Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 13. Prag, 1834.Panorama des Universums. [Beginn Spaltensatz]
mit Voltaire, welchen er ausnehmend schätzte.Hier hatte Friedrich die 6 glücklichsten Jahre sei- nes Lebens hingebracht, und mehrere Schriften, unter andern seinen " Anti-Macchiavell " vollendet, als der Tod seines Vaters ihn aus der glücklichen Ruhe riß, die er zu Rheinsberg genoß. FriedrichII. bestieg den Thron, und schien Der Raum dieser Blätter erlaubt uns nicht, Eine unheilbare Wassersucht beförderte den Tod Jeden Augenblick, welchen Friedrich die Sorge Er stellte die Berliner Akademie der Wissen- Zahllose Schmähschriften wurden über ihn ge- Die Hinrichtung seines Freundes Katt hatte Friedrich war von mittlerem Wuchse, ging Der Thee. Die Handelsgeschichte bietet vielleicht kein ähn- Panorama des Universums. [Beginn Spaltensatz]
mit Voltaire, welchen er ausnehmend schätzte.Hier hatte Friedrich die 6 glücklichsten Jahre sei- nes Lebens hingebracht, und mehrere Schriften, unter andern seinen „ Anti-Macchiavell “ vollendet, als der Tod seines Vaters ihn aus der glücklichen Ruhe riß, die er zu Rheinsberg genoß. FriedrichII. bestieg den Thron, und schien Der Raum dieser Blätter erlaubt uns nicht, Eine unheilbare Wassersucht beförderte den Tod Jeden Augenblick, welchen Friedrich die Sorge Er stellte die Berliner Akademie der Wissen- Zahllose Schmähschriften wurden über ihn ge- Die Hinrichtung seines Freundes Katt hatte Friedrich war von mittlerem Wuchse, ging Der Thee. Die Handelsgeschichte bietet vielleicht kein ähn- <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0006" n="102"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi></fw><cb type="start"/> mit <hi rendition="#g">Voltaire,</hi> welchen er ausnehmend schätzte.<lb/> Hier hatte <hi rendition="#g">Friedrich</hi> die 6 glücklichsten Jahre sei-<lb/> nes Lebens hingebracht, und mehrere Schriften, unter<lb/> andern seinen „ <hi rendition="#aq">Anti-Macchiavell</hi> “ vollendet, als der<lb/> Tod seines Vaters ihn aus der glücklichen Ruhe riß,<lb/> die er zu <hi rendition="#g">Rheinsberg</hi> genoß.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Friedrich</hi><hi rendition="#aq">II</hi>. bestieg den Thron, und schien<lb/> plötzlich ganz umgewandelt. Er beschäftigte sich un-<lb/> ausgesetzt mit der Verwaltung seines Reiches, mit<lb/> den Finanzen und der Armee. 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April 1741 lieferte<lb/> er seine erste Schlacht bei <hi rendition="#g">Molwitz,</hi> und verdankte<lb/> dem Muthe seines Fußvolkes den Sieg, obschon er<lb/> zu einer Zeit, wo er der tapferste Soldat seines<lb/> Heeres geworden, und in die Reihe der ersten Feld-<lb/> herren aller Zeiten eingetreten war, offen gestand, er<lb/> habe in jener Schlacht Furcht empfunden.</p><lb/> <p>Der Raum dieser Blätter erlaubt uns nicht,<lb/> eine Geschichte seiner Feldzüge, eine Entwicklung der<lb/> königlichen Thaten zu liefern, durch welche er Preu-<lb/> ßens Größe gegründet hat; wir müssen uns begnü-<lb/> gen zu erwähnen, daß er während seiner mehr als<lb/> 46jährigen ruhmvollen Regierung immer im höchsten<lb/> Sinne des Wortes der Mann des Volkes war. 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Panorama des Universums.
mit Voltaire, welchen er ausnehmend schätzte.
Hier hatte Friedrich die 6 glücklichsten Jahre sei-
nes Lebens hingebracht, und mehrere Schriften, unter
andern seinen „ Anti-Macchiavell “ vollendet, als der
Tod seines Vaters ihn aus der glücklichen Ruhe riß,
die er zu Rheinsberg genoß.
FriedrichII. bestieg den Thron, und schien
plötzlich ganz umgewandelt. Er beschäftigte sich un-
ausgesetzt mit der Verwaltung seines Reiches, mit
den Finanzen und der Armee. Er fand den Schatz
Friedrich Wilhelms reich begabt, und säumte
nicht, seine Truppenzahl zu vergrößern. Es war
nun leicht vorauszusehen, daß er im Sinne hatte,
als Eroberer aufzutreten, so viel er auch gegen den
Ehrgeiz in seinem Briefwechsel mit den französischen
Gelehrten geeifert hatte. Er gab die Losung zum
Kriege durch die Wegnahme eines Theils von Schle-
sien, auf welchen Preußen seit langer Zeit ein Recht
zu haben behauptete. Am 10. April 1741 lieferte
er seine erste Schlacht bei Molwitz, und verdankte
dem Muthe seines Fußvolkes den Sieg, obschon er
zu einer Zeit, wo er der tapferste Soldat seines
Heeres geworden, und in die Reihe der ersten Feld-
herren aller Zeiten eingetreten war, offen gestand, er
habe in jener Schlacht Furcht empfunden.
Der Raum dieser Blätter erlaubt uns nicht,
eine Geschichte seiner Feldzüge, eine Entwicklung der
königlichen Thaten zu liefern, durch welche er Preu-
ßens Größe gegründet hat; wir müssen uns begnü-
gen zu erwähnen, daß er während seiner mehr als
46jährigen ruhmvollen Regierung immer im höchsten
Sinne des Wortes der Mann des Volkes war. Er
lebte ganz eigentlich in Mitten seines Volks; Jeder
seines Volkes rühmte sich seiner und trat ihn an,
denn er fand nirgend Schranken zwischen dem Vater
und den Söhnen des Vaterlandes.
Eine unheilbare Wassersucht beförderte den Tod
des großen Königs. Er starb zu Sans=Souci
am 17. August 1786 im 75. Lebens= und im 47. Re-
gierungsjahre, und hinterließ seinem Neffen, Fried-
rich Wilhelm II. ein um 1325 Quadratmeilen
vermehrtes Reich, einen Schatz von mehr als
70,000,000, ein Heer von 200,000 Mann, einen
Credit bei allen europäischen Mächten, und einen
durch Bevölkerung, Gewerbfleiß, Wohlstand und wis-
senschaftliche Bildung kräftig emporgehobenen Staat.
Friedrichs thatenvolles Leben hatte seine Zeitge-
nossen mit so hoher Achtung erfüllt, daß sie den
Beinamen des Großen zu gering für ihn hielten;
sie nannten ihn den Einzigen.
Jeden Augenblick, welchen Friedrich die Sorge
für den Staat übrig ließ, weihte er der Kunst und
Philofophie. Ohne Prunk, ohne Leibgarden sah man
ihn in seinem Pallast von Sans=Souci zurück gezogen,
wo er für Jeden zugänglich und leutselig war, den
Neugierde oder Bewunderung in seine Nähe führte.
Des Abends versammelte er in seinem Gesellschafts-
kreise immer eine Zahl von Männern, die sich durch
Geist und Kenntnisse auszeichneten, und ließ der Un-
terhaltung ganz freien Lauf. Die Philosophen gingen
in ihren Ansichten oft etwas zu weit, und als eines
Abends in dem Salon Friedrichs II. einige
Grundsätze ausgesprochen wurden, die nicht im Ein-
klange mit der Ehrfurcht waren, die man dem Mo-
narchen schuldig ist, unterbrach er den Sprecher mit
den Worten: „Still mein Herr! da kommt der König.“
Er stellte die Berliner Akademie der Wissen-
schaften wieder her, die unter Leibnitz's Einfluß
gegründet worden war; aber diese Wiederherstellung
hob durch die sonderbare Anordnung, ihre Verhand-
lungen ganz auf die französische Sprache zu beschrän-
ken, zugleich ihre ganze Eigenthümlichkeit auf. Fried-
rich hatte eine unüberwindliche Verachtung gegen
seine Muttersprache gefaßt, und sprach sie so wenig,
als dieß nur immer möglich war. Gewiß kann dieß
ein großes Unrecht genannt werden, denn ein Monarch
soll vor Allem in der Literatur wie in der Politik
vaterländisch gesinnt seyn, und Friedrichs auffal-
lende und ausschließende Vorliebe für die französische
Sprache und Literatur war ganz dazu geeignet, die
deutschen Gelehrten in Preußen in jedem wissenschaft-
lichen Streben zu entmuthigen. Doch muß hier auch
bemerkt werden, daß die deutschen Musen, als
Friedrich die französische Bildung annahm, eine
kümmerliche Gestalt hatten; Friedrichs Geist konnte
sich in dieser Armuth, in den abschreckenden Formen
der deutschen Wissenschaft nicht gefallen, und als ein
höherer Geist über diese kam, war der vielbeschäftigte
König in seinem Kreise schon zu einheimisch, als daß
er für jenen noch hätte empfänglich werden können.
Zahllose Schmähschriften wurden über ihn ge-
schrieben, ohne daß er eine derselben gerügt hätte.
Sein Geist war zu stark, um solche Angriffe zu
fürchten, und als er eines Tages aus einem Fenster
seines Pallastes eine Menge von Menschen vor einem
ähnlichen Anschlagzettel versammelt sah, befahl er,
denselben niedriger zu hängen, damit man ihn beque-
mer lesen könne.
Die Hinrichtung seines Freundes Katt hatte
einen so tiefen Eindruck in dem Gemüth des Königs
hinterlassen, daß er in seiner ganzen Regierung kein
Todesurtheil ergehen ließ. Er kannte die Glieder
des Kriegsgerichtes sehr wohl, die ihn auf Befehl
seines Vaters verurtheilt hatten, er wußte die Aeuße-
rungen eines jeden derselben, doch zeigte er ihnen
niemals die geringste Empfindlichkeit, und pflegte
manchmal, um seine ganze Achtung für die Freiheit
des Willens auszusprechen, zu sagen: „Es gibt Leute
in Berlin, die mich zum Tode verurtheilt haben,
aber sie essen in ihrem Hause ganz ruhig zu Mittag.“
Friedrich war von mittlerem Wuchse, ging
etwas gebückt, und hing den Kopf auf die rechte
Seite; seine Züge waren ausdrucksvoll, und sein
Blick verrieth die ganze Kraft und Lebhaftigkeit sei-
nes Geistes. Seine Kleidung, immer einfach, war
manchmal sogar vernachläßigt, und seine Gewohnheit,
übermäßig stark Tobak zu schnupfen, verunreinigte
seine Uniform. Jn seinen letzten Lebensjahren pflegte
er ganz angekleidet zu schlafen, als wollte er stets
bereit seyn, das Roß zu besteigen, und bis zu seinem
letzten Augenblicke stand er der Verwaltung seines
Reiches vor, und leitete selbst alle Angelegenheiten.
Der Thee.
Die Handelsgeschichte bietet vielleicht kein ähn-
liches Beispiel dar, daß Umstände so besonderer Art
obgewaltet hätten, als dieß mit der Einführung des
Thees in Großbritannien der Fall war. Dieß
Blatt wurde durch die holländisch ostindische Compag-
nie zuerst nach Europa gebracht zu Anfang des 17ten
Jahrhunderts; aber erst im Jahre 1666 brachten die
Lords Arlington und Ossory eine kleine Quan-
tität davon nach England, und doch war Thee schon
zu einer Zeit, die entfernter liegt, als Menschenge-
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