ppo_384.001 Der Scherzende tritt daher aus seinem natürlichen ppo_384.002 und bekannten Charakter heraus, um durch einen ppo_384.003 angenommenen Ton ein augenblickliches Gefühl der ppo_384.004 Lust bei Andern zu vermitteln. Jm Gegensatze des ppo_384.005 Scherzes beruht das Lächerliche auf der äußern ppo_384.006 Ankündigung der Verirrungen des menschlichen Verstandes ppo_384.007 und Geschmackes, nach allen dadurch in den ppo_384.008 Handlungen sichtbaren Schwachheiten, Einseitigkeiten ppo_384.009 und Schiefheiten, sie mögen nun aus unreifen Meinungen ppo_384.010 und Urtheilen, oder aus Verbildungen des ppo_384.011 Geschmacks (z. B. in der Kleidung, in äußern Sitten), ppo_384.012 oder aus Selbsttäuschungen in der gesellschaftlichen ppo_384.013 Ankündigung (z. B. durch Eitelkeit, Aufgeblasenheit, ppo_384.014 Stolz, Verliebtseyn im Alter &c.) hervorgehen. ppo_384.015 Nie können aber unmittelbare sittlicheppo_384.016 Verirrungen ein Gegenstand des Lachens werden. ppo_384.017 Denn werden sie unter einer ästhetischen Form dargestellt; ppo_384.018 so verfallen sie dem Richterstuhle der Satyre. ppo_384.019 Sie sind zu wichtig und stehen mit dem ppo_384.020 höchsten Zwecke der Menschheit, dem Zwecke der ppo_384.021 Sittlichkeit, zu sehr im Gegensatze, als daß sie, wie ppo_384.022 das in der äußern Ankündigung wahrnehmbare Widersinnige, ppo_384.023 Zweck- und Verhältnißwidrige, ein Gegenstand ppo_384.024 des Lachens werden könnten. -- Das Komischeppo_384.025 endlich, das, wie das Lächerliche, auf einem ppo_384.026 unmittelbaren Gefühle der Lust beruht, das durch ppo_384.027 die zur ästhetischen Form ausgeprägte Versinnlichung ppo_384.028 des Widersinnigen, Unvollkommenen und Zweckwidrigen ppo_384.029 vermittelt wird, unterscheidet sich dadurch von ppo_384.030 dem Lächerlichen, daß mit diesem allgemeinen Gefühle ppo_384.031 der Lust das Gefühl unsers Uebergewichtsppo_384.032 über das nach seinen Schwachheiten und Verirrungen ppo_384.033 dargestellte Jndividuum sich verbindet. Denn ppo_384.034 bei dem, was uns als komisch erscheint, fühlen wir
ppo_384.001 Der Scherzende tritt daher aus seinem natürlichen ppo_384.002 und bekannten Charakter heraus, um durch einen ppo_384.003 angenommenen Ton ein augenblickliches Gefühl der ppo_384.004 Lust bei Andern zu vermitteln. Jm Gegensatze des ppo_384.005 Scherzes beruht das Lächerliche auf der äußern ppo_384.006 Ankündigung der Verirrungen des menschlichen Verstandes ppo_384.007 und Geschmackes, nach allen dadurch in den ppo_384.008 Handlungen sichtbaren Schwachheiten, Einseitigkeiten ppo_384.009 und Schiefheiten, sie mögen nun aus unreifen Meinungen ppo_384.010 und Urtheilen, oder aus Verbildungen des ppo_384.011 Geschmacks (z. B. in der Kleidung, in äußern Sitten), ppo_384.012 oder aus Selbsttäuschungen in der gesellschaftlichen ppo_384.013 Ankündigung (z. B. durch Eitelkeit, Aufgeblasenheit, ppo_384.014 Stolz, Verliebtseyn im Alter &c.) hervorgehen. ppo_384.015 Nie können aber unmittelbare sittlicheppo_384.016 Verirrungen ein Gegenstand des Lachens werden. ppo_384.017 Denn werden sie unter einer ästhetischen Form dargestellt; ppo_384.018 so verfallen sie dem Richterstuhle der Satyre. ppo_384.019 Sie sind zu wichtig und stehen mit dem ppo_384.020 höchsten Zwecke der Menschheit, dem Zwecke der ppo_384.021 Sittlichkeit, zu sehr im Gegensatze, als daß sie, wie ppo_384.022 das in der äußern Ankündigung wahrnehmbare Widersinnige, ppo_384.023 Zweck- und Verhältnißwidrige, ein Gegenstand ppo_384.024 des Lachens werden könnten. — Das Komischeppo_384.025 endlich, das, wie das Lächerliche, auf einem ppo_384.026 unmittelbaren Gefühle der Lust beruht, das durch ppo_384.027 die zur ästhetischen Form ausgeprägte Versinnlichung ppo_384.028 des Widersinnigen, Unvollkommenen und Zweckwidrigen ppo_384.029 vermittelt wird, unterscheidet sich dadurch von ppo_384.030 dem Lächerlichen, daß mit diesem allgemeinen Gefühle ppo_384.031 der Lust das Gefühl unsers Uebergewichtsppo_384.032 über das nach seinen Schwachheiten und Verirrungen ppo_384.033 dargestellte Jndividuum sich verbindet. Denn ppo_384.034 bei dem, was uns als komisch erscheint, fühlen wir
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/396>, abgerufen am 23.11.2024.
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