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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 22. Berlin, 18. August 1740.

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[Beginn Spaltensatz]
Haag, vom 7. August.

Ehegestern gieng ein Curier von Londen nach Hanno-
ver hier durch, welcher, wie man sagt, die Ratification
des Subsidientractats überbringet, der zwischen Engel-
land und Hessen= Cassel geschlossen worden. Vermöge
dieses Tractats überläßt Cassel an Engelland 6000
Mann, welche bereit gehalten werden sollen, auf den
Nothfall zu marschiren.

Copenhagen, vom 9. August.

Briefe aus Stockholm melden, daß der König von
Schweden dem Senat bekannt gemacht, daß zwischen
der Krone Engelland und Hessen= Cassel ein Subsidien-
Tractat von 6000 Mann auf eben dem Fusse geschlossen
worden, wie er zwischen besagter Krone und dem Könige
von Dännemark zu Stande gekommen. Sie berichten
ferner, daß man daselbst gegenwärtig mehr vom Frie-
den spricht, als sonsten, daß aber die Staatsumstände
noch eben so beschaffen wären, wie man bisher davon
benachrichtiget worden. Endlich soll man zwar daselbst
auch von einem künftigen und baldigen Reichstage re-
den, von dessen Gewißheit man aber noch nichts zuver-
lässiges melden kann. Der Graf Lynar, welcher da-
selbst bisher als unser Minister gestanden, ist vor eini-
gen Tagen wieder zurück gekommen.

Petersburg, vom 26. Julii.

Man hatte vor einiger Zeit Briefe erhalten, daß die
Parthey von der Nation der Baßkirres, welche sich un-
längst unserer Monarchin unterworfen, aufs neue zu den
Waffen gegriffen hätte, und ein ausführlicher Bericht,
hat uns von dem Anfange, dem Fortgange und dem
Ende dieser Begebenheit Nachricht ertheilet. Die Um-
stände sind diese. Ein Tartar Nogai begab sich zu den
Baßkirren, und entdeckte ihnen, daß er von dem Zingis-
Cham abstammte, dessen Andenken von diesem Volke
so heilig gehalten wird. Sein Vorgeben fand Eindruck
und er bewafnete bis 600. Mann, welche sich zu ihm
schlugen. Als aber der Gouverneur von dieser Sache
berichtet ward, so verfügte er sich mit einigen geübten
Völkern nach dem Sammelplatze, woselbst der gröste
Theil dieser unruhigen Menschen niedergehauen ward.
Die übrigen unterwarfen sich dem Gouverneur wieder,
und lieferten ihm den Tartar nebst den Rädelsführern
zur Strafe aus. Der General Botta hat bey seinem
Abschiede von den Händen der Kaiserin einen goldenen
Degen, der reich mit Diamanten besetzt war, und
18000. Rubeln geschätzt wird, erhalten, welchem noch
ein anderes[unleserliches Material] Geschenk von 6000. Rubeln baar zu-
gefügt worden, die sonst nur den Ambassadeurs bey
[Spaltenumbruch] ihrem Abschiede gegeben werden. Diesen Charackter
hatte der General bey der Vermählung des Herzogs
von Braunschweig angenommen.

München, vom 8. August.

Der Churfürst hat sich entschlossen, von jedem Regi-
mente eine Compagnie abzudanken, und allen denenjeni-
gen den Abschied zu ertheilen, welche darum anhalten
würden. Mit den Pferden wird gleichfalls eine Aen-
derung vorgenommen werden, und die sogenannten Feld-
Gagen haben mit dem vorigen Monate aufgehöret.
Alles dieses scheinet zwar der Meinung zu wiederspre-
chen, daß der Graf von Bayern von dem französischen
Hofe bevollmächtigt worden, mit Jhro Churfürstlichen
Duchl. einen Subsidientractat zu schliessen; da aber al-
le Officiers von den Compagnien, welche man abdan-
ken wird, beybehalten werden sollen, und da es dem
Churfürsten sehr leicht ist, seine Völker wieder zu ver-
mehren, so vermuthet man, daß diese Abdankung dem
Subsidientractat mit Frankreich nicht hinderlich seyn
wird.



Gelehrte Sachen

Wir fahren mit D. Eachards Untersuchung der Ursa-
chen und Gelegenheiten fort, welche zur Verach-
tung der Geistlichen und der Religion Anlaß gegeben.

Die beyden Hauptursachen, welche Eachard von die-
ser Verachtung angegeben, sind, wie wir bereits bemerkt
haben, die Unwissenheit und die Armuth, denen noch das
ärgerliche Leben, und die unanständige Aufführung der
Geistlichen in dem gemeinen Umgange, hinzu gefügt wer-
den könnte. Der Herr Probst Reinbeck bleibet für das
erste nur bey dem stehen, was Eachard anführet.

Es ist allerdings zu beklagen, heist es, daß unter den
Knaben, die dem Studiren gewidmet werden, so gar
keine gehörige Wahl getroffen wird, und daß man auf
derselben natürliche Fähigkeit so wenig siehet. Was
kaum zur Erlernung eines Handwercks tüchtig ist, wird
zum Studiren, und was das schlimmste ist, gemeiniglich
zur GOttesgelahrtheit bestimmet. Wir sind überzeugt,
daß diese Vorwürfe ihren Grund haben. Die meisten
Eltern besitzen soviel Hochmuth als Einfalt. Sie stellen
sich gewisse Vorzüge vor, welche ihrer Meinung nach durch
aus auf das Studiren erfolgen müssen, es mag beschaffen
seyn wie es will, und an diesen wollen sie in ihren Kindern
Theil nehmen. Mein Sohn muß Theologie studiren, und
General= Superintendent werden, sagt ein einfältiger
Vater mit eine Mine, als wenn er schon dem General-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Haag, vom 7. August.

Ehegestern gieng ein Curier von Londen nach Hanno-
ver hier durch, welcher, wie man sagt, die Ratification
des Subsidientractats überbringet, der zwischen Engel-
land und Hessen= Cassel geschlossen worden. Vermöge
dieses Tractats überläßt Cassel an Engelland 6000
Mann, welche bereit gehalten werden sollen, auf den
Nothfall zu marschiren.

Copenhagen, vom 9. August.

Briefe aus Stockholm melden, daß der König von
Schweden dem Senat bekannt gemacht, daß zwischen
der Krone Engelland und Hessen= Cassel ein Subsidien-
Tractat von 6000 Mann auf eben dem Fusse geschlossen
worden, wie er zwischen besagter Krone und dem Könige
von Dännemark zu Stande gekommen. Sie berichten
ferner, daß man daselbst gegenwärtig mehr vom Frie-
den spricht, als sonsten, daß aber die Staatsumstände
noch eben so beschaffen wären, wie man bisher davon
benachrichtiget worden. Endlich soll man zwar daselbst
auch von einem künftigen und baldigen Reichstage re-
den, von dessen Gewißheit man aber noch nichts zuver-
lässiges melden kann. Der Graf Lynar, welcher da-
selbst bisher als unser Minister gestanden, ist vor eini-
gen Tagen wieder zurück gekommen.

Petersburg, vom 26. Julii.

Man hatte vor einiger Zeit Briefe erhalten, daß die
Parthey von der Nation der Baßkirres, welche sich un-
längst unserer Monarchin unterworfen, aufs neue zu den
Waffen gegriffen hätte, und ein ausführlicher Bericht,
hat uns von dem Anfange, dem Fortgange und dem
Ende dieser Begebenheit Nachricht ertheilet. Die Um-
stände sind diese. Ein Tartar Nogai begab sich zu den
Baßkirren, und entdeckte ihnen, daß er von dem Zingis-
Cham abstammte, dessen Andenken von diesem Volke
so heilig gehalten wird. Sein Vorgeben fand Eindruck
und er bewafnete bis 600. Mann, welche sich zu ihm
schlugen. Als aber der Gouverneur von dieser Sache
berichtet ward, so verfügte er sich mit einigen geübten
Völkern nach dem Sammelplatze, woselbst der gröste
Theil dieser unruhigen Menschen niedergehauen ward.
Die übrigen unterwarfen sich dem Gouverneur wieder,
und lieferten ihm den Tartar nebst den Rädelsführern
zur Strafe aus. Der General Botta hat bey seinem
Abschiede von den Händen der Kaiserin einen goldenen
Degen, der reich mit Diamanten besetzt war, und
18000. Rubeln geschätzt wird, erhalten, welchem noch
ein anderes[unleserliches Material] Geschenk von 6000. Rubeln baar zu-
gefügt worden, die sonst nur den Ambassadeurs bey
[Spaltenumbruch] ihrem Abschiede gegeben werden. Diesen Charackter
hatte der General bey der Vermählung des Herzogs
von Braunschweig angenommen.

München, vom 8. August.

Der Churfürst hat sich entschlossen, von jedem Regi-
mente eine Compagnie abzudanken, und allen denenjeni-
gen den Abschied zu ertheilen, welche darum anhalten
würden. Mit den Pferden wird gleichfalls eine Aen-
derung vorgenommen werden, und die sogenannten Feld-
Gagen haben mit dem vorigen Monate aufgehöret.
Alles dieses scheinet zwar der Meinung zu wiederspre-
chen, daß der Graf von Bayern von dem französischen
Hofe bevollmächtigt worden, mit Jhro Churfürstlichen
Duchl. einen Subsidientractat zu schliessen; da aber al-
le Officiers von den Compagnien, welche man abdan-
ken wird, beybehalten werden sollen, und da es dem
Churfürsten sehr leicht ist, seine Völker wieder zu ver-
mehren, so vermuthet man, daß diese Abdankung dem
Subsidientractat mit Frankreich nicht hinderlich seyn
wird.



Gelehrte Sachen

Wir fahren mit D. Eachards Untersuchung der Ursa-
chen und Gelegenheiten fort, welche zur Verach-
tung der Geistlichen und der Religion Anlaß gegeben.

Die beyden Hauptursachen, welche Eachard von die-
ser Verachtung angegeben, sind, wie wir bereits bemerkt
haben, die Unwissenheit und die Armuth, denen noch das
ärgerliche Leben, und die unanständige Aufführung der
Geistlichen in dem gemeinen Umgange, hinzu gefügt wer-
den könnte. Der Herr Probst Reinbeck bleibet für das
erste nur bey dem stehen, was Eachard anführet.

Es ist allerdings zu beklagen, heist es, daß unter den
Knaben, die dem Studiren gewidmet werden, so gar
keine gehörige Wahl getroffen wird, und daß man auf
derselben natürliche Fähigkeit so wenig siehet. Was
kaum zur Erlernung eines Handwercks tüchtig ist, wird
zum Studiren, und was das schlimmste ist, gemeiniglich
zur GOttesgelahrtheit bestimmet. Wir sind überzeugt,
daß diese Vorwürfe ihren Grund haben. Die meisten
Eltern besitzen soviel Hochmuth als Einfalt. Sie stellen
sich gewisse Vorzüge vor, welche ihrer Meinung nach durch
aus auf das Studiren erfolgen müssen, es mag beschaffen
seyn wie es will, und an diesen wollen sie in ihren Kindern
Theil nehmen. Mein Sohn muß Theologie studiren, und
General= Superintendent werden, sagt ein einfältiger
Vater mit eine Mine, als wenn er schon dem General-
[Ende Spaltensatz]

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[0003] Haag, vom 7. August. Ehegestern gieng ein Curier von Londen nach Hanno- ver hier durch, welcher, wie man sagt, die Ratification des Subsidientractats überbringet, der zwischen Engel- land und Hessen= Cassel geschlossen worden. Vermöge dieses Tractats überläßt Cassel an Engelland 6000 Mann, welche bereit gehalten werden sollen, auf den Nothfall zu marschiren. Copenhagen, vom 9. August. Briefe aus Stockholm melden, daß der König von Schweden dem Senat bekannt gemacht, daß zwischen der Krone Engelland und Hessen= Cassel ein Subsidien- Tractat von 6000 Mann auf eben dem Fusse geschlossen worden, wie er zwischen besagter Krone und dem Könige von Dännemark zu Stande gekommen. Sie berichten ferner, daß man daselbst gegenwärtig mehr vom Frie- den spricht, als sonsten, daß aber die Staatsumstände noch eben so beschaffen wären, wie man bisher davon benachrichtiget worden. Endlich soll man zwar daselbst auch von einem künftigen und baldigen Reichstage re- den, von dessen Gewißheit man aber noch nichts zuver- lässiges melden kann. Der Graf Lynar, welcher da- selbst bisher als unser Minister gestanden, ist vor eini- gen Tagen wieder zurück gekommen. Petersburg, vom 26. Julii. Man hatte vor einiger Zeit Briefe erhalten, daß die Parthey von der Nation der Baßkirres, welche sich un- längst unserer Monarchin unterworfen, aufs neue zu den Waffen gegriffen hätte, und ein ausführlicher Bericht, hat uns von dem Anfange, dem Fortgange und dem Ende dieser Begebenheit Nachricht ertheilet. Die Um- stände sind diese. Ein Tartar Nogai begab sich zu den Baßkirren, und entdeckte ihnen, daß er von dem Zingis- Cham abstammte, dessen Andenken von diesem Volke so heilig gehalten wird. Sein Vorgeben fand Eindruck und er bewafnete bis 600. Mann, welche sich zu ihm schlugen. Als aber der Gouverneur von dieser Sache berichtet ward, so verfügte er sich mit einigen geübten Völkern nach dem Sammelplatze, woselbst der gröste Theil dieser unruhigen Menschen niedergehauen ward. Die übrigen unterwarfen sich dem Gouverneur wieder, und lieferten ihm den Tartar nebst den Rädelsführern zur Strafe aus. Der General Botta hat bey seinem Abschiede von den Händen der Kaiserin einen goldenen Degen, der reich mit Diamanten besetzt war, und 18000. Rubeln geschätzt wird, erhalten, welchem noch ein anderes_ Geschenk von 6000. Rubeln baar zu- gefügt worden, die sonst nur den Ambassadeurs bey ihrem Abschiede gegeben werden. Diesen Charackter hatte der General bey der Vermählung des Herzogs von Braunschweig angenommen. München, vom 8. August. Der Churfürst hat sich entschlossen, von jedem Regi- mente eine Compagnie abzudanken, und allen denenjeni- gen den Abschied zu ertheilen, welche darum anhalten würden. Mit den Pferden wird gleichfalls eine Aen- derung vorgenommen werden, und die sogenannten Feld- Gagen haben mit dem vorigen Monate aufgehöret. Alles dieses scheinet zwar der Meinung zu wiederspre- chen, daß der Graf von Bayern von dem französischen Hofe bevollmächtigt worden, mit Jhro Churfürstlichen Duchl. einen Subsidientractat zu schliessen; da aber al- le Officiers von den Compagnien, welche man abdan- ken wird, beybehalten werden sollen, und da es dem Churfürsten sehr leicht ist, seine Völker wieder zu ver- mehren, so vermuthet man, daß diese Abdankung dem Subsidientractat mit Frankreich nicht hinderlich seyn wird. Gelehrte Sachen Wir fahren mit D. Eachards Untersuchung der Ursa- chen und Gelegenheiten fort, welche zur Verach- tung der Geistlichen und der Religion Anlaß gegeben. Die beyden Hauptursachen, welche Eachard von die- ser Verachtung angegeben, sind, wie wir bereits bemerkt haben, die Unwissenheit und die Armuth, denen noch das ärgerliche Leben, und die unanständige Aufführung der Geistlichen in dem gemeinen Umgange, hinzu gefügt wer- den könnte. Der Herr Probst Reinbeck bleibet für das erste nur bey dem stehen, was Eachard anführet. Es ist allerdings zu beklagen, heist es, daß unter den Knaben, die dem Studiren gewidmet werden, so gar keine gehörige Wahl getroffen wird, und daß man auf derselben natürliche Fähigkeit so wenig siehet. Was kaum zur Erlernung eines Handwercks tüchtig ist, wird zum Studiren, und was das schlimmste ist, gemeiniglich zur GOttesgelahrtheit bestimmet. Wir sind überzeugt, daß diese Vorwürfe ihren Grund haben. Die meisten Eltern besitzen soviel Hochmuth als Einfalt. Sie stellen sich gewisse Vorzüge vor, welche ihrer Meinung nach durch aus auf das Studiren erfolgen müssen, es mag beschaffen seyn wie es will, und an diesen wollen sie in ihren Kindern Theil nehmen. Mein Sohn muß Theologie studiren, und General= Superintendent werden, sagt ein einfältiger Vater mit eine Mine, als wenn er schon dem General-

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 22. Berlin, 18. August 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin022_1740/3>, abgerufen am 23.11.2024.