Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

wir die Slaven und Celten unterscheiden, so ist es noth-
wendig vom äußersten Westen anzufangen, als die ersten
Völker welche von Asien auswanderten würden zuerst die
Basken kommen, mit ihnen die Iberien, waren die Celten grenzten,
woher der Name Celtibarer wahrscheinlich entstand. Darauf
folgten germanische Stämme, denn die Finnen oder italiänische
Stämme, wozu der ungarische oder magiarische Stamme gehört
hat, und wahrscheinlich mit Türken vermischt. In Italien
ist ausser den europäischen Stämmen ein altes Gemisch
von Helenen und Etruskier gekommen, aber es ist immer
schwierig diejenigen zu bestimmen, welche sich auf die Ur-
völker Italiens beziehen. Die Geschichte Westpreussen's
von Voigt lehrt, daß die Einwanderungen erst in spätern
Zeiten statt fanden, und mehr von Süden herkamen. Zu
dem heimischen, oder auch der uralische Stamm genannt, da man
gern die Menschenstämme auf die Gebirge zurückführt, gehören
auch die Hunnen, welche keine glänzende Idee von sich
verbreiteten. Dionysius Perigeta erwähnt ihrer zuerst,
und ein anderer Schriftsteller dieser Zeit sagt, daß sie Augen hatten
wie kleine Punkte. Der Bischoff von Clermont gab im
6ten Jahrhundert von ihnen in der Sidonia von Apollonia eben-
falls eine lächerliche Beschreibung, indem er sagt, daß sie
rohe Völker wären, die keine Augen hätten; Europa wäre

wir die Slaven und Celten unterſcheiden, ſo iſt es noth-
wendig vom äußerſten Weſten anzufangen, als die erſten
Völker welche von Aſien auswanderten würden zuerſt die
Basken kommen, mit ihnen die Iberien, waren die Celten grenzten,
woher der Name Celtibarer wahrſcheinlich entſtand. Darauf
folgten germaniſche Stämme, denn die Finnen oder italiäniſche
Stämme, wozu der ungariſche oder magiariſche Stamme gehört
hat, und wahrſcheinlich mit Türken vermiſcht. In Italien
iſt auſſer den europäiſchen Stämmen ein altes Gemiſch
von Helenen und Etruskier gekommen, aber es iſt immer
ſchwierig diejenigen zu beſtimmen, welche ſich auf die Ur-
völker Italiens beziehen. Die Geſchichte Weſtpreuſſen’s
von Voigt lehrt, daß die Einwanderungen erſt in ſpätern
Zeiten ſtatt fanden, und mehr von Süden herkamen. Zu
dem heimiſchen, oder auch der uraliſche Stamm genannt, da man
gern die Menſchenſtämme auf die Gebirge zurückführt, gehören
auch die Hunnen, welche keine glänzende Idee von ſich
verbreiteten. Dionyſius Perigeta erwähnt ihrer zuerſt,
und ein anderer Schriftſteller dieſer Zeit ſagt, daß ſie Augen hatten
wie kleine Punkte. Der Biſchoff von Clermont gab im
6ten Jahrhundert von ihnen in der Sidonia von Apollonia eben-
falls eine lächerliche Beſchreibung, indem er ſagt, daß ſie
rohe Völker wären, die keine Augen hätten; Europa wäre

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="61">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0591" n="585."/>
wir die Slaven und Celten unter&#x017F;cheiden, &#x017F;o i&#x017F;t es noth-<lb/>
wendig vom äußer&#x017F;ten We&#x017F;ten anzufangen, als die er&#x017F;ten<lb/>
Völker welche von A&#x017F;ien auswanderten würden zuer&#x017F;t die<lb/>
Basken kommen, mit ihnen die Iberien, waren die Celten grenzten,<lb/>
woher der Name Celtibarer wahr&#x017F;cheinlich ent&#x017F;tand. Darauf<lb/>
folgten germani&#x017F;che Stämme, denn die Finnen oder italiäni&#x017F;che<lb/>
Stämme, wozu der ungari&#x017F;che oder magiari&#x017F;che Stamme gehört<lb/>
hat, und wahr&#x017F;cheinlich mit Türken vermi&#x017F;cht. In Italien<lb/>
i&#x017F;t au&#x017F;&#x017F;er den europäi&#x017F;chen Stämmen ein altes Gemi&#x017F;ch<lb/>
von Helenen und Etruskier gekommen, aber es i&#x017F;t immer<lb/>
&#x017F;chwierig diejenigen zu be&#x017F;timmen, welche &#x017F;ich auf die Ur-<lb/>
völker Italiens beziehen. Die Ge&#x017F;chichte We&#x017F;tpreu&#x017F;&#x017F;en&#x2019;s<lb/>
von <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117472387 http://d-nb.info/gnd/117472387">Voigt</persName></hi> lehrt, daß die Einwanderungen er&#x017F;t in &#x017F;pätern<lb/>
Zeiten &#x017F;tatt fanden, und mehr von Süden herkamen. Zu<lb/>
dem heimi&#x017F;chen, oder auch der urali&#x017F;che Stamm genannt, da man<lb/>
gern die Men&#x017F;chen&#x017F;tämme auf die Gebirge zurückführt, gehören<lb/>
auch die Hunnen, welche keine glänzende Idee von &#x017F;ich<lb/>
verbreiteten. <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118679686 http://d-nb.info/gnd/118679686">Diony&#x017F;ius Perigeta</persName></hi> erwähnt ihrer zuer&#x017F;t,<lb/>
und ein anderer Schrift&#x017F;teller die&#x017F;er Zeit &#x017F;agt, daß &#x017F;ie Augen hatten<lb/>
wie kleine Punkte. Der Bi&#x017F;choff von Clermont gab im<lb/>
6<choice><orig><hi rendition="#sup #uu">t&#xFFFC;</hi></orig><reg resp="#BF"><hi rendition="#sup #uu">ten</hi></reg></choice> Jahrhundert von ihnen in der <hi rendition="#aq">Sidonia</hi> von <hi rendition="#aq">Apollonia</hi> eben-<lb/>
falls eine lächerliche Be&#x017F;chreibung, indem er &#x017F;agt, daß &#x017F;ie<lb/>
rohe Völker wären, die keine Augen hätten; Europa wäre<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[585./0591] wir die Slaven und Celten unterſcheiden, ſo iſt es noth- wendig vom äußerſten Weſten anzufangen, als die erſten Völker welche von Aſien auswanderten würden zuerſt die Basken kommen, mit ihnen die Iberien, waren die Celten grenzten, woher der Name Celtibarer wahrſcheinlich entſtand. Darauf folgten germaniſche Stämme, denn die Finnen oder italiäniſche Stämme, wozu der ungariſche oder magiariſche Stamme gehört hat, und wahrſcheinlich mit Türken vermiſcht. In Italien iſt auſſer den europäiſchen Stämmen ein altes Gemiſch von Helenen und Etruskier gekommen, aber es iſt immer ſchwierig diejenigen zu beſtimmen, welche ſich auf die Ur- völker Italiens beziehen. Die Geſchichte Weſtpreuſſen’s von Voigt lehrt, daß die Einwanderungen erſt in ſpätern Zeiten ſtatt fanden, und mehr von Süden herkamen. Zu dem heimiſchen, oder auch der uraliſche Stamm genannt, da man gern die Menſchenſtämme auf die Gebirge zurückführt, gehören auch die Hunnen, welche keine glänzende Idee von ſich verbreiteten. Dionyſius Perigeta erwähnt ihrer zuerſt, und ein anderer Schriftſteller dieſer Zeit ſagt, daß ſie Augen hatten wie kleine Punkte. Der Biſchoff von Clermont gab im 6t Jahrhundert von ihnen in der Sidonia von Apollonia eben- falls eine lächerliche Beſchreibung, indem er ſagt, daß ſie rohe Völker wären, die keine Augen hätten; Europa wäre

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/591
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 585.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/591>, abgerufen am 23.11.2024.