahl ihre Sendung erledigt habe. Nach zwei-
felhafter Probe und Gegenprobe wird die Dringlichkeit des Raveaux schen
Antrags mit 191 gegen 163 Stimmen abgelehnt. Hr. Simon (von
Trier) richtet an das Reichsministerium die "dringliche" Anfrage ob das-
selbe die Antwort des Königs auf telegraphischem Wege erhalten habe,
und ob es geneigt sey dieselbe der Versammlung mitzutheilen. Hr.
v. Gagern antwortet daß er keine telegraphische Depesche jener Art er-
halten habe. Hierauf entspinnt sich eine lange Verhandlung über die An-
beraumung der nächsten Sitzung. Die Linke, unterstützt durch ihre Freunde
von der Coalition, verlangt daß die nächste Sitzung morgen stattfinde,
von der andern Seite fordert man Vertagung bis nach Ostern. Die Ver-
sammlung beschließt die nächste Sitzung heute über acht Tage zu halten.
Im Begriff die Tagesordnung für die nächste Sitzung festzustellen, wird
die Versammlung nochmals durch zwei "dringliche" Anfragen aufgehalten.
Die erste, von den HH. Simon (von Trier) und Genossen ausgehend, geht
dahin, ob das Reichsministerium auf irgendeinem amtlichen Wege, etwa
durch den preußischen Bevollmächtigten Kenntniß erhalten habe von der in
der Oberpostamtszeitung mitgetheilten Antwort des Königs von Preu-
ßen? Hr. v. Gagern: Die telegraphische Nachricht, welche gestern Abend
eingelaufen, sey ihm nicht auf amtlichem, aber auf vertraulichem Wege mit-
getheilt. (Bewegung.) Die zweite dringliche Anfrage des Hrn. Mai-
feld
wird von ihrem Urheber zurückgenommen. Auf die Tagesordnung
der nächsten Sitzung wird gestellt ein Bericht des Hrn. v. Dieskau über
eine Eingabe der Stadt Homburg, die Fortsetzung des öffentlichen Spieles
betreffend, und noch eine unbedeutende Angelegenheit. Hr. Berger ver-
langt daß auch der Bericht der nach Berlin geschickten Deputation und die
Berathung über dieselbe auf die Tagesordnung gesetzt werde, worauf der
Vorsitzende bemerkt daß wenn die Deputation bis zum nächsten Mittwoch
zurückgekehrt sey, sich die Berichterstattung derselben wohl von selbst ver-
stehe. Schluß der Sitzung 12 Uhr.

Bayern.

Die hier üblichen Feierlichkei-
ten der Charwoche bei Hof und in den einzelnen Pfarrkirchen gehen in ge-
wohnter Weise vor sich, und rufen große Schaaren Andächtiger auf die
sonnigen Straßen und zu den festlich geschmückten heiligen Gräbern.
Beide Majestäten welche diese Tage hier im Schlosse zubringen, besuchen
gleichfalls zu Fuß die einzelnen Kirchen und wohnen den geistlichen Ora-
torten in denselben bei. Das Alter der zwölf Greise, welche gestern nach
alter ehrwürdiger Sitte vom Könige gekleidet, gespeist und mit Geld be-
schenkt wurden, beträgt 1059 Jahre, indem der Aelteste 91 und der Jüngste
86 Jahre zählte. -- Feldmarschall Radetzky, der Führer der österreichischen
Heere in Italien, hat vom König die Insignien des königl. Hausordens
vom heiligen Hubertus geschickt erhalten. Auf die bei dem Oberappella-
tionsgericht erledigten zwei statutsmäßigen Rathsstellen rückten die Ober-
[Spaltenumbruch] appellationsgerichtsräthe außer dem Status, D. Piris und M. Dall' Armi
ein, und zum Oberappellationsrath außer dem Status wurde der Appella-
tionsrath L. Neumayr in Neuburg befördert.

Hansestädte.

Man wollte in London am
30 v. M. aus guter Quelle wissen daß alle Friedensunterhandlungen in
der deutsch-dänischen Streitfrage abgebrochen seyen. Diese Nachricht scheint
bestätigt zu werden durch den gestern Abend in Altona angekommenen Be-
fehl alle Truppen, die dort liegen oder eintreffen, sogleich weiter nach dem
Norden zu befördern. Heute kam preußische Landwehr aus der Rheinpro-
vinz an. Man will behaupten die Soldaten haben sich in Harburg gewei-
gert weiter zu gehen, nur durch vieles Zureden der Officiere sollen sie sich
entschlossen haben die Elbe zu überschreiten.

Preußen.

* Fast in allen uns vorliegenden neuesten Briefen und
Nachrichten aus Berlin wird der Eindruck, den die Rede des Königs an
die Frankfurter Deputation gemacht, als ein überraschend betrübender
geschildert. Man hatte, wenn auch ein Verweisen auf die Zustimmung
der übrigen deutschen Staaten, doch ein unzweideutiges Wort über die von
der preußischen Regierung, vom König selbst gefaßte Ansicht erwartet. Daß
General Wrangel in seinem Eifer für den unbegreiflicherweise noch immer
festgehaltenen Belagerungsstand so weit ging nicht nur das Darbringen
einer Serenade, sondern selbst das Aushängen deutscher Fahnen bei der
Einfahrt der Deputation zu verbieten, hatte einen peinlichen Eindruck ge-
macht; aber die Deutsche Reform hatte noch am Morgen des Empfangs
bei Hof gesagt: "Der Jubel der Provinzen, welche die Frankfurter Depu-
tation durchzogen, wird die Bedenken der Berliner Grämlinge nieder-
schlagen." Die folgenden Berichte schildern, je nach den verschiedenen
Parteistandpunkten, die durch des Königs Antwort hervorgerufene Stim-
mung. Wenn der P Brief eine von der vorherrschenden Meinung in Berlin
abweichende Ansicht darlegt, so scheint diese Ansicht doch von einer mächtigen
Partei getheilt zu werden, da -- der Brief kommt aus unterrichteter Quelle
-- ausdrücklich versichert wird das Ministerium habe sich Mühe gegeben
die Frankfurter Deputation überhaupt von dem Besuche in Berlin abzu-
halten. In Berlin und in Frankfurt war die Spannung auf die nun
folgenden Beschlüsse der preußischen Kammern wie der deutschen National-
versammlung gleich groß, da des Königs Antwort die Voraussetzungen auf-
hob von denen dort und hier die Majoritäten ausgegangen zu seyn scheinen.
Die beiden Kammern hatten die Frankfurter in einem Festmahl begrüßen
wollen. Der Gedanke ward alsbald, nachdem man die Rede des Königs
vernommen, aufgegeben, da unter den vorliegenden Umständen niemand
zu einem Feste sich gestimmt fühle. Die Parlamentscorrespondenz sagt:
auf den Wunsch der Reichsdeputation selbst sey das Mahl unterblieben,
da der Ernst der Situation es verbiete. Hr. Beseler habe übrigens den
lebhaftesten Dank der Frankfurter Deputirten ausgedrückt. Aus den nach-
folgenden Berichten ergibt sich daß die erste Kammer es bereits aufgegeben
hatte für den Augenblick auf des Königs Entschluß weiter einzuwirken, da
sie sich auf acht Tage vertagte, vom 4 bis 11 April. In der zweiten
Kammer wurden zwar zwei Adreßentwürfe vorgelegt, aber es war ein
trauriges Vorzeichen der Spaltung, die auch der Berliner Kammer sich
bemächtigt, daß in der Adreßcommission keiner der Entwürfe eine Mehr-
heit erlangen konnte.


Der König empfing die Deputation der
deutschen Nationalversammlung heute Mittag im königlichen Schloß. Schon
früher hatte sich um dasselbe eine bedeutende Menschenmenge aufgestellt,
welche den König und die Deputirten mit Hurrah empfing. Sie kennen
bereits die Antwort Friedrich Wilhelms. Die aus dem Schloß wieder-
kehrenden Deputirten sahen ernst, ja betroffen aus: sie hatten eine andere
Antwort erwartet. Dieselbe Betroffenheit zeigte die zweite Kammer, als
der Minister des Innern ihr die königliche Erklärung vorlas. Lautlos
hörte man dieselbe an. Bald aber folgte eine That welche der Minister
nicht erwartet haben mochte: Vincke, Martens u. a. von der Rechten
stellten den dringenden Antrag: in Erwägung daß die Erklärung welche
die Minister heute durch den König hätten abgeben lassen, nicht überein-
stimme mit der Adresse der hohen Kammer, möge dieselbe beschließen, eine
Commission zu ernennen welche die gefährliche Lage des Vaterlands zu
prüfen habe. Die Dringlichkeit wurde mit überwiegender Mehrheit an-
erkannt und nach geschlossener Sitzung traten die Abtheilungen zusammen
um die Commission zu wählen.


Die Wahl der Commission für Vincke's An-
trag wurde in den Abtheilungen sogleich vorgenommen; sie siel auf die
Abgg. v. Vincke, v. Berg, Dörk, Berends, Pape (Münsterberg), Schramm,
v. Werdeck, Wolf, v. Kirchmann, Wentzel (Ratibor), Peltzer (Lennep),
Fubel, Grün, Dane, Ziegler, Moritz, Schlottheim, Wiethaus, Phillips,
Ulrich, v. Auerswald -- auf 12 von der Linken und 9 von der Rechten!
Die nun folgende Verhandlung war sehr bewegt. Der Schriftführer hatte
aus Versehen unter den Genossen Vincke's den Namen Arnim gelesen;

[Spaltenumbruch] nung geſetzt werde. Der Vorſitzende bemerkt dagegen daß der Antrag
jetzt den gewöhnlichen Weg zu gehen habe, das heißt an einen Ausſchuß
verwieſen werden müſſe, deſſen Bericht abzuwarten ſey bevor etwas weite-
res verfügt werden könne. Jetzt entſteht die Frage an welchen Ausſchuß
der Hofbauer’ſche Antrag zu verweiſen ſey. Hr. Waitz macht bemerklich
daß eine Beſchlußnahme über die Antwort des Königs nicht möglich ſey
bevor die Deputation zurückgekehrt, und ihren Bericht erſtattet habe. Hr.
Vogt will wenigſtens einen vorläufigen Ausſchuß, zur vorläufigen Be-
arbeitung der vorläufigen Berichte der Deputation. Hr. Heckſcher: Das
weſentliche ſey die Antwort des Königs, welche, ganz abgeſehen von dem
Berichte der Deputation, Gegenſtand einer Beſchlußnahme ſeyn könne und
ſeyn müſſe, zu deren Vorbereitung der Verfaſſungsausſchuß der zuſtän-
dige ſey. Hr. Schlöffel räth der Verſammlung ſie ſolle in der jetzigen
Lage der Sache nicht ſäumen einen Vollziehungsausſchuß zu wählen. (Ge-
lächter.) Hr. v. Beckerath: Die telegraphiſche Nachricht welche der
Vorſitzende mitgetheilt könne nicht Gegenſtand irgendeiner Verhandlung
ſeyn, denn ſie habe gar keinen Inhalt. (Zuſtimmende Heiterkeit.) Was
aber die Antwort des Königs betreffe, ſo wiſſe er nicht daß dieſelbe auf
irgendeine glaubwürdige Weiſe zur Kenntniß der Verſammlung gebracht
ſey. Es liege ein Zeitungsblatt vor welches die angebliche Antwort des
Königs enthalte, allein auf eine Zeitungsnachricht hin werde die Verſamm-
lung doch nicht ſo unermeßlich wichtige Beſchlüſſe faſſen wie man ihr hier
zumuthe. (Beifall.) Hr. Nauwerck: Er frage ob irgendjemand in der
Verſammlung ſey der die in Rede ſtehende Zeitungsnachricht nicht für ächt
halte? (Ja, ja!) Es ſey die höchſte Zeit dem Beſchluſſe der Fürſten, den
die Antwort des Königs in Ausſicht ſtelle, und von dem man voraus wiſſe
wie er ausfallen werde, durch einen Beſchluß der Reichsverſammlung zu-
vorzukommen. Die Debatte endet damit daß Hr. Hofbauer ſeinen An-
trag zurücknimmt, weil er wahrnehme daß die Mehrheit der Verſammlung
die beſchleunigte Erledigung desſelben, auf die es ihm hauptſächlich an-
komme, nicht wünſche. Hr. Rayeaux ſtellt den dringlichen Antrag die
Deputation von Berlin abzuberufen, da dieſelbe durch die Ueberbringung
der Nachricht von der Kaiſerwahl ihre Sendung erledigt habe. Nach zwei-
felhafter Probe und Gegenprobe wird die Dringlichkeit des Raveaux ſchen
Antrags mit 191 gegen 163 Stimmen abgelehnt. Hr. Simon (von
Trier) richtet an das Reichsminiſterium die „dringliche“ Anfrage ob das-
ſelbe die Antwort des Königs auf telegraphiſchem Wege erhalten habe,
und ob es geneigt ſey dieſelbe der Verſammlung mitzutheilen. Hr.
v. Gagern antwortet daß er keine telegraphiſche Depeſche jener Art er-
halten habe. Hierauf entſpinnt ſich eine lange Verhandlung über die An-
beraumung der nächſten Sitzung. Die Linke, unterſtützt durch ihre Freunde
von der Coalition, verlangt daß die nächſte Sitzung morgen ſtattfinde,
von der andern Seite fordert man Vertagung bis nach Oſtern. Die Ver-
ſammlung beſchließt die nächſte Sitzung heute über acht Tage zu halten.
Im Begriff die Tagesordnung für die nächſte Sitzung feſtzuſtellen, wird
die Verſammlung nochmals durch zwei „dringliche“ Anfragen aufgehalten.
Die erſte, von den HH. Simon (von Trier) und Genoſſen ausgehend, geht
dahin, ob das Reichsminiſterium auf irgendeinem amtlichen Wege, etwa
durch den preußiſchen Bevollmächtigten Kenntniß erhalten habe von der in
der Oberpoſtamtszeitung mitgetheilten Antwort des Königs von Preu-
ßen? Hr. v. Gagern: Die telegraphiſche Nachricht, welche geſtern Abend
eingelaufen, ſey ihm nicht auf amtlichem, aber auf vertraulichem Wege mit-
getheilt. (Bewegung.) Die zweite dringliche Anfrage des Hrn. Mai-
feld
wird von ihrem Urheber zurückgenommen. Auf die Tagesordnung
der nächſten Sitzung wird geſtellt ein Bericht des Hrn. v. Dieskau über
eine Eingabe der Stadt Homburg, die Fortſetzung des öffentlichen Spieles
betreffend, und noch eine unbedeutende Angelegenheit. Hr. Berger ver-
langt daß auch der Bericht der nach Berlin geſchickten Deputation und die
Berathung über dieſelbe auf die Tagesordnung geſetzt werde, worauf der
Vorſitzende bemerkt daß wenn die Deputation bis zum nächſten Mittwoch
zurückgekehrt ſey, ſich die Berichterſtattung derſelben wohl von ſelbſt ver-
ſtehe. Schluß der Sitzung 12 Uhr.

Bayern.

Die hier üblichen Feierlichkei-
ten der Charwoche bei Hof und in den einzelnen Pfarrkirchen gehen in ge-
wohnter Weiſe vor ſich, und rufen große Schaaren Andächtiger auf die
ſonnigen Straßen und zu den feſtlich geſchmückten heiligen Gräbern.
Beide Majeſtäten welche dieſe Tage hier im Schloſſe zubringen, beſuchen
gleichfalls zu Fuß die einzelnen Kirchen und wohnen den geiſtlichen Ora-
torten in denſelben bei. Das Alter der zwölf Greiſe, welche geſtern nach
alter ehrwürdiger Sitte vom Könige gekleidet, geſpeist und mit Geld be-
ſchenkt wurden, beträgt 1059 Jahre, indem der Aelteſte 91 und der Jüngſte
86 Jahre zählte. — Feldmarſchall Radetzky, der Führer der öſterreichiſchen
Heere in Italien, hat vom König die Inſignien des königl. Hausordens
vom heiligen Hubertus geſchickt erhalten. Auf die bei dem Oberappella-
tionsgericht erledigten zwei ſtatutsmäßigen Rathsſtellen rückten die Ober-
[Spaltenumbruch] appellationsgerichtsräthe außer dem Status, D. Piris und M. Dall’ Armi
ein, und zum Oberappellationsrath außer dem Status wurde der Appella-
tionsrath L. Neumayr in Neuburg befördert.

Hanſeſtädte.

Man wollte in London am
30 v. M. aus guter Quelle wiſſen daß alle Friedensunterhandlungen in
der deutſch-däniſchen Streitfrage abgebrochen ſeyen. Dieſe Nachricht ſcheint
beſtätigt zu werden durch den geſtern Abend in Altona angekommenen Be-
fehl alle Truppen, die dort liegen oder eintreffen, ſogleich weiter nach dem
Norden zu befördern. Heute kam preußiſche Landwehr aus der Rheinpro-
vinz an. Man will behaupten die Soldaten haben ſich in Harburg gewei-
gert weiter zu gehen, nur durch vieles Zureden der Officiere ſollen ſie ſich
entſchloſſen haben die Elbe zu überſchreiten.

Preußen.

* Faſt in allen uns vorliegenden neueſten Briefen und
Nachrichten aus Berlin wird der Eindruck, den die Rede des Königs an
die Frankfurter Deputation gemacht, als ein überraſchend betrübender
geſchildert. Man hatte, wenn auch ein Verweiſen auf die Zuſtimmung
der übrigen deutſchen Staaten, doch ein unzweideutiges Wort über die von
der preußiſchen Regierung, vom König ſelbſt gefaßte Anſicht erwartet. Daß
General Wrangel in ſeinem Eifer für den unbegreiflicherweiſe noch immer
feſtgehaltenen Belagerungsſtand ſo weit ging nicht nur das Darbringen
einer Serenade, ſondern ſelbſt das Aushängen deutſcher Fahnen bei der
Einfahrt der Deputation zu verbieten, hatte einen peinlichen Eindruck ge-
macht; aber die Deutſche Reform hatte noch am Morgen des Empfangs
bei Hof geſagt: „Der Jubel der Provinzen, welche die Frankfurter Depu-
tation durchzogen, wird die Bedenken der Berliner Grämlinge nieder-
ſchlagen.“ Die folgenden Berichte ſchildern, je nach den verſchiedenen
Parteiſtandpunkten, die durch des Königs Antwort hervorgerufene Stim-
mung. Wenn der P Brief eine von der vorherrſchenden Meinung in Berlin
abweichende Anſicht darlegt, ſo ſcheint dieſe Anſicht doch von einer mächtigen
Partei getheilt zu werden, da — der Brief kommt aus unterrichteter Quelle
— ausdrücklich verſichert wird das Miniſterium habe ſich Mühe gegeben
die Frankfurter Deputation überhaupt von dem Beſuche in Berlin abzu-
halten. In Berlin und in Frankfurt war die Spannung auf die nun
folgenden Beſchlüſſe der preußiſchen Kammern wie der deutſchen National-
verſammlung gleich groß, da des Königs Antwort die Vorausſetzungen auf-
hob von denen dort und hier die Majoritäten ausgegangen zu ſeyn ſcheinen.
Die beiden Kammern hatten die Frankfurter in einem Feſtmahl begrüßen
wollen. Der Gedanke ward alsbald, nachdem man die Rede des Königs
vernommen, aufgegeben, da unter den vorliegenden Umſtänden niemand
zu einem Feſte ſich geſtimmt fühle. Die Parlamentscorreſpondenz ſagt:
auf den Wunſch der Reichsdeputation ſelbſt ſey das Mahl unterblieben,
da der Ernſt der Situation es verbiete. Hr. Beſeler habe übrigens den
lebhafteſten Dank der Frankfurter Deputirten ausgedrückt. Aus den nach-
folgenden Berichten ergibt ſich daß die erſte Kammer es bereits aufgegeben
hatte für den Augenblick auf des Königs Entſchluß weiter einzuwirken, da
ſie ſich auf acht Tage vertagte, vom 4 bis 11 April. In der zweiten
Kammer wurden zwar zwei Adreßentwürfe vorgelegt, aber es war ein
trauriges Vorzeichen der Spaltung, die auch der Berliner Kammer ſich
bemächtigt, daß in der Adreßcommiſſion keiner der Entwürfe eine Mehr-
heit erlangen konnte.


Der König empfing die Deputation der
deutſchen Nationalverſammlung heute Mittag im königlichen Schloß. Schon
früher hatte ſich um dasſelbe eine bedeutende Menſchenmenge aufgeſtellt,
welche den König und die Deputirten mit Hurrah empfing. Sie kennen
bereits die Antwort Friedrich Wilhelms. Die aus dem Schloß wieder-
kehrenden Deputirten ſahen ernſt, ja betroffen aus: ſie hatten eine andere
Antwort erwartet. Dieſelbe Betroffenheit zeigte die zweite Kammer, als
der Miniſter des Innern ihr die königliche Erklärung vorlas. Lautlos
hörte man dieſelbe an. Bald aber folgte eine That welche der Miniſter
nicht erwartet haben mochte: Vincke, Martens u. a. von der Rechten
ſtellten den dringenden Antrag: in Erwägung daß die Erklärung welche
die Miniſter heute durch den König hätten abgeben laſſen, nicht überein-
ſtimme mit der Adreſſe der hohen Kammer, möge dieſelbe beſchließen, eine
Commiſſion zu ernennen welche die gefährliche Lage des Vaterlands zu
prüfen habe. Die Dringlichkeit wurde mit überwiegender Mehrheit an-
erkannt und nach geſchloſſener Sitzung traten die Abtheilungen zuſammen
um die Commiſſion zu wählen.


Die Wahl der Commiſſion für Vincke’s An-
trag wurde in den Abtheilungen ſogleich vorgenommen; ſie ſiel auf die
Abgg. v. Vincke, v. Berg, Dörk, Berends, Pape (Münſterberg), Schramm,
v. Werdeck, Wolf, v. Kirchmann, Wentzel (Ratibor), Peltzer (Lennep),
Fubel, Grün, Dane, Ziegler, Moritz, Schlottheim, Wiethaus, Phillips,
Ulrich, v. Auerswald — auf 12 von der Linken und 9 von der Rechten!
Die nun folgende Verhandlung war ſehr bewegt. Der Schriftführer hatte
aus Verſehen unter den Genoſſen Vincke’s den Namen Arnim geleſen;

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[1482/0002] nung geſetzt werde. Der Vorſitzende bemerkt dagegen daß der Antrag jetzt den gewöhnlichen Weg zu gehen habe, das heißt an einen Ausſchuß verwieſen werden müſſe, deſſen Bericht abzuwarten ſey bevor etwas weite- res verfügt werden könne. Jetzt entſteht die Frage an welchen Ausſchuß der Hofbauer’ſche Antrag zu verweiſen ſey. Hr. Waitz macht bemerklich daß eine Beſchlußnahme über die Antwort des Königs nicht möglich ſey bevor die Deputation zurückgekehrt, und ihren Bericht erſtattet habe. Hr. Vogt will wenigſtens einen vorläufigen Ausſchuß, zur vorläufigen Be- arbeitung der vorläufigen Berichte der Deputation. Hr. Heckſcher: Das weſentliche ſey die Antwort des Königs, welche, ganz abgeſehen von dem Berichte der Deputation, Gegenſtand einer Beſchlußnahme ſeyn könne und ſeyn müſſe, zu deren Vorbereitung der Verfaſſungsausſchuß der zuſtän- dige ſey. Hr. Schlöffel räth der Verſammlung ſie ſolle in der jetzigen Lage der Sache nicht ſäumen einen Vollziehungsausſchuß zu wählen. (Ge- lächter.) Hr. v. Beckerath: Die telegraphiſche Nachricht welche der Vorſitzende mitgetheilt könne nicht Gegenſtand irgendeiner Verhandlung ſeyn, denn ſie habe gar keinen Inhalt. (Zuſtimmende Heiterkeit.) Was aber die Antwort des Königs betreffe, ſo wiſſe er nicht daß dieſelbe auf irgendeine glaubwürdige Weiſe zur Kenntniß der Verſammlung gebracht ſey. Es liege ein Zeitungsblatt vor welches die angebliche Antwort des Königs enthalte, allein auf eine Zeitungsnachricht hin werde die Verſamm- lung doch nicht ſo unermeßlich wichtige Beſchlüſſe faſſen wie man ihr hier zumuthe. (Beifall.) Hr. Nauwerck: Er frage ob irgendjemand in der Verſammlung ſey der die in Rede ſtehende Zeitungsnachricht nicht für ächt halte? (Ja, ja!) Es ſey die höchſte Zeit dem Beſchluſſe der Fürſten, den die Antwort des Königs in Ausſicht ſtelle, und von dem man voraus wiſſe wie er ausfallen werde, durch einen Beſchluß der Reichsverſammlung zu- vorzukommen. Die Debatte endet damit daß Hr. Hofbauer ſeinen An- trag zurücknimmt, weil er wahrnehme daß die Mehrheit der Verſammlung die beſchleunigte Erledigung desſelben, auf die es ihm hauptſächlich an- komme, nicht wünſche. Hr. Rayeaux ſtellt den dringlichen Antrag die Deputation von Berlin abzuberufen, da dieſelbe durch die Ueberbringung der Nachricht von der Kaiſerwahl ihre Sendung erledigt habe. Nach zwei- felhafter Probe und Gegenprobe wird die Dringlichkeit des Raveaux ſchen Antrags mit 191 gegen 163 Stimmen abgelehnt. Hr. Simon (von Trier) richtet an das Reichsminiſterium die „dringliche“ Anfrage ob das- ſelbe die Antwort des Königs auf telegraphiſchem Wege erhalten habe, und ob es geneigt ſey dieſelbe der Verſammlung mitzutheilen. Hr. v. Gagern antwortet daß er keine telegraphiſche Depeſche jener Art er- halten habe. Hierauf entſpinnt ſich eine lange Verhandlung über die An- beraumung der nächſten Sitzung. Die Linke, unterſtützt durch ihre Freunde von der Coalition, verlangt daß die nächſte Sitzung morgen ſtattfinde, von der andern Seite fordert man Vertagung bis nach Oſtern. Die Ver- ſammlung beſchließt die nächſte Sitzung heute über acht Tage zu halten. Im Begriff die Tagesordnung für die nächſte Sitzung feſtzuſtellen, wird die Verſammlung nochmals durch zwei „dringliche“ Anfragen aufgehalten. Die erſte, von den HH. Simon (von Trier) und Genoſſen ausgehend, geht dahin, ob das Reichsminiſterium auf irgendeinem amtlichen Wege, etwa durch den preußiſchen Bevollmächtigten Kenntniß erhalten habe von der in der Oberpoſtamtszeitung mitgetheilten Antwort des Königs von Preu- ßen? Hr. v. Gagern: Die telegraphiſche Nachricht, welche geſtern Abend eingelaufen, ſey ihm nicht auf amtlichem, aber auf vertraulichem Wege mit- getheilt. (Bewegung.) Die zweite dringliche Anfrage des Hrn. Mai- feld wird von ihrem Urheber zurückgenommen. Auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung wird geſtellt ein Bericht des Hrn. v. Dieskau über eine Eingabe der Stadt Homburg, die Fortſetzung des öffentlichen Spieles betreffend, und noch eine unbedeutende Angelegenheit. Hr. Berger ver- langt daß auch der Bericht der nach Berlin geſchickten Deputation und die Berathung über dieſelbe auf die Tagesordnung geſetzt werde, worauf der Vorſitzende bemerkt daß wenn die Deputation bis zum nächſten Mittwoch zurückgekehrt ſey, ſich die Berichterſtattung derſelben wohl von ſelbſt ver- ſtehe. Schluß der Sitzung 12 Uhr. Bayern. △ München, 6 April. Die hier üblichen Feierlichkei- ten der Charwoche bei Hof und in den einzelnen Pfarrkirchen gehen in ge- wohnter Weiſe vor ſich, und rufen große Schaaren Andächtiger auf die ſonnigen Straßen und zu den feſtlich geſchmückten heiligen Gräbern. Beide Majeſtäten welche dieſe Tage hier im Schloſſe zubringen, beſuchen gleichfalls zu Fuß die einzelnen Kirchen und wohnen den geiſtlichen Ora- torten in denſelben bei. Das Alter der zwölf Greiſe, welche geſtern nach alter ehrwürdiger Sitte vom Könige gekleidet, geſpeist und mit Geld be- ſchenkt wurden, beträgt 1059 Jahre, indem der Aelteſte 91 und der Jüngſte 86 Jahre zählte. — Feldmarſchall Radetzky, der Führer der öſterreichiſchen Heere in Italien, hat vom König die Inſignien des königl. Hausordens vom heiligen Hubertus geſchickt erhalten. Auf die bei dem Oberappella- tionsgericht erledigten zwei ſtatutsmäßigen Rathsſtellen rückten die Ober- appellationsgerichtsräthe außer dem Status, D. Piris und M. Dall’ Armi ein, und zum Oberappellationsrath außer dem Status wurde der Appella- tionsrath L. Neumayr in Neuburg befördert. Hanſeſtädte. . Hamburg, 2 April. Man wollte in London am 30 v. M. aus guter Quelle wiſſen daß alle Friedensunterhandlungen in der deutſch-däniſchen Streitfrage abgebrochen ſeyen. Dieſe Nachricht ſcheint beſtätigt zu werden durch den geſtern Abend in Altona angekommenen Be- fehl alle Truppen, die dort liegen oder eintreffen, ſogleich weiter nach dem Norden zu befördern. Heute kam preußiſche Landwehr aus der Rheinpro- vinz an. Man will behaupten die Soldaten haben ſich in Harburg gewei- gert weiter zu gehen, nur durch vieles Zureden der Officiere ſollen ſie ſich entſchloſſen haben die Elbe zu überſchreiten. Preußen. * Faſt in allen uns vorliegenden neueſten Briefen und Nachrichten aus Berlin wird der Eindruck, den die Rede des Königs an die Frankfurter Deputation gemacht, als ein überraſchend betrübender geſchildert. Man hatte, wenn auch ein Verweiſen auf die Zuſtimmung der übrigen deutſchen Staaten, doch ein unzweideutiges Wort über die von der preußiſchen Regierung, vom König ſelbſt gefaßte Anſicht erwartet. Daß General Wrangel in ſeinem Eifer für den unbegreiflicherweiſe noch immer feſtgehaltenen Belagerungsſtand ſo weit ging nicht nur das Darbringen einer Serenade, ſondern ſelbſt das Aushängen deutſcher Fahnen bei der Einfahrt der Deputation zu verbieten, hatte einen peinlichen Eindruck ge- macht; aber die Deutſche Reform hatte noch am Morgen des Empfangs bei Hof geſagt: „Der Jubel der Provinzen, welche die Frankfurter Depu- tation durchzogen, wird die Bedenken der Berliner Grämlinge nieder- ſchlagen.“ Die folgenden Berichte ſchildern, je nach den verſchiedenen Parteiſtandpunkten, die durch des Königs Antwort hervorgerufene Stim- mung. Wenn der P Brief eine von der vorherrſchenden Meinung in Berlin abweichende Anſicht darlegt, ſo ſcheint dieſe Anſicht doch von einer mächtigen Partei getheilt zu werden, da — der Brief kommt aus unterrichteter Quelle — ausdrücklich verſichert wird das Miniſterium habe ſich Mühe gegeben die Frankfurter Deputation überhaupt von dem Beſuche in Berlin abzu- halten. In Berlin und in Frankfurt war die Spannung auf die nun folgenden Beſchlüſſe der preußiſchen Kammern wie der deutſchen National- verſammlung gleich groß, da des Königs Antwort die Vorausſetzungen auf- hob von denen dort und hier die Majoritäten ausgegangen zu ſeyn ſcheinen. Die beiden Kammern hatten die Frankfurter in einem Feſtmahl begrüßen wollen. Der Gedanke ward alsbald, nachdem man die Rede des Königs vernommen, aufgegeben, da unter den vorliegenden Umſtänden niemand zu einem Feſte ſich geſtimmt fühle. Die Parlamentscorreſpondenz ſagt: auf den Wunſch der Reichsdeputation ſelbſt ſey das Mahl unterblieben, da der Ernſt der Situation es verbiete. Hr. Beſeler habe übrigens den lebhafteſten Dank der Frankfurter Deputirten ausgedrückt. Aus den nach- folgenden Berichten ergibt ſich daß die erſte Kammer es bereits aufgegeben hatte für den Augenblick auf des Königs Entſchluß weiter einzuwirken, da ſie ſich auf acht Tage vertagte, vom 4 bis 11 April. In der zweiten Kammer wurden zwar zwei Adreßentwürfe vorgelegt, aber es war ein trauriges Vorzeichen der Spaltung, die auch der Berliner Kammer ſich bemächtigt, daß in der Adreßcommiſſion keiner der Entwürfe eine Mehr- heit erlangen konnte. ☿ Berlin, 3 April. Der König empfing die Deputation der deutſchen Nationalverſammlung heute Mittag im königlichen Schloß. Schon früher hatte ſich um dasſelbe eine bedeutende Menſchenmenge aufgeſtellt, welche den König und die Deputirten mit Hurrah empfing. Sie kennen bereits die Antwort Friedrich Wilhelms. Die aus dem Schloß wieder- kehrenden Deputirten ſahen ernſt, ja betroffen aus: ſie hatten eine andere Antwort erwartet. Dieſelbe Betroffenheit zeigte die zweite Kammer, als der Miniſter des Innern ihr die königliche Erklärung vorlas. Lautlos hörte man dieſelbe an. Bald aber folgte eine That welche der Miniſter nicht erwartet haben mochte: Vincke, Martens u. a. von der Rechten ſtellten den dringenden Antrag: in Erwägung daß die Erklärung welche die Miniſter heute durch den König hätten abgeben laſſen, nicht überein- ſtimme mit der Adreſſe der hohen Kammer, möge dieſelbe beſchließen, eine Commiſſion zu ernennen welche die gefährliche Lage des Vaterlands zu prüfen habe. Die Dringlichkeit wurde mit überwiegender Mehrheit an- erkannt und nach geſchloſſener Sitzung traten die Abtheilungen zuſammen um die Commiſſion zu wählen. ☿ Berlin, 4 April. Die Wahl der Commiſſion für Vincke’s An- trag wurde in den Abtheilungen ſogleich vorgenommen; ſie ſiel auf die Abgg. v. Vincke, v. Berg, Dörk, Berends, Pape (Münſterberg), Schramm, v. Werdeck, Wolf, v. Kirchmann, Wentzel (Ratibor), Peltzer (Lennep), Fubel, Grün, Dane, Ziegler, Moritz, Schlottheim, Wiethaus, Phillips, Ulrich, v. Auerswald — auf 12 von der Linken und 9 von der Rechten! Die nun folgende Verhandlung war ſehr bewegt. Der Schriftführer hatte aus Verſehen unter den Genoſſen Vincke’s den Namen Arnim geleſen;

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-09-09T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 97, 7. April 1849, S. 1482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine97_1849/2>, abgerufen am 23.11.2024.