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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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daß Napoleon I. Frankreich und Europa glücklich gemacht hätte, wenn er seine Ideen hätte ausführen können. Der abenteuerliche Versuch auf Boulogne (6. Aug. 1840) brachte ihn vor das Gericht des Pairshofs und in das Gefängniß zu Ham, wo er "Fragments historiques" 1841, "Analyse de la question du sucre" 1842 und 1844. "Etude sur l'extinction du pauperisme" (die Grundgedanken der letztern sind die Fellenbergischen Armenschulen u. Armencolonien), erschein en ließ. Am 5. Mai 1846 gelang N. die Flucht nach England und hier gab er 1847 eine Schrift über den Kanal von Nicaragua, 1848 eine über die Vergangenheit und Zukunft der Artillerie heraus. Am 28. Febr. 1848 erschien er zu Paris, nicht zur Freude der Republikaner, entfernte sich auf den Wunsch der provisorischen Regierung wieder, kam jedoch im Sept. 5mal gewählt in die Nationalversammlung, wo er bei seinem ersten Auftreten verhöhnt wurde. Als Candidat der Präsidentschaft der Republik erhielt er die bei weitem größere Majorität bei der Volksabstimmung und trat am 20. Dez. sein Amt an. Anfangs schien er sich besonders auf die ehemaligen parlamentarischen Nobilitäten zu stützen u. entfernte bloß die Republikaner von den höheren Stellen, veranstaltete die Expedition gegen die röm. Republik, wies die Hilfegesuche der deutschen u. italien. Revolutionäre ab und machte sich in Frankreich durch seine Gewandtheit und die Art, wie er sich über die Bedürfnisse des gemeinen Volks aussprach, mit jedem Tag populärer, während das Ansehen der Nationalversammlung von Tag zu Tag sank. Sein Vorhaben, sich durch diese eine Verlängerung seiner Amtsdauer decretiren zu lassen, mißlang; sie verwarf auch seinen Antrag zur Wiederherstellung des allgemeinen Stimmrechts und arbeitete daran, dem Prinzen Joinville die nächste Präsidentschaft zu verschaffen. Durch Louis N. wurde aber die Versammlung mit jedem Tage unpopulärer, was sie ihm durch ihre nutzlose, ehrgeizige, charakterlose Rednerei sehr erleichterte; er entfernte alle Generale u. höhere Beamte, die seinen Absichten ungünstig waren, umgab sich zuletzt mit einem rein bonapartistischen Ministerium u. sprengte am 2. Dezbr. 1851 die Nationalversammlung. Hierauf verkündete er die Grundzüge einer der Consularverfassung von 1799 nachgebildeten Verfassung, ließ sich durch die Volksabstimmung zum Präsidenten auf 10 Jahre ernennen, gab am 14. Januar 1852 die neue Verfassung, ließ sich am 21. und 22. Novbr. durch Volksabstimmung zum Kaiser wählen u. bestieg d. 1. Dez. als Napoleon III. den Thron. Seine Werbung um eine Prinzessin von monarchischem Blute mißlang und er heirathete den 30. Jan. 1853 Eugenie von Montijo (s. d.), bei welcher Gelegenheit er sein Anrecht auf den Thron dem der legitimen Herrscher schroff gegenüberstellte. Seitdem beherrschte er Frankreich mit einer Energie, die an Napoleon I. erinnert, gebrauchte Frankreichs erstaunliche finanzielle Kraft in einer Weise, die Schwindel erregt, gab dem Pariser Proletariat wohlfeileres Brod und Fleisch u. durch ungeheure Bauten Arbeit und Verdienst und griff endlich bei der Entwicklung der oriental. Krise mit solcher Entschiedenheit ein, daß Frankreich als der eigentliche Gegenpart Rußlands u. England N. III. fast untergeordnet erscheint; gleichzeitig hat er durch seine Allianz mit Sardinien u. die fortdauernde Occupation Roms sich eine breite Operationsbasis in Italien geschaffen.


Napoleond'or, das 1804-14 aus Gold geprägte französ. 20 Frankenstück.


Napoleoniden, die legitimen Mitglieder der bonapartischen Familie.


Napolitaine (-ähn), frz. ursprünglich glattes, ungewalktes Gewebe von Streichgarn, jetzt gedruckter, gestreifter oder carrirter Flanell.


Nappisten, seit Kapodistrias Bezeichnung der russ. Partei in Griechenland, soll von einem Narren in Napoli di Romania hergenommen sein.


Narbe (cicatrix), die nach der Heilung einer verwundeten Körperstelle zurückgebliebene sichtbare Substanzveränderung. Diese neugebildete Masse od. N.nsubstanz bildet sich durch Ausschwitzen gerinnbarer Lymphe aus den Capillargefäßen der Wundflächen, welche fest wird und sich organisirt, ist indeß stets

daß Napoleon I. Frankreich und Europa glücklich gemacht hätte, wenn er seine Ideen hätte ausführen können. Der abenteuerliche Versuch auf Boulogne (6. Aug. 1840) brachte ihn vor das Gericht des Pairshofs und in das Gefängniß zu Ham, wo er „Fragments historiques“ 1841, „Analyse de la question du sucre“ 1842 und 1844. „Etude sur lʼextinction du pauperisme“ (die Grundgedanken der letztern sind die Fellenbergischen Armenschulen u. Armencolonien), erschein en ließ. Am 5. Mai 1846 gelang N. die Flucht nach England und hier gab er 1847 eine Schrift über den Kanal von Nicaragua, 1848 eine über die Vergangenheit und Zukunft der Artillerie heraus. Am 28. Febr. 1848 erschien er zu Paris, nicht zur Freude der Republikaner, entfernte sich auf den Wunsch der provisorischen Regierung wieder, kam jedoch im Sept. 5mal gewählt in die Nationalversammlung, wo er bei seinem ersten Auftreten verhöhnt wurde. Als Candidat der Präsidentschaft der Republik erhielt er die bei weitem größere Majorität bei der Volksabstimmung und trat am 20. Dez. sein Amt an. Anfangs schien er sich besonders auf die ehemaligen parlamentarischen Nobilitäten zu stützen u. entfernte bloß die Republikaner von den höheren Stellen, veranstaltete die Expedition gegen die röm. Republik, wies die Hilfegesuche der deutschen u. italien. Revolutionäre ab und machte sich in Frankreich durch seine Gewandtheit und die Art, wie er sich über die Bedürfnisse des gemeinen Volks aussprach, mit jedem Tag populärer, während das Ansehen der Nationalversammlung von Tag zu Tag sank. Sein Vorhaben, sich durch diese eine Verlängerung seiner Amtsdauer decretiren zu lassen, mißlang; sie verwarf auch seinen Antrag zur Wiederherstellung des allgemeinen Stimmrechts und arbeitete daran, dem Prinzen Joinville die nächste Präsidentschaft zu verschaffen. Durch Louis N. wurde aber die Versammlung mit jedem Tage unpopulärer, was sie ihm durch ihre nutzlose, ehrgeizige, charakterlose Rednerei sehr erleichterte; er entfernte alle Generale u. höhere Beamte, die seinen Absichten ungünstig waren, umgab sich zuletzt mit einem rein bonapartistischen Ministerium u. sprengte am 2. Dezbr. 1851 die Nationalversammlung. Hierauf verkündete er die Grundzüge einer der Consularverfassung von 1799 nachgebildeten Verfassung, ließ sich durch die Volksabstimmung zum Präsidenten auf 10 Jahre ernennen, gab am 14. Januar 1852 die neue Verfassung, ließ sich am 21. und 22. Novbr. durch Volksabstimmung zum Kaiser wählen u. bestieg d. 1. Dez. als Napoleon III. den Thron. Seine Werbung um eine Prinzessin von monarchischem Blute mißlang und er heirathete den 30. Jan. 1853 Eugenie von Montijo (s. d.), bei welcher Gelegenheit er sein Anrecht auf den Thron dem der legitimen Herrscher schroff gegenüberstellte. Seitdem beherrschte er Frankreich mit einer Energie, die an Napoleon I. erinnert, gebrauchte Frankreichs erstaunliche finanzielle Kraft in einer Weise, die Schwindel erregt, gab dem Pariser Proletariat wohlfeileres Brod und Fleisch u. durch ungeheure Bauten Arbeit und Verdienst und griff endlich bei der Entwicklung der oriental. Krise mit solcher Entschiedenheit ein, daß Frankreich als der eigentliche Gegenpart Rußlands u. England N. III. fast untergeordnet erscheint; gleichzeitig hat er durch seine Allianz mit Sardinien u. die fortdauernde Occupation Roms sich eine breite Operationsbasis in Italien geschaffen.


Napoleond'or, das 1804–14 aus Gold geprägte französ. 20 Frankenstück.


Napoleoniden, die legitimen Mitglieder der bonapartischen Familie.


Napolitaine (–ähn), frz. ursprünglich glattes, ungewalktes Gewebe von Streichgarn, jetzt gedruckter, gestreifter oder carrirter Flanell.


Nappisten, seit Kapodistrias Bezeichnung der russ. Partei in Griechenland, soll von einem Narren in Napoli di Romania hergenommen sein.


Narbe (cicatrix), die nach der Heilung einer verwundeten Körperstelle zurückgebliebene sichtbare Substanzveränderung. Diese neugebildete Masse od. N.nsubstanz bildet sich durch Ausschwitzen gerinnbarer Lymphe aus den Capillargefäßen der Wundflächen, welche fest wird und sich organisirt, ist indeß stets

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[294/0295] daß Napoleon I. Frankreich und Europa glücklich gemacht hätte, wenn er seine Ideen hätte ausführen können. Der abenteuerliche Versuch auf Boulogne (6. Aug. 1840) brachte ihn vor das Gericht des Pairshofs und in das Gefängniß zu Ham, wo er „Fragments historiques“ 1841, „Analyse de la question du sucre“ 1842 und 1844. „Etude sur lʼextinction du pauperisme“ (die Grundgedanken der letztern sind die Fellenbergischen Armenschulen u. Armencolonien), erschein en ließ. Am 5. Mai 1846 gelang N. die Flucht nach England und hier gab er 1847 eine Schrift über den Kanal von Nicaragua, 1848 eine über die Vergangenheit und Zukunft der Artillerie heraus. Am 28. Febr. 1848 erschien er zu Paris, nicht zur Freude der Republikaner, entfernte sich auf den Wunsch der provisorischen Regierung wieder, kam jedoch im Sept. 5mal gewählt in die Nationalversammlung, wo er bei seinem ersten Auftreten verhöhnt wurde. Als Candidat der Präsidentschaft der Republik erhielt er die bei weitem größere Majorität bei der Volksabstimmung und trat am 20. Dez. sein Amt an. Anfangs schien er sich besonders auf die ehemaligen parlamentarischen Nobilitäten zu stützen u. entfernte bloß die Republikaner von den höheren Stellen, veranstaltete die Expedition gegen die röm. Republik, wies die Hilfegesuche der deutschen u. italien. Revolutionäre ab und machte sich in Frankreich durch seine Gewandtheit und die Art, wie er sich über die Bedürfnisse des gemeinen Volks aussprach, mit jedem Tag populärer, während das Ansehen der Nationalversammlung von Tag zu Tag sank. Sein Vorhaben, sich durch diese eine Verlängerung seiner Amtsdauer decretiren zu lassen, mißlang; sie verwarf auch seinen Antrag zur Wiederherstellung des allgemeinen Stimmrechts und arbeitete daran, dem Prinzen Joinville die nächste Präsidentschaft zu verschaffen. Durch Louis N. wurde aber die Versammlung mit jedem Tage unpopulärer, was sie ihm durch ihre nutzlose, ehrgeizige, charakterlose Rednerei sehr erleichterte; er entfernte alle Generale u. höhere Beamte, die seinen Absichten ungünstig waren, umgab sich zuletzt mit einem rein bonapartistischen Ministerium u. sprengte am 2. Dezbr. 1851 die Nationalversammlung. Hierauf verkündete er die Grundzüge einer der Consularverfassung von 1799 nachgebildeten Verfassung, ließ sich durch die Volksabstimmung zum Präsidenten auf 10 Jahre ernennen, gab am 14. Januar 1852 die neue Verfassung, ließ sich am 21. und 22. Novbr. durch Volksabstimmung zum Kaiser wählen u. bestieg d. 1. Dez. als Napoleon III. den Thron. Seine Werbung um eine Prinzessin von monarchischem Blute mißlang und er heirathete den 30. Jan. 1853 Eugenie von Montijo (s. d.), bei welcher Gelegenheit er sein Anrecht auf den Thron dem der legitimen Herrscher schroff gegenüberstellte. Seitdem beherrschte er Frankreich mit einer Energie, die an Napoleon I. erinnert, gebrauchte Frankreichs erstaunliche finanzielle Kraft in einer Weise, die Schwindel erregt, gab dem Pariser Proletariat wohlfeileres Brod und Fleisch u. durch ungeheure Bauten Arbeit und Verdienst und griff endlich bei der Entwicklung der oriental. Krise mit solcher Entschiedenheit ein, daß Frankreich als der eigentliche Gegenpart Rußlands u. England N. III. fast untergeordnet erscheint; gleichzeitig hat er durch seine Allianz mit Sardinien u. die fortdauernde Occupation Roms sich eine breite Operationsbasis in Italien geschaffen. Napoleond'or, das 1804–14 aus Gold geprägte französ. 20 Frankenstück. Napoleoniden, die legitimen Mitglieder der bonapartischen Familie. Napolitaine (–ähn), frz. ursprünglich glattes, ungewalktes Gewebe von Streichgarn, jetzt gedruckter, gestreifter oder carrirter Flanell. Nappisten, seit Kapodistrias Bezeichnung der russ. Partei in Griechenland, soll von einem Narren in Napoli di Romania hergenommen sein. Narbe (cicatrix), die nach der Heilung einer verwundeten Körperstelle zurückgebliebene sichtbare Substanzveränderung. Diese neugebildete Masse od. N.nsubstanz bildet sich durch Ausschwitzen gerinnbarer Lymphe aus den Capillargefäßen der Wundflächen, welche fest wird und sich organisirt, ist indeß stets

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/295>, abgerufen am 23.11.2024.