Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XXIX. Zur Wüste fliehend vor dem Menschenschwarme, Steht hier Johannes, um zu reinern Sphären Durch Einsamkeit die Seele zu verklären, Die hohe, großgestimmte, gotteswarme. Voll von Begeisterung, von heil'gem Harme Erglänzt sein ew'ger, ernster Blick von Zähren, Nach Jenem, den Maria soll gebären, Scheint er zu deuten mit erhobnem Arme. Wer kann sich weg von diesem Bilde kehren, Und möchte nicht, mit brünstigen Geberden, Den Gott im Busen Tizians verehren? O goldne Zeit, die nicht mehr ist im Werden, Als noch die Kunst vermocht die Welt zu lehren, Und nur das Schöne heilig war auf Erden! XXIX. Zur Wuͤſte fliehend vor dem Menſchenſchwarme, Steht hier Johannes, um zu reinern Sphaͤren Durch Einſamkeit die Seele zu verklaͤren, Die hohe, großgeſtimmte, gotteswarme. Voll von Begeiſterung, von heil'gem Harme Erglaͤnzt ſein ew'ger, ernſter Blick von Zaͤhren, Nach Jenem, den Maria ſoll gebaͤren, Scheint er zu deuten mit erhobnem Arme. Wer kann ſich weg von dieſem Bilde kehren, Und moͤchte nicht, mit bruͤnſtigen Geberden, Den Gott im Buſen Tizians verehren? O goldne Zeit, die nicht mehr iſt im Werden, Als noch die Kunſt vermocht die Welt zu lehren, Und nur das Schoͤne heilig war auf Erden! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0207" n="197"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XXIX.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">Z</hi>ur Wuͤſte fliehend vor dem Menſchenſchwarme,</l><lb/> <l>Steht hier Johannes, um zu reinern Sphaͤren</l><lb/> <l>Durch Einſamkeit die Seele zu verklaͤren,</l><lb/> <l>Die hohe, großgeſtimmte, gotteswarme.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Voll von Begeiſterung, von heil'gem Harme</l><lb/> <l>Erglaͤnzt ſein ew'ger, ernſter Blick von Zaͤhren,</l><lb/> <l>Nach Jenem, den Maria ſoll gebaͤren,</l><lb/> <l>Scheint er zu deuten mit erhobnem Arme.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Wer kann ſich weg von dieſem Bilde kehren,</l><lb/> <l>Und moͤchte nicht, mit bruͤnſtigen Geberden,</l><lb/> <l>Den Gott im Buſen Tizians verehren?</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>O goldne Zeit, die nicht mehr iſt im Werden,</l><lb/> <l>Als noch die Kunſt vermocht die Welt zu lehren,</l><lb/> <l>Und nur das Schoͤne heilig war auf Erden!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [197/0207]
XXIX.
Zur Wuͤſte fliehend vor dem Menſchenſchwarme,
Steht hier Johannes, um zu reinern Sphaͤren
Durch Einſamkeit die Seele zu verklaͤren,
Die hohe, großgeſtimmte, gotteswarme.
Voll von Begeiſterung, von heil'gem Harme
Erglaͤnzt ſein ew'ger, ernſter Blick von Zaͤhren,
Nach Jenem, den Maria ſoll gebaͤren,
Scheint er zu deuten mit erhobnem Arme.
Wer kann ſich weg von dieſem Bilde kehren,
Und moͤchte nicht, mit bruͤnſtigen Geberden,
Den Gott im Buſen Tizians verehren?
O goldne Zeit, die nicht mehr iſt im Werden,
Als noch die Kunſt vermocht die Welt zu lehren,
Und nur das Schoͤne heilig war auf Erden!
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