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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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aber N. schlug vom 20.-23. Apr. 1809 die österr. Heere bei Abensberg, Landshut, Eckmühl, Regensburg. eroberte am 12. Mai Wien, verlor zwar 21. und 22. Mai die Schlacht bei Aspern, die Niederlage war aber nicht entscheidend u. bei Wagram erfocht er am 5. u. 6. Juli einen vollständigen Sieg. Oesterreich erkaufte den Frieden von Schönbrunn (14. Oct. 1809) mit der Abtretung von 2000 #M. und verlor seine Verbindung mit dem adriatischen Meere. Jetzt kannte N.s Gewaltthätigkeit keine Gränzen mehr; in den Jahren 1809 und 1810 vernichtete er den Kirchenstaat und führte den Papst in die Gefangenschaft; vereinigte er Holland, die Mündungen der Ems, Weser und Elbe und den Kanton Wallis mit Frankreich; errichtete er das Großherzogthum Frankfurt und vergrößerte Westfalen. Von der Weichsel bis Spanien und von der Eider bis an die sicil. Meerenge befahl er unumschränkt, u. ein beispiellos großes Heer, das alle wichtigen Punkte dieser Ländermasse besetzt hielt, gab seinen Befehlen Nachdruck; jedes Land wurde zu Gunsten Frankreichs ausgesogen, durch Contributionen fast erdrückt, durch die Conscription an wehrbarer Mannschaft erschöpft, während die Diener des Gewaltigen jeden Uebermuth straflos übten und eine wohlorganisirte geheime Polizei überall eindrang u. jeden Gedanken an Widerstand witterte und vereitelte. N. näherte seinen Hof den alten Formen, beseitigte so viel er konnte die Gleichheit, welche die Revolution in Frankreich geschaffen u. die er selbst durch sein Gesetzbuch befestigt hatte, endlich wollte er durch die Vermählung mit der Erzherzogin Marie Louise seine Dynastie mit der alten legitimen verschmelzen u. deren revolutionäre Abkunft verhüllen. Während er aber die Ueberwältigung Spaniens und Portugals vorbereitete, sagte sich Rußland von dem Continentalsysteme los, verbündete sich mit Schweden u. England u. veranlaßte so den russ. Krieg. Vom 22.-25. Juni 1812 führte N. fast 1/2 Mill. Krieger über den Niemen, antwortete jedoch der Aufforderung des poln. Reichstags, die von Rußland Polen entrissenen Provinzen (Lithauen, Volhynien, Podolien) demselben wieder zurückzugeben, mit Ausflüchten u. vereitelte dadurch eine allgemeine polnische Erhebung. Er folgte den weichenden Russen in das Innere, verlor durch Krankheiten wenigstens 1/3 seines Heeres, gewann zwar am 7. Septbr. die Schlacht von Borodino, verlor aber deren Früchte durch den Brand von Moskau. N. I. verweilte durch Unterhandlungen hingehalten 4 Wochen, ehe er sich zum Rückzuge entschließen konnte und büßte auf demselben den größten Theil seines Heeres ein. Er selbst eilte der vollen Kunde der Katastrophe voraus, rüstete in Frankreich und den deutschen Vasallenländern neue Heere aus, konnte aber der feindlichen Macht nicht widerstehen, als auch Oesterreich gegen ihn auftrat und sich das deutsche Volk überall erhob, wo keine franz. Uebermacht hindrücken konnte (s. Russisch-deutscher Krieg). In den ersten Tagen des J. 1814 drangen die feindlichen Heere in Frankreich selbst ein u. bis in das Herz desselben vor, ehe N. Mittel fand, denselben auch nur annähernd genügende Streitmassen entgegenzuwerfen. Er führte aber dann den Krieg mit jener genialen Ueberlegenheit, welche 1796 sein erstes Auftreten bezeichnet hatte, u. hätte Paris sich länger gehalten und die Treue mancher Marschälle sich besser bewährt, so wäre ohne Zweifel ein Rückzug der Verbündeten bis an den Rhein die Folge gewesen. Aber Frankreich selbst war des Krieges müde wie seiner militärischen Regierung, darum mußte N. am 11. April zu Fontainebleau dem Throne entsagen; er ging auf die Insel Elba. die er zu seinem Fürstenthume auserwählt hatte, um Frankreich u. Italien nahe genug zu sein. Die Unzufriedenheit der Franzosen mit den Bourbons (vergl. Frankreich) ermuthigte ihn, am 1. März 1815 bei Cannes mit 900 Mann zu landen; schon am 20. hielt er in Paris seinen Einzug, gerieth aber bald in eine schiefe Stellung zu den Liberalen, welche durch die Charte Ludwigs XVIII. sich zu einer starken Parteimacht hatten organisiren können. Der Congreß zu Wien ächtete ihn u. Frankreich

aber N. schlug vom 20.–23. Apr. 1809 die österr. Heere bei Abensberg, Landshut, Eckmühl, Regensburg. eroberte am 12. Mai Wien, verlor zwar 21. und 22. Mai die Schlacht bei Aspern, die Niederlage war aber nicht entscheidend u. bei Wagram erfocht er am 5. u. 6. Juli einen vollständigen Sieg. Oesterreich erkaufte den Frieden von Schönbrunn (14. Oct. 1809) mit der Abtretung von 2000 □M. und verlor seine Verbindung mit dem adriatischen Meere. Jetzt kannte N.s Gewaltthätigkeit keine Gränzen mehr; in den Jahren 1809 und 1810 vernichtete er den Kirchenstaat und führte den Papst in die Gefangenschaft; vereinigte er Holland, die Mündungen der Ems, Weser und Elbe und den Kanton Wallis mit Frankreich; errichtete er das Großherzogthum Frankfurt und vergrößerte Westfalen. Von der Weichsel bis Spanien und von der Eider bis an die sicil. Meerenge befahl er unumschränkt, u. ein beispiellos großes Heer, das alle wichtigen Punkte dieser Ländermasse besetzt hielt, gab seinen Befehlen Nachdruck; jedes Land wurde zu Gunsten Frankreichs ausgesogen, durch Contributionen fast erdrückt, durch die Conscription an wehrbarer Mannschaft erschöpft, während die Diener des Gewaltigen jeden Uebermuth straflos übten und eine wohlorganisirte geheime Polizei überall eindrang u. jeden Gedanken an Widerstand witterte und vereitelte. N. näherte seinen Hof den alten Formen, beseitigte so viel er konnte die Gleichheit, welche die Revolution in Frankreich geschaffen u. die er selbst durch sein Gesetzbuch befestigt hatte, endlich wollte er durch die Vermählung mit der Erzherzogin Marie Louise seine Dynastie mit der alten legitimen verschmelzen u. deren revolutionäre Abkunft verhüllen. Während er aber die Ueberwältigung Spaniens und Portugals vorbereitete, sagte sich Rußland von dem Continentalsysteme los, verbündete sich mit Schweden u. England u. veranlaßte so den russ. Krieg. Vom 22.–25. Juni 1812 führte N. fast 1/2 Mill. Krieger über den Niemen, antwortete jedoch der Aufforderung des poln. Reichstags, die von Rußland Polen entrissenen Provinzen (Lithauen, Volhynien, Podolien) demselben wieder zurückzugeben, mit Ausflüchten u. vereitelte dadurch eine allgemeine polnische Erhebung. Er folgte den weichenden Russen in das Innere, verlor durch Krankheiten wenigstens 1/3 seines Heeres, gewann zwar am 7. Septbr. die Schlacht von Borodino, verlor aber deren Früchte durch den Brand von Moskau. N. I. verweilte durch Unterhandlungen hingehalten 4 Wochen, ehe er sich zum Rückzuge entschließen konnte und büßte auf demselben den größten Theil seines Heeres ein. Er selbst eilte der vollen Kunde der Katastrophe voraus, rüstete in Frankreich und den deutschen Vasallenländern neue Heere aus, konnte aber der feindlichen Macht nicht widerstehen, als auch Oesterreich gegen ihn auftrat und sich das deutsche Volk überall erhob, wo keine franz. Uebermacht hindrücken konnte (s. Russisch-deutscher Krieg). In den ersten Tagen des J. 1814 drangen die feindlichen Heere in Frankreich selbst ein u. bis in das Herz desselben vor, ehe N. Mittel fand, denselben auch nur annähernd genügende Streitmassen entgegenzuwerfen. Er führte aber dann den Krieg mit jener genialen Ueberlegenheit, welche 1796 sein erstes Auftreten bezeichnet hatte, u. hätte Paris sich länger gehalten und die Treue mancher Marschälle sich besser bewährt, so wäre ohne Zweifel ein Rückzug der Verbündeten bis an den Rhein die Folge gewesen. Aber Frankreich selbst war des Krieges müde wie seiner militärischen Regierung, darum mußte N. am 11. April zu Fontainebleau dem Throne entsagen; er ging auf die Insel Elba. die er zu seinem Fürstenthume auserwählt hatte, um Frankreich u. Italien nahe genug zu sein. Die Unzufriedenheit der Franzosen mit den Bourbons (vergl. Frankreich) ermuthigte ihn, am 1. März 1815 bei Cannes mit 900 Mann zu landen; schon am 20. hielt er in Paris seinen Einzug, gerieth aber bald in eine schiefe Stellung zu den Liberalen, welche durch die Charte Ludwigs XVIII. sich zu einer starken Parteimacht hatten organisiren können. Der Congreß zu Wien ächtete ihn u. Frankreich

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[292/0293] aber N. schlug vom 20.–23. Apr. 1809 die österr. Heere bei Abensberg, Landshut, Eckmühl, Regensburg. eroberte am 12. Mai Wien, verlor zwar 21. und 22. Mai die Schlacht bei Aspern, die Niederlage war aber nicht entscheidend u. bei Wagram erfocht er am 5. u. 6. Juli einen vollständigen Sieg. Oesterreich erkaufte den Frieden von Schönbrunn (14. Oct. 1809) mit der Abtretung von 2000 □M. und verlor seine Verbindung mit dem adriatischen Meere. Jetzt kannte N.s Gewaltthätigkeit keine Gränzen mehr; in den Jahren 1809 und 1810 vernichtete er den Kirchenstaat und führte den Papst in die Gefangenschaft; vereinigte er Holland, die Mündungen der Ems, Weser und Elbe und den Kanton Wallis mit Frankreich; errichtete er das Großherzogthum Frankfurt und vergrößerte Westfalen. Von der Weichsel bis Spanien und von der Eider bis an die sicil. Meerenge befahl er unumschränkt, u. ein beispiellos großes Heer, das alle wichtigen Punkte dieser Ländermasse besetzt hielt, gab seinen Befehlen Nachdruck; jedes Land wurde zu Gunsten Frankreichs ausgesogen, durch Contributionen fast erdrückt, durch die Conscription an wehrbarer Mannschaft erschöpft, während die Diener des Gewaltigen jeden Uebermuth straflos übten und eine wohlorganisirte geheime Polizei überall eindrang u. jeden Gedanken an Widerstand witterte und vereitelte. N. näherte seinen Hof den alten Formen, beseitigte so viel er konnte die Gleichheit, welche die Revolution in Frankreich geschaffen u. die er selbst durch sein Gesetzbuch befestigt hatte, endlich wollte er durch die Vermählung mit der Erzherzogin Marie Louise seine Dynastie mit der alten legitimen verschmelzen u. deren revolutionäre Abkunft verhüllen. Während er aber die Ueberwältigung Spaniens und Portugals vorbereitete, sagte sich Rußland von dem Continentalsysteme los, verbündete sich mit Schweden u. England u. veranlaßte so den russ. Krieg. Vom 22.–25. Juni 1812 führte N. fast 1/2 Mill. Krieger über den Niemen, antwortete jedoch der Aufforderung des poln. Reichstags, die von Rußland Polen entrissenen Provinzen (Lithauen, Volhynien, Podolien) demselben wieder zurückzugeben, mit Ausflüchten u. vereitelte dadurch eine allgemeine polnische Erhebung. Er folgte den weichenden Russen in das Innere, verlor durch Krankheiten wenigstens 1/3 seines Heeres, gewann zwar am 7. Septbr. die Schlacht von Borodino, verlor aber deren Früchte durch den Brand von Moskau. N. I. verweilte durch Unterhandlungen hingehalten 4 Wochen, ehe er sich zum Rückzuge entschließen konnte und büßte auf demselben den größten Theil seines Heeres ein. Er selbst eilte der vollen Kunde der Katastrophe voraus, rüstete in Frankreich und den deutschen Vasallenländern neue Heere aus, konnte aber der feindlichen Macht nicht widerstehen, als auch Oesterreich gegen ihn auftrat und sich das deutsche Volk überall erhob, wo keine franz. Uebermacht hindrücken konnte (s. Russisch-deutscher Krieg). In den ersten Tagen des J. 1814 drangen die feindlichen Heere in Frankreich selbst ein u. bis in das Herz desselben vor, ehe N. Mittel fand, denselben auch nur annähernd genügende Streitmassen entgegenzuwerfen. Er führte aber dann den Krieg mit jener genialen Ueberlegenheit, welche 1796 sein erstes Auftreten bezeichnet hatte, u. hätte Paris sich länger gehalten und die Treue mancher Marschälle sich besser bewährt, so wäre ohne Zweifel ein Rückzug der Verbündeten bis an den Rhein die Folge gewesen. Aber Frankreich selbst war des Krieges müde wie seiner militärischen Regierung, darum mußte N. am 11. April zu Fontainebleau dem Throne entsagen; er ging auf die Insel Elba. die er zu seinem Fürstenthume auserwählt hatte, um Frankreich u. Italien nahe genug zu sein. Die Unzufriedenheit der Franzosen mit den Bourbons (vergl. Frankreich) ermuthigte ihn, am 1. März 1815 bei Cannes mit 900 Mann zu landen; schon am 20. hielt er in Paris seinen Einzug, gerieth aber bald in eine schiefe Stellung zu den Liberalen, welche durch die Charte Ludwigs XVIII. sich zu einer starken Parteimacht hatten organisiren können. Der Congreß zu Wien ächtete ihn u. Frankreich

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/293>, abgerufen am 23.11.2024.