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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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des Gefühls der Lust über das Gefühl der Unlust ppo_380.002
endigt.

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Die Frage über die Wiedererneuerung ppo_380.004
des Chors im Trauerspiele
erhielt durch ppo_380.005
Schiller ein lebhaftes Jnteresse, als er in der ppo_380.006
Braut von Messina diese Wiedererneuerung ppo_380.007
practisch versuchte, und in dem Vorworte zu diesem ppo_380.008
Trauerspiele sie theoretisch rechtfertigte. Zugestanden, ppo_380.009
daß diese Anwendung des Chors in der ppo_380.010
Braut von Messina, schon wegen der Neuheit der ppo_380.011
Erscheinung und wegen der gelungenen Haltung des ppo_380.012
Chors, zu den interessantesten Erscheinungen der ppo_380.013
tragischen Dichtkunst gehören; so hat doch derselbe ppo_380.014
Dichter in dem später erschienenen Wilhelm Tell ppo_380.015
keinen wiederhohlten Gebrauch von dem Chore gemacht, ppo_380.016
und selbst Göthe hat in seiner Jphigenie, ppo_380.017
einem Trauerspiele völlig griechischen Ursprungs, ppo_380.018
desselben sich enthalten. -- Gehen wir aber auf den ppo_380.019
Ursprung des Chors bei den Griechen zurück; ppo_380.020
so beruht die Anwendung des Chors auf dem ganzen ppo_380.021
örtlichen Charakter ihrer dramatischen Dichtkunst. ppo_380.022
Bei ihnen wurden die Feste der Gottheiten mit der ppo_380.023
dramatischen Darstellung einer Nationalbegebenheit ppo_380.024
beschlossen, an welcher das Volk, nach seiner republikanischen ppo_380.025
Souverainetät, Antheil genommen hatte. ppo_380.026
Deshalb erhielt es auch, wegen dieses seines Antheils, ppo_380.027
in der dramatischen Darstellung (der Kopie ppo_380.028
der Wirklichkeit) den Platz, den es im Urbilde eingenommen ppo_380.029
hatte. Der Chor ward der Repräsentant ppo_380.030
des ganzen Volkes im Trauerspiele, und Dichter, ppo_380.031
die ihren Vortheil verstanden, legten dann dem Chore ppo_380.032
öfters Gesinnungen und Urtheile bei, durch die sie ppo_380.033
die Meinung des Volkes leiten und bestimmen wollten.

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des Gefühls der Lust über das Gefühl der Unlust ppo_380.002
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Die Frage über die Wiedererneuerung ppo_380.004
des Chors im Trauerspiele
erhielt durch ppo_380.005
Schiller ein lebhaftes Jnteresse, als er in der ppo_380.006
Braut von Messina diese Wiedererneuerung ppo_380.007
practisch versuchte, und in dem Vorworte zu diesem ppo_380.008
Trauerspiele sie theoretisch rechtfertigte. Zugestanden, ppo_380.009
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Braut von Messina, schon wegen der Neuheit der ppo_380.011
Erscheinung und wegen der gelungenen Haltung des ppo_380.012
Chors, zu den interessantesten Erscheinungen der ppo_380.013
tragischen Dichtkunst gehören; so hat doch derselbe ppo_380.014
Dichter in dem später erschienenen Wilhelm Tell ppo_380.015
keinen wiederhohlten Gebrauch von dem Chore gemacht, ppo_380.016
und selbst Göthe hat in seiner Jphigenie, ppo_380.017
einem Trauerspiele völlig griechischen Ursprungs, ppo_380.018
desselben sich enthalten. — Gehen wir aber auf den ppo_380.019
Ursprung des Chors bei den Griechen zurück; ppo_380.020
so beruht die Anwendung des Chors auf dem ganzen ppo_380.021
örtlichen Charakter ihrer dramatischen Dichtkunst. ppo_380.022
Bei ihnen wurden die Feste der Gottheiten mit der ppo_380.023
dramatischen Darstellung einer Nationalbegebenheit ppo_380.024
beschlossen, an welcher das Volk, nach seiner republikanischen ppo_380.025
Souverainetät, Antheil genommen hatte. ppo_380.026
Deshalb erhielt es auch, wegen dieses seines Antheils, ppo_380.027
in der dramatischen Darstellung (der Kopie ppo_380.028
der Wirklichkeit) den Platz, den es im Urbilde eingenommen ppo_380.029
hatte. Der Chor ward der Repräsentant ppo_380.030
des ganzen Volkes im Trauerspiele, und Dichter, ppo_380.031
die ihren Vortheil verstanden, legten dann dem Chore ppo_380.032
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[380/0392] ppo_380.001 des Gefühls der Lust über das Gefühl der Unlust ppo_380.002 endigt. ppo_380.003 Die Frage über die Wiedererneuerung ppo_380.004 des Chors im Trauerspiele erhielt durch ppo_380.005 Schiller ein lebhaftes Jnteresse, als er in der ppo_380.006 Braut von Messina diese Wiedererneuerung ppo_380.007 practisch versuchte, und in dem Vorworte zu diesem ppo_380.008 Trauerspiele sie theoretisch rechtfertigte. Zugestanden, ppo_380.009 daß diese Anwendung des Chors in der ppo_380.010 Braut von Messina, schon wegen der Neuheit der ppo_380.011 Erscheinung und wegen der gelungenen Haltung des ppo_380.012 Chors, zu den interessantesten Erscheinungen der ppo_380.013 tragischen Dichtkunst gehören; so hat doch derselbe ppo_380.014 Dichter in dem später erschienenen Wilhelm Tell ppo_380.015 keinen wiederhohlten Gebrauch von dem Chore gemacht, ppo_380.016 und selbst Göthe hat in seiner Jphigenie, ppo_380.017 einem Trauerspiele völlig griechischen Ursprungs, ppo_380.018 desselben sich enthalten. — Gehen wir aber auf den ppo_380.019 Ursprung des Chors bei den Griechen zurück; ppo_380.020 so beruht die Anwendung des Chors auf dem ganzen ppo_380.021 örtlichen Charakter ihrer dramatischen Dichtkunst. ppo_380.022 Bei ihnen wurden die Feste der Gottheiten mit der ppo_380.023 dramatischen Darstellung einer Nationalbegebenheit ppo_380.024 beschlossen, an welcher das Volk, nach seiner republikanischen ppo_380.025 Souverainetät, Antheil genommen hatte. ppo_380.026 Deshalb erhielt es auch, wegen dieses seines Antheils, ppo_380.027 in der dramatischen Darstellung (der Kopie ppo_380.028 der Wirklichkeit) den Platz, den es im Urbilde eingenommen ppo_380.029 hatte. Der Chor ward der Repräsentant ppo_380.030 des ganzen Volkes im Trauerspiele, und Dichter, ppo_380.031 die ihren Vortheil verstanden, legten dann dem Chore ppo_380.032 öfters Gesinnungen und Urtheile bei, durch die sie ppo_380.033 die Meinung des Volkes leiten und bestimmen wollten.

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/392>, abgerufen am 23.11.2024.