beträgt er nach Lishon und Garrot die mit Duperet reisten 65°. Herr Sömmering hat keinen Affen gefunden, der einen Gesichtswinkel über 58° gehabt hätte, und nur kaum erreichen sie diesen; selbst beim Champanca hat er nur 50°; und wenn man von Orangutang sagt, daß er 65° habe, so ist dies eine Unwahrheit.
Das Verhältniß des Gehirns zu den Nerven nimmt nach Mickel in Halle bei den Negern ab, wo das 5te Paar der Nerven stärker ist, als bei andern Menschenracen. Diejenigen welche sich freuen, wozu ich aber nicht gehöre, daß die Neger vor den Weissen etwas Thierisches haben, suchen hierin einen Beweisgrund, und wenn gleich eine solche Annahme albern ist, so scheinen sie sich doch mehr dem thierischen Character zu nähern.? - Noch einige weniger wichtige Verschiedenheiten des Menschen, liegen in der mehr ausge- drückten Existenz des Kinns, einer regelmäßigen Anwesen- heit des Hirnsandes, den aber auch die Hirsche besitzen, eine schiefe Lage des Herzens, mit der Spitze nach unten, und in den mehr entwickelten größern Nase. Die Simia rostrata hat aber ebenfalls eine sehr entwickelte Nase. Herr de la Metri, Herausgeber des Journal de physique sagt scherz- hafterweise, daß wenn die Affen sich wie wir aus schnaubten,
beträgt er nach Lishon und Garrot die mit Duperet reiſten 65°. Herr Sömmering hat keinen Affen gefunden, der einen Geſichtswinkel über 58° gehabt hätte, und nur kaum erreichen ſie dieſen; ſelbſt beim Champanca hat er nur 50°; und wenn man von Orangutang ſagt, daß er 65° habe, ſo iſt dies eine Unwahrheit.
Das Verhältniß des Gehirns zu den Nerven nimmt nach Mickel in Halle bei den Negern ab, wo das 5te Paar der Nerven ſtärker iſt, als bei andern Menſchenracen. Diejenigen welche ſich freuen, wozu ich aber nicht gehöre, daß die Neger vor den Weiſſen etwas Thieriſches haben, ſuchen hierin einen Beweisgrund, und wenn gleich eine ſolche Annahme albern iſt, ſo ſcheinen ſie ſich doch mehr dem thieriſchen Character zu nähern.? – Noch einige weniger wichtige Verſchiedenheiten des Menſchen, liegen in der mehr ausge- drückten Exiſtenz des Kinns, einer regelmäßigen Anweſen- heit des Hirnſandes, den aber auch die Hirſche beſitzen, eine ſchiefe Lage des Herzens, mit der Spitze nach unten, und in den mehr entwickelten größern Naſe. Die Simia roſtrata hat aber ebenfalls eine ſehr entwickelte Naſe. Herr de la Metri, Herausgeber des Journal de phyſique ſagt ſcherz- hafterweiſe, daß wenn die Affen ſich wie wir aus ſchnaubten,
<TEI><text><body><divtype="session"n="60"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0573"n="567."/>
beträgt er nach <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117669962 http://d-nb.info/gnd/117669962">Lishon</persName></hi> und <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="https://viaf.org/viaf/17612241">Garrot</persName></hi> die mit <hirendition="#aq"><persNameresp="’sB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117663476 http://d-nb.info/gnd/117663476">Duperet</persName></hi> reiſten<lb/>
65°. Herr <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118805193 http://d-nb.info/gnd/118805193">Sömmering</persName></hi> hat keinen Affen gefunden, der einen<lb/>
Geſichtswinkel über 58° gehabt hätte, und nur kaum erreichen<lb/>ſie dieſen; ſelbſt beim Champanca hat er nur 50°; und<lb/>
wenn man von Orangutang ſagt, daß er 65° habe, ſo iſt<lb/>
dies eine Unwahrheit.</p><lb/><p>Das Verhältniß des Gehirns zu den Nerven nimmt<lb/>
nach <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116988703 http://d-nb.info/gnd/116988703">Mickel</persName></hi> in Halle bei den Negern ab, wo das 5<hirendition="#sup #uu">te</hi><lb/>
Paar der Nerven ſtärker iſt, als bei andern Menſchenracen.<lb/>
Diejenigen welche ſich freuen, wozu ich aber nicht gehöre,<lb/>
daß die Neger vor den Weiſſen etwas Thieriſches haben,<lb/>ſuchen hierin einen Beweisgrund, und wenn gleich eine ſolche<lb/>
Annahme albern iſt, ſo ſcheinen ſie ſich doch mehr dem thieriſchen<lb/>
Character zu nähern.<metamark>?</metamark>– Noch einige weniger wichtige<lb/>
Verſchiedenheiten des Menſchen, liegen in der mehr ausge-<lb/>
drückten Exiſtenz des Kinns, einer regelmäßigen Anweſen-<lb/>
heit des Hirnſandes, den aber auch die Hirſche beſitzen, eine<lb/>ſchiefe Lage des Herzens, mit der Spitze nach unten, und in den<lb/>
mehr entwickelten größern Naſe. Die <hirendition="#aq">Simia roſtrata</hi><lb/>
hat aber ebenfalls eine ſehr entwickelte Naſe. Herr<lb/><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118726102 http://d-nb.info/gnd/118726102">de la Metri</persName>,</hi> Herausgeber des <hirendition="#aq">Journal de phyſique</hi>ſagt ſcherz-<lb/>
hafterweiſe, daß wenn die Affen ſich wie wir aus ſchnaubten,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[567./0573]
beträgt er nach Lishon und Garrot die mit Duperet reiſten
65°. Herr Sömmering hat keinen Affen gefunden, der einen
Geſichtswinkel über 58° gehabt hätte, und nur kaum erreichen
ſie dieſen; ſelbſt beim Champanca hat er nur 50°; und
wenn man von Orangutang ſagt, daß er 65° habe, ſo iſt
dies eine Unwahrheit.
Das Verhältniß des Gehirns zu den Nerven nimmt
nach Mickel in Halle bei den Negern ab, wo das 5te
Paar der Nerven ſtärker iſt, als bei andern Menſchenracen.
Diejenigen welche ſich freuen, wozu ich aber nicht gehöre,
daß die Neger vor den Weiſſen etwas Thieriſches haben,
ſuchen hierin einen Beweisgrund, und wenn gleich eine ſolche
Annahme albern iſt, ſo ſcheinen ſie ſich doch mehr dem thieriſchen
Character zu nähern.? – Noch einige weniger wichtige
Verſchiedenheiten des Menſchen, liegen in der mehr ausge-
drückten Exiſtenz des Kinns, einer regelmäßigen Anweſen-
heit des Hirnſandes, den aber auch die Hirſche beſitzen, eine
ſchiefe Lage des Herzens, mit der Spitze nach unten, und in den
mehr entwickelten größern Naſe. Die Simia roſtrata
hat aber ebenfalls eine ſehr entwickelte Naſe. Herr
de la Metri, Herausgeber des Journal de phyſique ſagt ſcherz-
hafterweiſe, daß wenn die Affen ſich wie wir aus ſchnaubten,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 567.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/573>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.