des Klimas und der Lebensweise die Menschenbildungen so verschieden gestaltete, wie wir sie gegenwärtig sehen; oder es haben sich mehrere Urtypen über den Erdball verbreitet.
Im ersten Falle haben Pallas und PritschaVgl. Prichard, James Cowles: Researches into the physical History of Mankind. 2 Bde. 2. Aufl. Arch, London 1826. Online verfügbar: Band 1, MDZ München, abgerufen am 26.02.2016, Band 2, MDZ München, abgerufen am 26.02.2016. angenommen, daß die schwarze Farbe und deren Formen die Urstämme ge- wesen sind, von welchen die Mongolen als Unterabtheilung durch Zeit und Klima weiß geworden wären, durch die Beobachtung, daß die dunkele Farbe der Thiere allmählig zur hellern übergeht, wurden sie hierzu verleitet, was aber wenig Beifall findet. - Herr Denham hat bei seiner Zurückkunft versichert, daß seine weiße Farbe und lange Nase in Borneo und Mursuk bei den Negern Uebelkeiten erregte, die besonders auffallend bei den Frauen hervortreten, die nicht allein vor ihm ausspuckten, sondern sogar in Ohnmacht fielen. -
Ideen von Schönheit und Häßlichkeit hängen von na- tionellen Vorurtheilen ab, jede Nation sucht die Schönheit in ihren eigenen Individualitäten. Es giebt aber allgemeine Begriffe von Schönheit der Formen und Anmuth der Züge, die aber nur zum völligen Ebenmaß, durch den Ausdruck der
des Klimas und der Lebensweiſe die Menſchenbildungen ſo verſchieden geſtaltete, wie wir ſie gegenwärtig ſehen; oder es haben ſich mehrere Urtypen über den Erdball verbreitet.
Im erſten Falle haben Pallas und PritſchaVgl. Prichard, James Cowles: Researches into the physical History of Mankind. 2 Bde. 2. Aufl. Arch, London 1826. Online verfügbar: Band 1, MDZ München, abgerufen am 26.02.2016, Band 2, MDZ München, abgerufen am 26.02.2016. angenommen, daß die ſchwarze Farbe und deren Formen die Urſtämme ge- weſen ſind, von welchen die Mongolen als Unterabtheilung durch Zeit und Klima weiß geworden wären, durch die Beobachtung, daß die dunkele Farbe der Thiere allmählig zur hellern übergeht, wurden ſie hierzu verleitet, was aber wenig Beifall findet. – Herr Denham hat bei ſeiner Zurückkunft verſichert, daß ſeine weiße Farbe und lange Naſe in Borneo und Murſuk bei den Negern Uebelkeiten erregte, die beſonders auffallend bei den Frauen hervortreten, die nicht allein vor ihm ausſpuckten, ſondern ſogar in Ohnmacht fielen. –
Ideen von Schönheit und Häßlichkeit hängen von na- tionellen Vorurtheilen ab, jede Nation ſucht die Schönheit in ihren eigenen Individualitäten. Es giebt aber allgemeine Begriffe von Schönheit der Formen und Anmuth der Züge, die aber nur zum völligen Ebenmaß, durch den Ausdruck der
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[574./0580]
des Klimas und der Lebensweiſe die Menſchenbildungen
ſo verſchieden geſtaltete, wie wir ſie gegenwärtig ſehen;
oder es haben ſich mehrere Urtypen über den Erdball
verbreitet.
Im erſten Falle haben Pallas und Pritſcha angenommen,
daß die ſchwarze Farbe und deren Formen die Urſtämme ge-
weſen ſind, von welchen die Mongolen als Unterabtheilung
durch Zeit und Klima weiß geworden wären, durch die
Beobachtung, daß die dunkele Farbe der Thiere allmählig
zur hellern übergeht, wurden ſie hierzu verleitet, was
aber wenig Beifall findet. – Herr Denham hat
bei ſeiner Zurückkunft verſichert, daß ſeine weiße Farbe
und lange Naſe in Borneo und Murſuk bei den Negern
Uebelkeiten erregte, die beſonders auffallend bei den
Frauen hervortreten, die nicht allein vor ihm ausſpuckten,
ſondern ſogar in Ohnmacht fielen. –
Ideen von Schönheit und Häßlichkeit hängen von na-
tionellen Vorurtheilen ab, jede Nation ſucht die Schönheit
in ihren eigenen Individualitäten. Es giebt aber allgemeine
Begriffe von Schönheit der Formen und Anmuth der Züge,
die aber nur zum völligen Ebenmaß, durch den Ausdruck der
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 574.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/580>, abgerufen am 23.11.2024.
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