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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 164. Leipzig (Sachsen), 21. Mai 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] so kann er nicht lange in dieser Lage bleiben ohne eine
eigenthümliche Thätigkeit der Hände; wendet er diese
nicht an, so sinken die Beine und der untere Theil des
Körpers langsam unter, bis dieser in eine aufrechte
Stellung kommt, in welcher er bleiben wird, indem die
hohle Beschaffenheit der Brust den Kopf aufwärts er-
hält. Wenn aber der Körper in dieser aufrechten Stel-
lung bleibt und der Kopf ganz zurückgebogen wird, so-
daß das Gesicht aufwärts blickt, so bedeckt das Wasser
den ganzen hintern Theil des Kopfes, und da sein Ge-
wicht sehr durch dasselbe unterstützt wird, so bleibt das
Gesicht über dem Wasser und das Athmen frei. Das
Gesicht wird sich bei jedem Einathmen um einen Zoll
erheben, und bei jedem Ausathmen um ebenso viel
sinken, aber nie so tief, daß das Wasser über den Mund
käme. Wenn Jemand, der nicht schwimmen kann, zu-
fällig ins Wasser fällt, aber Geistesgegenwart genug
hat, um das Untersinken zu vermeiden und den Körper
in diese natürliche Stellung zu bringen, so kann er sich
vielleicht so lange vor dem Ertrinken bewahren, bis
Hülfe kommt, denn das durch eingesogenes Wasser ver-
mehrte Gewicht der Kleider ist im Wasser selbst unbe-
deutend, obschon sie sehr schwer sind, wenn sie aus
dem Wasser kommen. Aber es ist Niemandem zu ra-
then, sich auf seine Geistesgegenwart in einem solchen
Augenblicke zu verlassen; das Sicherste ist, schwimmen
zu lernen. Dann wird man, im Besitz dieser Fertig-
keit, bei vielen Gelegenheiten sich sicherer und glücklicher
fühlen, da man frei von peinlicher Furcht vor Gefahren
sein kann, des Vergnügens nicht zu gedenken, das diese
so angenehme und nützliche Übung gewährt. Abgesehen,
daß es eine nützliche Leibesübung ist, hat es auch noch
den Nutzen eines kalten Bades, der durch die Bewe-
gung und die Muskelanstrengung vermehrt wird. Ei-
nige Regeln und Warnungen jedoch müssen beachtet
werden; mehrere sind bereits erwähnt, und es ist nur
noch zu bemerken nöthig, daß Derjenige, der sich hin-
abstürzen will, mit dem Kopfe, aber nicht mit den
Füßen, zuerst in das Wasser tauchen sollte; der Körper
soll weder zu warm noch zu kalt sein; gefährliche Flüsse
und Teiche sollten vermieden werden, und man sollte das
Wasser nicht eher betreten, bis die Strahlen der Sonne
dasselbe einigermaßen erwärmt haben.

Sehr gefährlich für den Badenden ist der Krampf.
Wird man von diesem Gefühle befallen, so ist es ein
Mittel zur Vertreibung desselben, dem davon ergriffe-
nen Gliede einige plötzliche, starke und heftige Bewe-
gungen, wo möglich außerhalb des Wassers, zu geben;
sollte dies nicht fruchten, so muß sich der Schwimmer
auf den Rücken legen und diese Bewegungen fortsetzen.
Ein Schutzmittel wider den Krampf ist, wenn man die
Glieder vor dem Baden mit einem rauhen Handtuche
reibt.

Zu welcher Vortrefflichkeit es auch die Menschen
im Schwimmen gebracht haben mögen, so ist es doch
bemerkenswerth, daß fast noch alle Personen, die ins
Wasser gefallen sind, ertranken, wenn sie nicht fremde
Hülfe gerettet hat. Der Schreck ist die Ursache davon.
Wir haben bereits gesagt, daß der menschliche Körper,
nach physischen Grundsätzen, schwimmen muß, wenn er
nicht durch unsere eignen Anstrengungen daran gehindert
wird; daß ein Mensch in Salzwasser, wenn er ganz
ruhig mit ausgestreckten Armen liegt, schwimmen und
frei athmen wird, und daß er dasselbe auch in frischem
Wasser thun kann, wenn er eine leichte Bewegung sei-
ner Hände anwendet. Wollte daher Jemand, der sich
im Wasser befindet und nicht schwimmen kann, versu-
chen, gelassen und ruhig zu werden, anstatt im Schreck
[Spaltenumbruch] alle mögliche Anstrengungen zu machen, die ihn nur
erschöpfen und zum Sinken bringen, so würde er vor
dem Ertrinken sicher sein. Die Plötzlichkeit des Falles
wird ihn erst zum Sinken bringen, unmittelbar darauf
aber hebt ihn das Wasser wieder auf die Oberfläche
empor; eine unglückselige Neigung aber, die Arme em-
por zu strecken, als ob er nach etwas fassen wollte,
bringt ihn um die ganze Schwimmkraft der Arme und
gewöhnlich auch um sein Leben.



Eisenbahn von Dublin nach Valentia als künf-
tigem Welthafen.

Unter der großen Menge von Plänen zu Eisenbahnen,
welche dem englischen Parlament zur Genehmigung
vorgelegt worden sind, befindet sich besonders einer,
dessen Wichtigkeit nicht nur für England und Jr-
land, sondern für Europa und Amerika so groß ist,
daß man zuversichtlich erwartet, das Parlament werde
ihn nicht nur genehmigen, sondern einen großen
Theil der Kosten übernehmen. Dies ist die Eisen-
bahn von Dublin nach Valentia, dem westlichsten
Hafen von Jrland und von Europa. Er wird durch
die Jnsel Valentia gebildet, enthält hinlänglichen Raum
für die größte Seemacht der Welt, und hat zwei tiefe
Ausmündungen in das Meer, wodurch es möglich wird,
daß die Schiffe zu jeder Zeit ein= und ausfahren können,
wie auch Wind und Wetter sein mögen. Die Entfernung
von Dublin ist 40 deutsche Meilen, welche auf einer
Eisenbahn leicht in 10 Stunden zurückgelegt werden
können. Sobald daher die Eisenbahn von London nach
Manchester vollendet sein wird, würde man von Lon-
don in 34 Stunden in Valentia sein, nämlich Lon-
don bis Liverpool 10 Stunden, Liverpool bis Dublin
auf Dampfschiffen 14 Stunden, und 10 von Dublin
bis Valentia. Von Valentia würden dann neue Linien
von Dampfschiffen ausgehen, welche den großen Vor-
theil hätten, die schwierige, gefährliche und langwierige
Schiffahrt im englichen Kanal zu vermeiden. Die Post-
dampfschiffe für Spanien, Portugal und das mittellän-
dische Meer würden nach Valentia verlegt und eine neue
Linie für Amerika angelegt werden. Daß Dampfschif-
fahrt über das atlantische Meer möglich ist, unterliegt
keinem Zweifel. Ein Dampfschiff von 500 Tonnen, mit
Maschinen von 160 Pferdekraft würde täglich 17 Ton-
nen Steinkohlen verbrauchen, und die Fahrt von Va-
lentia nach Halifax in Neuschottland in 11--12 Tagen
machen. Man könnte daher mit Sicherheit darauf rech-
nen, Amerika von London aus in 14 Tagen zu errei-
chen, während man gegenwärtig bei der Unsicherheit der
Fahrt im Kanal oft auf 40 Tage rechnen muß. Es wäre
keineswegs unmöglich, eine Linie von Dampfbooten zwi-
schen Valentia und Neuyork zu errichten: die Entfer-
nung ist 540 deutsche Meilen, welche in 15 -- 16
Tagen gemacht werden könnten, aber die Linie von Ha-
lifax hätte den großen Vortheil, daß man in Neuschott-
land Steinkohlen, welche zur Dampfschiffahrt tauglich
sind, im Überfluß findet, während sie in Neuyork
mangeln, wohin man sie aus Halifax kommen läßt.
Dadurch würde der Verkehr mit Nordamerika, der ge-
genwärtig fast ganz in den Händen der Nordamerika-
ner ist, wieder in die Hände der Engländer kommen.
Der Vortheil, den Jrland in einer Eisenbahn finden
müßte, die es in der Mitte durchschneiden und zum
Mittelpunkt der Communicationen zwischen Europa und
Amerika machen würde, ist unberechenbar. Die örtlichen
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] so kann er nicht lange in dieser Lage bleiben ohne eine
eigenthümliche Thätigkeit der Hände; wendet er diese
nicht an, so sinken die Beine und der untere Theil des
Körpers langsam unter, bis dieser in eine aufrechte
Stellung kommt, in welcher er bleiben wird, indem die
hohle Beschaffenheit der Brust den Kopf aufwärts er-
hält. Wenn aber der Körper in dieser aufrechten Stel-
lung bleibt und der Kopf ganz zurückgebogen wird, so-
daß das Gesicht aufwärts blickt, so bedeckt das Wasser
den ganzen hintern Theil des Kopfes, und da sein Ge-
wicht sehr durch dasselbe unterstützt wird, so bleibt das
Gesicht über dem Wasser und das Athmen frei. Das
Gesicht wird sich bei jedem Einathmen um einen Zoll
erheben, und bei jedem Ausathmen um ebenso viel
sinken, aber nie so tief, daß das Wasser über den Mund
käme. Wenn Jemand, der nicht schwimmen kann, zu-
fällig ins Wasser fällt, aber Geistesgegenwart genug
hat, um das Untersinken zu vermeiden und den Körper
in diese natürliche Stellung zu bringen, so kann er sich
vielleicht so lange vor dem Ertrinken bewahren, bis
Hülfe kommt, denn das durch eingesogenes Wasser ver-
mehrte Gewicht der Kleider ist im Wasser selbst unbe-
deutend, obschon sie sehr schwer sind, wenn sie aus
dem Wasser kommen. Aber es ist Niemandem zu ra-
then, sich auf seine Geistesgegenwart in einem solchen
Augenblicke zu verlassen; das Sicherste ist, schwimmen
zu lernen. Dann wird man, im Besitz dieser Fertig-
keit, bei vielen Gelegenheiten sich sicherer und glücklicher
fühlen, da man frei von peinlicher Furcht vor Gefahren
sein kann, des Vergnügens nicht zu gedenken, das diese
so angenehme und nützliche Übung gewährt. Abgesehen,
daß es eine nützliche Leibesübung ist, hat es auch noch
den Nutzen eines kalten Bades, der durch die Bewe-
gung und die Muskelanstrengung vermehrt wird. Ei-
nige Regeln und Warnungen jedoch müssen beachtet
werden; mehrere sind bereits erwähnt, und es ist nur
noch zu bemerken nöthig, daß Derjenige, der sich hin-
abstürzen will, mit dem Kopfe, aber nicht mit den
Füßen, zuerst in das Wasser tauchen sollte; der Körper
soll weder zu warm noch zu kalt sein; gefährliche Flüsse
und Teiche sollten vermieden werden, und man sollte das
Wasser nicht eher betreten, bis die Strahlen der Sonne
dasselbe einigermaßen erwärmt haben.

Sehr gefährlich für den Badenden ist der Krampf.
Wird man von diesem Gefühle befallen, so ist es ein
Mittel zur Vertreibung desselben, dem davon ergriffe-
nen Gliede einige plötzliche, starke und heftige Bewe-
gungen, wo möglich außerhalb des Wassers, zu geben;
sollte dies nicht fruchten, so muß sich der Schwimmer
auf den Rücken legen und diese Bewegungen fortsetzen.
Ein Schutzmittel wider den Krampf ist, wenn man die
Glieder vor dem Baden mit einem rauhen Handtuche
reibt.

Zu welcher Vortrefflichkeit es auch die Menschen
im Schwimmen gebracht haben mögen, so ist es doch
bemerkenswerth, daß fast noch alle Personen, die ins
Wasser gefallen sind, ertranken, wenn sie nicht fremde
Hülfe gerettet hat. Der Schreck ist die Ursache davon.
Wir haben bereits gesagt, daß der menschliche Körper,
nach physischen Grundsätzen, schwimmen muß, wenn er
nicht durch unsere eignen Anstrengungen daran gehindert
wird; daß ein Mensch in Salzwasser, wenn er ganz
ruhig mit ausgestreckten Armen liegt, schwimmen und
frei athmen wird, und daß er dasselbe auch in frischem
Wasser thun kann, wenn er eine leichte Bewegung sei-
ner Hände anwendet. Wollte daher Jemand, der sich
im Wasser befindet und nicht schwimmen kann, versu-
chen, gelassen und ruhig zu werden, anstatt im Schreck
[Spaltenumbruch] alle mögliche Anstrengungen zu machen, die ihn nur
erschöpfen und zum Sinken bringen, so würde er vor
dem Ertrinken sicher sein. Die Plötzlichkeit des Falles
wird ihn erst zum Sinken bringen, unmittelbar darauf
aber hebt ihn das Wasser wieder auf die Oberfläche
empor; eine unglückselige Neigung aber, die Arme em-
por zu strecken, als ob er nach etwas fassen wollte,
bringt ihn um die ganze Schwimmkraft der Arme und
gewöhnlich auch um sein Leben.



Eisenbahn von Dublin nach Valentia als künf-
tigem Welthafen.

Unter der großen Menge von Plänen zu Eisenbahnen,
welche dem englischen Parlament zur Genehmigung
vorgelegt worden sind, befindet sich besonders einer,
dessen Wichtigkeit nicht nur für England und Jr-
land, sondern für Europa und Amerika so groß ist,
daß man zuversichtlich erwartet, das Parlament werde
ihn nicht nur genehmigen, sondern einen großen
Theil der Kosten übernehmen. Dies ist die Eisen-
bahn von Dublin nach Valentia, dem westlichsten
Hafen von Jrland und von Europa. Er wird durch
die Jnsel Valentia gebildet, enthält hinlänglichen Raum
für die größte Seemacht der Welt, und hat zwei tiefe
Ausmündungen in das Meer, wodurch es möglich wird,
daß die Schiffe zu jeder Zeit ein= und ausfahren können,
wie auch Wind und Wetter sein mögen. Die Entfernung
von Dublin ist 40 deutsche Meilen, welche auf einer
Eisenbahn leicht in 10 Stunden zurückgelegt werden
können. Sobald daher die Eisenbahn von London nach
Manchester vollendet sein wird, würde man von Lon-
don in 34 Stunden in Valentia sein, nämlich Lon-
don bis Liverpool 10 Stunden, Liverpool bis Dublin
auf Dampfschiffen 14 Stunden, und 10 von Dublin
bis Valentia. Von Valentia würden dann neue Linien
von Dampfschiffen ausgehen, welche den großen Vor-
theil hätten, die schwierige, gefährliche und langwierige
Schiffahrt im englichen Kanal zu vermeiden. Die Post-
dampfschiffe für Spanien, Portugal und das mittellän-
dische Meer würden nach Valentia verlegt und eine neue
Linie für Amerika angelegt werden. Daß Dampfschif-
fahrt über das atlantische Meer möglich ist, unterliegt
keinem Zweifel. Ein Dampfschiff von 500 Tonnen, mit
Maschinen von 160 Pferdekraft würde täglich 17 Ton-
nen Steinkohlen verbrauchen, und die Fahrt von Va-
lentia nach Halifax in Neuschottland in 11—12 Tagen
machen. Man könnte daher mit Sicherheit darauf rech-
nen, Amerika von London aus in 14 Tagen zu errei-
chen, während man gegenwärtig bei der Unsicherheit der
Fahrt im Kanal oft auf 40 Tage rechnen muß. Es wäre
keineswegs unmöglich, eine Linie von Dampfbooten zwi-
schen Valentia und Neuyork zu errichten: die Entfer-
nung ist 540 deutsche Meilen, welche in 15 — 16
Tagen gemacht werden könnten, aber die Linie von Ha-
lifax hätte den großen Vortheil, daß man in Neuschott-
land Steinkohlen, welche zur Dampfschiffahrt tauglich
sind, im Überfluß findet, während sie in Neuyork
mangeln, wohin man sie aus Halifax kommen läßt.
Dadurch würde der Verkehr mit Nordamerika, der ge-
genwärtig fast ganz in den Händen der Nordamerika-
ner ist, wieder in die Hände der Engländer kommen.
Der Vortheil, den Jrland in einer Eisenbahn finden
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[Ende Spaltensatz]

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Man könnte daher mit Sicherheit darauf rech- nen, Amerika von London aus in 14 Tagen zu errei- chen, während man gegenwärtig bei der Unsicherheit der Fahrt im Kanal oft auf 40 Tage rechnen muß. Es wäre keineswegs unmöglich, eine Linie von Dampfbooten zwi- schen Valentia und Neuyork zu errichten: die Entfer- nung ist 540 deutsche Meilen, welche in 15 — 16 Tagen gemacht werden könnten, aber die Linie von Ha- lifax hätte den großen Vortheil, daß man in Neuschott- land Steinkohlen, welche zur Dampfschiffahrt tauglich sind, im Überfluß findet, während sie in Neuyork mangeln, wohin man sie aus Halifax kommen läßt. Dadurch würde der Verkehr mit Nordamerika, der ge- genwärtig fast ganz in den Händen der Nordamerika- ner ist, wieder in die Hände der Engländer kommen. Der Vortheil, den Jrland in einer Eisenbahn finden müßte, die es in der Mitte durchschneiden und zum Mittelpunkt der Communicationen zwischen Europa und Amerika machen würde, ist unberechenbar. Die örtlichen

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 164. Leipzig (Sachsen), 21. Mai 1836, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig164_1836/7>, abgerufen am 23.11.2024.