Badener Zeitung. Nr. 56, Baden (Niederösterreich), 13.07.1898. Nr. 56. Mittwoch Badener Zeitung 13. Juli 1898 [Spaltenumbruch] worden, durch Juden stattgefunden habe, dass die Nationalen keine Judenfreunde seien u. s. w. Schließlich that er noch der Verstaatlichung öffentlicher Anstalten, der Einschränkung der politischen Freiheit, der städtischen Landes- und Staatsbeamten Erwähnung. Nachdem er unter großem Beifall geendet hatte, erörterte Schriftleiter Herzog die Bedeutung der Sprachenverordnungen, die Berechtigung der Ob- struction und die Mär, dass die Deutschnationalen, welche gegen den Missbrauch der Religion zu politischen Zwecken auftreten, Feinde der Religion und keine Patrioten seien; er besprach weiters die Wirtschaftspolitik der Deutschnationalen, den Antrag des Dr. Verkauf inbetreff der Getreidezölle und schließlich das Verhalten der christlichsocialen Ab- geordneten des Mödlinger Bezirkes, welche für diesen so wenig thätig waren, dass Abg. Wolf sich um den Bezirk annehmen musste; Herzog kritisierte weiters die Politik der Christlichsocialen im Parlamente, ihre Versammlungen und ihre Freundschaft mit den Clericalen, meinte, dass deren Betheuerungen des nationalen Bewusstseins bloß erheuchelt seien und kritisierte schließlich in scharfen Worten die Anwürfe eines hiesigen Localblattes. Der Socialdemokrat Dr. Ludwig Redlich erklärte den Standpunkt der Socialdemokratie und spricht den nationalen Zwisten der Gegenwart alle Berechtigung ab, worauf Herzog erwidert, dass auch die französischen und czechischen Socialdemokraten national seien. Unter großer Heiterkeit sprach Herr Peterson (christlichsocial) aus Perchtoldsdorf über seinen Standpunkt als Christlich- socialer; doch fand diese Rede keine Erwiderung. Vöslau. (Die Curliste) Nr. 26 vom (Eröffnungsfeier der Kaiser Inbiläumswarte.) Wie wir in letzter Nummer Pottenstein. ("Hoch Österreich".) Donners- Theater. Arena in Baden. Freitag, 8. Juli: "Die Leni!" Nach mehr- Samstag, 9. Juli: "Der Vogelhändler." In- Sonntag, 10. Juli fanden zwei Vorstellungen Montag. 11. Juli: Wegen Unpässlichkeit des [Spaltenumbruch] [irrelevantes Material]
Nr. 56. Mittwoch Badener Zeitung 13. Juli 1898 [Spaltenumbruch] worden, durch Juden ſtattgefunden habe, daſs die Nationalen keine Judenfreunde ſeien u. ſ. w. Schließlich that er noch der Verſtaatlichung öffentlicher Anſtalten, der Einſchränkung der politiſchen Freiheit, der ſtädtiſchen Landes- und Staatsbeamten Erwähnung. Nachdem er unter großem Beifall geendet hatte, erörterte Schriftleiter Herzog die Bedeutung der Sprachenverordnungen, die Berechtigung der Ob- ſtruction und die Mär, daſs die Deutſchnationalen, welche gegen den Miſsbrauch der Religion zu politiſchen Zwecken auftreten, Feinde der Religion und keine Patrioten ſeien; er beſprach weiters die Wirtſchaftspolitik der Deutſchnationalen, den Antrag des Dr. Verkauf inbetreff der Getreidezölle und ſchließlich das Verhalten der chriſtlichſocialen Ab- geordneten des Mödlinger Bezirkes, welche für dieſen ſo wenig thätig waren, daſs Abg. Wolf ſich um den Bezirk annehmen muſste; Herzog kritiſierte weiters die Politik der Chriſtlichſocialen im Parlamente, ihre Verſammlungen und ihre Freundſchaft mit den Clericalen, meinte, daſs deren Betheuerungen des nationalen Bewuſstſeins bloß erheuchelt ſeien und kritiſierte ſchließlich in ſcharfen Worten die Anwürfe eines hieſigen Localblattes. Der Socialdemokrat Dr. Ludwig Redlich erklärte den Standpunkt der Socialdemokratie und ſpricht den nationalen Zwiſten der Gegenwart alle Berechtigung ab, worauf Herzog erwidert, daſs auch die franzöſiſchen und czechiſchen Socialdemokraten national ſeien. Unter großer Heiterkeit ſprach Herr Peterſon (chriſtlichſocial) aus Perchtoldsdorf über ſeinen Standpunkt als Chriſtlich- ſocialer; doch fand dieſe Rede keine Erwiderung. Vöslau. (Die Curliſte) Nr. 26 vom (Eröffnungsfeier der Kaiſer Inbiläumswarte.) Wie wir in letzter Nummer Pottenſtein. („Hoch Öſterreich“.) Donners- Theater. Arena in Baden. Freitag, 8. Juli: „Die Leni!“ Nach mehr- Samstag, 9. Juli: „Der Vogelhändler.“ In- Sonntag, 10. Juli fanden zwei Vorſtellungen Montag. 11. Juli: Wegen Unpäſslichkeit des [Spaltenumbruch] [irrelevantes Material]
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Wolf ſich um<lb/> den Bezirk annehmen muſste; Herzog kritiſierte<lb/> weiters die Politik der Chriſtlichſocialen im Parlamente,<lb/> ihre Verſammlungen und ihre Freundſchaft mit den<lb/> Clericalen, meinte, daſs deren Betheuerungen des<lb/> nationalen Bewuſstſeins bloß erheuchelt ſeien und<lb/> kritiſierte ſchließlich in ſcharfen Worten die Anwürfe<lb/> eines hieſigen Localblattes. Der Socialdemokrat<lb/> Dr. Ludwig Redlich erklärte den Standpunkt der<lb/> Socialdemokratie und ſpricht den nationalen Zwiſten<lb/> der Gegenwart alle Berechtigung ab, worauf Herzog<lb/> erwidert, daſs auch die franzöſiſchen und czechiſchen<lb/> Socialdemokraten national ſeien. 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Als die letzten<lb/> Strahlen erloſchen und der Nacht ihre Rechte wieder-<lb/> gegeben waren, blinkten noch lange die hellen Fenſter<lb/> zu Thale, verkündend, daſs ein Werk beendet, welches<lb/> Zeugnis gibt von der Liebe des Volkes zu ſeinem<lb/> herrlichen gütigen Kaiſer, den uns Gott noch recht<lb/> lange erhalten möge.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pottenſtein.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(„Hoch Öſterreich“.)</hi> </head> <p>Donners-<lb/> tag, den 7. und Sonntag, den 10. d. M., fand in<lb/> J. Wagner’s Saallocalitäten die Aufführung des<lb/> patriotiſchen, dreiſtimmigen Liederſpieles „Hoch Öſter-<lb/> reich“ durch einen Theil der hieſigen Schuljugend<lb/> ſtatt. Beide Vorſtellungen waren ſehr gut beſucht<lb/> und die Zuhörer bekundeten jedesmal durch die<lb/> reichlichſte Beifallsbezeugung die Tüchtigkeit der bunten<lb/> Sängerſchar. 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Nr. 56. Mittwoch Badener Zeitung 13. Juli 1898
worden, durch Juden ſtattgefunden habe, daſs die
Nationalen keine Judenfreunde ſeien u. ſ. w.
Schließlich that er noch der Verſtaatlichung öffentlicher
Anſtalten, der Einſchränkung der politiſchen Freiheit,
der ſtädtiſchen Landes- und Staatsbeamten Erwähnung.
Nachdem er unter großem Beifall geendet hatte,
erörterte Schriftleiter Herzog die Bedeutung der
Sprachenverordnungen, die Berechtigung der Ob-
ſtruction und die Mär, daſs die Deutſchnationalen,
welche gegen den Miſsbrauch der Religion zu
politiſchen Zwecken auftreten, Feinde der Religion
und keine Patrioten ſeien; er beſprach weiters die
Wirtſchaftspolitik der Deutſchnationalen, den Antrag
des Dr. Verkauf inbetreff der Getreidezölle und
ſchließlich das Verhalten der chriſtlichſocialen Ab-
geordneten des Mödlinger Bezirkes, welche für dieſen
ſo wenig thätig waren, daſs Abg. Wolf ſich um
den Bezirk annehmen muſste; Herzog kritiſierte
weiters die Politik der Chriſtlichſocialen im Parlamente,
ihre Verſammlungen und ihre Freundſchaft mit den
Clericalen, meinte, daſs deren Betheuerungen des
nationalen Bewuſstſeins bloß erheuchelt ſeien und
kritiſierte ſchließlich in ſcharfen Worten die Anwürfe
eines hieſigen Localblattes. Der Socialdemokrat
Dr. Ludwig Redlich erklärte den Standpunkt der
Socialdemokratie und ſpricht den nationalen Zwiſten
der Gegenwart alle Berechtigung ab, worauf Herzog
erwidert, daſs auch die franzöſiſchen und czechiſchen
Socialdemokraten national ſeien. Unter großer
Heiterkeit ſprach Herr Peterſon (chriſtlichſocial) aus
Perchtoldsdorf über ſeinen Standpunkt als Chriſtlich-
ſocialer; doch fand dieſe Rede keine Erwiderung.
Vöslau.
(Die Curliſte) Nr. 26 vom
8. Juli weist 780 Parteien mit 2889 Perſonen aus.
(Eröffnungsfeier der Kaiſer
Inbiläumswarte.) Wie wir in letzter Nummer
mitgetheilt haben, fand Sonntag, den 10. d. M.,
nachmittags 5 Uhr, die feierliche Eröffnung der
22 Meter hohen Kaiſer-Jubiläumswarte am Harz-
berge, im Beiſein des Herrn k. k. Bezirkshaupt-
mannes Alfred Grafen zur Lippe-Weißenfeld und
der Gemeindevertretungen von Vöslau und Gainfarn
ſtatt. Erſchienen war der Männer-Geſangverein mit
ſeinem Vorſtande, Herrn Ignaz Schwarz, der Ritter-
bund der Harzburger mit ſeinem Großmeiſter, Depu-
tationen der freiw. Feuerwehr und Delegierte des
Touriſten-Clubs und Gebirgvereines, ſowie Curgäſte
und Einwohner von Vöslau, Baden und Umgebung.
Die Schutzrotte der freiwilligen Feuerwehr war
unter der perſönlichen Führung ihres tüchtigen Com-
mandanten, Herrn Hollos, ausgerückt. Gegen 4 Uhr
ſchon begannen Menſchenmengen die Höhen des Harz-
berges zu erklimmen und eine Stunde ſpäter waren
gegen 2000 Menſchen theilweiſe auf der Höhe, theil-
weiſe auf einer errichteten Tribüne, theils auf dem
ſchönen, großen Platze vor der Warte verſammelt
und harrten der kommenden Dinge. Punkt 5 Uhr
langten unter Fanfarengeſchmetter Herr Bezirkshaupt-
mann Graf Lippe, der Bürgermeiſter, Herr Guido
Herrmann, auf der Höhe an und wurden von der
Gemeindevertretung durch ein von den Vereinen
gebildetes Spalier zum Portale der feſtlich decorierten
Warte geleitet. Der Erbauer derſelben, Herr Stadt-
baumeiſter Anton Kainrath, verkündete in einer
markigen Anſprache die Fertigſtellung der Kaiſer
Jubiläumswarte und übergab dann dieſelbe in die
Obhut der Gemeinde Vöslau. Herr Bürgermeiſter
Guido Herrmann hielt ſodann eine von patriotiſchem
Geiſte getragene Rede, und ſchloſs mit einem drei-
maligen Hoch auf Sr. Majeſtät nnſeren Kaiſer. Nach
vortrefflicher Abſingung der Volkshymne durch den
Männer-Geſangverein, unter Leitung ſeines Chor-
meiſters, Herrn Lehrer Rudolf Mallina, in die auch
die Anweſenden mit entblößtem Haupte begeiſtert
einſtimmten, ergriff Herr Bezirkshauptmann Graf
Lippe das Wort und gab ſeiner Freude Ausdruck,
über die Errichtung eines ſolchen ſchönen Wahr-
zeichens hehrer Vaterlandsliebe und Kaiſertreue. Er
dankte weiters allen jenen, welche ſich an dem Zu-
ſtandekommen dieſes patriotiſchen Werkes betheiligt
hatten, insbeſondere dem Hrn. Gemeinderathe Franz
Winkler, der die Spenden aufbrachte, ſo daſs an den
Gemeindeſäckel die Anforderungen gemildert wurden,
dem um den Curort Vöslau hochverdienten Bürger-
meiſter, dem Erbauer, Herrn Baumeiſter Kainrath,
und allen edlen Spendern. Mit einem Hoch auf die-
ſelben, ſchloſs er ſeine ergreifende Rede. Während
der Zwiſchenpauſen concertierte ein Waldhornquartett.
Hauptſächlich trug der Männer-Geſangverein zur
Verſchönerung des gelungenen Feſtes bei. Das Wetter
war dem Unternehmen ziemlich günſtig geſinnt, nur
herrſchte auf der Höhe ein ſtarker Sturm, der den
Wortlaut der gehaltenen Reden theilweiſe verſchlang
und vertrug und dieſe den weiter entfernten Zu-
hörern unverſtändlich machte. Jetzt begaben ſich die
Herren auf die Ausſichtswarte, wo bei perlendem
Champagner toaſtiert wurde. Nachträglich bei einem
improviſierten Buffet im Schatten des Waldes brachte
der Geſangverein ſeine ſchönſten Weiſen zum Vortrage,
welche vollſtes Lob und Anerkennung fanden Nun
begann ein fortwährendes Auf- und Niederwogen
der anweſenden Feſtgäſte, denn jeder wollte die
herrliche Fernſicht bewundern. Hotelier, Herr Zwier-
ſchütz verſorgte alle mit friſchem Trunk und Speiſe.
Als ſich die Feſtgäſte bei einbrechender Dunkelheit
mit ſchweren Herzen entfernt hatten, begann ein
geheimnisvolles Treiben. Ein Fenſter nach dem
anderen erſtrahlte in hellem Glanze, was einen
reizenden Anblick gewährte. Schlag 9 Uhr krachten
die Böller, Raketten ſtiegen empor und eine rothe
Feuergarbe umhüllte in blendender Helle die Warte,
um plötzlich zu erlöſchen und in eine andere Farbe
überzugehen. Um dieſes Feuerwerk machte ſich beſonders
Herr Emanuel Bittmann verdient. Als die letzten
Strahlen erloſchen und der Nacht ihre Rechte wieder-
gegeben waren, blinkten noch lange die hellen Fenſter
zu Thale, verkündend, daſs ein Werk beendet, welches
Zeugnis gibt von der Liebe des Volkes zu ſeinem
herrlichen gütigen Kaiſer, den uns Gott noch recht
lange erhalten möge.
Pottenſtein.
(„Hoch Öſterreich“.) Donners-
tag, den 7. und Sonntag, den 10. d. M., fand in
J. Wagner’s Saallocalitäten die Aufführung des
patriotiſchen, dreiſtimmigen Liederſpieles „Hoch Öſter-
reich“ durch einen Theil der hieſigen Schuljugend
ſtatt. Beide Vorſtellungen waren ſehr gut beſucht
und die Zuhörer bekundeten jedesmal durch die
reichlichſte Beifallsbezeugung die Tüchtigkeit der bunten
Sängerſchar. Hochverdient um die muſterhaften Auf-
führungen ſind Fräulein Anna Zemſauer, Präſtdentin
des Frauen-Wohlthätigkeitsvereines, und Herr Lehrer
Adolf Dvorak, dieſer durch das Einüben der Chöre,
jene durch das Einlernen der verſchiedenen Decla-
mationen an 34 Kindern. Auch Herr Oberlehrer
Illchmann aus Fahrafeld, Herr Fuchs aus Berndorf
und Herr Schwarz aus Pottenſtein trugen durch ihre
muſikaliſche Mitwirkung zum Gelingen des Feſtes bei.
Theater.
Arena in Baden.
Freitag, 8. Juli: „Die Leni!“ Nach mehr-
maligem Aufſchube war es endlich an dieſem Tage
möglich, dieſes Volksſtück zur zweiten Aufführung zu
bringen. Der Beſuch war ein guter und das
Publicum brachte dem Stücke, ſowie den Darſtellern
die ſympathiſcheſte Aufnahme entgegen. Geſpielt
wurde, wie in der Première, vorzüglich und ernteten
namentlich die Damen Miltner, Corti und Zwerenz,
ſowie die Herren Aman, Wiegand, Gilzinger und
Netzl für die gelungene Vorführung ihrer Rollen
den lebhafteſten Beifall.
Samstag, 9. Juli: „Der Vogelhändler.“ In-
folge des herbſtlich kühlen Wetters lieſs der Beſuch
vieles zu wünſchen übrig. Die Vorſtellung ſelbſt
vollzog ſich trotz dieſes deprimierenden Umſtandes
in dnrchwegs gelungener Form und brachte allen
Darſtellern den gebührenden Beifall.
Sonntag, 10. Juli fanden zwei Vorſtellungen
ſtatt, und zwar nachmittags die der Burckhard’ſchen
gelungenen Komödie „Die Bürgermeiſterwahl“ und
abends die Vorführung der ewig jungen Offenbach’
ſchen Operette „Blaubart“. Die Nachmittagsvor-
ſtellung war weniger gut beſucht, als die Abendvor-
ſtellung; beide brachten jedoch den Darſtellern die
beifälligſte Anerkennung ſeitens des Publicums ein
und hatten ſich in erſterer namentlich Fräulein
Zöhrer und Herr Erl, in letzterer die Damen
Genſchar und Zwerenz, ſowie die Herren Pohl,
Gilzinger, Wiegand, ꝛc. der ehrendſten Auszeichnungen
zu erfreuen.
Montag. 11. Juli: Wegen Unpäſslichkeit des
Herrn Aman muſste die für dieſen Tag angeſetzte
Vorführung des Luſtſpieles „Seine officielle Frau“
unterbleiben und gelangte an deſſen Stelle die
Overette „Der Mikado“ zur Aufführung. Die die
Hauptrollen innehabenden Damen Narenta und
Zwerenz, ſowie die Herren Pohl, Gilzinger, Wiegand,
Bartl und Mailler, wurden ihren Aufgaben in ge-
wohnt vorzüglicher Weiſe gerecht und verhalfen der
Operette zu einem vollen Erfolge.
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