Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 49. Berlin, 20. Oktober 1740.[Beginn Spaltensatz]
claration, daß der künftige Reichstag bey ihnen gehalten Als den 6ten der König, der Senat und die Landboten Die Fortsetzung folget künftig. Gelehrte Sachen. Die treflichen Schriften des Herrn Rollins, sind so- Gleichwohl hat er einer überflüssigen Beurtheilung Tarquinius, welcher durch seine Gewaltsamkeiten, Brutus, welcher sich bey der Verjagung der Tyraney, [Beginn Spaltensatz]
claration, daß der künftige Reichstag bey ihnen gehalten Als den 6ten der König, der Senat und die Landboten Die Fortsetzung folget künftig. Gelehrte Sachen. Die treflichen Schriften des Herrn Rollins, sind so- Gleichwohl hat er einer überflüssigen Beurtheilung Tarquinius, welcher durch seine Gewaltsamkeiten, Brutus, welcher sich bey der Verjagung der Tyraney, <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0003"/><cb type="start"/> claration, daß der künftige Reichstag bey ihnen gehalten<lb/> werden sollte, und da noch verschiedene Landboten die-<lb/> sem Verlangen beytraten, so versprach ihnen der Mar-<lb/> schall, daß ihnen gewillfahret werden sollte. Nachdem<lb/> sich nun die Landboten= Stube unter Anführung des<lb/> Reichstags=Marschalls in den Senat begeben hatte, so<lb/> trug dieser dem Könige die ehrerbietige Danksagung<lb/> derselben vor, und machte Jhm zugleich ihren Wunsch be-<lb/> kant, dessen oben gedacht worden, indem sie zugleich des<lb/> glüklichen Wahltages Sr. Königl. Majestät erwehnten,<lb/> der eben an diesem Tage gefeyert wurde. Der Groß-<lb/> kanzler des Königreichs, antwortete im Namen des Kö-<lb/> nigs, daß Sr. Majestät die Einigkeit, welche unter den<lb/> Abgeordneten zum Reichstage herrschte, mit besonderm<lb/> Vergnügen angemerkt hätten, wodurch sie im Stande<lb/> wären, dem Staat nach dem Exempel ihrer Vorfahren<lb/> zu rathen. Nächstdem könnte das Großherzogthum Lit-<lb/> thauen versichert seyn, daß der künftige Reichstag dort<lb/> gehalten werden sollte, und daß man wegen des erlittenen<lb/> Schadens mit den auswertigen Ministern tractiren wür-<lb/> de. Nachdem nun der Marschall mit allen Landboten vom<lb/> Könige zum Handkusse gelassen war, limitirte der Groß-<lb/> kanzler die Session biß auf den folgenden Tag um 9 Uhr.<lb/> An eben diesem Tage war Galla bey Hofe, den Jahrs-<lb/> tag der Erwehlung des Königes zu feyren.</p><lb/> <p>Als den 6ten der König, der Senat und die Landboten<lb/> sich wieder in dem Senatoren=Saal versammlet hatten, so<lb/> laß der geistliche Secretarius der Krone, und Suffraga-<lb/> neus von Plock. Zalusky, der Gewohnheit gemäß die <hi rendition="#aq">pa-<lb/> cta conventa</hi> ab, und da die Zeit dadurch verflossen war,<lb/> limitirte der Großkanzler die Session abermals bis auf<lb/> den folgenden Tag.</p><lb/> <p> <space dim="horizontal"/> <hi rendition="#c">Die Fortsetzung folget künftig.</hi> </p><lb/> </div> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <head> <hi rendition="#fr">Gelehrte Sachen.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>ie treflichen Schriften des Herrn Rollins, sind so-<lb/> wohl in seinem Vaterlande, als auch in Engel-<lb/> land, und bey uns, mit derjenigen Aufmerksamkeit ange-<lb/> nommen woren, welche sie verdienen. Seine <hi rendition="#aq">Hiſtoire<lb/> ancienne</hi>, und seine <hi rendition="#aq">Maniere d'enſeigner & d'etudier<lb/> les belles Lettres</hi> machen eine ganze Bibliothec aus,<lb/> und in allen diesen Schriften findet man eine männli-<lb/> che Gründlichkeit, eine tiefe Einsicht, Wissenschaften,<lb/> Ordnung und Verstand, welche durch einen rei-<lb/> nen Vortrag noch angenehmer werden. Doch sie<lb/><cb n="2"/> besizen noch einen Vorzug, der sie allen Men-<lb/> schen nüzlich macht. Rollin entwickelt überall<lb/> das Wahre von den Falschen, er entscheidet die Ab-<lb/> sichten des Eigennuzes, von den allgemeinen Lastern,<lb/> er trenner die änsserliche Hoheit der Pracht von den<lb/> würklichen Verdiensten, er bemerkt die verstellte Grösse,<lb/> und man wird gerührt, wann er der Wahrheit, der Tu-<lb/> gend, der Großmuth, der Uneigennüzigkeit, und der Lie-<lb/> be zum Vaterlande, Gerechtigkeit wiederfahren lässet.<lb/> Nochmehr, er macht die geheimen Bewegungen eines<lb/> Staats bekannt, welche entweder zu dessen Grösse, oder<lb/> zu seinem Falle etwas beygetragen haben, er offenbaret<lb/> die Laster und die Tugenden, welche aus den Verfas-<lb/> sungen eines Volkes, aus seiner Grösse, aus seinen Ge-<lb/> wonheiten, und aus seiner Einsicht folgen. Man ler-<lb/> net diese Völker so genau kennen, als wenn man selbst<lb/> unter ihnen gewohnt hätte. Alle diese Vorstellungen<lb/> haben endlich um so viel mehr Eindruk, da sich der<lb/> Scribent selbst, uns als ein redlicher, aufrichtiger Mann,<lb/> und als ein guter Bürger zeiget, der nichts zur Absicht hat,<lb/> als das wahre Beste zu befördern.</p><lb/> <p>Gleichwohl hat er einer überflüssigen Beurtheilung<lb/> nicht entgehen können, welche in dem <hi rendition="#aq">Eſſais de Criti-<lb/> que I. ſur les Ecrits de Mr. Rollin II. ſur les Tradu-<lb/> ctions d'Herodote & III. ſur les Dictionaire Geogra-<lb/> phique & Critique de Mr. Bruzen La Martiniere</hi> zu<lb/> Amsterdam zum Vorschein gekommen. Wir werden<lb/> uns dieses mahl nur bloß bey der Stelle aufhalten, in<lb/> der bey dem Livius von der Standhaftigkeit des Bru-<lb/> tus geredet wird, welche er bey dem gewaltsamen Tode<lb/> seiner Kinder bezeigte, und bey welcher der Verfasser<lb/> dieser Critik, den Rollin, einer unrechten Erklärung be-<lb/> schuldiget.</p><lb/> <p>Tarquinius, welcher durch seine Gewaltsamkeiten,<lb/> und durch seine Tyranney, die königliche Gewalt den<lb/> Römern verhaßt gemacht hatte, war aus Rom mit sei-<lb/> nem ganzen Hause verbannet worden Die Römer er-<lb/> richteten einen Bund unter sich, künftig keinen eigen-<lb/> mächtigen Beherrscher mehr zu leiden, und eine Re-<lb/> gierungsform aufzurichten, durch welche die Freyheit<lb/> fest und dauerhaft gemacht werden könnte. Dieser<lb/> Bund ward durch einen Cidschwur bekräftiget.</p><lb/> <p>Brutus, welcher sich bey der Verjagung der Tyraney,<lb/> und bey der Einführung der Freyheit, so eifrig erwiesen<lb/> hatte, ward zum Bürgermeister erwählt, und man er-<lb/> wartete nunmehr von ihm die Ausführung einer der grö-<lb/> sten Unternehmungen. Dieser grosse Mann unterließ<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [0003]
claration, daß der künftige Reichstag bey ihnen gehalten
werden sollte, und da noch verschiedene Landboten die-
sem Verlangen beytraten, so versprach ihnen der Mar-
schall, daß ihnen gewillfahret werden sollte. Nachdem
sich nun die Landboten= Stube unter Anführung des
Reichstags=Marschalls in den Senat begeben hatte, so
trug dieser dem Könige die ehrerbietige Danksagung
derselben vor, und machte Jhm zugleich ihren Wunsch be-
kant, dessen oben gedacht worden, indem sie zugleich des
glüklichen Wahltages Sr. Königl. Majestät erwehnten,
der eben an diesem Tage gefeyert wurde. Der Groß-
kanzler des Königreichs, antwortete im Namen des Kö-
nigs, daß Sr. Majestät die Einigkeit, welche unter den
Abgeordneten zum Reichstage herrschte, mit besonderm
Vergnügen angemerkt hätten, wodurch sie im Stande
wären, dem Staat nach dem Exempel ihrer Vorfahren
zu rathen. Nächstdem könnte das Großherzogthum Lit-
thauen versichert seyn, daß der künftige Reichstag dort
gehalten werden sollte, und daß man wegen des erlittenen
Schadens mit den auswertigen Ministern tractiren wür-
de. Nachdem nun der Marschall mit allen Landboten vom
Könige zum Handkusse gelassen war, limitirte der Groß-
kanzler die Session biß auf den folgenden Tag um 9 Uhr.
An eben diesem Tage war Galla bey Hofe, den Jahrs-
tag der Erwehlung des Königes zu feyren.
Als den 6ten der König, der Senat und die Landboten
sich wieder in dem Senatoren=Saal versammlet hatten, so
laß der geistliche Secretarius der Krone, und Suffraga-
neus von Plock. Zalusky, der Gewohnheit gemäß die pa-
cta conventa ab, und da die Zeit dadurch verflossen war,
limitirte der Großkanzler die Session abermals bis auf
den folgenden Tag.
Die Fortsetzung folget künftig.
Gelehrte Sachen.
Die treflichen Schriften des Herrn Rollins, sind so-
wohl in seinem Vaterlande, als auch in Engel-
land, und bey uns, mit derjenigen Aufmerksamkeit ange-
nommen woren, welche sie verdienen. Seine Hiſtoire
ancienne, und seine Maniere d'enſeigner & d'etudier
les belles Lettres machen eine ganze Bibliothec aus,
und in allen diesen Schriften findet man eine männli-
che Gründlichkeit, eine tiefe Einsicht, Wissenschaften,
Ordnung und Verstand, welche durch einen rei-
nen Vortrag noch angenehmer werden. Doch sie
besizen noch einen Vorzug, der sie allen Men-
schen nüzlich macht. Rollin entwickelt überall
das Wahre von den Falschen, er entscheidet die Ab-
sichten des Eigennuzes, von den allgemeinen Lastern,
er trenner die änsserliche Hoheit der Pracht von den
würklichen Verdiensten, er bemerkt die verstellte Grösse,
und man wird gerührt, wann er der Wahrheit, der Tu-
gend, der Großmuth, der Uneigennüzigkeit, und der Lie-
be zum Vaterlande, Gerechtigkeit wiederfahren lässet.
Nochmehr, er macht die geheimen Bewegungen eines
Staats bekannt, welche entweder zu dessen Grösse, oder
zu seinem Falle etwas beygetragen haben, er offenbaret
die Laster und die Tugenden, welche aus den Verfas-
sungen eines Volkes, aus seiner Grösse, aus seinen Ge-
wonheiten, und aus seiner Einsicht folgen. Man ler-
net diese Völker so genau kennen, als wenn man selbst
unter ihnen gewohnt hätte. Alle diese Vorstellungen
haben endlich um so viel mehr Eindruk, da sich der
Scribent selbst, uns als ein redlicher, aufrichtiger Mann,
und als ein guter Bürger zeiget, der nichts zur Absicht hat,
als das wahre Beste zu befördern.
Gleichwohl hat er einer überflüssigen Beurtheilung
nicht entgehen können, welche in dem Eſſais de Criti-
que I. ſur les Ecrits de Mr. Rollin II. ſur les Tradu-
ctions d'Herodote & III. ſur les Dictionaire Geogra-
phique & Critique de Mr. Bruzen La Martiniere zu
Amsterdam zum Vorschein gekommen. Wir werden
uns dieses mahl nur bloß bey der Stelle aufhalten, in
der bey dem Livius von der Standhaftigkeit des Bru-
tus geredet wird, welche er bey dem gewaltsamen Tode
seiner Kinder bezeigte, und bey welcher der Verfasser
dieser Critik, den Rollin, einer unrechten Erklärung be-
schuldiget.
Tarquinius, welcher durch seine Gewaltsamkeiten,
und durch seine Tyranney, die königliche Gewalt den
Römern verhaßt gemacht hatte, war aus Rom mit sei-
nem ganzen Hause verbannet worden Die Römer er-
richteten einen Bund unter sich, künftig keinen eigen-
mächtigen Beherrscher mehr zu leiden, und eine Re-
gierungsform aufzurichten, durch welche die Freyheit
fest und dauerhaft gemacht werden könnte. Dieser
Bund ward durch einen Cidschwur bekräftiget.
Brutus, welcher sich bey der Verjagung der Tyraney,
und bey der Einführung der Freyheit, so eifrig erwiesen
hatte, ward zum Bürgermeister erwählt, und man er-
wartete nunmehr von ihm die Ausführung einer der grö-
sten Unternehmungen. Dieser grosse Mann unterließ
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