giebt die nach HerrnKlug's Angaben um Berlin lebenden Gesammtzahl der Insecten, die 5000 Arten beträgt, dagegen die Anzahl der Pflanzen nur 2000, also auf jede Pflanze 2-3 Insecten. Es läßt sich hieraus folgen daß zu 60,000 Pflanzen, 120,000 Arten Insecten gehören. Diese Statistik kann mit ziemlicher Genauigkeit nur bis zu den Insecten herabgehen, da die noch niedern Thierklassen bis jetzt zu wenig gekannt sind, und wahr- scheinlich 1/8 des Ganzen ausmachen.
Die Verbreitung der Thiere erkennen wir in den Graden der Lebensfälle, die sich in der Zahl der Individuen characterisirt, und in der Mannigfaltigkeit der Natur überhaupt ausspricht. So sehen wir auch beiden Thieren, wie die Mannigfaltigkeit von den Polen bis zu den Tropen hin zunimmt. Doch geringer ist diese da, wo weite Ebenen wie in Amerika, von großen Flüssen durch- schnitten werden, weil sie der Verbreitung oft Grenzen setzen. Auffallend groß ist dagegen ihre Zahl da, wo die Landschaften durch Gebirge am meisten characterisirt sind, wie im westlichen Theile von Amerika und am Hima- laigebirge. Es ist ein Vorurtheil wenn man glaubt, daß die Organisation in Amerika niedriger stehe als [in] der alten Welt, denn im Gegentheil treten die
giebt die nach HerrnKlug’s Angaben um Berlin lebenden Geſammtzahl der Inſecten, die 5000 Arten beträgt, dagegen die Anzahl der Pflanzen nur 2000, alſo auf jede Pflanze 2–3 Inſecten. Es läßt ſich hieraus folgen daß zu 60,000 Pflanzen, 120,000 Arten Inſecten gehören. Dieſe Statiſtik kann mit ziemlicher Genauigkeit nur bis zu den Inſecten herabgehen, da die noch niedern Thierklaſſen bis jetzt zu wenig gekannt ſind, und wahr- ſcheinlich ⅛ des Ganzen ausmachen.
Die Verbreitung der Thiere erkennen wir in den Graden der Lebensfälle, die ſich in der Zahl der Individuen characteriſirt, und in der Mannigfaltigkeit der Natur überhaupt ausſpricht. So ſehen wir auch beiden Thieren, wie die Mannigfaltigkeit von den Polen bis zu den Tropen hin zunimmt. Doch geringer iſt dieſe da, wo weite Ebenen wie in Amerika, von großen Flüſſen durch- ſchnitten werden, weil ſie der Verbreitung oft Grenzen ſetzen. Auffallend groß iſt dagegen ihre Zahl da, wo die Landſchaften durch Gebirge am meiſten characteriſirt ſind, wie im weſtlichen Theile von Amerika und am Hima- laigebirge. Es iſt ein Vorurtheil wenn man glaubt, daß die Organiſation in Amerika niedriger ſtehe als [in] der alten Welt, denn im Gegentheil treten die
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Geſammtzahl der Inſecten, die 5000 Arten beträgt,
dagegen die Anzahl der Pflanzen nur 2000, alſo auf
jede Pflanze 2–3 Inſecten. Es läßt ſich hieraus folgen
daß zu 60,000 Pflanzen, 120,000 Arten Inſecten
gehören. Dieſe Statiſtik kann mit ziemlicher Genauigkeit
nur bis zu den Inſecten herabgehen, da die noch niedern
Thierklaſſen bis jetzt zu wenig gekannt ſind, und wahr-
ſcheinlich ⅛ des Ganzen ausmachen.
Die Verbreitung der Thiere erkennen wir in den
Graden der Lebensfälle, die ſich in der Zahl der Individuen
characteriſirt, und in der Mannigfaltigkeit der Natur
überhaupt ausſpricht. So ſehen wir auch beiden Thieren,
wie die Mannigfaltigkeit von den Polen bis zu den
Tropen hin zunimmt. Doch geringer iſt dieſe da, wo
weite Ebenen wie in Amerika, von großen Flüſſen durch-
ſchnitten werden, weil ſie der Verbreitung oft Grenzen
ſetzen. Auffallend groß iſt dagegen ihre Zahl da, wo
die Landſchaften durch Gebirge am meiſten characteriſirt
ſind, wie im weſtlichen Theile von Amerika und am Hima-
laigebirge. Es iſt ein Vorurtheil wenn man glaubt,
daß die Organiſation in Amerika niedriger ſtehe als
in der alten Welt, denn im Gegentheil treten die
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 547.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/553>, abgerufen am 23.11.2024.
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